John Cena im Porträt - Absolute WWE-Legende des Unternehmens

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Bildquelle: Gage Skidmore from Peoria, AZ, United States of America [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Er war in gewisser Weise der Hulk Hogan diesseits des Jahres 2005. So wie Hulkamania in den 80ern und frühen 90ern bei der WWF den Ton angab, so dominant wurde auch John Cena als unbesiegbarer, aufrichtiger Held dargestellt. Dass er als solcher kommerziell bestens funktionierte, zeigten die Merchandising Verkäufe, die er rund eine Dekade anführte, was seinen Main Event Status zementierte und ihm zum Rekordhalter der WWE Championship (16-fach) machte. Allerdings fanden dazu analog einige Entwicklungen statt, die von den älteren Fans (wenn auch teilweise zu Unrecht) John Cena angelastet wurden.

So wechselte die WWE von TV-14 zu TV-PG und richtete sich wieder mehr auf ein familienfreundliches Produkt aus. Den älteren und zumeist männlichen Fans der vorangegangen Jahre stieß dies sauer auf und das prominenteste Gesicht, das zumindest repräsentativ für diese Entwicklung stand, war nun einmal John Cena. Auch dass die WWE ihn in der Dekade seiner größten Dominanz teilweise recht einfallslos und oft nach gleichem Schema buchte, half nicht weiter. Heute ist John Cena ein Elder Statesman der WWE und mit einem Bein wohl schon draußen. Mittlerweile beurteilen ihn viele Fans auch differenzierter – und das nicht grundlos.

Hintergrund als Footballer und Bodybuilder

John Felix Anthony Cena Jr. kam als ältester von vier Söhnen zur Welt und hatte italienische Wurzeln. Auf dem College brachte er es zum NCAA Division III All-American Center, schlug dann jedoch eine andere Richtung ein, als er 1998 seinen Abschluss in Sportphysiologie machte und eine Karriere als Bodybuilder anstrebte. Phasenwiese arbeitete er auch als Limousinen-Fahrer. Doch John Cena fand dann seine wahre Berufung, als er 1999 bei Ultimate Pro Wrestling zum Wrestler umsattelte und bis 2001 seine ersten Sporen und Meriten verdiente. Dort nahm er das Gimmick des "Prototyps" an. Ein Cyborg Gimmick, das ihn als stark und perfekt konditioniert auswies, was er seinen Gegnern und den Zuschauern regelmäßig unter die Nasen rieb.

Dieses Gimmick behielt er zunächst bei, als er schließlich von der WWF 2001 unter Vertrag genommen wurde. Schon im Vorfeld war er in nicht übertragenen Dark Matches und House Shows meist als Jobber zum Einsatz gekommen. 2001 ging es dann zunächst zu Ohio Valley Wrestling (OVW), einer damaligen Satelliten-Promotion der WWF, die sie zur Nachwuchsförderung nutzte (ähnlich wie heute das WWE eigene NXT). Dort konnte John Cena schnell Erfolge sowohl als Singles Wrestler als auch als Tag Team Wrestler verbuchen.

Start in der WWE und Gimmick als Vanilla Ice Klon

2002 wurde John Cena schließlich ins Haupt-Roster berufen. Als Prototyp traf er dabei in seinem ersten TV-Match auf keinen Geringeren als Kurt Angle, der eine offene Herausforderung aussprach, die vom Debütanten angenommen wurde. Kurt Angle sollte das Lachen vergehen, als er um ein Haar besiegt wurde und noch mit einer Pin-Kombination das Gesicht wahren konnte. Trotz seiner Niederlage im ersten TV-Kampf brachte der Beinahe-Sieg gegen einen etablierten Main Eventer John Cena sofort ins Rampenlicht.

Dass er sich in diesem bewähren konnte, sollte John Cena aber erst rund ein Jahr später beweisen. Sein Gimmick wurde umstrukturiert. Statt des relativ farblosen Prototyps war er nun ein muskelbepackter Vanilla Ice Rapper, der seine Promos in Reimform hielt und wahlweise seine Gegner sowie die Fans kreativ verhöhnte. Selbst eine Rap-CD brachte der selbst ernannte “Doctor of Thuganomics“ heraus! Gleichwohl John Cena mit diesem Gimmick alle Anlagen eines Heels hatte, waren ihm die Fans aufgrund seines Unterhaltungswerts bald zunehmend gewogen.

Rasanter Aufstieg in die Midcard

Dass die WWE durchaus Größeres mit John Cena vorhatte, deutete sich bereits ab 2003 an. Denn immer häufiger wurde er in Programme mit großen Namen, wie dem Undertaker, Kurt Angle, Eddie Guerrero, Chris Benoit oder Brock Lesnar, gesteckt. Zwar siegte er dabei zunächst längst nicht immer. Doch konnte er sich immer weiter profilieren. Dies und der Umstand, dass die Fans immer wärmer mit ihm wurden, veranlasste die WWE dazu, John Cena im Oktober 2003 zum Babyface zu machen, als er sich dem Survivor Series Team von Kurt Angle anschloss und dort gemeinsam mit Chris Benoit als Letzter stand und so das Match für das Team sichern konnte.

 

 

Seither wurde John Cena nie wieder zum Heel geturnt! Noch 2003 sicherten er und Chris Benoit sich Tag Team Gold. Einen Titel, den er insgesamt bislang viermal gewinnen konnte. 2004 sicherte er sich dann seinen ersten WWE Singles Titel bei WrestleMania XX, wo er The Big Show den US-Titel entreißen konnte. Einen Gürtel, den John Cena bis dato fünfmal erobern konnte. Er befehdete sich mit mehreren Wrestlern um den Gürtel. Darunter Rob Van Dam und Booker T, wobei er den Titel mehrfach verlor und zurückeroberte. Letzteres vor allem gegen Carlito. In dieser Fehde wurde John Cena eine Verletzung angedichtet, sodass er einige Monate aussetzen konnte, um seinen ersten WWE-Film, “The Marine“, zu drehen. Etwas, was sich noch entscheidend auf sein Gimmick auswirken sollte.

John Cena wird Super Cena

2005 konnte John Cena fast den Royal Rumble gewinnen, als er und der in dieser Zeit ebenfalls kometenhaft aufsteigende Batista sich gegenseitig eliminierten. Da es keinen klaren Gewinner gab, wurde umgehend die Fortsetzung des Royal Rumble zwischen diesen beiden angeordnet, wobei sich Batista durchsetzen konnte und John Cena eliminierte. Doch John Cena sollte schon bald seinen Moment an der Sonne haben. Bei WrestleMania 21 besiegte er den damals sehr verhassten JBL und sicherte sich seine erste WWE Championship. Diese verteidigte er daraufhin mehrfach erfolgreich, wobei aber rasch auffiel, dass die Fans John Cena zunehmend die Gunst entsagten und stattdessen die Bösewichte anfeuerten. Kinder und Frauen waren allerdings umso begeisterter von ihm.

Diese zweischneidige Rezeption sowie ein unangefochtener Status als Superheld des WWE Main Events sollten Cena über die nächsten zehn Jahre ausmachen. Im Detail aufzuschlüsseln, wann er gegen wen gekämpft hat, würde hier den Rahmen sprengen und wäre keine sehr spannende Lektüre, eingedenk seiner Dauerpräsenz im Main Event. John Cena gewann in dieser Zeit zweimal den Royal Rumble und wurde zum Rekordträger des WWE Gürtels. Überdies wurde er zum erfolgreichsten WWE Merchandising Kassenschlager aller Zeiten, der zwar nie so viel verkaufte wie Dwayne "The Rock" Johnson oder "Stone Cold" Steve Austin zu ihren besten Zeiten. Doch seine Beständigkeit im Main Event machte ihn insgesamt zum klaren Merchandising King der WWE, die bald im Quartals-Takt neue Cena Accessoires heraushaute.

Let‘s go Cena! Cena sucks!

Anstatt eine langatmige Auflistung über John Cenas Fehden und Meriten, lohnt sich eher ein Blick darauf, warum John Cena so ambivalent wahrgenommen wurde. Wie kam es, dass die unterschiedlichen Zielgruppen der WWE ihn so verschieden wahrnahmen? Und wie war zu erklären, dass viele der jugendlichen bis erwachsenen, männlichen Fans dem zuvor umjubelten Vanilla Ice Schlappmaul so schnell die kalte Schulter zeigten? Dies hatte im Wesentlichen zwei Gründe: Zum einen beraubte ihn der Wandel vom Rapper hin zum Lieblings-Schwiegersohn der Nation seinem markantesten und populärsten Attribut. Und zum anderen wurde John Cena zum Posterboy der WWE, die sich wieder auf ein ganz klar familienfreundliches Produkt einschoss.

John Cena wurde buchstäblich zum Marine Actionhelden aus seiner gleichnamigen Verfilmung. Statt Baggy Bluejeans trug er nun Camouflage und salutierte seinen Fans. Von Anfang an wurde er als starker Babyface Champion dargestellt und predigte Aufrichtigkeit und niemals aufzugeben. Ein krasser Gegensatz zu dem Vanilla Ice Verschnitt, der ehedem seine Gegner scharfzüngig aufzog. Er war sehr erkennbar dazu erkoren, der Hulk Hogan der Neuzeit zu sein.

 

 

Ein solcher Charakter wurde aber von vielen der sehr lautstarken Stamm-Fans der WWE nicht angenommen. Im Schatten der Attitude Ära so wie ihrer Folgejahre waren solche aalglatten Babyfaces nicht mehr gefragt. Kinder und ihre Mütter (sowie wohl einige Väter) waren jedoch vom lupenreinen Vorbild begeistert.

Zu Unrecht verunglimpft?

Heute ist John Cena im Zwielicht seiner WWE-Karriere und vermutlich nicht mehr lange dabei. Schon jetzt sieht man ihn nur noch gelegentlich. Allerdings hat sich die Rezeption hin zum Positiven gewandelt. Längst schon haben seine Hater nicht mehr das Gewicht vergangener Tage. Das liegt nicht nur daran, dass seine Auftritte seltener geworden sind und er eher in den Status einer gelegentlichen Attraktion gerückt ist. Mittlerweile hat sich herumgesprochen, dass viele seiner Kollegen und Weggefährten ein weit besseres Bild von John Cena haben als die eingefleischten Fans. Hinter den Kulissen der WWE galt und gilt John Cena als verlässlich und Kurt Angle ging gar soweit, ihn als besten WWE Champion aller Zeiten zu bezeichnen!

Gleichwohl John Cena immer wieder mit Hulk Hogan verglichen wurde, so galt dies nur für seinen Status als unüberwindbarer Held. Während Hulk Hogan hinter den Kulissen den zweifelhaften Ruf eines intriganten Manipulateurs hatte, der eifersüchtig seinen Status hütete, war John Cena stets wohlgelitten und zeigte über mehr als ein Jahrzehnt bedingungslose Einsatzbereitschaft. Ferner würdigen auch so ziemliche alle Fans John Cenas außergewöhnliches Engagement für die Make-A-Wish Foundation. Eine Wohltätigkeits-Organisation, die schwerkranken Kindern ihre Herzenswünsche gewährt. Viele davon wollen WWE Stars treffen. John Cena hat schon über 600 solcher Wünsche erfüllt! Das ist nicht nur mehr als irgendwer sonst in der WWE, sondern als irgendwer dies überhaupt für die Organisation geleistet hat! Möglicherweise ist es diese sympathische Natur, die Kinder von Anfang an begeistert hat – und die Cena auch abseits der WWE, in Krankenzimmern und Co., gelebt hat.


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