William Regal – Vom Karneval zur WWE-Vollzeitbeschäftigung

William Regal - Karriere im Überblick

Bildquelle: Andrea90 / Public domain [CC BY-SA 0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Englands William Regal (Bürgerlicher Name: Darren Kenneth Matthews) kann auf eine durchaus bewegte Wrestling-Karriere zurückblicken. Heute gilt er als wichtiger Talentscout in Diensten der WWE und hat dort auch immer wieder Funktionen als Kommentator und On Air Autoritätsperson innegehabt. Vor allem aber konnte er sich 30 Jahre lang im Ring auszeichnen. Gleichwohl ihm dabei niemals der ganz große Wurf gelang, ist er von Fans und Kollegen dennoch sehr respektiert.

Viele meinen gar, dass Regal eigentlich bedeutend mehr hätte erreichen können, vielleicht sogar müssen. Doch gesundheitliche Probleme sowie Drogenmissbrauch, den er jedoch überwinden konnte, haben ihn wohl einige Gelegenheiten gekostet. Nichtsdestotrotz gilt William Regal als technisch sauberer Wrestler und starker Charakter-Darsteller. Dass er nun als Trainer und Talentscout in Diensten der WWE arbeitet, unterstreicht, dass er wohl auch Backstage mit diesen Qualitäten wahrgenommen wird.

Raubeiniger Beginn in einem antiquierten Umfeld

Darren Matthews Einstieg ins Wrestling war ein sehr traditioneller – und umso außergewöhnlicher. Denn tatsächlich war mit gerade einmal 15 Jahren Teil eines Rummels, wo er als Rummel-Ringer Herausforderer aus dem Publikum bezwingen musste (ähnlich wie Rummel-Boxer). Das war insofern bemerkenswert, weil er so 1983 seine Brötchen verdiente, indem er übermütige Rummel-Besucher (mit nur 15 Jahren) reihenweise wirklich zur Aufgabe zwang! Und das ganz nach der sehr alten Schule. Denn das, was wir heute als Pro Wrestling kennen, wurde einst auf den alten Rummelplätzen dargeboten. Auch damals wurden übermütige Besucher vermöbelt, die man mit der Hoffnung auf einen Geldgewinn köderte.

Meist wurden diese damit gelockt, nur eine gewisse Zeit gegen den Ringer bestehen zu müssen. Was meist jedoch hoffnungslos war, da es sich bei diesen um wirklich gut ausgebildete Ringer handelte. Ein Kontaktsport, von dem der Otto-Normal-Verbraucher nur wenig Ahnung hat. Anno 1983, als Matthews derart ins Business Einstieg, konnte das aber schon als wirklich sehr antiquiert gelten. Und doch fand er so seinen unwahrscheinlichen Start in die Welt des Pro Wrestling. Dass ihm dies mit 15 Lenzen gelang, ist umso beeindruckender.

Der Sprung über den Teich

Es folgte der logische Übergang in die britische Wrestling Szene, die damals durchaus noch recht gesund und auch im Fernsehprogramm zu sehen war. Matthews formte ein Team mit Robbie Brookside (der heute ebenfalls hinter den Kulissen bei der WWE arbeitet). Als „Golden Boys“ traten die beiden in den Finalen Jahren des britischen Wrestlings im Fernsehen auf. Matthews wrestelte danach weiter in England, tourte aber auch nach Deutschland und Südafrika.

Anschließend kam es zu sporadischen Tryout-Matches bei der WWF und WCW. Die WCW entschied sich schließlich, den aussichtsreichen Briten in ihre Dienste zu nehmen. Hier nahm Matthews dann den Namen Steven Regal an, den er über seine gesamte WCW-Zeit (wahlweise mit dem Zusatz "Lord") behalten sollte. Regal bediente fortan das Gimmick eines hochnäsigen, elitären Gentlemans, der sich förmlich verachtend gab und keine Chance ausließ, seinen Weg zum Sieg zu verkürzen.

Es folgte ein recht erfolgreicher Midcard-Run in der WCW, bei dem Steven Regal die WCW Television Championship viermal halten konnte. Auch war er Teil mehrerer Tag Team Konstellationen. Unter anderem mit einem jungen Triple H, der damals selbst ein Gimmick eines Adeligen hatte und somit eine logische Partnerwahl für Steven Regal war. Gemeinsam machten sie als Blue Bloods die Tag Team Division der WCW unsicher. Doch trotz mehrfacher Gelegenheiten sollte es Steven Regal nie gelingen, die Tag Team Championship der WCW zu erobern.

Kontroverses Goldberg-Match

Nichtsdestotrotz wurde Steven Regal eine recht feste Größe in der WCW-Midcard. Umso ominöser erschien dann seine unvermittelte Entlassung. Bis heute hält sich hartnäckig die Ansicht, dass diese etwas mit seinem Match gegen Bill Goldberg vom 09.02.1998 bei WCW Monday Nitro zu tun gehabt hätte. Das Match war keineswegs schlecht, doch gab es einige Auffälligkeiten. So erschien der bis dahin nur in kurzen, dominanten Squash-Matches gebuchte Bill Goldberg hier wesentlich zahmer als sonst. Das Match ging mit fünf Minuten deutlich länger als man es sonst von Goldbergs blitzartigen Triumphen gewohnt war und war bis zum eindeutigen Sieg für Goldberg recht ausgeglichen.

 

 

Ein klarer Bruch damit, wie Goldberg bis dahin eingesetzt wurde. Der zwar intensive aber auch extrem limitierte Shootingstar der WCẂ wurde derart dargestellt, da man so seinen Mangel an Erfahrung kaschieren aber auch sein Star-Potenzial schüren konnte. Bis heute ringen unterschiedliche Ansichten darüber, was im Match mit Regal passiert ist. Auch liegen sehr unterschiedliche Aussagen der Akteure vor. Goldberg sagt bis heute, dass Regal das Match sabotiert habe und als besonders harte Kante zu Werke gegangen sein. Regal sagt demgegenüber aus, dass Goldberg scheinbar sämtliche Spots vergessen hatte und kaum Offensive seinerseits initiieren konnte. Daher musste Regal "um ihn herum wresteln" und ihn durch das Match tragen.

Überbewertete Bedeutung?

Kaum war das Match vorbei, wurde Regal von den WCW-Oberen hinter den Kulissen kritisiert, da er in ihren Augen Goldberg schlecht aussehen lassen hatte. Regal entgegnete gemäß seiner Version, dass er sich schlecht "selber hauen konnte" und das Goldberg die Fehler scheinbar zunächst auch auf sich genommen hatte. Überdies habe Regal einer der Backstage-Agents wohl zuvor mitgeteilt, dass er Goldberg ein kompetitives Match über ca. sechs Minuten liefern sollte.

Schaut man sich das Match heute selbst an, fällt in der Tat auf, dass Goldberg enorm zögerlich agiert. Überdies wirken die Schläge und Tritte von Regal keineswegs übermäßig hart. Weder für seine Verhältnisse noch überhaupt. Allgemein wird diesem Match mit Goldberg aber ohnehin zu viel konspirative Bedeutung zugebilligt. So sagt Regal heute selbst, dass er damals auch nicht wegen dieses Matches von der WCW entlassen wurde. Tatsächlich erfolgte seine Entlassung mehrere Monate später und hatte eher mit Drogenproblemen zu tun, die dafür sorgten, dass er nicht gerade die beste Version seiner selbst war. Etwas, was seine Karriere noch eine Weile begleiten aber letztlich von ihm überwunden werden sollte.

Holpriger Einstieg bei der WWF

Dadurch führte der Weg von Steven Regal im Juni 1998 zur WWF. Doch kurz nach dessen Debüt dort holte ihn das Verletzungspech ein, sodass er sogleich längere Zeit ausfiel. Kaum zurückgekehrt, wurde ihm ein sehr eigenwilliges, neues Gimmick zuteil, das ihn quasi als wrestelnden "ganzen Kerl" im Bauarbeiter-Look präsentierte. Doch weder sein erster WWF-Run noch sein unverhofft albernes Gimmick waren von Dauer. Denn seine zunehmenden Drogenprobleme machten eine Reha erforderlich und Steven Regal wurde entlassen.

 

 

Dadurch kam er noch einmal bis 2000 bei der WCW unter, ehe er zur WWF zurückkehrte. Von da an sollte er der WWF/WWE bis heute treu bleiben. Er trat wieder als Steven Regal auf und wurde mit der Zeit zu William Regal umgetauft. Doch das eitle Gentleman Gimmick blieb das gleiche, auch wenn sich die Wahrnehmung in den Augen der Fans änderte. Denn aufgrund seiner unbestreitbaren technischen Qualitäten und auch durchaus einiger gelungener komödiantischer Einlagen (insbesondere als RAW-Comissionar, als welcher Regal für eine Weile eingesetzt wurde), ließen ihn in der Gunst der Fans steigen. Auch hinter den Kulissen wurde Regal respektiert.

Dekorierter Midcarder und respektierter Arbeiter im Ring

William Regal gelang zwar nie der ganz große Wurf in der WWE. Auch weil Verletzungspech immer wieder ein Thema war. Dennoch konnte William Regal 15 diverse Titel in der WWE erringen. So hielt er viermal Tag Team Champion Gold in der WWE mit unterschiedlichen Partnern. Ferner wurde er zweifacher Intercontinental Champion, vierfacher European Champion und fünffacher Hardcore Champion. Krönender Erfolg war wohl buchstäblich sein Sieg des King of the Ring Turniers 2008. So wurde William Regal über die Jahre ein dekorierter Midcarder, dem allein die höchsten Titel-Meriten in der WWE nicht vergönnt waren.

Doch scheinbar wusste die WWE mit den Jahren, was sie am Mann aus England hat. Denn keine WWE-Entlassungswelle vermochte ihn fortan mehr fortzuspülen. 2013 beendete William Regal seine aktive Karriere, blieb jedoch als Kommentator sowie als Figur während der Shows erhalten. Mittlerweile soll er vor allem ein Auge für die Nachwuchsförderung der WWE haben, die er aktiv bei NXT und hinter den Kulissen vorantreibt.


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