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Kultreporter Rolf Töpperwien im Porträt: ZDF-Ikone, Werder-Fan & Skandalnudel
2010 kehrte Rolf Töpperwien der großen Fußballbühne den Rücken und legte nach über 36 Jahren für das ZDF das Mikrofon beiseite. Bis heute haben viele Fußballfans die markante Stimme des Kommentators noch im Ohr. Kein Wunder, kommentierte „Töppi“ während seiner erfolgreichen Laufbahn 1.444 Bundesligaspiele und erlang Kultstatus. Sport-90 zeichnet im Rolf Töpperwien Porträt seinen Werdegang nach, der auch von einigen Skandalen begleitet wurde.
Seine gesamte TV-Karriere verbrachte Rolf Töpperwien beim ZDF. Für den öffentlich-rechtlichen Sender ging er als Fieldreporter überfallartig auf Interview-Jagd oder kommentierte Spiele der Nationalmannschaft, aus der Bundesliga oder dem Europapokal und verfasste regelmäßig für den TV-Sportklassiker „Das aktuelle Sportstudio“ Spielberichte.
Töppi: 1.444 Bundesliga-Spielberichte - leidenschaftlich & laut am ZDF-Mikro
In der Summe brachte es Rolf Töpperwien, der vorzugsweise „Töppi“ genannt wird, zwischen 1974 bis 2010 auf stolze 1.444 Bundesligareportagen. Macht in 36 Berufsjahren für das Zweite einen Schnitt von über 40 Spielen pro Jahr. Da überrascht es nicht, dass Töppi im Laufe der Jahrzehnte zu einem der bekanntesten Fußballkommentatoren avancierte.
Am Mikrofon zeichnete sich Rolf Töpperwien nicht nur durch seine markante Stimme mit reichlich Bass aus. Vielmehr ging er sehr, teils zu leidenschaftlich zu Werke. Immer laut, schrill, auch kindlich. Mit seinem steigenden, erregten Reporter-Stil vermittelte der gebürtige Niedersachse Spannung, wobei auch Zahlen und Details zu den Stärken des kompetenten TV-Manns gehörten. Wie jeder andere Fußballkommentator, spaltete auch Töpperwien mit seiner ganz eigenen Art des Kommentierens die Fußballnation vor den Fernsehern.
Töpperwien-Spiele mit Torgarantie
Bemerkenswert: In den Spielen, die Töppi kommentierte bzw. von denen er einen Spielbericht anfertigte, war fast immer was los. Inklusive Tor-Garantie. Denn wie der Kultreporter selbst einmal vorrechnete, endeten nur 23 seiner insgesamt 1.444 Bundesligaspiele mit 0:0. Das entspricht gerade einmal 1,6 Prozent.
„Den Töppie, den kannst du zu dem langweiligsten Kick schicken. Garantiert bricht da eine Tribüne zusammen, oder der Schiedsrichter steht unter Polizeischutz“, hat Kommentator-Kollege Marcel Reif laut einer Aussage von Töpperwien in einem Interview mit der „Sport Bild“ gesagt.
Rolf Töpperwien: Akribische Vorbereitung auf Kommentatoren-Einsätze
Auch die Vorbereitung auf seine Kommentatoren-Einsätze verliefen immer nach einem festen Muster und sehr akribisch. Selbst wenn es sich „nur“ um einen kürzeren Bericht über vier bis zehn Minuten handelte, überlies Töppi nichts dem Zufall. Donnerstag stand umfassende Recherche im Büro auf dem Plan, ehe er am Freitag beide Mannschaften im Hotel einen Besuch abstattete.
Samstags nutzte Rolf Töpperwien sein traditionell ausgiebiges Frühstück, um diverse Zeitschriften zu studieren oder um Telefonate mit örtlichen Journalisten zu führen. So sammelte der ZDF-Sportreporter immer reichlich Infos und Fakten für seine Berichte.
Töppi als Mentor für Kommentatorin-Schwester Sabine Töpperwien
Schon als kleiner Junge wollte Rolf Töpperwien, der am 26. September 1950 in Osterode im Harz geboren wurde und im Herzen von Niedersachsen aufgewachsen ist, Radioreporter im Fußball werden. Im Gegensatz zu seiner zehn Jahre jüngeren Schwester und ebenfalls bekannten Fußballkommentatorin Sabine Töpperwien, der er als Mentor und Wegbereiter diente und die beim WDR-Hörfunk als Sportreporterin und -chefin Karriere machte, war Töppi aber während seiner aktiven Laufbahn nie im Radio zu hören.
Seine berufliche Heimat sollte all die Jahre das ZDF werden. Beim Sender aus Mainz landete Rolf Töpperwien bereits 1973. Während seines Studiums in Göttingen (Publizistik, Geschichte, Politikwissenschaft), dass er 1975 mit dem Magister erfolgreich abschloss, begann er als freier Mitarbeiter.
ZDF-Festanstellung nach DDR-Dienstreise - BTSV „mein Lieblingsverein“
1977 hatte der damals 27-Jährige eine Festanstellung beim ZDF in der Tasche. Zuvor führte ihn seine erste Dienstreise in die ehemalige DDR, wo er über die Partie zwischen dem 1. FC Magdeburg gegen Eintracht Braunschweig berichtete. „Ich verdiente zwar weniger, aber ein Traum ging in Erfüllung“, ließ Töpperwien wissen.
Apropos Eintracht Braunschweig: Als Niederachse ist Rolf Töpperwien seit jeher glühender Anhänger der Löwen, Braunschweig ist „mein Lieblingsverein“. In seiner Jugend hatte er nach eigener Aussage auch ein Faible für den Hamburger SV. Töpperwien verehrte Fußballlegende Uwe Seeler und Kulttrainer Branko Zebec.
Töppi: Werder & Rehhagel im Herzen - Ärger mit Lattek & Hoeneß
Doch auch aus seiner Liebe zu Werder Bremen machte Rolf Töpperwien nie einen Hehl. „Der schläft doch in Bremer Bettwäsche, den haben sie grün-weiß eingewickelt“, sagte einst der ehemalige Bundestrainer Erich Ribbeck über den Reporter. Er pflegte eine freundschaftliche Beziehung zum langjährigen Übungsleiter Otto Rehhagel, was den einen oder anderen Zwist mit dem FC Bayern München hervorrief. Denn Bremen und Bayern pflegten besonders in den 1980er bis 2000er Jahre eine intensive Rivalität in der Bundesliga, die Töpperwien auch beruflich begleitete.
„Udo Lattek mag Otto Rehhagel nicht, also mag ich Lattek nicht“, sagte der Sportreporter einmal frei heraus. Der Konter des erfolgreichsten Bundesliga-Trainers aller Zeiten: „Wer ist Rolf Töpperwien, hatte der schon mal eine Mannschaft? Als ich noch Trainer war, ist der bei mir doch früher überall reingekrochen, wo eine Öffnung war.“ Aber auch mit anderen Bayern-Granden wie Uli Hoeneß („Was ist grün und stinkt nach Fisch? Werder Bremen und Rolf Töpperwien!“) „duellierte“ sich Töpperwien immer wieder gern vor der Kamera.
Nordderby zum Töppi-Abschied 2010 - Zeit für Sohn Louis
Im Alter von 60 verabschiedete sich Rolf Töpperwien nach mehr als 36 Jahren Sportreporter-Daseins beim ZDF in den Ruhestand. Sein letzter „Sportstudio“-Spielbericht war das Nordderby zwischen Werder Bremen und dem Hamburger SV (3:2) am 25. September 2010. Mit den Worten „Der Letzte macht das Licht aus“, verabschiedete sich der Mann mit den großen Augen vom TV-Publikum.
Fortan wollte sich Rolf Töpperwien seiner Familie widmen und in seinem Haus in Wiesbaden endlich mehr Zeit mit seinem damals viereinhalbjährigen Sohn Louis verbringen. Aus erster Ehe hat Töpperwien noch eine Tochter, die 1980 geboren wurde.
Korb für Sat.1, Puff-Rechnung und folgenschwerer Rum-Unfall
Dabei hatte er durchaus Angebote auf dem Tisch liegen. Töpperwien verriet, dass Johannes B. Kerner ihn nach seinem ZDF-Abschied zu Sat.1 ködern wollte. Töppi lehnte ab: „Vielen Dank, das wäre Hochverrat an meinem Sender.“ Außerdem konnte er es sich leisten. „Die meisten Leute arbeiten ja, weil sie Geld brauchen. Ich brauche kein Geld“, erklärte Töpperwien, der genug für die Zukunft habe.
Doch in der schillernden TV-Karriere leistete sich Rolf Töpperwien abseits der Kamera zwei Aussetzer, die ihm negative Schlagzeilen einbrachten. Einmal 1996, als er eine überhöhte, 4000 Mark schwere Bordell-Rechnung auf ZDF-Briefpapier mit den Worten „Ich bin doch kein Marathonmann“ reklamierte. 2000 zündete er unter Drogeneinfluss unachtsam hochprozentigen Rum an und erlitt schwere Verbrennungen. Nach dem Brandunfall lag er mehrere Wochen im Krankenhaus.