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Raúl: Die legendäre Nummer 7 von Real Madrid im Porträt
Raúl war einer der besten, konstantesten und beliebtesten Stürmer der Welt. Bei Real Madrid avancierte die legendäre Nummer 7 zu einer echten Ikone und zum Rekordtorschütze. Seine Hochzeit erlebte Raúl rund um die Jahrtausendwende, aber auch beim FC Schalke 04 blühte die Fußballlegende im Herbst seiner Karriere auf. Nur mit der spanischen Nationalelf lief es nicht rund. Sport-90 mit einem Raúl Porträt.
Mit Real Madrid wurde Raúl González Blanco, kurz nur Raúl genannt, sechsmal spanischer Meister (1995, 1997, 2001, 2003, 2007, 2008) und dreimal Champions-League-Sieger (1998, 2000, 2002) sowie zweimal Weltpokalsieger (1998, 2002). Zwischen 1994 bis 2010 bestritt der Star-Stürmer 741 Pflichtspiele für die Königlichen und erzielte dabei satte 323 Tore.
Raúl: Von Atlético Madrid zu Reals Rekordspieler
Damit ist Raúl nicht nur Rekordspieler, sondern war auch noch Rekordtorschütze von Real Madrid. Diesen Rekord schnappte ihn allerdings kein Geringerer als Cristiano Ronaldo im Oktober 2015 weg. Dennoch: Bis heute genießt Raúl, der 1977 in Madrid geboren wurde, bei den Königlichen und deren Anhang absoluten Heldenstatus und wird wie kaum ein anderer verehrt.
Doch dabei hätte es die märchenhafte Karriere, die Raúl bei Real erlebte, fast nicht gegeben. Denn in der Jugend spielte er bei Atlético Madrid. Raúls Vater, ein Elektriker, war glühender Fan von Reals Stadtrivalen. Auch bei den Rojiblancos war das große Talent von Raúl zu sehen. So führte er etwa die C-Jugend von Atlético mit 58 Toren zur Meisterschaft.
Wie Raúl bei Real Madrid landete und durchstartete
Es war aber der Sparsamkeit Jésus Gil y Gil zu verdanken, dass Raúl im Alter von 15 Jahren den Weg ins Santiago Bernabeu zu Real Madrid fand. Denn dem damaligen Präsidenten von Atlético Madrid war die Jugendabteilung schlicht zu teuer. Sie wurde eingestampft und so landete 1992 Raúl, der wohl sonst noch länger beim Arbeiterklub geblieben wäre, überhaupt erst im Nachwuchs der Königlichen. Und wurde in den nächsten 18 Jahren zu einer Fußballlegende.
Bereits im zarten Alter von 17 Jahren debütierte Raúl unter Trainer Jorge Valdano bei den Profis in La Liga. Verletzungssorgen im Sturm verhalfen dem spanischen Youngster direkt zu einem Startelfplatz und auch im nächsten Spiel durfte er ran. Raúl erzielte prompt einen Treffer, bereitete zwei Tore vor und war somit der Matchwinner beim 4:2-Erfolg - natürlich gegen Atlético Madrid.
Raúl schon als Teenager Stammspieler bei Real Madrid
Der Beginn einer denkwürdigen Karriere. Denn Raúl spielte sich in der Saison 1994/95 in der ersten Elf von Real Madrid, in der sich Namen und Größen wie Fernando Hierro, Fernando Redondo, Luis Enrique, Micheal Laudrup oder Stürmer wie Iván Zamorano und Emilio Butragueño tummelten, fest. Er zahlte das in ihm gesteckte Vertrauen mit Leistungen und Toren zurück. In 28 La Liga-Spielen markierte der 17-jährige Raúl neun Tore und leistete damit seinen Beitrag zum souveränen und seinen persönlich ersten Meistertitel. Fünf weitere sollten folgen.
Auch in seiner zweiten Saison war der junge Raúl absoluter Stammspieler bei Real Madrid und revanchierte sich mit 19 Ligatreffern. Ein Jahr später (1996/97) erhöhte Raúl seine Torausbeute auf 21 und war damit ein wichtiger Faktor bei seiner zweiten Meisterschaft.
Trotz CL-Sieg: Raúl & Trainer Heynckes mit schwierigem Verhältnis
Doch auch international sorgte Raúl González Blanco für Aufsehen. 1997/98 wurde Real in der Meisterschaft zwar nur Dritter, räumte dafür aber erstmals seit 30 Jahren wieder den Henkelpott ab. Im Finale der Champions League siegte Real mit 1:0 gegen Juventus, Raúl steuerte im laufenden Wettbewerb zwei Treffer bei.
Zu jener Zeit saß Trainerlegende Jupp Heynckes bei den Königlichen auf der Bank, der Raúl in der Mannschaft auf vielen Offensivpositionen hin und herschob. Die beiden hatten nicht das beste Verhältnis und es soll u.a. auch Raúl gewesen sein, der ein Fürsprecher der Trainerentlassung von Heynckes nach dem CL-Triumph in Madrid war.
Raúl Gonzalo Blanco: Mit 24 Jahren schon dreifacher CL-Sieger
Als im Winter 1999 Vicente del Bosque als neuer Trainer das Zepter bei Real übernahm, wurde eine der erfolgsreichsten Epochen der Klubgeschichte eingeläutet. Raúl gehörte zu den Hauptakteuren und erzielte etwa im spanischen CL-Finale 2000 gegen den FC Valencia einen Treffer beim 3:0-Sieg.
Auch zwei Jahre später im Endspiel der Königsklasse gegen den Überraschungsfinalisten Bayer Leverkusen trug sich Raúl beim 2:1-Erfolg einmal in die Torschützenliste ein. Mit 24 Jahren war der Offensivstar schon dreifacher Champions League-Sieger.
Andere Ikonen über Raúl: Schlitzohr, intelligent, beste Fußballer Spaniens
Zwar sollte die Titel-Frequenz von Real Madrid und Raúl in den folgenden Jahren etwas abebben. Aber nichtsdestotrotz war Raúl einer der besten Stürmer der Welt und prägendsten Spieler des Klubs, die um ihn zu Beginn der 2000er die Galaktischen mit Spielern wie Ronaldo, David Beckham oder Zinédine Zidane aufbauten.
Raúl war allerdings ein gänzlich anderer Stürmertyp als die anderen Torjäger seiner Zeit. Mit 1,78 Meter war er auch eher kleingewachsen und nicht sehr athletisch, dafür umso cleverer. Rio Ferdinand, ehemaliger Verteidiger von Manchester United, bezeichnete Raúl als den „intelligentesten Spieler, gegen den er je gespielt hat“. „Ein Schlitzohr, das Tore aus dem Nichts macht“, beschrieb derweil Heynckes seinen ehemaligen Schützling, während ausgerechnet Barça-Ikone Pep Guardiola Raúl als den „besten spanischen Fußballer aller Zeiten“ huldigte.
In fast 1.000 Spielen keine Rote Karte
Raúl war technisch extrem versiert, sehr kreativ und dazu noch beidfüßig. Ein sehr mannschaftsdienlicher Spieler, der außerdem überaus fair war. In seiner gesamten Karriere, in der er insgesamt 932 Klub-Spiele absolvierte, flog Raúl nicht einmal vom Platz.
Am besten kamen seine Stärke zur Geltung, wenn er die Rolle als hängende Spitze bekleidete. Hier bildete er in seiner Karriere zuerst mit seinem Freund Fernando Morientes, später mit Ronaldo oder auch beim FC Schalke mit Klaas-Jan Huntelaar gefährliche Sturmduos.
2010: Transfercoup - Real-Legende Raúl heuert beim FC Schalke an
Apropos FC Schalke: 2010 glückte dem damaligen Schalke-Trainer Felix Magath ein echter Transfercoup. Er holte Señor Raúl sensationell und völlig überraschend in den Pott! Auch wenn der Torjäger mit damals schon 33 Jahren im Herbst seiner grandiosen Karriere war und bei den Königlichen mehr und mehr auf der Ersatzbank saß, war dieser FC Schalke Transfer ein echter Volltreffer.
Zwei Jahre blieb Raúl in der Veltins-Arena und bestritt an der Seite von Spielern wie Manuel Neuer, Benedikt Höwedes oder Julian Draxler 98 Pflichtspiele für die Knappen. Seine Ausbeute: 40 Tore und 21 Vorlagen! In der Champions League 2010/11 stürmte Raúl mit Schalke 04 sogar bis ins Halbfinale (Endstation Man United) und konnte im selben Jahr den DFB-Pokal gewinnen (5:0 gegen MSV Duisburg). Bemerkenswert, denn mit Real Madrid konnte er nie den nationalen Pokal abräumen.
Makel: Raúl keine Titel mit Spanien
Nicht der einzige Makel. Raúl konnte mit all seinen Teams Titelgewinne feiern. So auch auf seinen beiden letzten Stationen bei Al-Sadd in Katar (1x Meister) und den New York Cosmos in den USA (2x Meister). Doch mit der Nationalmannschaft konnte er keine Trophäe abräumen. Dafür wurde er etwas zu früh geboren.
Zwar bestritt Raúl zwischen 1996 bis 2006 insgesamt 102 Länderspiele für Spanien (44 Tore). Doch als die Furia Roja in der Folge den Weltfußball dominierte und 2008 und 2012 Europa- sowie 2010 Weltmeister wurde, blieb Raúl nur die Zuschauerrolle. Im November 2015 hing Raúl endgültig die Schuhe an den Nagel, kehrte allerdings zu Real Madrid zurück. 2017 zunächst als Berater von Florentino Präsident, ehe er ein Jahr später Jugendtrainer wurde. Aktuell ist Raúl für die zweite Mannschaft verantwortlich. Früher oder später wird die Stürmerlegende aber garantiert auch die Profis Real trainieren!