Bildquelle: Bundesarchiv, Bild 183-R0918-0028 / Kluge, Wolfgang [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)
Alle Torschützenkönige der DDR-Oberliga
In der ehemaligen DDR war die Fußball-Oberliga die höchste Spielklasse. Quasi das Pendant zur Bundesliga. Die Meisterschaft wurde direkt nach DDR-Gründung 1949 bis zur deutschen Wiedervereinigung ausgetragen im Jahr 1990 ausgetragen. Sport-90 blickt auf die Torjäger zurück: Das ist die Liste aller Torschützenkönige der DDR-Oberliga. Zudem gibt es noch interessante Rekorde und Statistiken.
Zwischen 1949/50 bis 1990/91 wurden insgesamt 42 Spielzeiten in der DDR-Oberliga absolviert. Diese brachte insgesamt 31 verschiedene DDR Torschützenkönige zum Vorschein. Darunter natürlich auch Jochen Streich. Eine der absoluten Fußballlegenden im Ost-Fußball, der zu seiner aktiven Zeit in den 70er und 80er Jahren zu den weltbesten Stürmern zählte.
Vier Torjägerkanonen für DDR-Rekordtorschütze Jochen Streich
In Diensten des 1. FC Magdeburg wurde Streich gleich viermal DDR-Oberliga Torschützenkönig (1977, 1979, 1981, 1983). Kein anderer Spieler holte sich die Torjägerkanone öfter. Zwar muss sich Jochen Streich diesen Rekord mit Hans-Jürgen Kreische teilen, der für Dynamo Dresden ebenfalls viermal am Ende der Saison die Torschützenliste anführte.
Doch Streich ist darüber hinaus mit 229 Toren in 378 Spielen der Fußball-Oberliga der Rekordtorschütze dieser Liga - ein Rekord, der auf ewig Bestand haben wird. Ganz nebenbei markierte der zweimalige DDR-Fußballer des Jahres (1979, 1983) in 102 Länderspielen auch noch 55 Tore für die Deutsche Demokratische Republik.
Chronologische Übersicht der DDR-Oberliga Torjäger
Saison | Spieler | Klub | Tore |
---|---|---|---|
1949/50 | Heinz Satrapa | ZSG Horch Zwickau | 23 |
1950/51 | Johannes Schöne | BSG Rotation Babelsberg | 38 |
1951/52 | Rudolf Krause | BSG Chemie Leipzig | 27 |
1951/52 | Kurt Weißenfels | BSG Lokomotive Stendal | 27 |
1952/53 | Harry Arlt | BSG Rotation Dresden | 26 |
1953/54 | Heinz Satrapa | BSG Wismut Aue | 21 |
1953/54 | Siegfried Vollrath | BSG Turbine Erfurt | 21 |
1954/55 | Willy Tröger | SC Wismut Karl-Marx-Stadt | 22 |
1955 | Klaus Selignow | BSG Rotation Babelsberg | 12 |
1956 | Ernst Lindner | BSG Lokomotive Stendal | 18 |
1957 | Heinz Kaulmann | ASK Vorwärts Berlin | 15 |
1958 | Helmut Müller | SC Motor Jena | 17 |
1959 | Bernd Bauchspieß | BSG Chemie Zeitz | 18 |
1960 | Bernd Bauchspieß | BSG Chemie Zeitz | 25 |
1961/62 | Arthur Bialas | SC Empor Rostock | 23 |
1962/63 | Peter Ducke | SC Motor Jena | 19 |
1963/64 | Gerd Backhaus | BSG Lokomotive Stendal | 15 |
1964/65 | Bernd Bauchspieß | BSG Chemie Leipzig | 14 |
1965/66 | Henning Frenzel | 1. FC Lokomotive Leipzig | 22 |
1966/67 | Hartmut Rentzsch | BSG Motor Zwickau | 17 |
1967/68 | Gerd Kostmann | FC Hansa Rostock | 15 |
1968/69 | Gerd Kostmann | FC Hansa Rostock | 18 |
1969/70 | Otto Skrowny | BSG Chemie Leipzig | 12 |
1970/71 | Hans-Jürgen Kreische | SG Dynamo Dresden | 17 |
1971/72 | Hans-Jürgen Kreische | SG Dynamo Dresden | 14 |
1972/73 | Hans-Jürgen Kreische | SG Dynamo Dresden | 26 |
1973/74 | Hans-Bert Matoul | 1. FC Lokomotive Leipzig | 20 |
1974/75 | Manfred Vogel | Hallescher FC Chemie | 17 |
1975/76 | Hans-Jürgen Kreische | SG Dynamo Dresden | 24 |
1976/77 | Joachim Streich | 1. FC Magdeburg | 17 |
1977/78 | Klaus Havenstein | BSG Chemie Böhlen | 15 |
1978/79 | Joachim Streich | 1. FC Magdeburg | 23 |
1979/80 | Dieter Kühn | 1. FC Lokomotive Leipzig | 21 |
1980/81 | Joachim Streich | 1. FC Magdeburg | 20 |
1981/82 | Rüdiger Schnuphase | FC Carl Zeiss Jena | 19 |
1982/83 | Joachim Streich | 1. FC Magedeburg | 20 |
1983/84 | Rainer Ernst | BFC Dynamo | 20 |
1984/85 | Rainer Ernst | BFC Dynamo | 24 |
1985/86 | Ralf Sträßer | 1. FC Union Berlin | 14 |
1986/87 | Frank Pastor | BFC Dynamo | 17 |
1987/88 | Andreas Thom | BFC Dynamo | 20 |
1988/89 | Torsten Gütschow | SG Dynamo Dresden | 17 |
1989/90 | Torsten Gütschow | SG Dynamo Dresden | 18 |
1990/91 | Torsten Gütschow | 1. FC Dynamo Dresden | 20 |
Inklusive Hattrick: Auch Hansi Kreische vierfacher DDR-Torschützenkönig
Hans-Jörg Kreische schaffte hingegen ein anderes Kunststück. Denn der Angreifer, der mit Dynamo Dresden fünfmal Meister wurde, wurde dreimal in Folge DDR-Torschützenkönig. Und zwar in den Saisons 1970/71, 1972/73 und 1973/74! Bemerkenswert dabei: Reichten dem Goalgetter 1972 bereits 14 Treffer für den Titel des besten Torschützen. Traf er im nächsten Jahr 26-mal ins Schwarze!
Auch als Hansi Kreische 1976 zum vierten Mal in der Liste aller DDR-Torschützenkönige eintragen durfte, bewies er mit 24 Treffern seinen Torriecher und hatte damit maßgeblichen Anteil am Meistertitel der SGD.
Bauchspieß & Gütschow - Ebenfalls Top-Stürmer der DDR-Historie
Hinter Streich und Kreische zählen auch mit jeweils drei Auszeichnungen auch Bernd Bauchspieß und Torsten Gütschow zu den erfolgreichsten Stürmern der DDR-Geschichte, die jeweils dreimal DDR Fußball-Oberliga Torschützenkönig wurden.
Bauchspieß, der seine gesamte Karriere - wie zu DDR-Zeiten nicht unüblich - nur bei einem Verein verbrachte und für die BSG Chemie Zeitz aktiv war, erzielte 1959 (18 Tore), 1960 (25) und 1965 (14) die meisten Ligatore. Der Name Torsten Gütschow dominierte indes in den letzten Jahren der Fußball-Oberliga der DDR die Torschützenliste und war Ende der 1980er einer der besten Stürmer seiner Zeit. So wurde Gütschow 1989 (17 Tore), 1990 (18) und 1991 (20) Torschützenkönig, wobei er 1989 und 1990 mit seinen Treffern Dynamo Dresden zum Gewinn der DDR-Meisterschaft führte.
Mit seinem Torschützenkönig-Hattrick egalisierte Gütschow den Rekord von Hans-Jörg Kreische, der bis dahin der einzige Akteur war, der dreimal in Serie die meisten Treffer in einer Saison erzielte, ausgerechnet im letzten Jahr des Bestehend der DDR-Fußballmeisterschaft.
Meiste Tore pro Saison: Johannes Schöne mit 38 Treffern absoluter Rekordhalter
Doch welcher Spieler erzielte während einer Saison die meisten Tore in der Fußball-Oberliga? Diesen Rekord stellte Johannes Schöne bereits in der Saison 1950/51 auf, als er für die BSG Rotation Babelsberg in 34 Ligaspielen satte 38 Tore erzielte. Diese Marke wurde nie mehr gebrochen.
Auch wenn nicht unerwähnt bleiben darf, dass sich die Anzahl der Saisonspiele im Laufe der Jahre in der DDR Fußball-Oberliga reduzierten. So wurde seit der Saison 1954/55 bis zum Ende 1990/91 im klassischen Ligamodus mit 14 Mannschaften gespielt, sodass jede Mannschaft „nur noch“ 26 Spiele bestritt. Dennoch soll und kann das die Fabelquote von Johannes Schöne aus seinem Rekordjahr in keiner Weise schmälern.
Die schlechtesten DDR-Oberliga Torschützenkönige
Im Schnitt reichten 19,5 Tore, um es zum DDR-Oberliga Torschützenkönig zu schaffen. DDR Torschützenkönig mit der geringsten Ausbeute wurde übrigens Klaus Selignow im Jahr 1955 mit nur zwölf Toren. Ebenfalls für die Betriebssportgemeinschaft Rotation Babelsberg aus Potsdam. Aber auch hier gibt es eine Besonderheit. Schließlich handelte es sich bei dieser Spielzeit lediglich um eine Übergangssaison mit gerade einmal 13 Spieltagen! Angesichts dieser Tatsache erscheinen die zwölf Saisontore von Selignow in einem ganz anderen Licht.
Ansonsten zeichnen sich Bernd Bauchspieß (1964/65; BSG Chemie Leipzig), Hans-Jürgen Kreische (1971/72; Dynamo Dresden) und Ralf Sträßer (1985/86; 1. FC Union Berlin) gemessen an der Toranzahl als schlechteste DDR-Oberliga Torschützenkönige aus und für den Negativrekord verantwortlich. Das Trio wurde jeweils mit 14 Buden Torschützenkönig.
Meisten DDR-Torschützenkönige: Dynamo Dresden klare Nummer 1
Dynamo Dresden stellte außerdem am häufigsten den treffsichersten Spieler. Insgesamt siebenmal stammte der Torschützenkönig der DDR-Oberliga von der SGD. Noch bevor die dreifachen Titelträger Hans-Jürgen Kreische und Torsten Gütschow für die SGD auf Torejagd gingen, avancierte Harry Arlt mit 26 Treffern in der Spielzeit 1952/53 zum allersten Torschützenkönig der Dynamos, die damals noch den Namen BSG Rotation Dresden trugen.
Zweiterfolgreichster Verein hinter den Schwarz-Gelben waren der BFC Dynamo und 1. FC Magdeburg. Beide Klubs stellten jeweils viermal den besten Torjäger. Während die Auszeichnung in Magdeburg ausschließlich auf das Konto von Joachim Streich ging, holten für den BFC zweimal Rainer Ernst (1984, 1985) sowie Frank Pastor (1987) und Andreas Thom (1988) in den erfolgreichen 80er Jahren des Klubs die Torjägerkanone.
Der BFC Dynamo wurde dabei übrigens stets auch gleichzeitig DDR-Meister. Eher die Ausnahme, denn insgesamt konnte nur neunmal ein Klub sowohl die Meisterschaft gewinnen als auch gleichzeitig den erfolgreichsten Torjäger stellen.