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Triple H – Der Thronerbe
Es ist interessant, wie sich die Wahrnehmung der WWE Fans hinsichtlich Triple H in den letzten Jahren gewandelt hat. Galt er lange Zeit als ein geltungssüchtiger Champion, der seinen Status als Vince McMahons Schwiegersohn nutzte, um den Main Event zu okkupieren, so preisen ihn die Fans nun als Organisator der WWE-Nachwuchsarbeit. Viele meinen, eingedenk der jüngsten Flaute bei der WWE, es wäre gar an der Zeit, für Triple H das Ruder zu übernehmen. Denn als Thronfolger von WWE Boss Vince McMahon wird er schon lange gehandelt.
Triple H war zu seiner erfolgreichsten Zeit zweifelsohne der dominanteste Heel in der WWE-Geschichte. In der WWE, die eigentlich seither eher für ihre Babyfaces bekannt war, nahm er in den Nullerjahren phasenweise den Main Event so sehr in Beschlag, dass sich die Fans heute noch an diese Zeit als “Regentschaft des Terrors“ erinnern.
Auf diese Zeitspanne ging der lang anhaltende Überdruss zurück, den viele eingefleischte Fans gegenüber Triple H empfanden. Auch wenn dieser sich seither relativiert hat.
Ein Mann mit Geschäftssinn
Schon früh erkor Triple H das Wrestling zu seiner Passion. Auf dem Schoße seines Vaters sah er als kleiner Junge seine ersten Wrestling-Shows. Es war Liebe auf den ersten Blick! Als heranwachsender und schließlich junger Mann begeisterte sich Paul Michael Levesque schon früh für Krafttraining und Bodybuilding, um dem Aussehen seiner Vorbilder nachzueifern. So gewann er mit 19 Jahren einen regionalen Bodybuilding Wettbewerb und arbeitete in einem Gold‘s Gym, wo er auf den Powerlifter und Wrestler Ted Arcidi traf. Diesen beackerte er solange, bis er ihn mit Wrestling-Legende Killer Kowalski zusammenbrachte, der Levesque schließlich ausbildete.
Nur drei Monate nach Beginn seiner Ausbildung hatte Levesque 1992, der unter dem Namen Terra Ryzing debütierte, seine ersten Matches für Kowalskis IWF. Er wrestelte zunächst an der Ostküste und kam schließlich bei der WCW unter, wo ihm ein Zweijahresvertrag geboten wurde. Bewusst entschied sich Levesque jedoch für einen Einjahresvertrag, da er sich sicher war, seinen Wert steigern zu können. Von seinen Kollegen aus dieser Zeit wurde er als ein Mann mit Geschäftssinn bezeichnet, der begierig alles in sich aufsog, was man ihm vermittelte. Überdies trank er keinen Alkohol und blieb dem damals unter Wrestlern weit verbreiten Drogenkonsum fern. Ihm ging es nur ums Geschäft.
Neues Gimmick und neuer Arbeitgeber
1994 wandelte sich der Charakter von Terra Ryzing zu jenem von Jean-Paul Levesque. In Anlehnung an seinen bürgerlichen Namen spielte dieser fortan die Rolle eines blaublütigen Aristokraten, der mit überheblichem Getue die Fans gegen sich aufbrachte. Als solcher formte er ein Tag Team mit dem Briten Lord Steven Regal (in der WWE besser als William Regal bekannt), der ein identisches Gimmick pflegte. Das Team hielt jedoch nicht lang, da Levesque zur WWF wechselte. Diese Entscheidung fällte er, da die WWF aufgrund der zahlreichen House Shows den wesentlich engmaschigeren Terminplan hatte. Levesque wollte so oft wie möglich in den Ring, um sich zu verbessern. Eine Haltung, mit der er Vince McMahon imponierte, der ihn daraufhin einstellte.
In der WWF änderte Levesque seinen Namen zu Hunter Hearst Helmsley, woraus später der Spitzname Triple H werden sollte. Abgesehen von dieser Namensänderung blieb das Gimmick, mit Ausnahme des wegfallenden französischen Akzents, dasselbe. Zunächst wurde Helmsley als Midcard Heel eingesetzt, ging aber meist siegreich aus seinen Programmen mit anderen Midcardern hervor, wobei er sich seinen ersten Intercontinental Titel gegen Marc Mero sicherte.
Ferner wurde er ein Teil der Kliq, eine umstrittenen Backstage-Gruppierung, die damals die kreative Ausrichtung der WWF zu ihrem Vorteil beeinflusste. Beim Madison Square Garden Incident, bei dem die vier Mitglieder der Kliq ihre Rollen publikumswirksam über Bord warfen, um mit Diesel und Razor Ramon zwei Kumpanen zu verabschieden, musste Helmsley die Konsequenzen tragen. Sein angeblich angedachter Sieg beim WWF King of the Ring 1996 wurde ihm nicht zugestanden. Stattdessen gewann ein gewisser „Stone Cold“ Steve Austin! Der Rest ist Geschichte.
D-Generation X und Aufstieg in den Main Event
Dafür wurde Helmsley der Sieg des King of the Ring Turniers im Folgejahr zugestanden, wo er sich im Finale gegen Mankind durchsetzte. Diese Phase markierte auch das Ende seines Gimmicks als Adeliger. Das lag zum einen daran, dass er gemeinsam mit Shawn Michaels, Chyna und Rick Rude das D-Generation X Stable gründete, wo er mit seinem Aristokraten Gimmick ziemlich fehl am Platz gewirkt hätte. Ferner wurde die WWF in jener Zeit Gimmicks dieser banalen Art sukzessive los, weil sie sich im Zuge der nahenden Attitude Ära auf ein erwachsenes Publikum einstellte. Fortan wurde Helmsley als Triple H bezeichnet.
Er erstritt die European Championship von Owen Hart. Als Shawn Michaels verletzungsbedingt pausieren musste, da ihn eine Rückenverletzung für lange Zeit auf die Seitenlinie zwang, wurde Triple H quasi der alleinige Anführer von D-X, was ihn gleichzeitig in die Nähe des Main Events rückte. Insbesondere weil das rebellische Heel Stable bei den Fans immer beliebter wurde. So rekrutierte Triple H noch die New Age Outlaws und seinen Kliq Kumpel X-Pac für das Stable. In Programmen gegen die Corporation von Vince McMahon bekam er es unter anderem mit Dwayne "The Rock" Johnson zu tun.
Aufstieg zum ultimativen Heel der WWE-Geschichte
Bei WrestleMania XV (1999) hinterging Triple H X-Pac und wurde wieder zum Bösewicht. In der Folge kehrte er auch seinem D-X Look den Rücken und übernahm im Wesentlichen das Outfit, wie man es heute von ihm kennt. Er schloss sich der Corporation an und konnte seine erste WWF Championship gewinnen. In dieser Phase folgte eine Wendung, die Triple Hs Karriere vor und hinter den Kulissen maßgeblich beeinflussen sollte.
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Im Rahmen einer Wrestling Storyline sollte Stephanie McMahon den Wrestler Test heiraten. Die Zeremonie im Ring wurde jedoch von einem Einspieler auf der Videowand gestört, der Triple H zeigte, wie er mit einer scheinbar sedierten Stephanie McMahon in einer Drive-In Kapelle den Bund der Ehe geschlossen hatte. Dies stellte natürlich einen Affront gegen die McMahon‘sche Familienehre dar. Insbesondere da Stephanie McMahon mit dieser Ehe keine Probleme hatte, wie sich wenig später offenbarte.
Dies führte zu einem vorübergehenden Zwist zwischen der Corporation und Triple H/Stephanie McMahon, ohne dass Triple H dabei aber zum Babyface geworden wäre. Entsprechend hielt dies nicht lange an und Triple H wurde schließlich zum anerkannten McMahon Schwiegersohn. Umso mehr, weil sich Triple H und Stephanie McMahon im wirklichen Leben annäherten und heirateten! Die anschließende Dauerpräsenz im WWF/WWE Main Event rief viele auf den Plan, die diesen Status von Triple H als ein unfaires Resultat seiner Ehe zu Stephanie McMahon sahen. Etwas, was für einen Heel wie Triple H natürlich Wasser auf die Mühlen war.
Der King of Kings
Dass Triple H zum obersten Protegé und Edel-Heel der McMahons wurde, lag keinesfalls nur an seinem Liebesleben, wie böse Zungen gerne und häufig behaupten. Im Grunde genommen ersetzte er The Rock in dieser Funktion. Denn der People‘s Champion wurde einfach zu populär, um als Heel der McMahons eingesetzt zu werden. Triple H hingegen, war fast Zeit seiner Karriere ein Heel gewesen und funktionierte als eben solcher stets weit besser. Seine Beziehung zu Stephanie McMahon lieferte da zwar einen naheliegenden Brückenschlag, war aber sicher nicht der alleinige Grund. Prompt wurde er in dieser Funktion gegen beliebte Main Eventer gebucht. Später sollte auch ein zurückgekehrter Shawn Michaels dazugehören.
In dieser Phase wurde Triple H endgültig zu einer festen Größe im Main Event. Eine Position, die sich nur noch festigte, als zunächst The Rock und später "Stone Cold" Steve Austin ihre Karriere beendeten. Dies war die sogenannte Ruthless Aggression Ära in der WWE, die von den Fans ambivalent gesehen wird. Einerseits war es eine Zeit, in der auch technisch starke Leute wie Kurt Angle, Chris Jericho, Chris Benoit, Eddie Guerrero, sowie ein aufstrebender Brock Lesnar in den Main Event schossen. Überdies schickten sich Batista, Randy Orton und John Cena an, zu Stars herangezüchtet zu werden. Gleichzeitig war es aber auch die Zeit, die den Abschwung des beispiellosen Hypes der Attitude Ära einleitete, der bis heute anhält. Quasi das Ende der guten, alten Zeit.
Evolution Stable und beispiellose Dominanz
In diese Phase fällt auch die kritische Wahrnehmung von Triple H, die er in den Augen vieler Fans noch Jahre danach nicht abschütteln konnte. So sicherte er sich reihenweise große Titel, war aber mehrere Jahre hinweg zumeist der World Champion und ging als Heel siegreich aus den meisten Fehden hervor. Booker T wurde in einer glanzlosen Fehde bezwungen, die kurzerhand vor WrestleMania 19 zusammengeschustert wurde. Ansonsten ließ er den Titel zwischen sich und seinen Kumpels kreisen. Die da wären Shawn Michaels sowie Triple Hs Mitstreiter aus dem Evolution Stable. Eine dominante Heel Fraktion (bestehend aus Triple H, Batista, Randy Orton und Ric Flair), die sich im Streit auflösen sollte.
Allerdings wäre es nicht aufrichtig, das alles nur negativ zu bewerten. Schließlich brachte das Evolution Stable im Zuge seines Zerfalls mit Randy Orton und Batista zwei Main Eventer hervor. Wobei Randy Orton der WWE bis heute noch erhalten geblieben ist. Dennoch musste sich Triple H in dieser Phase viel Schmähungen gefallen lassen, da es so schien, als ober sich selbst bewusst an der Spitze der Card hielt. Andrerseits ... der Mann war ein Heel. Und anders als bei John Cena und Roman Reigns war es durchaus gewollt, dass die Fans ihn hassen.
Zeitweise Rekord Champion, nun ein Macher hinter den Kulissen
Wie auch immer der Main Event der WWE sich seither zusammensetzte, Triple H war immer mittendrin. Zum Ende der Nullerjahre hielt er gar phasenweise den Rekord für die meisten WWE Championships (acht), ehe er von John Cena übertroffen wurde. Seither war der Triple H Charakter quasi so ein wenig das Leitsymptom der WWE. Als Babyface war er quasi unerträglich, da er dann meist im Rahmen von sentimentalen D-X Reunions mit Shawn Michaels in Erscheinung trat. Allerdings waren die stets ein trauriges Abziehbild des ursprünglichen Stables, einfach weil ihnen in der nunmehr kinderfreundlichen WWE total die Hände gebunden waren.
Und als Bösewicht war er immer derselbe olle Triple H, an dem man sich schon lange sattgesehen hatte und der zunehmend als Autoritätsfigur seine Macht missbrauchte, ohne dafür auf seinen Schwieger-Papa angewiesen zu sein. Ein Heel-Typus, der im Wrestling leider mittlerweile vollkommen ausgelutscht ist, weil er seit der Austin-McMahon Fehde gefühlte hundertmal kopiert wurde. Ganz anders wird Triple Hs Arbeit hingegen hinter den Kulissen bewertet, was seine Funktion als echte Autoritätsfigur angeht.
Es gilt unter den meisten Insidern fast als sicher, dass Triple H Vince McMahon beerben wird. Eine Funktion, in der sich Triple H innerhalb der letzten Jahre Vorschusslorbeeren verdient hat. So ist er mittlerweile im Wesentlichen für die Talentsuche bei der WWE zuständig und betreut überdies das NXT-Format sowie das auf Cruiserweights ausgerichtete WWE 205. Beides C-Shows, die aber von den Fans enthusiastisch angenommen werden. Und dass das WWE Roster, als eines der technisch stärksten aller Zeiten gilt, ist sicherlich auch dem Wirken Triple Hs geschuldet. Nicht Wenige hoffen, dass er auf die kreative Ausrichtung und Routine der WWE ähnlich positive Effekte haben wird, wenn er auch dort als King of Kings auf den Thron steigt.