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Fritz von Thurn und Taxis: „Huiiiiiii!“ - Der adlige Kultkommentator im Porträt

Porträt über Fritz von Thurn und Taxis

Bildquelle: Steindy [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Fast 50 Jahre war Fritz von Thurn und Taxis als Sportkommentator tätig. Er zählt zu den Urgesteinen der deutschen Sport-TV-Geschichte. Nach langjährigen Stationen beim BR und Sky machte er 2017 Schluss. Seine Art des Kommentierens gefiel längst nicht jedem Zuschauer, dennoch genießt der Österreicher mit adligem Background einen absoluten Kultstatus in Reporterkreisen. Sport-90 mit einem Fritz von Thurn und Taxis Porträt.

Fritz von Thurn und Taxis war zwischen 1971 bis 2017 als Kommentator tätig und kam in diesem Zeitraum auf über 1.000 Liveübertragungen. Seine Journalisten-Karriere begann 1971 beim Bayerischen Rundfunk, ab 1993 war er bis zu seinem Karriereende dann ausschließlich als Fußballkommentator bei Premiere, dem heutigen Sky, tätig.

Kommentator von Thurn und Taxis polarisierte am Mikrofon

Von Thurn und Taxis, dessen Branchenname kurz „TT“ oder „TuT“ lautet, zählt zweifelsohne zu den bekanntesten und erfolgreichsten Kommentatoren. Natürlich auch, weil er sich durch einen eigenwilligen Sprachstil auszeichnete und mit seiner Art des Kommentierens immer wieder polarisierte. Für manche Zuschauer war von Thurn und Taxis schlicht eine Nervensäge.

Doch daran, dass er die Fangemeinde spaltete, störte sich der Kultreporter nie. „Rudi Michel hat mir zu meiner Anfangszeit gesagt: Wenn Sie 50 Prozent Zustimmung haben, ist das ein Erfolg.“ Und den hatte TT definitiv.

Einstecktuch, Schnäuzer & langgezogene Vokale - Markenzeichen von „TuT“

Fritz von Thurn und Taxis war ein Fußballkommentator der alten Schule. Kein Wunder, ist er doch Jahrgang 1950. Die TV-Zuschauer wurden von ihm grundsätzlich mit einem höflichen und herzlichen „Meine (sehr verehrten) Damen und Herren“ begrüßt. Meist adrett gekleidet, mit Einstecktuch als Markenzeichen. Genau wie sein Schnäuzer und die Brille.

Aber auch am Mikrofon hatte Thurn und Taxis jede Menge Markenzeichen. So hatte er ein Faible dafür, Vokale in die Länge zu ziehen. Das Ergebnis waren dann Ausrufe wie „Huiiiiiiiiiii!“ oder ein „Aiaiaiaiaiai!“ bei brenzligen Spielsituationen. Ging es mal heiß her, rutschte ihm regelmäßig ein „Mein lieber Herr Gesangsverein“ über die Lippen.

Fritz von Thurn und Taxis: Die besten Sprüche der Reporter-Legende

Außerdem war von Thurn und Taxis zu Zeiten als Sky Fußballkommentator dafür bekannt, viele Spielernamen sehr eigenwillig und immer mal wieder anders - nicht selten falsch - auszusprechen. Ob nun „Dömbele“ (gemeint ist Dembélé), „Bobby Wutt“ (Bobby Wood), „Papadopollos“ (Papadopoulos), „Kackawa“ (Kagawa) oder „Zockrattis“ (Sokratis) - um nur einige Beispiele zu nennen.

An dieser Stelle soll nun ein Auszug der besten Sprüche der Reporter-Legende Fritz von Thurn und Taxis folgen:

  • „Oscar Wendt macht die Beine auf. Muss man sich bisschen zurückhalten.“
  • „Zick, zack, bumm! Und der Ball ist im Netz.“
  • „Meine Damen und Herren, bevor Sie zum Augenarzt gehen, schauen Sie mal in unser HD Angebot.“
  • "Vieri läuft den ganzen kleinen Blutsaugern davon."
  • "Den HSVer Hollerbach plagt ein Darmvirus, und der pendelt zwischen Toilette und Schlafzimmer. Hoffentlich kann er das Spiel im Liegen sehen."
  • "Wenn der Heskey den Hintern rausstreckt, Donnerwetter!"
  • "Jetzt will der Lahm kochen lernen. Das klingt nicht gut für seine Frau. Mal sehen, was das wird. Ein Gulasch vielleicht."
  • "Die Mama will auch mit dabei sein, kleiner Bildschirm in der Küche, kost ja nicht so viel. Bitte schön"
  • "Müsste ich mich intensiv mit 1860 beschäftigen, wäre ich im Irrenhaus."

 

 

Fritz von Thurn und Taxis als adliger Briefträger

Doch wie begann eigentlich die Karriere von Fritz von Thurn und Taxis? Wie wurde aus dem Österreicher mit adligem Background - seine Ururur-Oma Marie-Louise von Österreich heiratete 1810 den französischen Kaiser Napoleon - ein echter Kult-Kommentator?

Geboren wurde Fritz von Thurn und Taxis, der eigentlich Friedrich Leonhard Ignatius Josef Maria Lamoral Balthasar Thurn und Taxis heißt, am 22. Juni 1950 in Linz. Als Fünfjähriger kam er nach Deutschland, wo er in München Giesing - der Heimat von Franz Beckenbauer - aufwuchs. Die Wege von „TuT“, der sich als Jugendlicher sein Taschengeld als Briefträger verdiente, und der Fußballlegende sollten sich ein paar Jahre später kreuzen.

Ersten Karriere-Schritte von „TT“: Vom Praktikanten zum Kommentator beim BR

Nach seinem Abitur machte Fritz von Thurn und Taxis 1971 ein Praktikum beim Bayerischen Rundfunk. „Ich durfte SID-Texte abreißen, die damals noch per Fernschreiber kamen, und den zuständigen Redakteuren ins Fach legen. Ja, so fing alles an“, ließ der Kommentator in einem Interview mit der „Welt“ wissen.

Beim BR sollte „TuT“ seinen Weg gehen. Das erste Mal kam er beim Eisschnelllauf als Kommentator zum Einsatz, danach berichtete er sowohl für das Fernseh- als auch das Hörfunkprogramm über diverse andere Sportarten wie Fußball, Eishockey oder Skirennen. Doch sein Steckenpferd war Basketball.

Von Thurn und Taxis: Basketball als Passion - EM-Titel 1993 als Highlight

Kein Zufall, denn der 1,90 Meter große Fritz von Thurn und Taxis spielte als Jugendlicher selbst Basketball und schaffte es bis in die bayerische Juniorenauswahl. Den Traum vom Basketballprofi konnte er sich zwar nicht erfüllen, doch dafür saß er am BR-Mikrofon, als Deutschland am 4. Juli 1993 bei der Europameisterschaft im Finale gegen Russland holte.

Für den damals 43-Jährigen war der EM-Titelgewinn 1993 in München „mein Highlight als Reporter“. Der noch von einer interessanten Anekdote zu berichten weiß: „Am Abend vor dem Finale gegen die Russen bin ich bis drei Uhr früh mit Bundestrainer Svetislav Pesic im Hotel gesessen, und wir haben die Taktik ausgetüftelt. Ich habe heute noch den Zettel.“

1993: Fritz von Thurn und Taxis wird Chefkommentator bei Premiere

Es sollte zugleich seine letzte Live-Reportage bei den Öffentlich-Rechtlichen gewesen sein, für die von Thurn und Taxis im Laufe der Zeit auch als Moderator des BR-Sportmagazins „Blickpunkt Sport“ oder die „Sportschau“ in der ARD moderierte. Zudem wurde er bei mehreren Olympischen Spielen, großen Ski-Events und auch Welt- und Europameisterschaften im Fußball eingesetzt.

 

 

Nach 22 Jahren verließ Fritz von Thurn und Taxis den Bayerischen Rundfunk und wechselte im August 1993 zu Premiere, der seit 2009 Sky heißt. Der Bezahlsender hatte sich in diesem Jahr die Übertragungsrechte für die Bundesliga gesichert und „TT“ übernahm den Posten des Chefkommentators. So war er regelmäßig bei den Top-Spielen zu hören. Natürlich auch bei denen des FC Bayern, die er zu Anfang noch mit Franz Beckenbauer in der Rolle als Experte kommentierte.

Von Thurn und Taxis: Bundesliga-Finale 2001 das größte Spiel meiner Karriere

Den Job als Sky-Fußballkommentator bekleidete Fritz von Thurn und Taxis bis zum Ende seiner Karriere im Mai 2017. Auch hier sollte er unvergessliche Momente erleben. Das größte Spiel war nach eigener Aussage „diese vier Minuten im Mai, das Bundesliga-Finale 2001. Ich habe in Gelsenkirchen das Schalke-Spiel kommentiert, Marcel Reif in Hamburg die Bayern. Aus dem Parkstadion haben wir bei Premiere schon gemeldet, „Schalke ist Meister“, ich habe live gefragt, „Schalke Meister, ist das so?“ Dann macht Andersson in Hamburg das 1:1. Nach dem Spiel war ich wie erschlagen, da kamen alte Männer weinend auf mich zu.“

Nach fast einem halben Jahrhundert und im Alter von 66 Jahren beendete Fritz von Thurn und Taxis seine lange, erfolgreiche Kommentatoren-Karriere beendete. Das letzte Live-Spiel der TV-Legende in Diensten von Sky war das Endspiel im DFB-Pokal 2017 zwischen Eintracht Frankfurt und Borussia Dortmund.

Fritz von Thurn und Taxis: Korb für DAZN - heute als Kommentatoren-Coach tätig

Ganz ohne Fernsehen und Fußball ging es dann aber doch nicht. Ab September 2017 war Fritz von Thurn Taxis für ein Jahr bei Eurosport tätig, für die er als festes Mitglied des Expertenteams bei der Sendung „#TGIM - Der kicker.tv Talk“ agierte. 2019 bemühten sich DAZN und Eurosport um seine Kommentatoren-Dienste und wollten ihn dauerhaft als Kommentator „reaktivieren“, wie „TuT“ im „Sport Bild“-Interview verriet.

Ein Kommentatoren-Comeback ist und war ausgeschlossen. „Ich mache es punktuell zum Spaß - doch nur als zweiter Mann“, ließ Fritz von Thurn und Taxis wissen. Wie etwa im August 2019, als er als Gast-Co-Kommentator bei DAZN neben Uli Hebel für die Partie FC Bayern gegen Hertha BSC Platz nahm. Auch für das Frankfurter Klub-Radio „EintrachtFM“ saß er zwischenzeitlich am Mikrofon, genau wie vereinzelt bei Eishockey-Spielen der DEL2. Und was macht Fritz von Thurn und Taxis heute? Der 72-Jährige, der in München lebt, ist aktuell als Ausbilder bei Sky Austria tätig und coachte zahlreiche der heutigen Fußballkommentatoren.


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