Bildquelle: Morgan Tencza CC BY-SA 4.0 [CC BY-SA 4.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)
Unbekannte Legionäre: Deutsche Fußballer im Visier! Heute: Kai Wagner
Toni Kroos, Marc-André ter Stegen, Timo Werner oder Kai Havertz kennt jeder! Deutsche Fußballstars, die im Ausland ihr Geld verdienen. Doch sie sind nur die Spitze des Eisbergs. Kicken doch weit über 500 Deutsche im Ausland, die sich über die ganze Welt verteilen. Sport-90.de nimmt sich der Sache an und stellt in der neuen Serie „Unbekannte Legionäre“ Spieler vor, die hierzulande (noch) unter dem Radar fliegen. In Teil 1 geht es in die USA, zu Kai Wagner.
Kai Wagner ist in Deutschland wohl nur den wenigsten Fußball-Fans ein Begriff. Ganz anders in den USA. Dort spielt der 23-Jährige seit Anfang Februar 2019 für die Philadelphia Union und mauserte sich zum besten Linksverteidiger der Major League Soccer. Wagner legte einen bemerkenswerten Aufstieg hin, dessen Ende noch lange nicht in Sicht ist.
Kai Wagner selbstbewusst: „Mich kann nichts aufhalten“
Mittelfristig will der gebürtige Geislinger, zwischen Stuttgart und Ulm gelegen, in Europa Karriere machen. Vornehmlich die Bundesliga, aber auch die Premier League in England oder La Liga aus Spanien dürfen es gerne sein. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass Kai Wagner bald in einer der europäischen Top-5-Ligen landet und den Traum, es noch zum deutschen Nationalspieler zu schaffen, ein Stück näherkommt.
Schließlich ist Deutschland nicht gerade mit zahlreichen herausragenden Linksverteidigern gesegnet und Wagner extrem ehrgeizig. „Ich bin der Meinung, dass mich nichts aufhalten kann. Wenn ich fit bleibe, kann ich zu den Besten gehören. Das ist mein Ziel. Ich möchte auf meiner Position als Linksverteidiger zu einem der Besten der Welt werden“, erklärte Wagner selbstbewusst und vollmundig im Interview mit „90min.de“.
Wagner wandelt auf den Spuren von Robin Gosens
Zur Weltklasse fehlt ihm zwar noch ein gutes Stück, aber Wagner bringt mit seiner Schnelligkeit, Offensivdrang, gutem Zweikampfverhalten und als brauchbarer Flankengeber das nötige Rüstzeug mit. Zudem beschreibt er sich als sehr robust und Kämpfertypen. Ähnlich wie Sead Kolašinac, der genau wie Nationalspieler Robin Gosens als seine Vorbilder dienen.
Zwischen Gosens und Kai Wagner gibt es den Karriereweg betreffend auch durchaus große Ähnlichkeiten. Denn Gosens ist ebenfalls erst im Ausland richtig durchgestartet und hat in seiner deutschen Heimat nie in der Bundesliga oder in der 2. Liga gespielt. Genau wie Wagner.
Durchbruch bei Würzburger Kickers in der 3. Liga
Der war aber immerhin in der 3. Liga aktiv. Für die Würzburger Kickers, zu denen er nach einem einjährigen Aufenthalt bei der zweiten Mannschaft des FC Schalke 04 wechselte, spielte er anderthalb Jahre ab Sommer 2017. Der Linksverteidiger, der in der Jugend beim SV Lonsee, SSV Ulm 1846 und FC Augsburg aktiv war, überzeugte mit konstant guten Leistungen. Als es um eine Vertragsverlängerung über 2019 hinaus ging, kam es zum Zerwürfnis mit den Kickers.
Um Kai Wagner nicht ablösefrei zu verlieren, wurde er im Winter 2019 transferiert. Nach eigener Aussage hätte der 1,82 Meter große Abwehrspieler in der 2. Liga anheuern können, wo man längst Kenntnis von ihn genommen hat. Doch für Wagner kam keiner der interessierten Vereine in Frage.
Lasogga-Schwester als Freundin & große Hilfe
Stattdessen hat Wagner Anfragen aus den USA vorliegen, wobei auch Ernst Tanner, deutscher Sportdirektor bei den Philadelphia Union, eine große Rolle spielte und ihn erfolgreich über den Atlantik lockte. Das US-Abenteuer begann und Wagner unterschrieb in Philly einen Zweijahres-Vertrag, der mit einem kolportierten Jahresgehalt von rund 315.000 Euro dotiert ist.
In Amerika und der MLS fasste der 21-jährige Verteidiger schnell Fuß. Als wertvolle Stütze diente dabei auch seine Frau Jenny, die für ihn ihre Zelte in Deutschland abbrach und mit in die USA übersiedelte. Sie ist übrigens die jüngere Schwester des ehemaligen HSV-Profis Pierre-Michel Lasogga. Mit ihr bekam Wagner im Frühjahr 2020 Nachwuchs.
Wagner startet in Philadelphia richtig durch
Bei den Philadelphia Union konnte sich Kai Wagner auf Anhieb einen Stammplatz erkämpfen und sich schnell einen Namen machen. In seiner ersten Saison für den Klub von der Ostküste verbuchte er 30 Ligaspiele, in denen er sechs Torvorlagen lieferte. Mittlerweile ist Wagner bei Philadelphia Union einer der absoluten Leistungsträger und das Spiel sogar teilweise auf ihn zugeschnitten.
In der abgelaufenen Spielzeit gewann der junge Deutsche, der zu Saisonbeginn noch wochenlang verletzungsbedingt ausfiel, mit seinem Team den Konferenztitel und den begehrten „Supporter Shield“. Eine Auszeichnung für das Team, welches in der regulären Saison der MLS die meisten Punkte einfahren konnte. Auch wenn es am Ende nicht für den US-Meistertitel reichte und man als Titelfavorit in der ersten Playoff-Runde rausflog, sind die Philadelphia Union nicht zuletzt dank Kai Wagner eines der absoluten Spitzenteams der Major League Soccer.
Kai Wagner: Der Anti-Schweinsteiger im Mainz-Visier
Das lässt sich auch mit der Entwicklung seines Marktwertes belegen, der sich seit August 2020 von 1 Million Euro auf aktuell 2,5 Millionen Euro mehr als verdoppelt hat. „In die Vereinigten Staaten zu gehen, war die beste Entscheidung meiner bisherigen Karriere“, lautet das wenig überraschende Zwischenfazit von Wagner.
Während alternde Superstars und Fußballlegenden wie Bastian Schweinsteiger, David Villa oder Andrea Pirlo ihre Karriere in den USA haben ausklingen lassen, ist der Weg von Kai Wagner genau entgegengerichtet. Für ihn entpuppt sich das Land der unbegrenzten Möglichkeiten als ideales Sprungbrett in eine der besten Ligen Europas. Damit scheint auch sein Karriereplan voll aufzugehen, machte Wagner doch von Anfang an keinen Hehl daraus, dass die USA für ihn nur „eine Durchgangsstation“ sei.
Im letzten Jahr hatte etwa der 1. FSV Mainz 05 seine Fühler nach Wagner ausgestreckt und zartes Interesse bekundet. Auch wenn bislang noch ein Bundesliga-Engagement auf sich warten lässt, ist fest damit zu rechnen, dass wir Kai Wagner in naher Zukunft bei einem Klub in einer europäischen Topliga antreffen werden.
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