Was macht Vince McMahon heute?

Vince McMahon - Infos zum Eigentümer der WWE

Bildquelle: tbiley [CC BY-SA 2.0], via Flickr.com (Bild bearbeitet)

Es gibt keinen bekannteren Wrestling-Promoter als den WWE-Chef Vince McMahon! Nicht einmal annähernd! Er hat WWE Wrestling weltweit bekannt und populär gemacht. An den beiden größten kommerziellen Boom-Perioden des Wrestlings (Mitte bis Ende der 80er sowie Ende der 90er) war er entscheidend beteiligt. Niemand kann mit Gewissheit sagen, wo das Wrestling heute ohne ihn stehen würde.

Gleichzeitig ist Vince McMahon, vor allem letzthin, auch eine Reizfigur. Sei der Jahrtausendwende hat er „Wrestling“ unter dem Banner der WWE zum Tabu-Wort gemacht und seine Marktposition in einer Art und Weise konsolidiert, bei der die WWE zwar effizienter monetarisiert wird als je zuvor. Gleichzeitig kann das jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die breite Zuschauerbasis seit der Jahrtausendwende stark zusammengefallen ist. Schauten zu Zeiten der Monday Night Wars (der zugegebenermaßen erfolgreichsten Periode des Wrestlings) noch 20 Millionen Zuschauer Wrestling am Montagabend, sind es heute nur noch zwei Millionen und das ist nicht nur einer Veränderung der medialen Gewohnheiten geschuldet.

Ein Familiengeschäft

Früher einmal hieß die WWE noch WWWF. Nein, das ist kein “W“ zu viel. Denn ursprünglich firmierte sie unter dem Namen World Wide Wrestling Federation. Gegründet wurde sie 1948 von Vince McMahon Senior (Vincent James McMahon). Die WWE war also von Anfang an eine Familienangelegenheit. Den Grundstein legte bereits der Großvater, Jess McMahon, der als einflussreicher Promoter und Matchmaker das Boxen und Wrestling in New York prägte. Diese New Yorker Wurzeln sollten es auch sein, die der WWF in den 80ern die entscheidenden Standortvorteile im landesweiten Wettbewerb gegen die anderen nordamerikanischen Territorien gaben. Und zwar in Form der New Yorker Sendestationen sowie des Madison Square Gardens.

Vince McMahon traf seinen Vater jedoch erstmals im Alter von zwölf Jahren. Ehedem hatte er bei seiner Mutter und wechselnden Stiefvätern gelebt. Harte Bedingungen, da mindestens einer davon sehr gewalttätig war. Unter den Fittichen seines Vaters wurde Vince McMahon rasch in die Welt des Pro Wrestling eingeführt. Und wie bei jedem Jungen rief das in ihm den Wunsch hervor, selber einmal Wrestler zu werden. Etwas, was sein Vater rigoros verbat. Denn Promoter und Wrestler in einem, das sollte es nicht geben – auch wenn sie Vince McMahon diesen Traum später in gewisser Weise noch erfüllen sollte. Später wurden ihm kleine Shows in Maine zugeteilt, die er in Eigenregie organisierte. Im Laufe der 70er wurde Vince McMahon immer mehr zu einem Faktor hinter den Kulissen der WWWF. Auf sein Drängen hin schmiss diese ein “W“ ab und wurde zur WWF (World Wrestling Federation).

Die WWF surft auf dem Zeitgeist

1979 gründete Vince McMahon mit seiner Frau Linda Titan Sports. Jene Firma, die zum kommerziellen Fundament der WWF wurde. Er kaufte die WWF 1982 von seinem Vater ab, der zu dieser Zeit bereits nicht mehr bei guter Gesundheit war. Vince McMahon wusste, dass das aufkommende landesweite Kabelfernsehen den US-Markt entscheidend verändern würde. Die großen Wrestling-Territorien, die unter dem Dachverband der NWA nicht miteinander konkurrierten, sollten unausweichlich zu einem Ende kommen, da landesweites Fernsehen diese ehemals autarken Märkte bedeutungslos machen würde. Dies wissend und mit entscheidenden Finanz- und Standortvorteilen im Rücken fing Vince McMahon an, gezielt die Top-Stars seiner Konkurrenten abzuwerben. Darunter einen gewissen Hulk Hogan von der AWA.

Doch Vince McMahon begnügte sich nicht damit, die Konkurrenz zu schröpfen. Seine Vision reichte weiter! Bewusst suchte er Nähe und Kooperation mit den großen Musikstars dieser Zeit. So kam es, dass inmitten der Hochphase von MTV dort immer häufiger auch WWF-Wrestler zu sehen waren. Diese Annäherung an die Popkultur erwies sich in Einklang mit der Zugkraft von Hulk Hogan als voller Erfolg, der schließlich in der ersten WrestleMania mündete! Damit etablierte Vince McMahon das Erfolgsmodell der WWF: Er nutzt seine allwöchentlichen Übertragungen im Landesfernsehen, um Handlungsstränge und Fehden voranzutreiben, deren große Matches er dann im Rahmen von PPV-Veranstaltungen vermarktete. 1993 führte WWF Monday Night RAW ein: die heute noch laufende Wochenshow der WWE und die längste auf Episoden basierende Show, die es im US-Fernsehen gibt!

 

 

Not macht erfinderisch

Ab Mitte der 90er war dann allerdings richtig Sand im Getriebe der WWF. Der Steroid-Skandal sowie eine gefloppte Body Building Promotion (WBF) kosteten sie jede Menge Geld und brachten sie an den Rand des Ruins. Hinzu kam noch, dass mit der WCW, gestützt durch den Medienmogul Ted Turner, plötzlich ein Mitbewerber auf den Plan trat, der der WWF große Namen abspenstig machte. Doch im Angesicht dieser Krise trat Vince McMahon entscheidend auf den Plan. Nachdem er seinem langjährigen Top-Mann, Bret „The Hitman“ Hart, kontrovers beim Montreal Screwjob um den Titel brachte (weil Hart auf dem Weg zur WCW war), trat McMahon erstmals als Chef der WWF offiziell in Erscheinung. Bis dahin galt er gegenüber den uninformierten Zuschauern nur als Kommentator. Über Nacht war Vince McMahon einer der am meisten gehassten Bösewichte, den das Wrestling jemals gesehen hatte. Denn bei diesem kontroversen Vorfall lagen die Sympathien ganz klar bei Bret Hart. Vince McMahon machte aus der Not eine Tugend und trat fortan als böser Boss gegen „Stone Cold Steve“ Austin auf, der seinerseits zum größten Start seit Hulk Hogan wurde. Die Attitude Ära war geboren!

Die Austin- und McMahon-Fehde, der Aufstieg von Dwayne „The Rock“ Johnson sowie ein bärenstarker, erweiterter Main Event (Mick Foley, Triple H, Shawn Michaels, Kurt Angle etc.) brachten die WWF mit Macht zurück in die Spur! Auf dem Zenit stellte die kombinierte Zugkraft von WWF und WCW die kommerziell erfolgreichste Phase dar, die das Wrestling in den USA je erlebt hat! Sie endete mit dem Niedergang der WCW und später auch der ECW, welche die WWF beide aufkaufte. Diese brachte Vince McMahon entscheidenderweise auch in den Besitz großer Teile des Videomaterials der NWA, womit er quasi ein de facto Monopol über das gegenwärtige Wrestling in den USA sowie über große Teile der Wrestling-Historie innehatte. Unter anderem war es auch dieses Videomaterial, welches das WWE Network später so attraktiv machte, da es vom Start weg mit Hunderten von alten Shows und Matches ausgestattet war.

Das Erbe von Vince McMahon

Seit der Jahrtausendwende hat sich viel getan beim Marktführer. Der Versuch Vince McMahons, 2001 einen Mitbewerber gegen die NFL ins Rennen zu schicken, die XFL, scheiterte nach nur einer Saison. 2002 musste sich die WWF auf Druck des World Wide Fund in WWE umbenennen. Nach dem großen Wrestling Boom gingen die Zuschauerzahlen zurück. Und für die längste Zeit war die WWE die einzige relevante Wrestling Promotion in den USA. Zwar wurde der Indy-Bereich etwas populärer, da sich durch das Internet neue Vertriebswege fanden. Doch außer Ring of Honor und TNA (heute Impact Wrestling) konnte sich dort niemand nennenswert abheben. Und selbst diese beiden waren immer noch Lichtjahre von der WWE entfernt.

Letzthin hat die WWE aber etwas Feuer bekommen, denn die Zuschauerzahlen stagnieren weiterhin und mit der AEW sowie im weiteren Sinne einer unverhofft wiedergeborenen NWA tun sich plötzlich Alternativen auf. Viele Fans äußern mittlerweile, ob berechtigt oder nicht sei dahingestellt, die Meinung, dass Vince McMahon einfach zu alt sei. Doch mit 73 Jahren hat er scheinbar noch nicht genug. 2020 soll die XFL abermals an den Start gehen und Vince McMahon will im zweiten Anlauf der NFL die Stirn bieten. Aber gerade auch deswegen nähren sich immer mehr Gerüchte, dass Triple H bald das Ruder bei der WWE übernehmen könnte. Somit könnte sich Vince McMahon ganz seinem neuen Wiegenkind zuwenden. Aber ob er dafür seinen Erstgeborenen, die WWE, ziehen lässt, solange er noch atmet? Das weiß nur er.


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