Bildquelle: San Andreas [CC BY 3.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)
Millerntor-Stadion: Die stimmungsvolle Kultstätte des FC St. Pauli
Eng, dicht, laut: Das 1963 errichtete und traditionsreiche Millerntor-Stadion des FC St. Pauli wird für seine ganz besondere Atmosphäre geliebt - und zwar längst nicht nur von der Anhängerschaft der Kiezkicker aus Hamburg. Höchste Zeit für Sport-90, den kleinen Fußballtempel und seine Geschichte, Besonderheiten sowie alle wichtigen Fakten und Zahlen im Stadion-Guide Millerntor-Stadion vorzustellen.
Das Millerntor-Stadion lässt das Herz eines jeden Fußballfans höherschlagen. Schließlich handelt es sich dabei um eines der legendärsten Fußball-Arenen, die es in Deutschland überhaupt gibt. In puncto Stimmung braucht das Wohnzimmer des FC St. Pauli den Vergleich mit anderen bekannten Hexenkesseln wie etwa dem Signal-Iduna-Park von Borussia Dortmund oder dem Stadion An der Alten Försterei der Eisernen von Union Berlin nicht scheuen.
Millerntor-Stadion: Faszinierende Stimmung & legendäre Einlaufmusik
Natürlich zeichnen sich in erster Linie die leidenschaftlichen Fans des FC St. Pauli für die einzigartige und äußerst stimmungsvolle Atmosphäre während der Heimspiele der Braun-Weißen verantwortlich. Aber auch die Architektur des kompakten Fußballstadions, das - wie glücklicherweise mittlerweile die meisten anderen Arenen der höchsten beiden Spielklassen in Deutschland ohne störende Laufbahn auskommt - trägt dazu bei.
Und spätestens, wenn beim Einlaufen der Mannschaften auf den Naturrasen im Millerntor-Stadion „Hells Bells“ von der legendären Hard-Rock-Band AC/DC abgespielt wird, ist Gänsehaut-Feeling garantiert. Seit Anfang 2000 ertönen die bekannten Glocken-Klänge, womit die St. Paulianer eine ganz besondere und europaweit bekannte Einlauf-„Zeremonie“ geschaffen haben. Auch die Torhymne des FCSP reißt jeden Zuschauer vor Ort aus dem Sitz, wenn bei Treffern der Heimmannschaft „Song 2“ von der britischen Rockband Blur aus den Lautsprechern dröhnt und das ganze Stadion zum Beben bringt.
Welch großen Kult und Mythos das Millerntor-Stadion versprüht, lässt sich auch durch die Tatsache unterstreichen, dass regelmäßig Fans aus England zu den Fußballspielen nach St. Pauli pilgern, um die einzigartige Stimmung aufzusaugen.
Kapazität: Millerntor-Stadion fasst fast 30.000 Zuschauer
Die vergleichsweise geringe Kapazität kann dem Legendstatus des Millerntor-Stadions nichts antun. Denn nach etlichen Umbaumaßen bietet die Arena seit dem Jahr 2015 Platz für 29.546 Zuschauer. Untypisch für moderne Stadien: Bei der Mehrheit der Plätze handelt es sich um Stehplätze. Genauer gesagt sind es 16.940 Stehplätze, denen 12.606 Sitzplätze gegenüberstehen. Zu den Sitzplätzen gehören übrigens auch die 39 Séparées. Diese umfassen 468 Plätze, 2.491 Business-Seats sowie 96 rollstuhlgerechte Plätze.
Zudem ist das gesamte Millerntor-Stadion überdacht. Fans des FC St. Pauli sind auf der Südtribüne untergebracht, während sich die Supporter der Gästeteams gegenüber in den Blöcken H, N4 und N5 befinden.
Reeperbahn um die Ecke: Zentrale Stadtlage als Besonderheit
Ansonsten macht allein schon die Lage das Millerntor-Stadion zu einem ganz besonderen Fußballstadion. Denn es befindet sich auf dem Heiligengeistfeld direkt im Herzen des Szeneviertels St. Pauli, einem Stadtteil des Bezirks Hamburgs-Mitte. Die Reeperbahn, eine hinlänglich bekannte Vergnügungsmeile, befindet sich in direkter Nähe zum Stadion.
Nicht nur damit grenzt sich das Millerntor-Stadion von anderen Fußballtempeln vieler Vereine aus der Bundesliga oder 2. Liga ab, deren Spielstätten sich meist am Stadtrand befinden. Auch die Namensgebung ist noch „Oldschool“. Während andere Profiklubs im Sinne zusätzlicher Sponsoring-Einnahmen die Namensrechte an ihren Stadien verkaufen, wie das Beispiel Merkur Spiel-Arena von Fortuna Düsseldorf beweist, trägt die Spielstätte des FC St. Pauli seit nunmehr über 20 Jahren den Namen Millerntor.
Nicht immer Millerntor: Die Namensgeschichte des St. Pauli Stadions
Zwischen 1970 bis 1998 hieß das Fußballstadion noch Wilhelm-Koch-Stadion. Benannt nach dem langjährigen Präsidenten der Kiezkicker, der insgesamt 26 Jahre das Amt bekleidete (zwischen 1931 bis 1945 und 1947 bis 1969). Auf der Jahreshauptversammlung im Herbst 1998 votierte die Mehrheit der Mitglieder allerdings wieder dafür, dass das Wilhelm-Koch-Stadion zur Saison 1999/2000 wieder seinen ursprünglichen Namen bekommt.
Doch warum heißt das Millerntor-Stadion eigentlich Millerntor-Stadion? Die Antwort ist in der geografischen Nähe der Spielstätte zum ehemaligen und gleichnamigen Hamburger Stadttor begründet. Das Millerntor verdankt wiederum seinen Namen einer Mühle (englisch Mill), die sich in direkter Nähe befand.
Bauhistorie vom Millerntor-Stadion: Vergessene Drainage, erste Kita & Co.
Errichtet wurde das Millerntor-Stadion 1961, wobei es deutlich früher als 1963 hätte eröffnet werden sollen. Doch da beim Stadionbau wurde eine Drainage unter dem Rasen vergessen wurde und der Platz bei Regen regelmäßig unter Wasser stand, verzögerte sich die endgültige Eröffnung.
Im Laufe der Jahre fanden am Millerntor-Stadion im wieder Umbau- und Sanierungsarbeiten statt. Zwischen 2006 bis 2015 bekam die damals marode Sportstätte schrittweise und für insgesamt rund 62 Millionen Euro Baukosten ein komplettes Facelift spendiert, wobei die Zuschauerkapazität aus Sicherheitsgründen mehrfach reduziert wurde. In diesem Zuge wurden alle Zuschauertribünen nach und nach abgerissen und komplett erneuert.
Am 25. Juli 2015 und pünktlich zum 1. Spieltag der Zweitliga-Saison 2015/16 wurde das im großen Stil umgebaute Millerntor-Stadion gebührend eingeweiht. Zum Auftakt gab es vor ausverkaufte Hütte ein torloses Remis gegen Arminia Bielefeld. Die Baumaßnahmen nutzte der FC St. Pauli übrigens auch gleich für eine Weltneuheit. Denn 2010 entstand die Kindertagesstätte „Das Piratennest“, in der bis ca. 100 Kinder betreut werden. Damit war das Millerntor-Stadion das weltweit erste Fußballstadion mit Kita.
Sonstige Veranstaltungen im Millerntor-Stadion
Zwar ist der Fußball die mit Abstand wichtigste Aktivität im Millerntor-Stadion, aber abgesehen von den Heimspielen des FC St. Pauli, kann das Hamburger Kultstadion auch für private Veranstaltungen wie Hochzeiten, Geburtstage oder Firmenfeiern genutzt werden können. Hierfür stehen zwei Ballsäle zur Verfügung, die sich für entsprechende Feierlichkeiten mieten lassen.
Größere Events wie Konzerte oder Tagungen werden dagegen vornehmlich im größeren Volksparkstadion vom Stadtrivalen Hamburger SV ausgetragen, welches nur wenige Kilometer vom Millerntor-Stadion entfernt ist.
Millerntor-Stadion: Die wichtigsten Fakten & Daten
- Stadionname: Millerntor-Stadion
- Frühere Namen: Wilhelm-Koch-Stadion
- Adresse: Harald-Stender-Platz 1, 20359 St. Pauli, Hamburg
- Eröffnung: 1963
- Gesamtkapazität: 29.546
- davon Sitzplätze: 12.606 (alle überdacht)
- davon Stehplätze: 12.606 (alle überdacht)
- Rasenheizung: ja
- Untergrund: Naturrasen