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Gerd Rubenbauer: WM-Finale 1990 & rollendes „R“ als unvergessliche Markenzeichen
Über 40 Jahre kommentierte er für die ARD das Sportgeschehen in aller Welt. Er war die Stimme, die das Finale der Weltmeisterschaft 1990 kommentierte, als Deutschland gegen Argentinien den Titel gewann. Und sein Markenzeichen ist das einzigartige, bayerisch-rollende „R“. Na klar, die Rede ist von Gerd Rubenbauer. Einer der bekanntesten und für viele TV-Zuschauer beste Sportkommentator überhaupt. Sport-90 blickt auf die Karriere des BR-Urgesteins zurück und verrät, was Rubenbauer heute so treibt.
Es war der 8. Juli 1990. Ein Tag, der wohl für jeden Fußball-Fan jenseits der 40 unvergessen ist. Finale der WM 1990 in Italien. Deutschland gegen Argentinien und Gerd Rubenbauer als Fußballkommentator zusammen mit Experte Karl-Heinz Rummenigge für die ARD im Einsatz.
WM-Finale 1990: So kommentierte Rubenbauer den Brehme-Elfer
Als Andreas Brehme in der 85. Minute beim Stand von 0:0 zum Elfmeter antritt und Rubenbauer kommentierte: „Jaaaaa! Tor für Deutschland 1:0 durch Andreas Brehme. Alles wie gehabt! Mit rechts flach ins linke Eck. Goycochea wusste alles - nur halten konnte er ihn nicht.“
Brehmes verwandelte Elfer bescherte Deutschland den WM-Titel und natürlich war dieses Spiel eines der ganz großen Highlights in der Reporter-Karriere von Gerd Rubenbauer. Einer, der auch wegen seines süddeutschen Naturells immer sehr leidenschaftlich und emotional bei der Sache war. Für sein begeisterndes Kommentieren aber nicht selten Kritik einstecken musste. Und immer mit seinem rollenden „R“ die Zuschauer in seinen Bann zog. Doch „Rrrrrrubenbauer“ war nicht nur im Fußball zu hören.
Gerd Rubenbauer Stammgast im Wintersport & Leichtathletik
Vielmehr gehörten Übertragungen aus der Leichtathletik und dem Wintersport zu den absoluten Steckenpferden von Gerd Rubenbauer. Über mehrere Jahrzehnte bildete er gemeinsam mit Dieter Adler ein harmonisches und kompetentes ARD-Duo bei allen großen Leichtathletik-Events.
Aber auch seine Liebe und beeindruckende Expertise zum Wintersport, insbesondere dem Ski Alpin, war Rubenbauer am Mikrofon stets anzuhören. Dabei hatte er auch das Glück, dass der Deutsche Skiverband mit Markus Wasmeier und Katja Seizinger zwei sehr erfolgreiche Skisportler während seiner aktiven Zeit hatte.
Erst Chemie-Studium, dann ab zum Hörfunk
Doch dabei sah es im Leben des jungen Gerd Rubenbauer, der am 20. Mai 1948 in München geboren wurde, zunächst gar nicht danach aus, dass er Karriere als Sportkommentator machen würde. Denn nach dem er 1967 sein Abitur am Klenze-Gymnasium in München machte, studierte er erfolgreich Chemie an der Technischen Universität München. Als Diplom-Chemiker war er in der Folge an der Uni tätig, zugleich arbeitete Rubenbauer als Assistent bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
Erst im Alter von 30 Jahren sattelte der Bayer um und entschloss sich für den Berufsweg als Sportmoderator. Gerd „Rubi“ Rubenbauer begann 1978 im Hörfunk und kommentierte für den Bayerischen Rundfunk Fußballspiele der 2. Liga. Danach ging es steil bergauf. Rubenbauer wechselte 1980 innerhalb des ARD vom Radio zum Fernsehen und wurde im gleichen Jahr als Reporter bei den Olympischen Sommerspielen in Moskau einem größeren Publikum bekannt.
WM 1998: Rubenbauer kommentierte DFB-Debakel gegen Kroatien
Ab sofort gehörte Rubenbauer sowohl bei Sommer- als auch Winter-Olympiaden zum festen Reporterstamm der ARD, wenngleich er weiterhin als Radio-Kommentator unterwegs war und bei Spielen aus der Bundesliga eingesetzt wurde.
Zwischen 1982 bis 1998 verpasste Gerd Rubenbauer beruflich kein olympisches Großevent. Auch bei insgesamt fünf Fußball-Weltmeisterschaften durfte er ran. Weiterhin zweigleisig und somit sowohl für das Fernsehen als auch den Hörfunk. Darunter auch die ein oder andere unvergessliche Partie. Wie etwa das überraschende WM-Aus der DFB-Elf bei der WM 1998, als es in Frankreich im Viertelfinale eine denkwürdige 0:3-Schlappe gegen Kroatien setzte. Oder das Finale der EM 2000 zwischen Frankreich und Italien, welches die Franzosen durch ein Golden Goal gewinnen konnten.
Ab September 2001 legte Gerd Rubenbauer eine vierjährige Pause als Kommentator von Länderspielen ein, bis er beim Confed-Cup 2005 Mitte Juni mit der Partie zwischen Argentinien gegen Tunesien sein Mikrofon-Comeback auf der internationalen Fußballbühne feierte.
Rubenbauer: Zoff mit Faßbender & Moderator von „Blickpunkt Sport“
Doch nur wenige Monate später gab Rubenbauer am 15. März 2006 das Ende seiner Sportkommentatoren-Karriere für die ARD bekannt. Seinem Rücktritt ging ein Streit mit dem ehemaligen Kommentator und dem damaligen Sportkoordinator Heribert Faßbender voraus. Trotz seines Aus‘ als Kommentator von Fußball-Ländersielen war Rubenbauer für Das Erste weiterhin bei Leichtathletik- und Skiveranstaltungen im Einsatz.
Gerd Rubenbauer trat aber auch viele Jahre als Moderator in Erscheinung. Für das Bayerische Fernsehen führte er dabei als Gastgeber durch die Sendung „Blickpunkt Sport“. Auch jenseits des Sports war der charismatische und sympathische Bayer in diversen TV-Shows aktiv. Dazu gehörten auch verschiedene Unterhaltungsshows.
Was macht Gerd Rubenbauer heute?
Der 72-Jährige genießt seinen Ruhestand in seiner bayerischen Heimat, wo er im oberbayerischen Habach zu Hause ist. Aber auch auf Mallorca ist Rubenbauer regelmäßig anzutreffen. Hier verbringt er viel Zeit auf seinem Boot. Doch ganz untätig ist die Kommentatoren-Legende nicht (Stand Februar 2021).
So schult Rubenbauer bei der ARD den Nachwuchs der Sportkommentatoren für Ski-Veranstaltungen, die irgendwann mal in dessen Fußstapfen treten wollen. Aber auch die ARD-Wintersport-Experten nimmt Rubenbauer immer mal wieder unter seine Fittiche und bereitet diese auf ihre Rolle hinter dem Mikrofon vor. So unterstützte Rubenbauer beispielsweise Ex-Biathlet Ricco Groß oder den ehemaligen deutschen Ski-Star Felix Neureuther.
Rubenbauer: Pro Radio, aber gegen Statistiken
Den künftigen Sportkommentatoren gibt Gerd Rubenbauer zwei wichtige Tipps mit auf den Weg. Zum einen empfiehlt er jedem, sich seine ersten Sporen beim Radio zu verdienen. Sein Leitsatz: „Nichts schult die Augen besser als fürs Hören zu kommentieren!“ Entsprechend stört sich Rubenbauer an vielen beschreibenden Kollegen der heutigen Zeit, die den TV-Zuschauern das erklären, was diese ohnehin selbst am Fernseher sehen.
Doch eins regt Gerd Rubenbauer noch mehr: Die Hülle und Fülle an Zahlen und Statistiken, mit denen die neue Generation der Fußballkommentatoren oftmals zu glänzen versucht. Für ihn ein absolutes Unding, zumal das Gros Statistiken vom Zuschauer ohnehin sofort wieder vergessen werden und die Zahlen schlicht nerven.