Bildquelle: Harleypaul on Tour (Bild bearbeitet)
Darum muss ein Protest auch mal nerven – Tennisbälle sind kein Verbrechen
Seit Wochen erleben wir eine Protestwelle in den deutschen Profiligen, die sich gegen einen Einstieg eines Investors in der Deutschen Fußball Liga (DFL) richtet. Die einen sind davon genervt und die anderen unterstützen die Proteste in den Stadien. Tennisbälle, Schokotaler und Flummis fliegen in aller Regelmäßigkeit auf die Spielfelder und in die Innenräume. Der Protest wird zunehmend stärker und das ist auch gut so.
Manch ein Fußballfan kann das alles nicht so wirklich verstehen – so will er oder sie doch einfach nur ein Spiel seiner Mannschaft im Stadion schauen. Um mehr geht es dieser Sorte von Fußballfans nicht. Gleichzeitig wird gerne immer wieder auf die diversen Ultra-Gruppierungen geschimpft, die sich „zu wichtig nehmen“ würden. Doch kann man das so pauschal äußern? Nein!
Spanische Verhältnisse könnten uns drohen
Worum geht es bei diesen Protesten? Um es ganz simpel zu halten: Ein Investor soll keinen Einfluss auf den Sport nehmen, den wir alle so sehr lieben. Dabei geht es unter anderem um Anstoßzeiten, Spiele der Bundesliga oder auch des DFB-Pokals etc., die möglicherweise im Ausland stattfinden, wie es z.B. in der spanischen La Liga bereits der Fall ist. Ebenso möchte man verhindern, dass die 50+1-Regel ausgehöhlt wird.
Schaut man nach Spanien, dann hat es vielleicht nicht jeder mitbekommen, in welchen Städten der Supercopa de España (spanischer Supercup) seit 2018 ausgetragen wurde. Von den letzten sechs Ausgaben des Wettbewerbs wurde eine Partie in der spanischen Heimat ausgetragen (2021 in Sevilla). Alle anderen Spielorte ließen sich in Marokko und in Saudi-Arabien vorfinden. Genau das könnte auch dem deutschen Fußballfan mitunter blühen.
Bundesliga im Ausland?
Noch ist nämlich gar nicht klar, welche Ziele ein Investor verfolgt, der sich für 20 Jahre Anteile an den Erlösen der DFL sichern möchte. Ein solches Szenario kann also zum aktuellen Zeitpunkt nicht ausgeschlossen werden. Nehmen wir an, dass Partien der Bundesliga im Ausland stattfinden, so hieße es für den allgemeinen Fan, dass er oder sie die Spiele seines Klubs mitten in der Nacht anschauen müsste.
Das kann nicht im Sinne der Zuschauer und Fans sein, die sich wahrscheinlich einen Wecker stellen müssten, um die jeweilige Partie im Fernsehen schauen zu können. Der Besuch eines Heimspiels ist in solchen Fällen nur schwer bis gar nicht möglich. Eine komplette Fankultur würde den Bach runtergehen, wenn dies zur bitteren Realität werden würde.
Proteste sind wichtig – Saudi-Arabien betreibt Sportswashing
Nun gibt es einige, die der Meinung sind, dass die anhaltenden Proteste nichts bringen würden. Lassen wir ein wenig die Zeit Revue passieren, als in den deutschen Stadien Proteste gegen die unbeliebten Montagsspiele gefahren wurden. Auch hier hatten einige gemeint, dass ein Widerstand in den Stadien nicht viel bringen würde. Die Folge: Montagsspiele gibt es nicht mehr. Protest kann also etwas bewirken.
Fanunfreundliche Anstoßzeiten führen dazu, dass sich die DFL noch weiter von der Basis verabschieden würde und genau dies sollte unbedingt vermieden werden. Aktuell sind mit den Unternehmen Blackstone und CVC noch zwei Bewerber im Rennen, die sich um den Einstieg in die DFL ein Wettrennen liefern. Beide Unternehmensgruppen kassieren Geld aus Saudi-Arabien. Ein Land, welches nicht viel von Menschenrechten hält und mit verschiedenen Sportevents, wie beispielsweise der PPV-Veranstaltung der WWE „Crown Jewel“ und anderen Austragungen Sportswashing betreibt. Man holt beliebte Sportveranstaltungen nach Saudi-Arabien, um das Ansehen des Landes aufzupolieren.
Blackstone & CVC keine soziale Partner
Gleichzeitig möchte man über die internationalen Medien die eigene Reputation verbessern. Sei es durch prestigeträchtige Fußballspiele, diversen Boxkämpfen oder auch durch die Kooperation mit der WWE. Man lenkt also von den begangenen Menschenrechtsverletzungen ab, indem man sich weltoffen zeigt. Ein Widerspruch in sich, den die DFL bereitwillig unterstützt.
CVC und Blackstone handeln abseits der Aktienmärkte und beraten in der Regel jene Unternehmen, an denen sie beteiligt sind. Dies wäre mit großer Wahrscheinlichkeit auch bei der DFL der Fall, auch wenn diese sich gegen die Vorwürfe wehrt. Mit einem Einstieg eines Investors würden sich einige Dinge ändern. Dinge, die der gemeine Fußballfan jetzt noch gar nicht abschätzen kann.
Blackstone mischt beim FC Augsburg mit – CVC bei der DFL & FC Bayern
CVC ist in Deutschland kein Unbekannter. Die Beteiligungsgesellschaft hält beispielsweise 60% der Anteile des Wettanbieters Tipico. Der Sportwettenanbieter ist bereits Sponsor der DFL und auch beim FC Bayern München. Man kennt sich also. Blackstone wiederrum ist auch in Deutschland bekannt, wenngleich die wenigsten es wissen. Über eine Tochtergesellschaft hält Manager David Blitzer Anteile am FC Augsburg.
Im Sommer 2023 bekam die breite Masse einen Vorgeschmack geliefert. Der FC Augsburg verpflichtete den US-Amerikaner Ricardo Pepi vom FC Dallas für satte 16,36 Millionen Euro. Ein Transfer, der ohne die Hilfe von David Blitzer nicht möglich gewesen wäre. Über Querverbindungen war dieser Deal möglich. Nun ja, beide Unternehmen beziehen Geld aus Quellen, die nicht zu 100% nachvollziehbar sind. Wir transparent werden ihre Wünsche in der Mitbestimmung in Bezug auf die DFL sein? Das sind Dinge, die die Öffentlichkeit nicht einschätzen kann. Die DFL hüllt sich größtenteils in Schweigen.
1 Milliarde Euro stehen im Raum
Dass der Fußball immer mehr dem Kommerz zum Opfer fällt, ist nicht von der Hand zu weisen. Und ein gewisser Kommerz ist notwendig, wenn das Produkt Bundesliga wettbewerbsfähig bleiben möchte. Wer nun denkt, dass der Milliarden-Deal dazu führt, dass die Vereine am Ende einen ordentlichen Batzen Kohle bekommen, der irrt sich gewaltig.
Rund eine Milliarde Euro soll die DFL für einen Investoreneinstieg erhalten. Davon sind bereits 600 Millionen Euro für die Bereiche Digitalisierung und Internationalisierung verplant. Alleine 164 Millionen Euro sollen in die Weiterentwicklung der eigenen digitalen Plattformen investiert werden. Teils will die DFL mit Abo-Angeboten arbeiten, die von uns Fans gekauft werden können. Ein Teil geht für die Werbung, als „strategischer Rückbehalt“ und für die Virtual Bundesliga drauf.
Vereine dürfen nicht so viel erwarten
400 Millionen Euro sind übrigen und wenn man sich anschaut, wohin dieses Geld fließen soll, dann muss man nicht Adam Riese heißen, um zu erkennen, dass die Klubs von dem Batzen Kohle nicht viel sehen werden. Vereine, die die Liga im Ausland präsentieren, sollen finanziell gefördert werden. Damit können beispielsweise Reisekosten getragen werden, sofern man sich im Ausland befindet und dort Werbung für die Bundesliga betreibt.
300 Millionen Euro verbleiben und dieses Geld soll die Lücke schließen, die sich auftut, da der Investor mit 8% der Umsatzerlöse bedacht wird. Zwar mögen die großen Klubs, die sich im Ausland abseits der Saison blicken lassen, gefördert werden, aber viele kleinere Vereine werden wenig bis gar nichts von diesem Deal spüren.
Investoreneinstieg und sein Rattenschwanz
Der „normale“ Fan interessiert sich für diese Szenarien und Umstände vielleicht nicht, wird aber die Konsequenzen zu spüren bekommen, wenn er sich auf Dauer kein Bezahl-Abo leisten kann, um seinen Verein live im TV verfolgen zu können. Die DFL muss Einnahmen generieren, um das Loch zu stopfen, welches durch die finanzielle Beteiligung eines Investors aufgerissen wird. Ein neuer TV-Vertrag spült Geld in die Kassen rein und sowohl Blackstone als auch CVC sind daran interessiert, dass das Bieterverfahren ausufert. Die Gründe hierfür liegen auf der Hand: Je teurer das Rechtepaket ausfällt, desto mehr verdient der Investor mittels seiner Beteiligung. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass der Rechteinhaber (Sky, DAZN, Amazon etc.) diese Ausgabe wieder einfahren muss. Der Leidtragende ist am Ende der Abonnent, der für Live-Fußball noch mehr zahlen muss.
Blackstone und CVC kann man durchaus als Brandbeschleuniger ansehen. Beides sind Unternehmen, die von Renditen leben. Man kann also davon ausgehen, dass dies nur die Spitze des Eisbergs sein dürfte, wenn ein Investor, und danach sieht es leider aus, einen Fuß in die Tür bekäme. Dann sprechen wir nicht mehr über Anstoßzeiten, sondern über Partien im Ausland und noch teureren Pay-per-View-Verträgen, die für viele Fans kaum noch tragbar sein dürften.
Martin Kind stimmt wohl gegen Vereinsvorgabe
Der Protest gegen einen Einstieg eines Investors ist richtig und wichtig. Und ja, ein solcher Protest muss uns und vor allem die DFL-Verantwortlichen sowie den möglichen Investoren nerven. Die DFL hatte es frühzeitig verpasst, Gespräche mit den Fanszenen anzubieten und zu führen. Die Inhalte, über die man sich mit den Investoren austauscht und vielleicht auch im Vorfeld zugesteht, sind für viele nicht zu 100% in Erfahrung zu bringen. Die Wahlen sind geheim – Martin Kind durfte die Fan-Wut beim Spiel zwischen dem HSV und Hannover 96 in der 2. Liga am Wochenende miterlebt haben. Die Szene zeigte einen Banner mit seinem Bild im Fadenkreuz. Abscheulich auf jeden Fall – die Hintergründe sind jedoch nachvollziehbar. Kind, dem vorgeworfen wird, für einen Einstieg eines Investors gestimmt zu haben, obwohl der Verein genau das Gegenteil wollte, hüllt sich in Schweigen, was seine Stimmabgabe betrifft. Selbst Vereine und deren Profiabteilungen sind sich teils nicht einig, wie man am Beispiel Hannover 96 erkennen kann. Abgesehen von den Geschehnissen in besagter Partie gehen die Proteste weiter.
Nun hört und liest man hier und da, dass der Protest zu weit ginge und nerven würde. Ja, der Protest nervt auch jene, die ihn umsetzen. Man geht nicht ins Stadion, um Freude daran zu finden, dass das Spiel seines Klubs mutwillig unterbrochen wird. Auch dass man einen Spielabbruch provozieren würde, kann man gelten lassen. Bestraft werden im schlimmsten Fall beide Klubs, wenn beide Fanlager gleichermaßen einen Spielabbruch provozieren. So können beide Vereine mit einem Punktabzug bestraft werden. Dies gilt es auszuhalten. Ein Investor wird kaum Freude an einem Invest haben, welches sich durch solche Szenarien präsentiert. Und wer sich nun fragt, was die Tennisbälle damit zu tun haben, für diejenigen haben wir auch eine Erklärung.
Wollt ihr wirklich ein Operetten-Publikum sein?
Die Tennisbälle symbolisieren das Fanverhalten beim Tennis. Ihr wisst schon: ruhig auf der Tribüne sitzen, den Ballwechsel verfolgen und erst applaudieren, wenn der Punkt gewonnen wurde. Ein Operetten-Publikum, welches nur nach streng festgelegten Regel Enthusiasmus zeigen darf. Genau das, was viele Fans eben nicht wollen. Die Kurven leben von Kreativität und Begeisterung.
Diese Begeisterung und dieser Enthusiasmus wird man aber nicht mehr erleben können, wenn die Spiele nicht mehr in unseren Stadien stattfinden und somit eine komplette Fan-Kultur und auch das Vereinsleben zerstört wird. Auch wenn einige meinen, man würde Stimmung auch ohne Ultras erzeugen, so schaut Euch bei diversen Testspielen um, wenn Eure Ultra-Szene nicht aktiv ist. Wie ist die Stimmung? Kaum mit jener zu vergleichen, die von den Ultras initiiert wird. Aus diesen und vielen weiteren Gründen sollte man die Proteste aussitzen, auch wenn es nervt.
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