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Roberto Carlos - Der Wechsel des Kunstschützen zu Real Madrid
In der Liste der weltbesten Linksverteidiger aller Zeiten darf der Name Roberto Carlos natürlich nicht fehlen. Sein Markenzeichen: Seine brachiale Schusskraft! Zu seiner aktiven Zeit war der Brasilianer einer der gefürchtetsten Freistoß-Schützen. Sein Stern fing allerdings erst mit seinem Wechsel von Inter Mailand zu Real Madrid 1996 so richtig an zu strahlen, wo er in über zehn Jahren zahlreiche Titel abräumte. Wir blicken auf den Transfer Klassiker zurück.
Roberto Carlos da Silva Rocha, so sein vollständiger Name, wagte 1995 den Sprung nach Europa und heuerte bei Inter Mailand an. 3,5 Millionen Euro Ablöse zahlten die Italiener an seinen brasilianischen Klub SE Palmeiras, doch lange hielt es Außenverteidiger bei der Nerazurri nicht aus.
Real Madrid holt Roberto Carlos für 7 Mio. €
Da er von Inter-Coach Roy Hodgson statt auf seiner bevorzugten Position hinten links vornehmlich als offensiver Flügelspieler eingesetzt wurde, folgte er nur ein Jahr später den Lockrufen von Real Madrid. Für 7 Millionen Euro konnten die Königlichen Roberto Carlos von Inter Mailand loseisen. Der damals 24-Jährige war aber nur einer von zahlreichen Top-Stars, die im Zuge einer gewaltigen Transferoffensive Reals im Sommer 1997 den Weg ins Santiago Bernabeu fanden.
Denn nach einer total verkorksten Saison, in der Real Madrid lediglich Sechster in der Primera Division wurde und damit nicht nur krachend die Titelverteidigung verpasste sondern zugleich auch die Qualifikation für den Europapokal, wurden trotz finanzieller Nöte - Real hatte zu jener Zeit einen Schuldenberg von 160 Millionen Euro - 60 Millionen Euro in den Kaderumbruch investiert. Alles unter der Regie von Neu-Trainer Fabio Capello, der zuvor beim AC Mailand tätig war und daher Roberto Carlos bestens aus der Serie A kannte. Zudem nahmen die Königlichen noch Predrag Mijatovic, Davor Suker, Clarence Seedorf sowie Torwart Bodo Illgner vom 1. FC Köln unter Vertrag.
Roberto Carlos: Eindrucksvolle Titelsammlung mit Real Madrid
Für Roberto Carlos erwies sich der Wechsel zu Real Madrid als richtige und auch beste Entscheidung seiner erfolgreichen Karriere. Denn bei den Blancos avancierte er auf Anhieb zur festen Größe auf der linken Abwehrseite und wurde zu einer echten Institution. Schließlich schnürte der nur 1,68 Meter große Linksfuß bis 2007 und somit über ein Jahrzehnt seine Schuhe für die Blancos. Auf Anhieb gewann er mit dem spanischen Hauptstadtklub die Meisterschaft und 1998 unter Trainer Jupp Heynckes auch die Champions League. Mit dem 1:0-Finalsieg gegen Juventus Turin nahm die fast 30 Jahre währende Durststrecke von Real Madrid seit dem letzten Gewinn der europäischen Königsklasse ein Ende.
Nur zwei von zahlreichen Titeln, die Roberto Carlos während seiner Zeit in Madrid abräumte. So wurde er u.a. viermal spanischer Meister (1997, 2001, 2003, 2007), dreimal Champions-League-Sieger (1998, 2000, 2002) und zweimal den Weltpokal (1998, 2002). Kurzum: Er gewann mit den Galaktischen alles was es im Klubfußball zu gewinnen gab. Insgesamt bestritt die Klubikone aus Sao Paulo 527 Pflichtspiel im Real-Trikot, in denen er stolze 69 Treffer erzielte und 76 Tore vorbereitete - als Linksverteidiger wohlgemerkt. Damit wird Roberto Carlos übrigens in der ewigen Torschützenliste der Königlichen noch vor den Mittelfeldstars Luis Figo und Zinedine Zidane geführt. 25 Treffer resultierten aus einem seiner gefürchteten direkten Freistöße. Und mit 370 Einsätzen hat er so viele wie kein anderer Ausländer Partien für Real in der Primera Division absolviert.
Roberto Carlos als Prototyp moderner Außenverteidiger
Aber Roberto Carlos war nicht nur wuchtiger Freistoßschütze bekannt und gefürchtet, sondern auch die Spielweise des nur 168 Zentimeter großen verzauberte die Zuschauer. Das südamerikanische Kraftpaket zeichnete sich durch eine unglaubliche Physis aus, konnte hart aber fair tackeln und war pfeilschnell. Die 100 Meter sprintete Roberto Carlos in 10,6 Sekunden und zudem war lange Zeit mit 212 km/h inoffizieller Rekordhalter für den härtesten Schuss im Fußball. Ein hervorragendes Stellungsspiel, eine bärenstarke Technik und sein unbändiger Offensivdrang ließen ihn zu einer zuverlässigen Waffe für Real Madrid werden. Zweifelsohne lässt sich behaupten, dass Roberto Carlos auf seiner Position ein absolute Vorreiter und zugleich der Prototyp eines modernen Außenverteidigers war.
Sein Können stellte der Kunstschütze auch regelmäßig für die brasilianische Nationalmannschaft unter Beweis, für die er 125 Länderspiele (11 Tore) bestritt und an drei Weltmeisterschaften (1998, 2002, 2006) teilnahm. 2002 gewann er mit der Selecao den WM-Titel.
Was macht Roberto Carlos heute?
Im Juli 2007 endete die Ära Roberto Carlos bei Real Madrid und der damals 34-Jährige heuert bei Fenerbahce Istanbul in der türkischen Süper Lig an. Im Winter 2010 kehrte er nach zwei mäßig erfolgreichen Jahren in seine brasilianische Heimat zurück, wo er noch ein Jahr für Corinthians Sao Paulo spielte, ehe es ihn zu seiner letzten Profistation nach Russland zu Anzhi Makhachkala zog. 2012 beendete Roberto Carlos im Alter von 39 seine erfolgreiche und einmalige Karriere.
Im Anschluss entschied sich der Vater von neun Kindern für eine Trainerkarriere, bevor er Anfang 2016 zu seinem Herzensklub Real Madrid zurückkehrte, wo er bis heute als Nachwuchskoordinator tätig ist und einen Heldenstatus genießt.