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Alle Trainer der Nationalmannschaft der Frauen
Bei der Besetzung der Trainerposten seiner Auswahlmannschaften zeichnet sich der DFB durch Kontinuität aus. Das gilt voll umfänglich auch für die Nationalmannschaft der Frauen. So umfasst die Liste aller Bundestrainer/innen der DFB-Frauen gerade einmal sechs Personen. Sport-90 stellt die Übungsleiter, ihre größten Erfolge und deren Bilanzen vor.
Während Trainerentlassungen auf Klubebene im Fußball nahezu an der Tagesordnung stehen, ist die Trainerbank beim DFB alles andere als ein Schleudersitz. Sowohl bei den Männern als auch Frauen sind die Übungsleiter vergleichsweise lange im Amt. Beläuft sich die Anzahl aller Bundestrainer der Männer seit 1926 gerade einmal auf elf Namen (Stand März 2021; inklusive des noch nicht feststehenden Nachfolgers von Joachim Löw), schwangen bei den Frauen bislang sechs unterschiedliche Trainer das Zepter.
Alle Bundestrainer der DFB-Frauen: Das sind die bisherigen sechs Übungsleiter
Zum kleinen Kreis der Trainer der deutschen Frauennationalmannschaft gehören bislang Gero Bisanz, Tina Theune (hieß damals noch Tina Theune-Meyer), Silvia Neid, Steffi Jones, Horst Hrubesch und Martina Voss-Tecklenburg! Besonders das erste Trio um Bisanz, Theune und Neid prägte jeweils eine Ära und verbuchte jeweils mehr als 100 Länderspiele als Frauen-Bundestrainer!
Steffi Jones wurde dagegen die zweifelhafte Ehre zuteil, als erste und bislang einzige Trainerin der DFB-Frauen vorzeitig entlassen worden zu sein. Nachfolger wurde Hrubesch, der das Amt aber nur interimsmäßig übernahm und daher auch nur acht Monate als Cheftrainer wirkte. Seit Ende 2018 bekleidet Ex-Nationalspielerin Martina Voss-Tecklenburg den Trainerposten.
Bundestrainer der Frauen-Nationalmannschaft in der Übersicht
Amtszeit | Bundestrainer | Spiele - S-U-N |
---|---|---|
1982 – 1996 | Gero Bisanz | 127 - 83-17-27 |
1996 – 2005 | Tina Theune | 134 - 92-18-24 |
2005 – 2016 | Silvia Neid | 170 - 133-25-24 |
2016 – 2018 | Steffi Jones | 22 - 13-4-5 |
2018 – 2018 | Horst Hrubesch | 8 - 7-1-0 |
2018 – | Martina Voss-Tecklenburg | 57 - 41-5-11 |
2023 - (Interims-Trainer) | Horst Hrubesch | 2 -2-0-0 |
Gero Bisanz von 1982 - 1986: Der erste und längste im Amt
Gero Bisanz, der 1982 inthronisiert wurde, war nicht nur der allererste Bundestrainer der deutschen Frauennationalmannschaft, sondern mit 14 Jahren auch der Dauerbrenner auf der DFB-Bank. Ohnehin war Bisanz, der im Oktober 2014 verstarb, ganz eng mit dem DFB verbunden. Fast 30 Jahre (zwischen 1971 - 2000) war der Diplom Sportwissenschaftler für den Deutschen Fußball Bund tätig und dabei auch Chef-Trainerausbilder.
Bisanz baute die deutschen Frauennationalmannschaft mit auf und formte aus ihr schnell eine sehr erfolgreiche und titelhungrige Truppe. So konnte die DFB-Auswahl unter seiner Leitung dreimal die Europameisterschaft gewinnen (1989, 1991, 1995) und wurde bei der Frauen-Weltmeisterschaft 1995 Zweiter. Darüber hinaus errang Gero Bisanz mit den DFB-Mädels bei den Olympischen Sommerspielen 1986 in Atlanta den fünften Platz.
- Seine Bilanz als Bundestrainer der Frauen: 127 Länderspiele - 83 Siege, 17 Unentschieden, 27 Niederlagen!
Tina Theune von 1996 bis 2005: Die erfolgreichste Bundestrainerin
Tina Theune war sowohl die erste Frau, die die Fußballlehrer-Lizenz erwarb, als auch die erste Frau, die Bundestrainerin wurde. Und auch ihre Ausbeute und Erfolge waren überragend. Unter Theune war die deutsche Elf nicht nur in Europa über Jahre hinweg das Maß aller Dinge. Was sich mit drei gewonnen Europameisterschaften (1997, 2001, 2005) in Folge eindrucksvoll unterstreichen lässt. Darüber hinaus holte Deutschland unter Theune den ersten WM-Titel. Der Triumph bei der Weltmeisterschaft 2003 in den USA war der größte Erfolg.
Apropos Erfolg: Tina Theune, die mit dem DFB-Team der Frauen auch noch zweimal Bronze bei Olympia holte (2000, 2004), ist mit vier großen Titeln die erfolgreichste Bundestrainerin aller Zeiten! Nach dem EM-Erfolg 2005 trat die verdiente Theune zurück.
- Ihre Bilanz als Bundestrainerin der Frauen: 134 Länderspiele – 92 Siege, 18 Unentschieden, 24 Niederlagen!
Silvia Neid von 2005 - 2016: Meisten Siege, meisten Tore & erstmals Olympiasieger
Nach Theune wurde Silvia Neid, die zuvor bereits als Co-Trainerin bei den DFB-Frauen agierte und die U19-Auswahl leitete, als dritte Bundestrainerin ins Amt gehievt. Eine gute Entscheidung. Denn auch mit der ehemaligen Rekordnationalspielerin (111 Länderspiele für Deutschland) feierte die Mannschaft jede Menge Erfolge.
So konnte Neid, die als erste Ex-Nationalspielerin Trainerin wurde, mit Deutschland bei der Weltmeisterschaft 2007 erfolgreich den Titel verteidigen. Als erste Frauen-Mannschaft überhaupt und das, ohne auch nur ein Gegentor im Turnierverlauf zu kassieren - ebenfalls Rekord. Des Weiteren wurde Deutschland mit Nationaltrainerin Silvia Neid zweimal Europameister (2009, 2013), räumte zum ersten Mal die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen ab (2016) und triumphierte darüber hinaus dreimal beim prestigeträchtigen Algarve-Cup (2006, 2012, 2014), den Deutschland zuvor nie gewann.
Doch damit nicht genug: Die DFB-Frauen verbuchten unter Silvia Neid die meisten Siege, erzielten die meisten Tore, fingen sich die wenigsten Gegentreffer. Die ehemalige Mittelfeldspielerin war außerdem die erste DFB-Trainerin, die während ihrer Amtszeit 100 Spiele siegreich gestaltete. Außerdem wurde Neid nicht weniger als dreimal zur FIFA-Trainerin des Jahres gekürt (2010, 2013, 2016).
- Ihre Bilanz als Bundestrainerin der Frauen: 170 Länderspiele – 133 Siege, 25 Unentschieden, 24 Niederlagen!
Steffi Jones von 2016 - 2018: Kürzeste Amtszeit & als Erste entlassen
Steffi Jones wurde auserkoren, in die gewaltigen Fußstapfen von Silvia Neid zu treten. Diese sollten sich für die ehemalige und erfolgreiche Nationalspielerin, die insgesamt 111 Länderspiele absolvierte und unter all ihren drei Vorgängern spielte, aber schnell als viel zu groß entpuppen. Der DFB sah sich bereits nach 18 Monaten gezwungen, die Zusammenarbeit zu beenden und so ging Steffi Jones als erste entlassende Bundestrainerin in die Geschichte ein.
Dieser Schritt war alternativlos. Denn Steffi Jones, die nie zuvor als Cheftrainerin tätig war, war mit der Rolle als Bundestrainerin überfordert und hatte kein klares Konzept. Das vorzeitige Viertelfinal-Aus bei der EM-Endrunde 2017, wo sie keine wirkliche Stammelf hatte und alle Spielerin im Kader einsetzte, war ein sportlicher Offenbarungseid. Kurz darauf musste Jones außerdem noch die erste Heimniederlage im Rahmen einer WM-Qualifikation (2:3 gegen Island) verantworten.
Nach 543 Tagen zog der DFB die Reißleine und setzte Jones vor die Tür! Kein Bundestrainer - inklusive bei den DFB-Männern - hatte eine kürzeste Amtszeit.
- Ihre Bilanz als Bundestrainerin der Frauen: 22 Länderspiele – 13 Siege, 4 Unentschieden, 5 Niederlagen!
Horst Hrubesch von März bis November 2018: Startrekord und ungeschlagen
Nach dem vorzeitigen Aus von Steffi Jones sprang Horst Hrubesch in die Bresche und übernahm interimsmäßig den Posten. Das einstige „Kopfballungeheuer“ sollte die deutschen Frauen-Nationalmannschaft erfolgreich durch die WM-Qualifikation führen. Diesen Auftrag erfüllte der Ex-Nationalspieler und Europameister von 1980 mit Bravour und Deutschland gewann unter Fußballlegende Hrubesch alle vier verbleibenden Quali-Spiele.
Bemerkenswert: Horst Hrubesch stellte mit sieben Siegen in Folge ganz nebenbei auch noch einen Startrekord auf! Dieser sollte erst mit einem torlosen Unentschieden im letzten Spiel seiner kurzen Amtszeit gegen Spanien sein Ende finden. Dennoch blieb Hrubesch in seinem ersten Trainer-Engagement im Frauenfußball ungeschlagen!
- Seine Bilanz als Interimstrainer der Frauen: 8 Länderspiele – 7 Siege, 1 Unentschieden, keine Niederlage
Martina Voss-Tecklenburg seit November 2018: Mauer Start, dann souverän
Nachdem sie als Trainerin der Schweizer Nationalmannschaft der Frauen große Erfolge feierte, heuerte Martina Voss-Tecklenburg als DFB-Chefcoach an. Nach einem schleppenden Start inklusive Viertelfinal-Aus bei der WM 2019 und Verpassen der Olympia-Qualifikation läuft es unter der ehemaligen DFB-Spielerin rund. Die DFB-Frauen lösten unter der Leitung von Voss-Tecklenburg mühelos und gänzlich souverän das Ticket für die EM 2022 in England.
Es bleibt abzuwarten, wie sich Deutschland in Zukunft unter Nationaltrainerin Voss-Tecklenburg schlagen wird. Die bisherige Länderspielbilanz ist aber absolut überzeugend.
- Ihre Bilanz als Bundestrainerin der Frauen (Stand März 2021): 22 Länderspiele – 19 Siege, 1 Unentschieden, 2 Niederlagen