Chris Benoit – Vom gefeierten Underdog zur großen Tragödie

Chris Benoit ein gefeierter Held mit tragischem Ableben

Bildquelle: Goldeelox9 [CC BY-SA 2.0], via Flickr.com (Bild bearbeitet)

Dass viele Wrestler vor ihrer Zeit sterben, ist eine der hässlichen Realitäten dieses Geschäfts. Eine Realität, mit der sich viele langjährige Fans zurechtfinden müssen. Doch der Tod von Chris Benoit, der nicht nur sich selbst, sondern auch seinem Sohn und seiner Frau ein gewaltsames Ende bereitete, spaltet bis heute die Gemüter. Sicher ist nur eins: Neben dem Tod von Owen Hart vor einem Publikum sind die Geschehnisse vom 22. Juni bis 24. Juni 2007 im Haus der Benoits eine der größten Tragödien der WWE-Geschichte.

Chris Benoit galt im Ring als absoluter Edeltechniker, der einen steifen, realistischen und technisch sehr glaubwürdigen Stil gehen konnte. Wie sein großes Vorbild, Dynamite Kid, wurde auch Chris Benoit zu einem Vorreiter, was seien Fähigkeiten im Ring anbelangte. Die Titelgewinne von ihm und seinem Freund Eddie Guerrero bei WrestleMania XX würden noch heute als absolute Feel Good Momente gelten, stünde da nicht das blutige Ende von Chris Benoit im Raum.

Aus Überzeugung Wrestler

Schon im Kindes- und Jugendalter begeisterte sich Christopher Michael Benoit für Wrestling. Als kleiner Kanadier verfolgte er vor allem die Stampede Wrestling Promotion aus Calgary, die vom Patriarchen der Hart Familie, Stu Hart, veranstaltet wurde. Dort begeisterten ihn vor allem zwei Wrestler, deren Stile er später zu seinem eigenen kombinieren sollte: Englands Tom Billington (besser bekannt als Dynamite Kid) und Bret Hart. Vom Ersteren sollte Benoit die Dynamik und die Risikobereitschaft übernehmen (was sich noch bitter rächen sollte), während er bei Letzterem das Matten-Wrestling sowie die Physis imitierte.

Trainiert wurde Chris Benoit von keinem Geringeren als Stu Hart selbst, dessen “Hart Dungeon“ noch heute einen legendären Ruf als sagenumwobene Ausbildungsstätte innehat. Seine ersten Sporen und lokalen Titel verdiente sich Benoit sogleich bei Stampede Wrestling, wo er es auch mit einigen britischen Wrestlern zu tun bekam und um den British Commonwealth Titel antrat, den er mehrfach erobern konnte. Durch diese Erfahrungen verbesserte sich sein Matten-Wrestling weiter. Früh wurde klar, dass Benoit außerordentlich talentiert war. Als Stampede Wrestling 1989 die Tore schloss, sprach Bad News Brown eine Empfehlung für Chris Benoit aus, die ihn bei New Japan Wrestling unterbrachte.

Rasanter Aufstieg in Japan

In Japan trainierte Chris Benoit im New Japan Dojo, um seine Fähigkeiten und seine Verfassung zu verbessern. Zunächst trat er unter seinem Namen auf. Doch nach dem Niedergang von Stampede Wrestling nahm Benoit die Rolle des maskierten “Pegasus Kid“ an. Da bei NJPW auch relative Leichtgewichte zu Ruhm aufsteigen konnten, den legendären Matches zwischen Dynamite Kid und dem originalen Tiger Mask (Satoru Sayama) sei Dank, war hier die ideale Bühne für Chris Benoit. Als Pegasus Kid eroberte er den IWGP Junior Heavyweight Titel gegen Jushin Thunder Liger. Ein Wrestler, der heute selbst als absolute Legende und als Pionier gilt und zum Zeitpunkt dieser Niederschrift seine Abschluss-Tournee gibt.

Die Rivalität mit Liger erstreckte sich über Japan und Mexiko, wo Benoit schließlich seinen Titel und später gar seine Maske an ihn verlor. Doch Benoits Erfolge in Japan, der nun als “Wild Pegasus“ antrat, waren noch lange nicht am Ende. So gewann er das Best of the Super Juniors Turnier 1993 und 1995 sowie den ersten Super J-Cup von NJPW. Neben seiner Rivalität mit Jushin Thunder Liger traf Chris Benoit noch auf andere Größen dieser sowie kommender Tage: Gedo, The Great Sasuke, Shinjiro Otani, Black Tiger und El Samurai, um nur einige zu nennen.

Inoffizielles WWF-Gold und prägende Freundschaften

Chris Benoit wurde als Wild Pegasus außerhalb der WWF zu einem WWF Lightweight Champion. Dieser Titel der WWF wurde bereits 1981 eingeführt, fand jedoch nur von 1997 bis 2001 (als der Titel eingestampft wurde) offizielle Berücksichtigung, sodass dessen ausgeprägte Historie von 1981 bis 1997 inoffiziellen Charakter hat. Am 03. März 1991 entriss Chris Benoit dem Mexikaner Villano III bei einer mexikanischen House Show den Titel. Villano III sollte seines Zeichens als inoffizieller Rekordhalter des Titels in die Geschichte eingehen und lieferte sich mehrere Ringschlachten mit dem Wild Pegasus. Er eroberte den Titel nach etwas mehr als einem Jahr wieder zurück.

 

 

Während seiner Zeit in Japan freundete sich Chris Benoit mit Dean Malenko und Eddie Guerrero an. Beides wie er exzellente Techniker, wobei Dean Malenko eher für seine Aufgabegriffe bekannt war, während Eddie Guerrero vom mexikanischen Lucha Libre geprägt war. Die Drei würden fortan oftmals gemeinsam zu neuen Promotions ziehen, wo sie den Ring teils als Team, teils gegeneinander teilen sollten.

Erste Erfolge auf US-Boden

Bis Mitte der Neunziger war Chris Benoit weiterhin in Japan tätig. Doch ab 1992 kamen auch Engagements in den USA dazu. Dies umfasste zunächst einige Auftritte in der WCW. Doch erste Erfolge sollte es erst in der ECW geben. Dort gewann Chris Benoit seinen ersten Titel auf amerikanischem Boden, als er gemeinsam mit Dean Malenko die Tag Team Titel der ECW gewann. Ebenso dort erwarb er sich im Vorfeld unfreiwillig seinen Spitznamen “The Crippler“, als Sabu sich in einem Match mit ihm bei einem missglückten Bump das Genick brach. Auch wenn Chris Benoit daran keine Schuld traf, machte er sich anschließend in der Umkleide schwere Vorwürfe, fast einen Kollegen paralysiert zu haben.

Im Rahmen eines Austauschprogramms zwischen NJPW und der WCW, kam Chris Benoit auch immer wieder dort zum Einsatz, wo er bei den Verantwortlichen bleibenden Eindruck hinterließ. Ab 1995 engagierte die WCW ihn Vollzeit, wo er sogleich an die Seite von Ric Flair, Arn Anderson und Brian Pillmann gestellt wurde, um eine Neuauflage der Four Horseman zu formieren. Diese hatten sich gemeinsam mit dem kuriosen Dungeon of Doom Stable gegen Hulk Hogan verschworen, der in der WCW versuchte, den Zauber seines WWF-Runs in den 80ern zu replizieren.

Eine Wrestling Story führt zu einer schicksalhaften Ehe

Kevin Sullivan, der in der WCW sowohl die Rolle eines Wrestlers als auch eines Bookers (Matchmakers) innehatte, setzte schließlich eine Fehde auf, in der er und Chris Benoit zunächst als Tag Team zusammenarbeiteten, sich jedoch mit der Zeit gegeneinander wenden sollten. Grund war, dass Benoit eine Storyline Affäre mit Kevin Sullivans Ehefrau Nancy haben sollte, die angeblich Anstoß zu dessen Attacken auf Benoit gab. Um dies möglich glaubhaft zu verkaufen, zeigten sich Nancy Sullivan und Chris Benoit Händchen haltend in der Öffentlichkeit und sollten sogar Hotelzimmer miteinander teilen.

Soviel Kayfabe vor den Fans führt jedoch dazu, dass die beiden wirklich einander annäherten! So wurde aus der fiktiven Affäre eine tatsächliche. Das Verhältnis zwischen Chris Benoit und Kevin Sullivan war danach verständlicherweise belastet. Allerdings hat Chris Benoit später betont, dass Kevin Sullivan sich trotz dessen niemals irgendwelche Freiheiten mit ihm im Ring erlaubt hat. Tatsächlich ließ sich Kevin Sullivan gar in seinem letzten Match von Chris Benoit besiegen, um die Fehde abzuschließen und Vollzeit zum Booker bei der WCW zu werden. Die tragische Dimension besteht natürlich in dem Ende, dass es mit Nancy Sullivan nehmen sollte. Sie wurde hier quasi in eine Beziehung gebucht, die in dem gewaltsamen Tod von ihr und ihrem Kind gipfeln würde.

 

 

Frustrierter Abgang aus der WCW

Chris Benoit konnte sich im Laufe der Jahre eine Position in der Upper Midcard der WCW erobern. Insbesondere eine sportliche Rivalität mit Booker T, in der es um die WCW Television Championship ging, beförderte Chris Benoit nach oben. Ebenso konnte er sich den US-Titel sichern sowie die Tag Team Gürtel der WCW. Abermals mit Dean Malenko als Tag Team Partner. Höhepunkt waren wohl Chris Benoits Matches mit Bret Hart. Eines zu Ehren des kurz zuvor verstorbenen Owen Hart und eines um die WCW World Heavyweight Championship.

Doch wie so viele andere aufstrebende Midcarder stieß Chris Benoit selbst bei diesen relativen Erfolgen an eine Grenze nach oben. Der WCW Main Event war fest in der Hand von Leuten wie Kevin Nash und Hulk Hogan, die ihre vertraglich eingeräumten, kreativen Freiheiten nutzten, um eifersüchtig an diesem Status festzuhalten. Frustriert wechselten immer mehr Talente im Monday Night War die Fronten und gingen von der WCW zur WWF. Ein historistisch ironischer Exodus. Schließlich hatte die WCW sich Jahre zuvor mit den etablierten Main Eventern der WWF gesundgestoßen. Nun gingen reihenweise zukünftige starke Midcarder und Main Eventer zu WWF! Darunter Chris Benoit mit seinen Weggefährten Eddie Guerrero und Dean Malenko. Auch ein ihm ad hoc zugeschobener WCW Heavyweight Titel konnte ihn nicht umstimmen.

Radikaler Anfang in der WWF

Als Chris Benoit 2000 zur WWF wechselte, wurde er dort sogleich mit seinen WCW-Kommilitonen Eddie Guerrero, Dean Malenko und Perry Saturn zu einem Heel Stable geformt, das unter dem Namen “The Radicalz“ firmierte. Chris Benoit etablierte sich schnell als Midcarder in der WWF und befehdete sich sogleich um die Intercontinental Championship. Hauptsächlich mit Chris Jericho, der ebenfalls aus der WCW geflohen war. Doch es waren auch punktuelle Ausreißer in den Main Event drin, wo Chris Benoit es unter anderem mit Dwayne „The Rock“ Johnson zu tun bekam. Ferner konnte er Augenbrauen heben, indem er sich technisch starke Matches mit Kurt Angle lieferte.

Eine Verletzung an Genick, die Benoit zunächst ignorierte, um ein Programm mit "Stone Cold" Steve Austin zu beenden, forcierte schließlich eine rund einjährige Pause. In dieser Zeit kam es, eingedenk des Niedergangs von WCW und ECW, zum großen Invasion Angle in der WWF. Diesen verpasste Chris Benoit vollständig, was aber nicht zwingend zu seinem Nachteil geschehen sein muss. Schließlich gingen im Kern nur die WWF-Originale gestärkt aus dem Invasion Angle hervor.

Der Weg an die Spitze

Kaum zurückgekehrt konnte Chris Benoit wieder eine prominente Rolle auf den WWE-Matchcards spielen. Er legte sich mit "Stone Cold" Steve Austin und Rob Van Dam an. Ferner konnte er gemeinsam mit Kurt Angle die frisch aus der Taufe gehobenen WWE Tag Team Championship Gürtel gewinnen. Beim Royal Rumble 2003 trafen die beiden jedoch wieder als Rivalen um den WWE-Titel von Kurt Angle aufeinander. In einem super Match unterlag Chris Benoit, erhielt aber nach der Niederlage stehende Ovationen. Ferner konnte er sich profilieren, als er Brock Lesnar bei den Survivor Series zur Aufgabe zwang. Auch wenn er in einem späteren Match gegen ihn verlor.

Chris Benoit gewann 2004 den Royal Rumble, trotz dessen dass er von Anfang an im Ring war. Er forderte dadurch Triple H bei WrestleMania XX für dessen Titel heraus. Allerdings war auch Shawn Michaels der Ansicht, einen Spot in diesem Match zu verdienen, da ein Last Man Standing Match zwischen ihm und Triple H bei eben jenem Royal Rumble unentschieden geendet war. So wurde schließlich ein Triple Threat Match daraus, in dem sich Chris Benoit mittels seines Cripplers Crossface gegen Triple H durchsetzen konnte. Dies markierte den ersten WrestleMania Main Event, der via Aufgabe gewonnen wurde! Gemeinsam mit Eddie Guerrero, der seinerseits die WWE Championship im Match zuvor erobern konnte, feierte Chris Benoit im Ring. Der Höhepunkt seiner Karriere, auf den bald ein gähnender Abgrund folgen sollte.

Der Tod eines guten Freundes

Dabei ging es zunächst glänzend für Chris Benoit weiter, der seiner Heavyweight Championship noch gemeinsam mit Edge die Tag Team Gürtel hinzufügen konnte. Auch Shawn Michaels, Kane und Triple H konnte er jeweils solo besiegen, um seinen Titel zu verteidigen. Er verlor den Titel schließlich an Randy Orton und befehdete sich anschließend mit Edge, der auf dem Weg war, zu einem der Top Heels der WWE zu werden. Anschließend kämpfte Chris Benoit um die US Championship, die er sich noch mehrfach sichern konnte.

Am 13. November 2005 wurde Eddie Guerrero tot in seinem Hotelzimmer aufgefunden. Er starb an einer Herzattacke und wurde nur 38 Jahre alt. Bei einer RAW Tribut Show am folgenden Tag brach ein sichtbar erschütterter Chris Benoit vor laufender Kamera beinahe zusammen und musste eine herzzerreißende Videobotschaft über Eddie Guerrero abrupt beenden. Laut vielen seiner damaligen Kollegen sollte Chris Benoit nach dem Tod von Eddie Guerrero nicht mehr derselbe sein. Hinzu kamen mit der Zeit von außen schwer nachvollziehbare Eheprobleme, die wohl bestanden haben, aber zu denen bis heute keiner wirklich etwas Konkretes sagen konnte.

Eine rätselhafte Bluttat

Chris Benoit war weiter in der Upper Midcard der WWE präsent. Doch schilderten ihn viele seiner Weggefährten nach dem Tod Eddie Guerreros als zunehmend introvertiert. Er konnte zwar nach wie vor im Ring glänzen, verrichtet aber ansonsten hinter den Kulissen nur noch Dienst nach Vorschrift. Hinzu kamen die Eheprobleme mit Nancy Benoit, die Chris Benoits zweite Frau war. Seine erste Ehe war in einer kostspieligen Scheidung geendet. Überdies hatte er ein Kind mit Nancy, den siebenjährigen Daniel. Entsprechend setzte ihm die Möglichkeit einer weiteren Scheidung zu. Ferner wurde über eine Affäre von Chris Benoit gemunkelt, was jedoch nie bestätigt wurde.

 

 

Nichts davon konnte aber auf die traurigen Tage vom 22. bis 24. Juni 2007 hindeuten, geschweige denn darauf vorbereiten. Chris Benoit war zu Hause. Als er am 23. Juni nicht zu einer Houseshow erschien, trat er mit Chavo Guerrero in Kontakt. Einer der wenigen, dem er noch nahe war. Er sagte zu ihm, dass seine Frau und sein Sohn krank wären und dass er es wohl nicht schaffen würde. Danach verabschiedete er sich sonderbar sentimental bei Chavo Guerrero, was diesen umgehend nachdenklich stimmte und zu einem Rückruf bewegte. Doch Chris Benoit wiegelte dessen besorgtes Nachfragen ab.

Zu diesem Zeitpunkt war Nancy aller Wahrscheinlichkeit bereits tot. Chris Benoit hatte seine Frau am späten Abend zuvor mit einem Elekto-Kabel erwürgt. Später würde er seinen Sohn mit Xanax (Alprazolam) sedieren und den bewusstlosen Daniel anschließend unter einem Kopfkissen ersticken. Der genau Todeszeitpunkt von Daniel Benoit konnte nicht bestimmt werden, lag aber mit Sicherheit einige Zeit nach dem Tod seiner Mutter. Vermutlich am nächsten Morgen. Danach würde es noch rund zwei Tage dauern, bis Chris Benoit sich selber das Leben nahm. Er hing sich das Kabel einer Kraftmaschine um den Hals, belud diese mit hohem Gewicht, hob dieses an und zog dann den Stift. Dadurch rauschte das Gewicht ruckartig herunter und brach ihm das Genick. Er starb durch Erhängen.

Ein erschütternder Befund

In der Nachbetrachtung gelang es bis heute noch nicht, eine abschließende Erklärung für diese Tragödie zu finden. Allerdings ergab eine posthume Untersuchung des Gehirns von Chris Benoit, dass dieses nahezu flächendeckend von CTE betroffen war. Das sind degenerative Hirnveränderungen in Folge stumpfer Gewalteinwirkung. Diese rufen Eiweißablagerungen hervor und entsprechen somit quasi der klassischen “Boxer-Demenz“. Der Befund war derart klar, dass ein führender Neurologe das Gehirn mit jenem eines 85-jährigen Alzheimer Patienten verglich! Zu den Symptomen einer solch degenerativen Hirnerkrankung gehören nicht nur kognitive Beeinträchtigungen, sondern auch emotionale Beeinträchtigungen, die Depressionen hervorrufen oder bestehende Depressionen verschlimmern können.

Dies würde auch das sonderbare Verhalten von Chris Benoit nach den Morden erklären. So veranlasste er die WWE noch, einen Flug für ihn zu buchen, damit er es rechtzeitig zum nächsten PPV schaffen konnte, wo er auf CM Punk treffen sollte (ein Flug, den er nie wahrnahm). Auch deuten die großen zeitlichen Lücken zwischen den Toden von Nancy, Daniel und Chris Benoit selbst auf ein sehr unkoordiniertes, unstetes und verzweifelt improvisierendes Vorgehen hin. Das letzte Lebenszeichen von Chris Benoit war schließlich eine SMS: „Die Hunde sind im abgesperrten Pool-Bereich. Die Seitentür zur Garage ist offen.“ Diese Textnachricht erreichte Chavo Guerrero sowie WWE-Ringrichter Scott Armstrong. Sonderbarerweise versendete Chris Benoit diese Nachricht sowohl von seinem Mobiltelefon als auch von jenem seiner toten Frau, sodass zumindest Chavo Guerrero dieselbe Nachricht zweimal erhielt. Möglicherweise wollte Chris Benoit so einen kollektiven Selbstmord andeuten.

Eine müßige Schuldfrage

Bis heute hadern viele Fans mit dem Erbe Chris Benoits. Sein außergewöhnliches Talent im Seilgeviert ist unbestritten. Und während viele Fans sich bis heute noch gerne seine Matches anschauen, können andere dies nicht von seiner Bluttat trennen. Die WWE tut seither so, als hätte er nie existiert. Allerdings ist bei der im Nachhinein bekannt gewordenen Faktenlage kaum davon auszugehen, dass Chris Benoit bei klarem Verstand war. Der eindeutige Hirnbefund, sein wirres Vorgehen und ambivalente Signale an seine Außenwelt während dieser Tage zeichnen das Bild eines verwirrten Mannes, der dem eigenen gewalttätigen Handeln verzweifelt ergeben war.

Degenerative, demente Erkrankungen schaffen grimmige Tatsachen. Die emotionale Ebene wird dabei von Laien oftmals verkannt, da sie das Gehirn nur mit rein funktionalen Dingen, wie dem Nervensystem und den kognitiven Fähigkeiten verbinden. Das greift jedoch viel zu kurz und deckt sich nicht mit praktischen Erfahrungen! Oftmals können emotionale Verstimmungen und tief greifende Persönlichkeitsänderungen auftreten, lange bevor funktionale Aspekte (wie das Erinnerungsvermögen) schwerwiegend beeinträchtigt sind. Im Tagebuch von Chris Benoit wurden später Einträge gefunden, in denen er dem toten Eddie Guerrero Briefe schrieb! Darunter auch Andeutungen, dass er bald bei ihm sein würde. Neben den Leichen von Nancy und Daniel wurden Bibeln gefunden. Jedoch galt Chris Benoit nicht als besonders gläubig. Eddie Guerrero hingegen schon.


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