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Warum der Protest gegen RB Leipzig richtig ist - RB steht für Red Bull!
„Rasenballsport“ Leipzig. Hinter diesem Slapstick von einer Bezeichnung befindet sich ein sportwirtschaftliches Engagement des Unternehmens Red Bull, das wirklich nur PR-Sprecher noch als Sponsoring bezeichnen können. Quasi Schritt um Schritt hat der 99%-Gesellschafter dieses Projekts, Red Bull, hier seinen Willen bekommen. Vom Vereinskürzel „RB“, an dessen wahrer Implikation keine Zweifel bestehen können, über das Wappen, das frappierend an das Logo des Unternehmens erinnert, bis hin zu einer Anerkennung als Verein, die jeder Grundlage entbehrt.
Keine zwei Dutzend stimmberechtigte Mitglieder hat der „Verein“ Red Bull Leipzig unter sich versammelt – fast alle mit unverhohlenen Bindungen zum Unternehmen Red Bull.
Fördermitglieder, derer es nur wenige Hundert gibt, sind ohne jedes Stimmrecht. Schlappe 17 Vereinsmitglieder zählt das Konstrukt Red Bull Leipzig, welches wir in diesem Bericht ganz bewusst so nennen. Wie „man“ diesen Klub als Verein bezeichnen kann, ist vielen ein Rätsel.
Generell gibt es kaum Anreize, Mitglied im Verein zu werden, da man völlig ohne Stimmrecht bleibt. Denn an einer souveränen und organischen Fankultur, die mehr als nur medial wirksam jubelt und in die Hände klatscht, hat man hinter den Kulissen bei Red Bull Leipzig kein Interesse. So viel gibt der Pseudo-Verein sogar unumwunden zu. Red Bull Leipzig ist ein seelenloser „Verein“, auch wenn viele Anhänger oder besser gesagt Kunden des Unternehmens es nicht hören oder gar lesen wollen. Mitbestimmung? Aber doch nicht in Leipzig. Entschuldigung, denn es geht auch anders, wie die Beispiele BSG Chemie Leipzig und Lok Leipzig zeigen.
Eine Erfolgsgeschichte mit Ansage
2009 bekam der Getränkehersteller, geführt von Dietrich Mateschitz, beim darbenden SSV Markranstädt in der fünftklassigen Oberliga Nordost den Fuß in die Tür. Man übernahm für eine Saison die erste Mannschaft des Vereins, um in der Oberliga zu kicken. Der neue Klub wurde dann RB Leipzig getauft. SSV Markranstädt nahm in der gleichen Saison für ein Jahr nicht am Ligabetrieb teil. Von da an sollte es nur sieben Spielzeiten und viele Millionen in Anspruch nehmen, um den Klub in die erste Liga zu katapultieren. Freilich nichts, was aus Herzensgüte erfolgte. Denn hinter dieser Unternehmung steckte und steckt die erklärte Absicht, das zu realisieren, was in Salzburg nicht klappen konnte. Die Marke Red Bull als etablierte Präsenz im Spitzenfußball!
Denn RB Leipzig ist vor allem Red Bull Leipzig und befindet sich ohne jeden realistischen Zweifel unter totaler Kontrolle der Red Bull GmbH! Das Unternehmen selbst ist zu 99 % Gesellschafter der spitzfindig benannten RasenBallsport Leipzig GmbH. Das verbleibende eine Prozent wird indes vom Verein gehalten, der selbst auf dem Papier nur mit Mühe und Not als solcher bezeichnet werden kann.
Dass Dietrich Mateschitz zuvor bei Traditionsvereinen wie z.B. Fortuna Düsseldorf, dem FC St. Pauli oder auch beim TSV 1860 München abgeblitzt ist, zeigt doch, dass es Herrn Mateschitz und seinem Konzern nicht um den Vereinsfußball geht, sondern einzig und allein um die Vermarktung seines Brausegesöffs. Hans-Joachim Watzke hatte es schon im November 2016 passend erklärt: „Da wird Fußball gespielt, um eine Getränkedose zu performen!“
Treffender hätte man es nicht ausdrücken können, denn genau darum geht es. Die Marke Red Bull soll weltweit an Wert und Bekanntheit zulegen und wo geht es besser, als in der Bundesliga? Jedenfalls, wenn es um den deutschen Markt geht!
Koste es, was es wolle!
Von Anfang an schmiss Red Bull jede Menge Geld in seine Leipziger Filiale. In der einzigen 3. Liga Saison 2013/14 (es glückte der direkte Durchmarsch) wurden 3,13 Millionen allein in den Kader investiert. Bis heute markiert diese 3. Liga Saison 2013/14 die Einzige, in der die gesamte 3. Liga einen Ausgabenüberschuss erzielte. Und das allein wegen Red Bull Leipzig! Am nächst-meisten gab nämlich Borussia Dortmund II aus. Ihre Ausgaben betrugen 350.000 Euro. Fast zehnmal weniger! Red Bull gab in dieser Saison sechsmal mehr für Transfers aus als der Rest der gesamten 3. Liga!
Zu Beginn der Zweit-Liga Saison 2015/2016, die nach zwei Spielzeiten-Verbleib den Aufstieg in die Bundesliga für Red Bull Leipzig bringen sollte, sprach das naturgemäß wirtschaftsorientierte Handelsblatt bereits von der "berechenbarsten 2. Liga aller Zeiten". Die Berechenbarkeit bestand darin, dass RB Leipzig das Ranking nach den Ausgaben bereits vorab überdeutlich anführte. So entfielen von 25,3 Millionen Euro Transferausgaben (ligaweit) allein 15,6 Millionen Euro auf die Neuzugänge von Red Bull Leipzig. Die 17 anderen Vereine gaben zusammen keine zehn Millionen Euro aus. Durchschnittlich lagen ihre Ausgaben bei 1,4 Millionen Euro pro Verein. Zehnmal weniger als bei Red Bull Leipzig!
In der Winterpause kamen noch mal satte 10,7 Millionen Euro dazu. Der Rest der 2. Liga gab im selben Zeitraum lediglich 1,3 Millionen Euro aus. Leipzig stand bei den Transfer-Ausgaben in der Winterpause 2015/2016 nur knapp hinter dem Erstligisten Borussia Dortmund. Dieser gab zwölf Millionen Euro für Kevin Kampl aus. Ein Mann, den Red Bull Leipzig übrigens später selber verpflichtete – für 20 Millionen. Spaß kostet!
Knapp 50 Millionen Transferausgaben in Liga zwei!
Dazu kommt: 23,35 Millionen hatte Red Bull Leipzig bereits in der Saison zuvor ausgegeben! Dass sie da nicht sofort in die Bundesliga aufgestiegen waren, wie nicht lange zuvor der ähnlich finanzgedopte Dorfklub Hoffenheim, wurde von manchen unbelehrbaren Optimisten bzw. publizierenden Handpuppen (wer vermag schon den Unterschied zu erkennen?) gar noch als Zeichen gewertet, dass alles in bester Ordnung sei. Nicht zum zweiten Mal in Serie direkt durchzumarschieren als Nachweis sportlicher Gerechtigkeit. Hört, hört! Überflüssig zu sagen, dass Red Bull Leipzig die so generierten Qualitäten im Kader und im Umfeld mit in die nächste, nicht minder "teure" Saison mitnehmen konnte und dann prompt aufgestiegen ist. Dies wäre vielleicht auch ein guter Zeitpunkt, das 2015 eröffnete Nachwuchsleistungszentrum am Leipziger Cottaweg zu erwähnen. Kostenpunkt: rund 30 Millionen Euro!
Auch nach dem Aufstieg in die Bundesliga gingen den sportlichen Standortbestimmungen Transfer-Meilensteine voraus. Allein im Sommer 2016 wurden für Naby Keita 15 Millionen Euro, für Timo Werner zehn Millionen Euro und für Oliver Burke 15 Millionen investiert. Zur Erinnerung: Bereits in den beiden Zweitligasaisons zuvor waren knapp 50 Millionen allein in den Kader geflossen! Alles bereitwillig subventioniert von Red Bull! So sieht es aus, wenn sportlicher Erfolg mit der Liquiditäts-Brechstange forciert wird. Etwas, was sich seither nahezu nahtlos fortgesetzt hat. So betrugen die Transferbilanzen von Red Bull Leipzig in der Bundesliga bislang:
- 2016/17: ein Transfer-Minus in Höhe von 72,60 Mio. €
- 2017/18: ein Transfer-Minus in Höhe von 38,96 Mio. €
- 2018/19: ein Transfer-Plus in Höhe von 7,12 Mio. € (dies vor allem jedoch durch den Verkauf von Naby Keita an Liverpool, der allein 65 Millionen brachte. In dieser Saison gab Red Bull etwa einen ebenbürtigen Betrag für Neuzugänge aus!)
- 2019/20: bislang ein Transfer-Minus in Höhe von 37 Mio. €
Dazu kommt der jüngst angekündigte Stadionumbau bis 2021, der das Fassungsvermögen auf etwa 55.000 Zuschauer hieven soll. Kostenpunkt: 60 Millionen Euro – allein für die erste geplante Umbau-Phase. Der Geldhahn, er fließt in der Tat ohne Unterlass. Sponsoring nach dem „Tischlein deck´ dich Prinzip!“
Warum die Beschwichtigungen verlogen sind
Eine Konstellation, die auch in keiner Weise dadurch relativiert wird, wenn Red Bull Leipzig heute beflissen auf die sportlichen Erfolge und Transfererlöse verweist, die das Geld mittel- bis langfristig wieder reinspielen sollen. Denn dass diese Marktposition ohne so maßgebliche Investitionen im Voraus gelinde gesagt unwahrscheinlich und offen gesprochen nahezu unmöglich gewesen wären, weiß jedes Kind! Und dass Erfolg im Fußball ab einer gewissen Größenordnung übergebührlich subventioniert wird und so schier unüberwindbare Gräben schafft, ist das Kernproblem des Sports!
Da rein sportlich hinzukommen und sukzessive gemäß der eigenen Kragenweite die eigenen Möglichkeiten zu erweitern, ist im heute absolut zugespitzten Geldmacht-Gefälle des Profifußballs extrem schwierig. Und doch wird es von allen tatsächlichen Vereinen, die nicht den Luxus einer geltungssüchtigen Marke im Rücken haben, erwartet! Selbst wenn man den Blick auf den deutschen Fußball beschränkt. Und es ist verdammt noch mal nicht dasselbe, wenn ein vermeintlicher “Verein“ vorab mit so viel Geld überschüttet wird, als wäre er nahe oder gar direkt an der Spitze des Wettbewerbs, nur um sich dann relativierend auf die Schulter zu klopfen, wenn er erwartungsgemäß dort ankommt. Das ist auf so offensichtliche Art und Weise ungerecht, dass es eigentlich keiner Erläuterung bedarf.
Wenn du dich mit dem Teufel einlässt ...
Vor allem klingt eine solch nachgereicht wohlwollende Bewertung danach, als ob man hier ein Wirtschaftsunternehmen evaluiert – und nicht etwa eine Debatte um wettbewerbliche Gerechtigkeit im Sport (!) führt. Allenfalls ist diese Art, auf den eigenen, wenig überraschenden Erfolg zu verweisen, ein plumpes Statement darüber, wie Red Bull seine Leipziger Unternehmung sieht. Es geht darum, die Marke Red Bull auf Biegen und Brechen in den höchsten Sphären des internationalen Profifußballs zu verankern. Was in Salzburg aufgrund der vergleichsweise schwachen Liga nicht glücken konnte, findet nun seine Erfüllung in Fußball-Deutschland, wo man sich noch vor zehn Jahren des intakten Vereinswesens sowie der Wahrung der Tradition selber lobte. Aber was interessiert mich mein PR-Geschwätz von gestern?
Diese Neigung, Fünfe gerade sein zu lassen und auf Teufel komm raus den sportlichen Erfolg herbei zu subventionieren, wirft ein Schlaglicht auf das, was bei Red Bull Leipzig eben nicht vorliegt: ein Sponsoring! Kein Sponsor würde einem zunächst unterklassigen Verein derart viele Mittel vorschießen! Der “Verein“ ist selbst im Lichte seiner Rekordtransfererlöse und des jüngsten sportlichen Erfolges immer noch mit 134 Millionen Euro bei Red Bull verschuldet! Und das auch nur soweit, wie die Auskunftspflicht von Red Bull überhaupt Einblicke gewährt. Bereits von der Oberliga an hat Red Bull Leipzig mit Geld um sich geworfen, das auf allen durchschrittenen Ebenen des Wettbewerbs (mit Ausnahme allein der Topklubs in Liga eins) keinem Mitbewerber auch nur annähernd zur Verfügung stand! Wie drastisch muss sich Wettbewerbsverzerrung eigentlich beziffern, bis auch die DFL Lunte riecht? Oder sollte die Frage eher lauten: bis sie sich dafür interessiert?
Fatal wird es nur, wenn Herr Mateschitz den Glauben an den Standort Leipzig verliert. Was passiert dann beim Plastikklub aus Leipzig? Sogenannte Fans des Unternehmens RB Leipzig halten dies nicht für möglich, jedoch gibt es im Sport und vor allem im Profifußball nichts, was es nicht schon gegeben hat. Auch der Ausstieg eines Investors, der verbrannte Erde hinterlässt.
RB Leipzig ist im höchsten Maße abhängig von den Launen des Herrn Mateschitz und seinem Konzern. Vergeht ihm die Lust am Projekt RB Leipzig, könnte er rein theoretisch alle Vorschüsse, Kredite, Darlehen etc. zurückfordern. Was ist die logische Konsequenz? Das einstige Marketing-Vorzeige-Objekt geht die Puste aus und die vermeintlichen Flügel brechen. Der Klub ist auf gut Deutsch pleite. Dies vergessen viele der sogenannten RB-Kunden aus Leipzig. Im Fall der Fälle ist dann Schluss mit Profifußball in der Messestadt.
Sucht man sich dann einen neuen Verein, dem man die Treue schwört? Wahrscheinlich schon und genau das ist es, was viele Fans anderer Vereine abschreckt, hier die Hand auszustrecken. Es ist ein „Bäumchen-wechsel-dich-Spiel“, bei dem man sich als Fan schon fast prostituiert, nur um überhaupt erfolgreichen Fußball sehen zu können. Entschuldigt die drastischen Worte, aber mit Leidenschaft für RB Leipzig hat dies nichts zu tun. Tradition und Mitbestimmung wird am Standort Leipzig mit Füßen getreten!
Fußball – nur noch ein Wirtschaftsgeschehen?
Alexander Möthe brachte es im Handelsblatt im Vorfeld der prognostizierten „berechenbarsten“ zweiten Liga aller Zeiten auf den Punkt:
"Red Bull bleibt als Hauptsponsor und Namensgeber der Leipziger Arena Hauptfinanzier des Reißbrettprodukts Rasenballsport. Zwar muss das Unternehmen von Milliardär Dietrich Mateschitz das Financial Fairplay der Uefa beachten, darf nicht mehr als „marktübliche Preise“ für die Sponsoringverträge bezahlen. Doch die Regelung ist schwammig, das heißt: weich und löchrig. Der Wettbewerb in der zweiten Liga, er ist durch diesen internen Klassenunterschied inzwischen verzerrt."
Ist es nicht sehr bezeichnend, wenn ein Publikationsorgan mit wirtschaftlichem Schwerpunkt näher am Puls der relevanten Entwicklungen war und ist als viele der Sportberichterstatter, die sich gar zu schnell als unreflektierte Hilfs-Promoter und Hofberichterstatter für den Sport verstehen? Vor allem kommt hier etwas zur Sprache, das wahrlich einen Blick wert ist und ein größeres Problem aufzeigt: das vermeintliche Financial „Fairplay“ der UEFA! Dass Mannschaften wie Red Bull Leipzig mittlerweile toleriert werden, ist im Grunde ein Placebo für ein System, das Wirtschaftsmacht weit über Sportlichkeit stellt. Solche Strukturen wie in Leipzig hinzunehmen, ist jedoch keine Lösung, sondern ein Kniefall. Und nicht der Erste.
Der Fußball hat sich nie von wirtschaftlicher Einflussnahme emanzipiert
Der Fußball war den sportwirtschaftlichen Entwicklungen und entsprechenden Einflussnahmen schon immer geradezu treudoof ergeben. Dazu muss man doch nur die Historie etlicher sportlicher Spitzenklubs durchleuchten. AC Mailand wäre ohne das Engagement von Silvio Berlusconi schon lange bankrott gewesen. Stattdessen wurde der Klub phasenweise eine Weltmacht im Fußball – gespickt mir Stars. Selbiges gilt für den italienischen Rekordmeister Juventus Turin, der von der Agnelli-Familie „gesponsert“ wird. Real Madrids Vorteilnahme durch ein spätestens ab den 50ern sehr wohlwollendes Franco-Regime wird bis heute kontrovers diskutiert. Chelsea und Manchester City sind indes zwei von vielen englischen Klubs, bei denen der Erfolg allein mit den Investoren kam. Dasselbe Spiel bei Paris Saint Germain in Frankreich.
Zugegeben – wirtschaftliche Übervorteilung gibt es in einem gewissen Ausmaß in allen Sportarten. Sie ganz abzuschalten, wird wohl auf ewig ein frommer Wunsch bleiben. Doch gerade im Fußball liegt der wirtschaftliche Einflussfaktor nahezu ohne jede Einschränkung vor. Selbst die US-Amerikaner, denen man freilich kaum eine Aversion gegen Kommerz nachsagen kann, haben schon lange begriffen, dass sie den Sport vor dem Geld, das er generiert, auch beschützen müssen. So liegt in den US-Mannschaftssportarten eine verbindliche Gehaltsobergrenze vor, die für alle Mannschaften gilt. Dort einfach nur mit Unmengen Geld, die anderen auf der Transfer-Ebene zu übervorteilen, ist gar nicht möglich. Im Fußball ist es indes gang und gäbe. Daher auch die historisch bis gegenwärtig absolut starren Hierarchien in quasi jeder europäischen Liga, was sportlichen Erfolg anbelangt. Je mehr Geld in den Sport floss, umso mehr verfestigten sie sich. Denn gerade im Fußball geht Geld dahin, wo es sowieso schon ist.
UEFA Financial Fairplay ist ein wirkungsloses Konstrukt
Vor rund zehn Jahren wurde das UEFA Financial Fairplay eingeführt. Es sollte den damals exorbitant Geld ausgebenden Top-Klubs Einhalt gebieten, deren ruinöses Gutsherren-Gebahren auch immer mehr Fans zu bunt wurde. Freilich hat diese Regel seither nichts daran geändert, dass mit Paris Saint Germain und Manchester City zwei Klubs im Grunde von Scheichs über alle Maßen subventioniert werden, die schalten und walten, wie sie wollen. Seit den Football-Leaks-Dokumenten ist auch bekannt, dass hinter den Kulissen der UEFA selbst mildere Strafen widerrechtlich in Hinterzimmern ausgehandelt wurden. Unter anderem von den Herren Platini und Infantino, den ehemaligen respektive gegenwärtigen Präsidenten der UEFA und FIFA. Zumal die Frage, was millionenschwere Strafen bei milliardenschweren Eignern bringen sollen, sich ohnehin aufdrängt. Sportliche Konsequenzen? Fehlanzeige!
Doch leider nehmen auch immer mehr Fans diesen Unsinn unhinterfragt hin. In Umfragen wird Red Bull Leipzig gerne als notwendiges Übel verteidigt, da der deutsche Fußball sonst droht, den „Anschluss zu verlieren“. Ganz abgesehen davon, dass dies ziemlicher Unsinn ist (der deutsche Fußball generiert so oder so horrende Einnahmen), führt eine solche Haltung dazu, dass man etwas sehr viel Grundlegenderes zu übergehen droht: die Integrität des sportlichen Vergleichs! Oder den elenden Rest davon, der im Profi-Fußball noch gegeben ist.
Dass es auch anders geht, haben sehr viele Protestaktionen der verschiedensten Ultra-Gruppierungen in der Bundesliga, aber auch in der 2. Liga gezeigt. Die Fanszene von Borussia Dortmund fährt erst gar nicht mehr mit nach Leipzig. Die Auswärtsspiele werden zurecht boykottiert. Und auch beim ersten Bundesligaspiel von Aufsteiger 1. FC Union Berlin am vergangenen Sonntag gab es eine organisierte Protestaktion der Fans.
So wurden die ersten 15 Minuten der Partie eisern geschwiegen. Stimmung kam, trotz mehr als 2.000 Leipziger „Fans“ dennoch nicht im Stadion An der Alten Försterei auf. In vielen Stadien der Republik konnte und kann man noch immer gerechtfertigte Proteste gegen das Unternehmen aus Leipzig wahrnehmen. Dass nicht jeder Protest gewaltfrei abläuft, ist nicht richtig. Hier sollte alles ohne Gewalt ablaufen. Dies zeigt aber auch, mit welchem Unmut oder gar Hass auf das Produkt RB Leipzig reagiert wird.
In Leipzig echauffiert man sich gerne über den Protest. Hier ist aus der „Fanszene“ gar zu hören, dass andere Klubs neidisch sind. Neid? Weswegen? Auf eine erkaufte Lizenz? Auf ein Unternehmen, welches einzig und allein als Marketing-Gag in die Bundesliga geführt wurde, um die „Plörre“ noch besser vermarkten zu können? Neid ist das nicht, welches den Leipzigern entgegengebracht wird, sondern Wut. Wut darauf, dass alles wofür ein Verein steht, mit Füßen getreten wird. Tradition gegen Kommerz! Kommerz ist freilich in der Bundesliga oder gar im gesamten Profisport vorhanden, jedoch nicht in diesem Ausmaß, den man noch immer bei Red Bull Leipzig erleben muss.
Was bei Fans vermeintlich kleinerer Vereine als Neid ausgelegt wird, passt bei den Großen der Liga nicht wirklich. Borussia Dortmund oder der FC Bayern München sprechen sich sicherlich nicht aus Neid gegen den Plastik-Klub Leipzig aus. Die Vita dieser Vereine überstrahlt die der Leipziger um Lichtjahre. Viel mehr sollte man sich auch unter den Leipzigern fragen, warum man sich ausgerechnet so einem Produkt zuwendet, statt einem Verein die Daumen zu drücken, der vielleicht nicht so erfolgreich spielt wie Red Bull Leipzig, dafür aber mit ehrlichen Werten auftritt.
Jedem ist es selbst überlassen, welchen Verein man die Treue schwört. Aber man darf sich nicht über Meinungen wundern, die im Zusammenhang mit dem Spielzeug von Herrn Mateschitz auftreten.
Red Bull Leipzig sorgt nicht für „Anschluss“, sondern für sich selbst
Die Lösung: „Wer viel gewinnt, verdient auch alle Pfründe! Zur Hölle mit den Anderen!“, mag vertretbar sein, wenn man die Qualität zweier Shampoo-Marken gegeneinander abwägt. Doch hier geht es um Sport! Und der kommt ohne Wettbewerbswahrung nicht aus. Aus demselben Grund, aus dem man einen Schwergewichtler nicht gegen einen Fliegengewichtler kämpfen lässt, kann es auch nicht angehen, wenn Klubs auf dem vorprogrammierten Weg nach oben sechs- bis zehnmal mehr als ihre Mitbewerber ausgeben dürfen. Nur um im Stile einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung an die großen Fleischtöpfe zu kommen und dann, im Nachhinein, zu sagen: „Wir können es uns ja leisten!“
Das Entlarvende am Scheinargument des deutschen „Anschlusses“ ist Folgendes: Soll jetzt demnächst jeder auf einem roten Bullen zum Erfolg getragen werden? Dass alle Vereine von Scheichs, Getränkeherstellern und Milliardären mit dreistelligen Millionenbeträgen gepusht werden, ist keine realistische Zukunftsvision. Denn für jeden Investor, der solcherart Erfolg haben würde, würden Dutzende andere einfach nur Geld verbrennen und sich irgendwann, einen Schuldenberg hinterlassend, abwenden. Als tragfähiges Konzept für den vermeintlich gefährdeten Anschluss Deutschlands taugt dieses Konzept also ohnehin nicht. Es sei denn, es beschränkt sich auf einige Wenige, vom „Glück“ Geküsste. So wie gegenwärtig Red Bull Leipzig! Womit wir beim wettbewerbsverzerrenden Ist-Zustand wären, der sich ganz sicher nicht dadurch behebt, indem jetzt alle so tun, als würde es ihn nicht geben.
Dass die DFL dies bis hierhin und in Zukunft wohl noch weiter hinnimmt, beweist nur, dass sie sich mit gewissen Herren der UEFA und FIFA, deren Ruf letzthin ja ein wenig gelitten hat, die Hand geben können. Gerne bei einem Glas Wodka-Red Bull.
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