Bildquelle: Doha Stadium Plus Qatar from Doha, Qatar [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)
Alle FIFA-Präsidenten in einer Liste
1904 wurde die FIFA gegründet, doch die Liste aller FIFA-Präsidenten fällt recht kurz aus. Gerade einmal neun Personen haben in der über 100-jährigen Geschichte das Präsidentenamt des Fußball Weltverbandes bekleidet. Sport-90.de liefert einen Überblick aller FIFA-Präsidenten und stellt die mächtigen Männer im Weltfußball vor.
Als die FIFA am 21. Mai 1904 in Paris gegründet wurde, zählte gerade einmal sieben Nationen zu den ersten Mitgliedern: Frankreich, Belgien, Dänemark, Niederlande, Spanien, Schweden und die Schweiz. Ursprünglich sollte auch England als „Mutterland des Fußballs“ dem Verband angehören, zumal die Engländer bereits 1863 ihre eigene Football Association ins Leben riefen und zu den Vorreitern des Sports gehörten. Doch die Engländer hatten sich auf entsprechende Anfragen nicht geäußert und blieben somit erstmal außen vor - aber nur bis 1905. Aus den einst sieben Gründungsmitgliedern der FIFA sind aktuell 211 Nationalverbände geworden, die dem Weltfußballverband inzwischen angehören (Stand 2020).
Robert Guérin: 1. FIFA-Präsident von 1904 bis 1906
Erster FIFA-Präsident war Robert Guérin. Kein Zufall, denn der Franzose war 1904 einer der größten Initiatoren und Hauptfiguren der FIFA-Gründung. Allerdings blieb Guérin nicht lange im Amt. Zwar konnte der Journalist während seiner Amtszeit die Zahl der FIFA-Mitglieder um acht auf 15 Nationen ausbauen.
Aber da es schon frühzeitig Probleme und Uneinigkeiten zwischen den Ländern gab - so wurde beispielsweise ein 1905 geplantes internationales Fußballturnier aufgrund mangelnden Interesses der Teilnehmer nicht ausgetragen - hat sich Guérin mehr und mehr seine Aufgaben vernachlässigt. 1906 wurde er als FIFA-Präsident abgewählt.
Übersicht aller FIFA-Präsidenten
Amtszeit | Präsident | Nation |
---|---|---|
1904-1906 | Robert Guérin | Frankreich |
1906-1918 | Daniel Burley Woolfall | England |
1921-1954 | Jules Rimet | Frankreich |
1954-1955 | Rodolphe William Seeldrayers | Belgien |
1955-1961 | Arthur Drewry | England |
1961-1974 | Sir Stanley Rous | England |
1974-1998 | Joao Havelange | Brasilien |
1998-2015 | Sepp Blatter | Schweiz |
2015-2016 | Issa Hayatou (interim) | Kamerun |
2016- heute | Gianni Infantino | Schweiz |
Daniel Burley Woolfall: 2. FIFA-Präsident von 1906 bis 1918
Als neuer und somit zweiter FIFA-Präsident wurde Daniel Burley Woolfall gewählt. Der Engländer bekleidete den Posten bis zu seinem Tod 1918 und hat in seinem zwölfjährigem Schaffen einiges auf die Beine gestellt. So sorgte Woolfall dafür, dass es - nach englischem Vorbild - einheitliche Fußballregeln gab, die international Bestand haben sollten. Und noch heute sind einige dieser Regeln aktuell. Zudem setzte sich der Jurist und Fußballfunktionär dafür ein, dass es bei den Olympischen Spielen 1908 und 1912 erstmals Fußballturniere gab.
Unter Woolfall ging es mit dem Expansionskurs der FIFA erfolgreich weiter, wobei nun auch nicht-europäische Verbände aufgenommen wurden. Südafrika stieß als erstes FIFA-Mitglied aus Übersee dazu. 1918 verstarb Daniel Burley Wollfall. Der Fußballfunktionär aus Blackburn wurde damit 66 Jahre alt.
Jules Rimet: 3. FIFA-Präsident von 1921 bis 1954
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Als dritter FIFA-Präsident wurde Jules Rimet inthronisiert. Da der Posten des FIFA-Boss in der Nachkriegszeit zwischen 1918 bis 1921 vakant blieb, trat der Franzosen seinen Posten 1921 an. Bis 1954 und somit stolze 33 Jahre war Rimet das Oberhaupt des Weltfußballs. Bis heute die längste Amtszeit aller FIFA-Präsidenten. Er lag 1954 im Alter von 80 Jahren sein Amt nieder und verstarb zwei Jahre später.
Rimet gilt gemeinsam mit Enrique Buero als Begründer der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft und war hauptverantwortlich für die ersten fünf Ausgaben des fußballerischen Großereignis‘. Die FIFA würdigte dem geistigen Vater der WM und benannte den WM-Pokal 1950 in den „Coupe Jules Rimet“. Rimet war bis 1974 namensgebender der WM-Trophäe.
Rodolphe William Seeldrayers: 4. FIFA-Präsident von 1954 bis 1955
Nachdem Rodolphe William Seeldrayers 25 Jahre als Vizepräsident des Weltverbandes fungierte, wurde er nach dem Ausscheiden von Rimet neuer FIFA-Präsident. Bei Amtsantritt war der in Düsseldorf geborene Belgier bereits 78 Jahre alt. Ein Jahr später verstarb Seeldrayers, der somit der FIFA-Präsident mit der kürzesten Amtszeit ist.
Dennoch hatte er das Glück, die Feierlichkeiten rund um das 50-jährige Bestehen der FIFA mitzuerleben. Zu diesem Zeitpunkt fanden sich 85 Verbände aus der ganzen Welt in den Reihen des Weltverbandes wieder.
Arthur Drewry: 5. FIFA-Präsident von 1956 bis 1961
Nachfolger von Rodolphe William Seeldrayers wurde 1955 Arthur Drewry. Der Engländer hatte bereits ein halbes Jahr zuvor die Geschicke der FIFA interimsmäßig ausgeführt. Seeldrayers wäre langer als sechs Jahre im Amt geblieben, verstarb aber genau wie sein Vorgänger während seiner Präsidentschaft. 1970 segnete er kurz nach seinem 70. Geburtstag das Zeitliche. Interessant ist auch, dass Arthur Drewry von 1949 bis zum Jahr 1954 Präsident der Football League in England war.
Während seiner Zeit als FIFA-Präsident eröffnete er im Jahre 1958 die 6. Fußball-Weltmeisterschaft in Stockholm, welche in Schweden stattfand. Bis heute erinnert man sich auf der Insel an den 5. FIFA-Präsidenten, der zwischenzeitlich auch Vereinspräsident von Grimsby Town war, dessen Amt zuvor von seinem Schwiegervater bekleidet wurde.
Stanley Rous: 6. FIFA-Präsident von 1961 bis 1974
Nächster Name auf der Liste aller FIFA-Präsidenten ist Sir Stanley Ford Rous. Die Rolle des FIFA-Boss blieb somit in englischer Hand. Rous, der vor seiner Karriere als Fußballfunktionär als Schiedsrichter tätig war, wurde mit 51:14 Stimmen in das Amt gewählt.
Die Ära Stanley Rous war von wenig Risiko geprägt, allerdings kurbelte er die TV-Expansion der Weltmeisterschaften an. Die WM 1970 in Mexiko wurde erstmals in Farbe ausgestrahlt. Nach seiner Ablösung durch Joao Havelange wurde Rous im Jahre 1974 zum Ehrenpräsidenten der FIFA ernannt. In Großbritannien benannte man zudem einen Pokalwettbewerb nach Sir Stanley Rous, welcher jedoch nicht lange ausgetragen werden sollte (1985-1989).
Joao Havelange: 7. FIFA-Präsident von 1974 bis 1998
Mit Joao Havelange wurde die wichtigste Stelle im weltweiten Fußball erstmals durch einen Nicht-Europäer besetzt. Dass der Brasilianer als siebter FIFA-Präsident gewählt wurde, überraschte nicht, da sich in den Jahren zuvor in den wichtigsten Kongressen eine anti-europäische Stimmung innerhalb des Verbandes breitmachte. Havelange, hauptberuflich Rechtsanwalt, war insgesamt 24 Jahre an der Spitze der FIFA.
Doch mit ihm begann zugleich der Anbruch von Skandalen und Bestechungen, die dem Ansehen und der öffentlichen Wahrnehmung des Weltfußballverband immens schadeten. Der selbstherrliche Havelange baute ein regelrechtes System gegenseitiger Begünstigungen auf und so floss unterhalb der FIFA-Funktionäre reichlich Schmiergeld. Havelange selbst hatte 2011 bestätigt, während seiner Amtszeit mehrere Millionen an Schmiergeld erhalten zu haben. Darüber hinaus sei an den Bestechungsskandal mehrerer Funktionäre durch die Sportmarketingfirma ISL erinnert. Ohnehin war die lange Amtszeit von Joao Havelange von dem Drang der Geldvermehrung geprägt. Das glückte dem Südamerikaner - mit teils fragwürdigen Methoden - blendend. Es wurden lukrative Sponsorenverträge geschlossen und die Weltmeisterschaft immer weiter vermarktet.
Sepp Blatter: 8. FIFA-Präsident von 1998 bis 2015
So wuchs etwa die Zahl der WM-Teilnehmer von 16 auf 24 Mannschaften, wovon insbesondere die Verbände aus Afrika, Asien und der CONCACAF Zone profitierte. Diese zeigten sich u.a. durch ihre Stimmen für Havelange bei den Wahlen erkenntlich. Sepp Blatter war der nächste FIFA-Präsident und auch seine Amtszeit ist rückblickend vornehmlich mit Skandalen behaftet. So soll der Schweizer etwa afrikanische Funktionäre bestochen haben, damit sie für ihn bei der Wahl 1998 votieren. Aber selbst der sog. ISL-Skandal, die als Mutter aller Sportskandale gilt, vermochte es nicht, dass Blatter sein Amt verlor.
Letztlich wurde ihm 2011 eine dubiose Millionen-Zahlung an UEFA-Präsident Michel Platini zum Verhängnis und Blatter 2015 von der FIFA-Ethikkommission vorübergehend suspendiert. Im Juni desselben Jahres erklärte Sepp Blatter seinen Rücktritt als FIFA-Präsidenten.
Issa Hayatou: FIFA-Interimspräsident von 2015 bis 2016
Nach der Ethik-Sperre gegen Amtsinhaber Blatter wurde gemäß der FIFA-Statuten der 1. Vizepräsident mit dem Präsidentenposten versehen. Somit übernahm Issa Hayatou aus Kamerun, ohne eine Wahl durchlaufen zu müssen, interimsweise die Geschicke.
Zudem war der ehemalige Sportler auch über Jahre das Gesicht im kamerunischen Fußball. Im Jahre 1988 übernahm er den Posten des Präsidenten der Confédération Africaine de Football. Bis 2017 sollte seine Regentschaft andauern, ehe er abgewählt wurde. Im Zuge der Ermittlungen wegen rechtswidriger Methoden bei der Vergabe von Fernseh-Rechten wurde Hayatou vom ägyptischen Kartellamt zu einer Geldstrafe von 25 Millionen Euro verurteilt.
Gianni Infantino: 9. FIFA-Präsident seit 2016
Seit 26. Februar 2016 heißt der mächtigste Mann im Weltfußball Giovanni Infantino. Der Schweizer mit italienischer Abstammung war zuvor von 2009 bis 2016 als UEFA-Generalsekretär tätig. Aber auch Infantino sieht sich seither harscher Kritik ausgesetzt und wird immer wieder mit Skandalen in Verbindung gebracht.
Der Tenor: Infantino agiere und trickse im Sinne der Superreichen und nimmt es zudem mit Regeln nicht sonderlich ernst. Ob nun die Aufblähung der WM mit 40 Teilnehmern, Pläne für eine Klub-WM, die für 25 Milliarden Dollar an Investoren verkauft werden soll oder seine angebliche Einflussnahme auf die Präsidentenwahl des afrikanischen Kontinentalverbandes.
Ermittlungen gegen Gianni Infantino
Im Jahre 2019 fingen die Behörden an, gegen Gianni Infantino zu ermitteln. Dabei ging es um Treffen zwischen dem Schweizer Bundesanwalt Michael Lauber und einem weiteren Staatsanwalt. Ebenso hatte man gegen beide Personen ermittelt, da man den Verdacht hegte, Infantino könnte versucht haben, in diversen Straf- und Rechtshilfeverfahren, Einfluss zu nehmen. 2023 wurde das Verfahren eingestellt. Die FIFA wertete es als Sieg.
Dennoch ist Gianni Infantino nicht unbestritten. Im Sommer 2020 trat Lauber von seinem Amt zurück. Infantino hingegen wehrte sich gegen die Vorwürfe und konnte sich mit Mühe und Not im Amt halten. Der FIFA-Präsident steht nicht erst seit dieser Affäre unter Beobachtung der Behörden.