Bildquelle: Artur Kraus CC BY-SA 4.0 [CC BY-SA 4.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)
Union Berlin will auf die Jugend setzen – Neue Identifikationsfigur Aljoscha Kemlein?
Es sind Worte, an denen sich Dirk Zingler messen lassen muss. So nahm er ganz klar Stellung zum eigenen Nachwuchs und wie dieser zukünftig behandelt werden soll. Im vereinsinternen Interview ging der Präsident des 1. FC Union Berlin in aller Deutlichkeit darauf ein, dass man zukünftig verstärkt auf die eigene Jugend gesetzt werden soll.
Der Anhang des Vereins sehnt sich seit Jahren nach einer U23, die aus finanziellen Gründen vor Jahren eingestampft wurde. Daran will man auch nichts bis dato ändern, doch für die meisten Nachwuchsspieler ist der Sprung zu den Profis zu groß. Einer, der es zu gewissen Teilen schaffte, ist Aljoscha Kemlein.
Aus der Champions League zum FC St. Pauli
Der 19-jährige fand den Weg zu den Eisernen über den SC Berliner Amateure. Vor fast 5 Jahren begann sein Weg durch die verschiedenen Nachwuchsabteilungen des Klubs, weiter zu zwei Kurzeinsätzen in der Bundesliga bis hin zu 7 Minuten gegen Real Madrid in der Champions League.
Was auffiel: Auch wenn er lediglich insgesamt auf 34 Spielminuten bei den Köpenickern in dieser Saison zum Einsatz kam, so strahlte er trotz seines jungen Alters große Ruhe aus. Aufgeregt war er sicherlich, doch man merkte es ihm äußerlich nicht an. Um weitere Spielzeit zu erhalten, verlieh der FC Union das Eigengewächs an den FC St. Pauli, wo der technisch versierte Youngster sofort einschlug.
Kemlein feiert Raketenstart auf dem Kiez
Der Junge wurde quasi ins kalte Wasser geworfen und zeigte dabei keinerlei Scheu. Die ersten drei Partien seit seinem Winterwechsel ans Millerntor-Stadion durfte er allesamt von Beginn an ran. Kein Auswechseln, kein Joker-Einsatz, nein, man war von seinen Fähigkeiten auf St. Pauli überzeugt. In seinem zweiten Spiel zuhause gegen Greuther Fürth glänzte der Youngster beim 3:2-Erfolg seines Leihklubs mit zwei Torvorlagen.
Dass Aljoscha Kemlein im Profifußball eine Duftmarke setzen konnte und sich dem Druck stellt, hat er eindrucksvoll bewiesen. Der Mittelfeldspieler sollte beim FC St. Pauli wertvolle Erfahrungen sammeln. Erfahrungen, die man ihm im Abstiegskampf bei Union Berlin nicht geben wollte bzw. konnte. Zu wichtig war das Ziel Erreichen des Klassenerhalts, der erst am 34. Spieltag feststand.
Nicht-Integration Kemleins schwer vermittelbar
Bei den Eisernen hat man sich allem Anschein nach was bei der Leihe gedacht, denn anders als bei vielen seiner Vorgänger, hat der Kiez-Klub keine Kaufoption eingeräumt bekommen. Aljoscha Kemlein ist etwas gereift und kommt nun zum 1. FC Union Berlin zurück. Gemessen an den Worten Zinglers, der sich wie folgt äußerte: „Aljoscha Kemlein, der in der abgelaufenen Saison mit St. Pauli aufgestiegen ist und dort eine gute Rolle gespielt hat, soll im Sinne der Ausrichtung des Vereins, in die Mannschaft integriert werden.“, müssen jetzt Taten folgen.
Es wäre schwer vermittelbar, wenn sich Kemlein erneut nur auf der Bank oder gar auf der Tribüne der Alten Försterei wiederfinden würde. Sich allein auf die Errichtung bzw. auf den Ausbau des Nachwuchsleistungszentrums zu beziehen, wäre zu einfach. Es wäre fahrlässig, Kemlein nicht bei den Profis zu integrieren. Das Talent dazu hat er, auch wenn der Mittelfeldspieler dies „nur“ in der 2. Liga beim FC St. Pauli unter Beweis stellen konnte. Mit denen ist er zumindest in die Beletage des deutschen Fußballs aufgestiegen.
Wird Kemlein zur Identifikationsfigur beim FC Union?
Gleichzeitig bietet sich dem 1. FC Union eine wichtige Chance, einen Jungen aus den eigenen Reihen die Bühne zu bieten, von der alle aus dem dortigen Nachwuchs träumen. Regelmäßig für den eigenen Klub, vor den eigenen Fans und den Familien vor voller Kapelle aufzulaufen und sich im Kreise der gestandenen Profis zu etablieren.
Union Berlin könnte ein Zeichen setzen und zeigen, dass der Nachwuchs eine reelle Chance hätte, sich durchzusetzen. Selten war die Chance so groß, wie bei Kemlein. Mehr Union-DNA auf dem Platz geht fast kaum, wenn man von Christopher Trimmel einmal absieht. Eine herausragende Möglichkeit für die Köpenicker, denn Kemlein könnte zum absoluten Publikumsliebling avancieren. Seine Entwicklung hat gerade erst begonnen, aber es ist jetzt schon deutlich zu sehen, welches Potenzial der „Bengel“ hat. Mit ihm könnte der Verein mit einem Schlag eine neue Identifikationsfigur hervorbringen. Zeit zum Handeln hat der FCU. Nun gilt es, Taten folgen zu lassen.
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