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Jörg Dahlmann: Der emotionale Kult-Kommentator aus dem Pott
Jörg Dahlmann ist zweifelsohne einer der bekanntesten deutschen Fußballkommentatoren. Über zehn Jahre war er beim Sport1-Vorgänger DSF aktiv, aber auch beim Pay-TV-Sender Premiere bzw. Sky machte er unter anderem Karriere. Sport-90.de stellt den kultigen Kommentator, der sich durch einen äußerst emotionalen und extrovertierten Stil auszeichnet, genauer vor.
Er kann auf eine lange, erfolgreiche und abwechslungsreiche Karriere im Sportjournalismus zurückblicken. Diese begann Ende der 1970er Jahre etwas ungewöhnlich. Denn nach seinem Abitur 1977 leistete er seinen Zivildienst bei einem Katholischen Jugendamt. Dort machte er bei einer Pfarr-Zeitung seine ersten journalistischen Erfahrungen.
Den Ruhrpott im Herzen: Dahlmann als Fan von Schalke & Dortmund
Geboren wurde Dahlmann am 10. Januar 1959 in Gelsenkirchen-Buer und wuchs unweit in Gladbeck auf. Jörg Dahlmann ist ein Kind des Ruhrpotts, der es mit der großen Rivalität zwischen dem FC Schalke 04 und Borussia Dortmund nicht so eng nimmt. Denn der 62-Jährige ist Fan von beiden Revierklubs. Doch zurück zu seinem beruflichen Werdegang.
Mit Anfang 20 schrieb Dahlmann im Sportteil der „Ruhr Nachrichten“, ehe er für „WAZ Gladbeck“ über lokale Ereignisse berichtete. 1979 und 1980 folgte ein Volontariat bei der „WAZ“ in Lippstadt. Danach ging es für Dahlmann an die Hochschule. An der Justus-Liebig-Uni in Gießen studierte er Sport, Englisch und Geographie und jobbte nebenbei bei der „Gießener Allgemeinen“.
Erst Absage, dann Hospitanz: TV-Karriere begann beim ZDF
Doch Jörg Dahlmann wollte unbedingt zum Fernsehen. Er versuchte sein Glück bei den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten, es sollte aber zunächst von allen Sendern des ARD sowie vom ZDF Absagen hageln. Doch 1983 schaffte es Dahlmann zum ZDF, wo er hospitierte und Bekanntschaft mit anderen, heutigen bekannten Sportkommentatoren wie Thomas Wark, Béla Réthy, Rolf Töpperwien oder Günter Peter Ploog machte.
Für das ZDF berichtete Dahlmann neben Fußball, Handball und Basketball auch über die Formel 1, Rudern, Ringen oder Surfen, wobei er u.a. bei Fußball Welt- und Europameisterschaften und den Olympischen Spielen im Einsatz war. Einem breiten Publikum wurde Jörg Dahlmann zunehmend durch seine Fußball-Reportagen bekannt.
Jörg Dahlmann: Pionierarbeit bei Premiere
Anfang der 1990er wurde Dahlmann von „Premiere“ (heutige Sky) kontaktiert. Der damals neuartige Pay-TV-Sender konnte Dahlmann für sein Projekt gewinnen. Seine damaligen Weggefährten waren u.a. Reinhold Beckmann, der als Sportchef fungierte, und Ernst Huberty. So war Dahlmann bei der Gründung von „Premiere“ dabei und im März 1991 beim allerersten Live-Spiel der Bundesliga des Bezahlsenders (zwischen Eintracht Frankfurt und dem 1. FC Kaiserslautern) im Einsatz.
Aber schon nach rund 15 Monaten kehre Jörg Dahlmann „Premiere“ den Rücken. Gemeinsam mit Beckmann wechselte er im Juni 1992 zu Sat.1, wo er Leiter der in Mainz ansässigen Südwest-Redaktion wurde. Er war zuständig für alle Bundesliga-Klubs aus dem Südwesten, kommentierte Bundesliga-Spiele beim TV-Format „ran“ und moderierte den Sport im Sat.1 Frühstücksfernsehen.
Dahlmann lässt Emotionen am Mikro freien Lauf
Gerade die Zeit im ran-Team um Reinhold Beckmann haben Dahlmann geprägt, da diese den Fußball vor allem als Entertainment erachteten und die Sendung entsprechend ausgelegt war. Folglich bevorzugt Dahlmann beim Kommentieren von Spielen einen heiteren, emotionalen und unterhaltsamen Stil, in dem flapsige Sprüche einen Stammplatz haben. Genau wie der ein oder andere „Ausflipper“. Dahlmann ist keiner, der am Mikrofon seine Emotionen versteckt. Im Gegenteil.
Dahlmann gehörte übrigens auch zur Riege der Fußballkommentatoren, die 1999/2000 bei „tm3“ aktiv war. Der Frauensender hatte sich zu jener Zeit völlig überraschend und sensationell die Rechte für die Champions League gesichert. Doch nach einem Jahr war schon wieder Schluss und er kehrte anschließend erst zu Premiere und dann zu Sat.1 zurück.
Jörg Dahlmann: 13 Jahre Moderator beim DSF
Zur Saison 2004/05 nahm er das Angebot des Sportsenders „DSF“ (heute Sport1) an, wo er die tägliche Fußball-Sendung „Bundesliga Aktuell“ moderierte. Hinzu kamen Einsätze als Moderator bei weiteren Fußball-Magazinen wie „Hattrick“. Zwischenzeitlich war Dahlmann an Darmkrebs erkrankt, von dem er sich glücklicherweise aber vollständig erholen konnte.
Dem DSF hielt Dahlmann viele Jahre die Treue und er avancierte mehr und mehr zu einem prominenten Aushängeschild des Senders. Doch nach 13 Jahren beim DSF, dass seit April 2010 als Sport1 läuft, heuerte der gebürtige Gelsenkirchener zur Saison 2017/18 erneut bei Sky an. Unter anderem gleichzeitig mit Fußballkommentator Frank Buschmann, die beide eine enge Freundschaft pflegen.
Dahlmann regelmäßig in der Sky Bundesliga Konferenz zu hören
Bei Sky kommentiert Dahlmann seitdem quer durch die verschiedenen Fußballligen. Vornehmlich ist er als Kommentator in der Bundesliga Konferenz und bei Einzelspielen der 2. Liga zu hören. Doch aktuell befindet er sich auf Abschiedstournee. Denn Sky wird den auslaufenden Vertrag mit dem erfahrenen und routinierten Reporter am Ende der Saison 2020/21 nicht verlängern.
Wie es anschließend mit Jörg Dahlmann weitergeht, ist aktuell (Januar 2020) noch offen. Fest steht, dass der 62-Järhige aber weiter am Mikrofon bleiben will. „Falls es nicht dazu kommt, könnte ich mir auch vorstellen, als Redaktionschef zu arbeiten“, erklärte Dahlmann im Januar 2020 im Interview mit der „Sport Bild“.
Dahlmann Fauxpas: Sexistischer Spruch über Sophia Thomalla
Doch das bevorstehende Sky-Aus von Jörg Dahlmann hatte nichts mit seiner aufsehenerregenden Aussage zu tun, die er sich im Dezember 2020 beim DFB-Pokalspiel zwischen dem 1. FC Union Berlin und dem SC Paderborn leistete. So sagte Dahlmann über Sophia Thomalla, der Freundin von Union-Torwart Loris Karius, der zuvor bei den Eisernen nur Ersatz war: „Hat den Vorteil, dass er zu Hause kuscheln kann mit seiner Sophia Thomalla. Aber für so eine Kuschelnacht mit Sophia würde ich mich auch auf die Bank setzen.“
Nach diesem verbalen Fauxpas, für den sich Dahlmann aufgrund seiner sexistischen Note viel Kritik anhören musste, wurde er zwar kurzfristig von Sky für ein Spiel abgesetzt. Doch anschließend war der Kult-Kommentator wieder für den Bezahlsender im Einsatz. Und mit Sophia Thomalla, die locker reagierte, ist ebenfalls alles geklärt. Dahlmann entschuldigte sich für die Aussage.