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Billtalstadion im Porträt: Daten & Fakten - Nach Seeler-Gala 1958 ging es bergab

Porträt über das Billtalstadion

Bildquelle: VinylVictim [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Einst war das geräumige Billtalstadion in Hamburg eine berüchtigte Fußballadresse. Der ansässige Klub ASV Bergedorf 85 lehrte 1958 nach dem Erstliga-Aufstieg der Konkurrenz das Fürchten. Doch mittlerweile ist das Billtalstadion in Vergessenheit geraten. Nicht nur über die Grenzen Hamburgs. Sport-90 erinnert im Billtalstadion Porträt an die kurze ruhmreiche Vergangenheit, in der auch Uwe Seeler eine wichtige Rolle spielt, und erklärt, wie die Fußballstätte in einen Dornröschenschlaf verfiel.

Als im März 1949 und nur wenige Jahre nach dem Nazi-Terror und 2. Weltkrieg der Bau des Billtalstadions im südöstlichen Hamburger Stadtteil Bergedorf begann, herrschte Aufbruchstimmung. Die große Sportanlage wurde als sportliches und kulturelles Herzstück des jungen Stadtteils am nahegelegenen Fluss Bille errichtet.

Hamburger Billtalstadion mit besonderer Lage in einer Senke

Der Billtalstadion Neubau dauerte rund anderthalb Jahre und kostete 920.000 D-Mark. Errichtet wurde das Sportstadion mit Laufbahn vornehmlich in schweißtreibender Handarbeit von Hunderten Arbeitern. Für das große Arbeitsbeschaffungsprojekt wurden in erster Linie Erwerbslose herangezogen, die somit für eine längere Zeit einer Beschäftigung nachgehen konnten.

Die Lage des Billtalstadions ist bis heute eine Besonderheit. Denn das Spielfeld befindet sich in einer Senke, die Zuschauertribünen wurden in den Hang installiert. Das Fußballfeld, bei dem es sich um einen rauen, roten Ascheplatz handelte, wurde von einer exakt 400 Meter langen Tartanbahn umgeben.

Billtalstadion Kapazität: Nach Volkspark das zweitgrößte Stadion Hamburgs

Zur Eröffnung hatte das Billtalstadion eine Kapazität von 31.500 Plätzen. Fast ausnahmslos Stehplätze, 30.000 an der Zahl. Die restlichen 1.500 waren Sitzplätze. Damit war das Billtalstadion zu jener Zeit nach dem Volksparkstadion des Hamburger SV das zweitgrößte Fußballstadion in Hamburg.

Zum Vergleich: Beim Blick auf die Liste der größten Stadien Deutschlands zeigt sich, dass dieses Fassungsvermögen heute der Größe beispielsweise von der WWK-Arena in Augsburg (30.660), der BayArena in Leverkusen (30.210) oder auch der MDCC-Arena des 1. FC Magdeburg (30.098) entspricht. Heutzutage wird die Kapazität des Billtalstadion mit rund 10.000 angegeben, von denen etwa nur 300 Sitzplätze sind. Ein Stadiondach gibt es nicht.

1950: Große Eröffnungsfeier für Billtalstadion

Die Eröffnung des Billtalstadions am 2. September 1950 glich einem großen Volksfest und erstreckte sich über zwei Tage, manche Quellen berichten sogar von einer acht Tage andauernden Eröffnungsfeier. Diese ging mit viel Brimborium und vielfältigen Shows einher. Zehntausende Besucher strömten ins Billtalstadion, als dieses ihre Pforten öffnete.

Es gab ein „Weihespiel“, bei dem Schüler der umliegenden Gymnasien mit historischen Kostümen und Fackeln und zu Klängen des Hamburger Symphonie-Orchesters ins weite Rund einliefen. Auch ein riesiger Umzug durch Bergedorf wurde abgehalten. 2.000 weiße Tauben stiegen symbolträchtig auf, während Turner, Kunstradfahrer aber auch Leichtathleten, Fußballer oder Feldhandballer ebenfalls in die Eröffnungsfeier eingebunden wurden. Den Schlusspunkt der Billtalstadion Eröffnung setzte ein großes Feuerwerk.

Seifenkistenrennen als Publikumsmagnet - HSV gegen barfüßige Inder

Die ersten Jahre nach Eröffnung verkörpern direkt die Glanzzeiten im Billtalstadion. Und das erstmal ganz ohne König Fußball. Großer Erfolg und echter Publikumsmagnet war etwa ein Seifenkistenrennen im Oktober 1950, bei dem sich 90 tollkühne Schüler - alle unter 16 Jahre - von einer riesigen Holzrampe in selbstgebauten Seifenkisten hinunterstürzten.

Zwei Jahre Einweihung lieferte der HSV das erste große späte Fußball-Highlight im Billtalstadion. Die Rothosen bestritten ein Freundschaftsspiel gegen die Nationalmannschaft von Indien und siegten vor mehr als 15.000 Zuschauern mit 5:3. Kurios: Mehrere indische Spieler kickten barfuß auf dem Ascheplatz.

Saison 1958/59: Aufsteiger ASV Bergedorf trumpft im Billtalstadion auf

Doch es sollte bis 1958 dauern, ehe im Billtalstadion Erstliga-Fußball zu sehen war. Der ansässige ASV Bergedorf 85 stieg in diesem Jahr aus der zweitklassigen Amateurliga Hamburg zum ersten Mal in die Oberliga Nord und damit in die damals höchste Spielklasse in Deutschland auf.

Rund 143.000 Zuschauer strömten während der Saison 1958/59 ins Billtalstadion. Im Schnitt fast 10.000 Zuschauer bei jedem der 15 Erstliga-Heimspiele. Und diese wurden Zeuge, wie der Aufsteiger aus Bergedorf namhafte Größen aus dem norddeutschen Raum vor heimischer Kulisse abfertigte. Die „Elstern“ schickten Werder Bremen mit 5:2 nach Hause, behielten mit 2:0 die Oberhand gegen den FC St. Pauli oder wiesen Holstein Kiel mit 4:2 in die Schranken.

 

 

1958: Legendäres HSV-Spiel mit Uwe Seeler im Billtalstadion

Das größte Fußballspiel in der Billtalstadion Historie ereignete sich jedoch am 19. Oktober 1958. Der Hamburger SV war mit dem aufstrebenden Torjäger Uwe Seeler zu Gast und lieferte sich vor mehr als 25.000 Zuschauern mit dem ASV ein packendes Duell. Die Hausherren hielten im Lokalderby gegen den großen Favoriten lange gut mit und gingen sogar durch Erwin Ihde in Führung.

Zwar konnten die Rothosen die Partie durch einen schnellen Doppelpack von Uwe Reuter und Klaus Stürmer postwenden drehen. Dennoch musste der HSV bis in die Schlussphase um den Sieg zittern. Erst Gerhard Krug und die heutige Fußballlegende Seeler machten mit späten Treffern den Sack zu und den 4:1-Erfolg perfekt. Nur eine von drei Heimpleiten, die der Liganeuling aus Bergedorf im heimischen Billtalstadion kassierte. Neben dem HSV entführen außerdem Altona 93 und Hannover 96 die zwei Punkte aus dem Billtalstadion.

Kein Rasen: ASV-Auszug versetzt Billtalstadion in Dornröschenschlaf

Doch nach der Saison 1958/59, in der der ASV Bergedorf die Klasse halten konnte und noch bis 1963 erstklassig vertreten war, zogen die „Elstern“ notgedrungen aus dem Billtalstadion aus. Schließlich war in der Oberliga Rasen als Spielfläche vorgeschrieben. Nur dank einer Ausnahmeregelung vom Verband durfte der ASV nach dem Oberliga-Aufstieg seine Heimspiele auf dem Ascheplatz an der Bille austragen.

Allerdings mit der Auflage, anschließend auf einem Rasenplatz zu spielen. 1959 wechselte der ASV Bergedorf daher seine Spielstätte und zog ins Stadion Sander Tanne. Für das Billtalstadion begann eine trostlose, fast fußballlose Zeit. Keine zehn Jahre nach der Eröffnung versetzte der ASV-Auszug das Billtalstadion regelrecht in einen Dornröschenschlaf.

Potenzial nie ausgeschöpft: Schulsport, Baseball & Co. im Billtalstadion

Seinem großen Potenzial wurde die geräumige Sportstätte in der Folge nicht mehr gerecht. Während der 1960er Jahre war das Billtalstadion primär Austragungsort vom damals noch populären Feldhandball. Ansonsten wurde das Stadion vornehmlich für den Schulsport oder als Trainingsstätte sowie für Musikfestivals und anderer Kulturveranstaltungen wie Mozarts Oper Zauberflöte genutzt. In den 1990er Jahren trugen die Hamburger Marines ihre Heimspiele im Baseball hier aus, genau wie verschiedene Amateurmannschaften im Fußball.

Ab 2009 wurde das stark angegraute und sanierungsbedürftige Billtalstadion grundlegend modernisiert. Neben einer neuen Flutlichtanlage, Sitzbänke und Treppen wurde auch der Grandplatz mit roter Schlacke gegen einen Kunstrasen-Platz ausgetauscht.

Billtalstadion: Daten & Fakten zum Stadion in Hamburger auf einen Blick

 

  • Stadion: Billtalstadion
  • Verein: BFSV Atlantik 97, TSG Bergedorf
  • Adresse: Daniel-Hinsche-Straße 50, 21029 Hamburg-Bergedorf
  • Eröffnung: 2. September 1950
  • Baukosten: 920.000 Mark (1950)
  • Gesamtkapazität: 31.500 (im Spielbetrieb 10.000)
  • davon Sitzplätze: 30.000
  • davon Stehplätze: 1.500
  • Rasenheizung: nein
  • Laufbahn: ja
  • Untergrund: Kunstrasen

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