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Alle Sieger im Europapokal der Pokalsieger
Mit dem Europapokal der Pokalsieger gab es fast 40 Jahre lang einen eigenständigen internationalen Wettbewerb für alle Pokalsieger der europäischen Länder. Und genau wie der nationale Pokal hatte auch der Europapokal der Pokalsieger seine eigenen Gesetze. Das verdeutlicht allein schon der Blick auf die Liste alle Sieger im Europapokal der Pokalsieger, der immer wieder überraschende und interessante Sieger zum Vorschein brachte.
Ausgetragen wurde der Europapokal der Pokalsieger zwischen 1960/61 bis 1998/99. Doch aufgrund seiner nachlassenden Attraktivität und geringer werdendem Renommee – sowohl für teilnehmenden Vereine als auch die Fans – wurde der Wettbewerb schließlich eingestampft und mit dem 1971 eingeführten UEFA-Cup zusammengeführt. Seit der Saison 2008/09 läuft dieser Wettbewerb unter dem Namen Europa League, für die sich das Gros der europäischen Pokalsieger direkt qualifizieren. Insofern sie kein Ticket für die Königsklasse lösen.
Höherer Stellenwert als UEFA-Cup
Obwohl der Europapokal der Pokalsieger von allen drei europäischen Wettbewerben in der Breite meist am schwächsten besetz war, wurde er in seiner Wertigkeit höher als der UEFA-Cup eingestuft. Nicht umsonst standen sich bis 1999 im Europäischen Supercup die Titelträger aus dem Europapokal der Landesmeister (seit 1992/93 Champions League) und dem Europapokal der Pokalsieger gegenüber.
Der Modus des zweiten Europapokals war simpel. Gespielt wurde von Beginn an in einem K.o.-System mit Hin- und Rückspiel. Somit war von der 1. Runde an Spannung programmiert. Einzig das Finale wurde in einem Spiel ausgetragen. Das Teilnehmerfeld setzte sich aus den nationalen Pokalsiegern zusammen. Konnte sich ein Pokalsieger zugleich auch für den Landesmeisterpokal (oder später die Champions League) qualifizieren, rückte der unterlegene Pokalfinalist nach und vertrat sein Land im Europapokal der Pokalsieger.
Europapokal der Pokalsieger: 5 deutsche Siege
Für die deutschen Pokalsieger lief es in diesem Wettbewerb insgesamt ganz ordentlich. 38 Mal wurde der Europapokal der Pokalsieger ausgetragen, fünfmal wanderte der Pokal nach Deutschland. Borussia Dortmund war 1966 nach einem 2:1-Sieg n.V. gegen den FC Liverpool der erste deutsche Titelträger und konnte damit zugleich als erste deutsche Mannschaft einen europäischen Wettbewerb gewinnen. Direkt im nächsten Jahr (1967) triumphierte der FC Bayern München im Europapokal der Pokalsieger, die im Endspiel mit 1:0 n.V. gegen die Glasgow Rangers Oberhand behielten. Auch für die Bayern war es der erste Triumph auf europäischer Bühne.
Weitere deutsche Teams in der Liste aller Sieger des Europapokals der Pokalsieger sind der 1. FC Magdeburg (1974, zugleich der einzige Europapokal-Champion der DDR), der Hamburger SV (1977) sowie Werder Bremen (1992). Darüber hinaus stand sechsmal ein Verein aus Deutschland im Finale: 1860 München (1965, verloren gegen West Ham United), der HSV (1968, AC Mailand), Fortuna Düsseldorf (1979, FC Barcelona), Carl Zeiss Jena (1981, Dinamo Tiflis), Lokomotive Leipzig (1987, Ajax Amsterdam) und der VfB Stuttgart (1998, FC Chelsea).
Das bedeutet: Elf der 38 Endspiele im Europapokal der Pokalsieger gingen mit deutscher Beteiligung über die Bühne. Das sind immerhin rund 29!
Gewinner Europapokal der Pokalsieger in der Übersicht
Saison | Klub | Nation |
---|---|---|
1960/61 | AC Florenz | Italien |
1961/62 | Atlético Madrid | Spanien |
1962/63 | Tottenham Hotspur | England |
1963/64 | Sporting Lissabon | Portugal |
1964/65 | West Ham United | England |
1965/66 | Borussia Dortmund | Deutschland |
1966/67 | FC Bayern München | Deutschland |
1967/68 | AC Mailand | Italien |
1968/69 | Slovan Bratislava | CSSR |
1969/70 | Manchester City | England |
1970/71 | FC Chelsea | England |
1971/72 | Glasgow Rangers | Schottland |
1972/73 | AC Mailand | Italien |
1973/74 | 1. FC Magdeburg | DDR |
1974/75 | Dynamo Kiew | UdSSR |
1975/76 | RSC Anderlecht | Belgien |
1976/77 | Hamburger SV | Deutschland |
1977/78 | RSC Anderlecht | Belgien |
1978/79 | FC Barcelona | Spanien |
1979/80 | FC Valencia | Spanien |
1980/81 | Dinamo Tiflis | UdSSR |
1981/82 | FC Barcelona | Spanien |
1982/83 | FC Aberdeen | Schottland |
1983/84 | Juventus Turin | Italien |
1984/85 | FC Everton | England |
1985/86 | Dynamo Kiew | UdSSR |
1986/87 | Ajax Amsterdam | Niederlande |
1987/88 | KV Mechelen | Belgien |
1988/89 | FC Barcelona | Spanien |
1989/90 | Sampdoria Genua | Italien |
1990/91 | Manchester United | England |
1991/92 | Werder Bremen | Deutschland |
1992/93 | AC Parma | Italien |
1993/94 | FC Arsenal | England |
1994/95 | Real Saragossa | Spanien |
1995/96 | Paris Saint-Germain | Frankreich |
1996/97 | FC Barcelona | Spanien |
1997/98 | FC Chelsea | England |
1998/99 | Lazio Rom | Italien |
4 Titel: FC Barcelona Rekordsieger im Pokalsieger-Wettbewerb
Doch während kein Team aus Deutschland den Pott zweimal abräumen konnte, schaffte der FC Barcelona das Kunststück gleich viermal. Damit ist Barca auch der Rekordsieger im Europapokal der Pokalsieger! Der spanische Spitzenklub verbuchte seine Erfolge 1979, 1982, 1989 und 1997! Zudem kann der FC Barcelona noch zwei weitere Finalteilnahmen vorweisen (1969, 1991) und ist mit insgesamt sechs Endspielen Spitzenreiter!
Abgesehen von Barca gibt es noch vier andere Mannschaften, die als „Wiederholungstäter“ auftraten und den Titel mehrfach gewannen. Dabei handelt es sich um den RSC Anderlecht, AC Mailand, FC Chelsea und Dynamo Kiew. Dieses Quartett war je zweimal siegreich und liegt in der Liste der Rekordsieger auf dem geteilten 2. Platz. Zudem triumphierten noch 27 andere Vereine je einmal, sodass sich auf der Siegerliste des Europapokals der Pokalsieger insgesamt 32 verschiedene Mannschaften wiederfinden.
Fluch: Keine Titelverteidigung – 8 Finalpleiten für Titelträger
Jedoch gab es in der gesamten Historie des Wettbewerbs nicht eine erfolgreiche Titelverteidigung. Vielmehr schien ein Fluch auf den amtierenden Titelträger zu liegen, konnte doch gleich achtmal der Vorjahressieger im Folgejahr erneut das Endspiel erreichen - zog dabei aber stets den Kürzeren! Davon war waren der AC Florenz (Sieger 1961, verlorenes Finale 1962), Atletico Madrid (1962, 1963), der AC Mailand (1973, 1974), RSC Anderlecht (1976, 1977), Ajax Amsterdam (1987, 1988), der AC Parma (1993, 1994), FC Arsenal (1994, 1995) und Paris Saint-Germain (1996, 1997) betroffen.
Der RSC Anderlecht konnte übrigens für eine weitere Besonderheit sorgen. Denn die Belgier erreichten als einzige Mannschaft dreimal in Folge das Finale (1976, 1977, 1978), wobei man das erste und dritte siegreich gestaltete. Damit ist Anderlecht zusammen mit Sampdoria Genua der einzige Klub, der nach einer Finalpleite im Jahr darauf den Titel holte.
Engländer gewannen Europapokal der Pokalsieger am häufigsten
Am häufigsten stellte England den Sieger im Europapokal der Pokalsieger. Achtmal wanderte der Pott auf die Insel, davon gleich fünfmal nach London: FC Chelsea (2 Siege), FC Arsenal, West Ham United und Tottenham Hotspur. Damit ist London auch die erfolgreichste aller Städte und beheimatet die meisten Titelträger! Die weiteren Champions aus England sind Manchester City, der FC Everton und Manchester United.
Deutschland liegt mit seinen vier Titelgewinnen in der Nationenwertung auf dem 3. Platz. Hinter Italien und Spanien, die jeweils siebenmal den Sieger stellten. Erfolgreiche Nachrücker: Viermal triumphierte unterlegene Pokalfinalist Abschließend noch ein weiterer sehr interessanter Fakt zur ruhmreichen Liste aller Sieger im Europapokal der Pokalsieger. Viermal konnte ein „Nachrücker“ den Pokal absahnen. Damit sind unterlegene Pokalfinalisten der jeweiligen nationalen Pokalwettbewerbe gemeint, die nur teilnehmen durften, weil die eigentlichen Pokalsieger auch nationaler Meister wurden und somit im Europapokal der Landesmeister / Champions League mitmischten. Diesen Umstand verdanken der AC Florenz (1961), die Glasgow Rangers (1972), der RSC Anderlecht (1978) sowie der FC Barcelona (1997) ihre Titel!