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Reporter-Legende Sabine Töpperwien: Die bekannteste Frauen-Stimme im Fußball

Porträt über Sabine Töpperwien

Bildquelle: Ralf Roletschek, GFDL 1.2 [], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Sie ist eine lebende Reporter-Legende: Sabine Töpperwien! In mehr als 30 Jahren und über 600 Bundesligaspielen war ihre markante, emotionale Stimme im WDR-Radio zu hören. Sie ist eine Pionierin der Sportberichterstattung, bis sie 2021 krankheitsbedingt das Mikrofon beiseitelegen musste. Sport-90 würdigt die bekannteste Frauen-Stimme im Fußball, die sich auch vom Macho-Gehabe eines Otto Rehhagels oder Christoph Daum nicht von ihrem Weg abbringen ließ. Ein Sabine Töpperwien Porträt.

Am 1. Februar 2021 endete eine Ära in der deutschen Fußball-Berichterstattung. Mit 60 Jahren verabschiedete sich Sabine Töpperwien, die jüngere Schwester von ZDF-Reporterlegende Rolf Töpperwien, vorzeitig in den Ruhestand. Und vor allem der Hörfunk und die Millionen Zuhörer der ARD-Bundesliga-Konferenz verloren mit ihr eine Institution.

Sabine Töpperwien mit eindrucksvoller Kommentatorin-Karriere

34 Jahre berichtete Sabine Töpperwien für das Radio aus den deutschen Fußballstadien. Mit viel Emotionen, Lautstärke, Furor und Kompetenz. Ihr lauter Schrei „Tooooor in Leverkusen“ dürften vielen noch lange Zeit im Ohr liegen. Trotz vieler Widrigkeiten, die ihr als Frau in der Männer-Domäne Fußball begegneten, legte Sabine Töpperwien eine eindrucksvolle Karriere als Journalistin hin.

Töpperwien kommentierte für das WDR über 700 Fußballspiele im Radio, davon rund 600 Partien aus der Bundesliga sowie Paarungen von Welt- und Europameisterschaften. Darüber hinaus war sie auch bei den Olympischen Spielen ein Stammgast. Schließlich wurde sie bei zwölf Olympiaden eingesetzt, wo sie auch über Tischtennis und Eiskunstlauf berichtete. Ab 2001 war sie bis zu ihrem Karriereende Sportchefin des WDR-Hörfunks und war ab 2019 außerdem noch in den Bereichen Finanzen und Personal für den crossmedialen Sportcampus des Senders verantwortlich.

Sabine Töpperwien: Bruder & ZDF-Reporter Rolf als Mentor

Doch wie wurde aus Sabine Töpperwien überhaupt so eine bekannte Fußball-Kommentatorin. Großen Anteil hatte ihr Bruder, der als ihr Mentor fungierte. Kein Geringerer als Rolf Töpperwien, der zehn Jahre und zehn Tage älter ist. Der landete schon früh als Fußballreporter beim ZDF. „Ich bin mit ihm zu den Spielen gefahren, habe die Ecken gezählt, beobachtet. Ich wusste, dass ich auch in diesen Beruf möchte“, erklärte Töpperwien in einem Interview.

Schon in ihrer Kindheit drehte sich bei Sabine Töpperwien vieles um das runde Leder. Geboren wurde sie am 6. Oktober 1960 und wuchs in Osterode im Harz auf. Mit Bruder Rolf und dessen Freunden durfte die kleine Sabine regelmäßig mitkicken, auch ihr Vater war leidenschaftlicher Fußball-Fan. Trotz ihrer Liebe zum Fußball machte Sabine Töpperwien sportliche Karriere im Tischtennis. Hier spielte sie Anfang der 1980er-Jahre für den ASC 1846 Göttingen in der 2. Bundesliga.

„Lieber Gymnastik“: Töpperwien kassierte Macho-Sprüche beim NDR

Nach ihrem Abitur studierte Töpperwien, die auch mit einer beruflichen Laufbahn als Lehrerin liebäugelte, bis 1985 Sozial- und Sportwissenschaften in Göttingen. Bereits während des Studiums war sie als freie Mitarbeiterin beim „Göttinger Tageblatt“ tätig. Nach dem Examen ging es für sie mit einem Volontariat beim NDR weiter.

 

 

Hier zeigte sich gleich zu Beginn, dass auf Sabine Töpperwien als Fußballkommentatorin einige Vorurteile warten. Töpperwien erinnert sich im Gespräch mit dem „Express“: „Beim Vorstellungsgespräch beim NDR sagte ich, dass ich mich am besten im Fußball auskenne. Die Chefs schauten mich aber ungläubig an und sagten mir, ich solle lieber rhythmische Sportgymnastik übertragen.“

1989: Sabine Töpperwien - historisches Bundesliga-Debüt am Mikrofon

1989 landete Sabine Töpperwien dann beim WDR. Sie wurde festangestellt und blieb dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk- und Fernsehsender während ihrer gesamten Karriere treu. Insgesamt 31 Jahre. Nachdem sie zunächst als Radioreporterin für die 2. Liga arbeitete und hier schon als erste Frau regelmäßig als Fußballreporterin zu hören war, ließ der Sprung in die Riege der Bundesliga-Kommentatoren nicht lange auf sich warten.

Am 16. September 1989 war es soweit: Das erste Bundesligaspiel, von dem Sabine Töpperwien im Hörfunk live berichtete. Und zwar von der Partie zwischen dem Hamburger SV gegen den FC St. Pauli (0:0) aus dem Hamburger Volksparstadion. Natürlich als erste Frauenstimme. Es sollte nicht der einzige historische Meilenstein sein, den Töpperwien für die Frauen im Sportjournalismus erreichte.

Meilensteine & Highlights ihrer Reporter-Karriere

Sabine Töpperwien war die erste Frau, die 1989 in der ARD live ein Frauen-Länderspiel (EM-Habfinale Deutschland gegen Italien) im deutschen Fernsehen als Kommentatorin begleitete. Oder die erste Frau, die 2013 mit dem Duell Borussia Dortmund gegen Bayern München ein Finale der Champions League kommentierte. Als Anhängerin des FC Bayern war das Endspiel der Königsklasse im Londoner Wembley Stadion natürlich eines der absoluten Highlights in Töpperwiens Karriere.

 

 

„Das war eine absolute Perle. Ein deutsch-deutsches Finale in diesem Stadion - das war die Erfüllung meines Fußball-Herzens“, erklärte Sabine Töpperwien stolz. Einen weiteren Höhepunkt ihrer Laufbahn ereignete sich 1997. An der Seite des legendären Reporter Manfred Breuckmann kommentierte sie das Rückspiel im Uefa-Pokal-Finale zwischen dem FC Schalke und Inter Mailand.

„Schicken Sie Ihren Bruder“: Machohafte Erfahrungen mit Rehhagel & Daum

Weniger erfreulich waren die Vorurteile, gegen die Sabine Töpperwien immer wieder, aber vor allem zu Beginn ihrer Journalisten-Karriere zu kämpfen hatte. Eine Hauptrolle spielen dabei die Trainerlegenden Otto Rehhagel und Christoph Daum, die ihr ohne Grund ein Interview verweigerten.

Von Rehhagel bekam sie am Trainingsplatz den Spruch zu hören: „Sie wollen sich mit mir über Fußball unterhalten? Sie haben doch noch nie den Schweiß einer Kabine gerochen.“ Eine ähnliche machohafte Erfahrung machte sie 1989 mit Daum. Der damalige Köln-Trainer musterte Sabine Töpperwien von oben bis unten und ließ sie wissen: „Schicken Sie mal den Töppi (Bruder Rolf Töpperwien, Anm. d. Red.)! Mit dem unterhalte ich mich über Fußball.“

Darum hörte Reporter-Pionierin Sabine Töpperwien auf

Doch von diesen unschönen Erfahrungen ließ sich Sabine Töpperwien nicht aus der Bahn werfen. Wie keine zweite Frau zuvor etablierte sie sich im Männergeschäft Fußball und bereitete vielen heutigen Sportkommentatorinnen damit den Weg. Der Weg von Töpperwien als Fußballkommentatorin endete im Februar 2021 überraschend. Sabine Töpperwien beendete aus gesundheitlichen Gründen ihre Karriere.

Aufgrund einer chronischen Nerven- und Sehnenentzündung in beiden Armen, die ihr dauerhaft Schmerzen verursachen, ging es für sie vorzeitig in den Ruhestand. Ursache für die Erkrankung sind ist „die immer mehr gewordene Computerarbeit, die mittlerweile 80 Prozent des Tagesgeschäft ausmacht“, wurde sie in einer WDR-Mitteilung zitiert. „Mit halben Dampf arbeiten - das will ich nicht. Also habe ich mich entschlossen, Platz zu machen - und meine Gesundheit in den Vordergrund zu stellen.“


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