Bildquelle: Megan Elice Meadows [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)
Was macht Randy Orton heute?
Dass Randy Orton mittlerweile einer der definitiven Veteranen des WWE Rosters und überdies noch Vollzeit im Einsatz ist, dürfte so ziemlich jedem bewusst sein. Doch da es letzthin etwas stiller um die “Viper“ wurde, geht dabei leicht unter, wie wahnsinnig erfolgreich Randy Orton bislang in der WWE gewesen ist. Zwar ist Randy Orton ganz sicher kein Midcarder – aber der große Headliner war er eigentlich auch schon lange nicht mehr. Dass er eine so selbstverständliche Präsenz im Main Event innehatte, wie beispielsweise ein Batista oder John Cena, ist schon einen Moment her.
Was die Zahl der gesammelten Titel anbelangt, muss sich Randy Orton dabei vor niemandem in der WWE-Historie verstecken. Seine Erfolge lesen sich wie ein Katalog: Er ist ein vierfacher WWE World Heavyweight Champion und gewann ganze neun WWE-Championships (somit 14 Haupttitel in Summe) (Stand November 2020).
Er war einmal WWE World Tag Team Champion (mit Edge) sowie einmal WWE SmackDown Tag Team Champion (mit Bray Wyatt und Luke Harper), jeweils einmal WWE Intercontinental Champion sowie WWE United States Champion. Des Weiteren ist Randy Orton ein ehemaliger Money in the Bank Kofferträger (2013) sowie zweifacher Royal Rumble Gewinner (2009 und 2017). Diese zweifelsohne beeindruckenden Palmares wurden ansonsten (wenn überhaupt) nur von Leuten erreicht, deren Status im WWE Main Event außer Frage steht.
Unehrenhafte Entlassung führt zur WWE-Karriere
Randy Orton (mit bürgerlichem Namen Randal Keith Orton) entstammt einer echten Wrestling-Familie. Sein Großvater, sein Vater sowie sein Onkel waren alle Wrestler. Doch anders als in solchen Familiendynastien üblich, ermunterte ihn sein Vater keineswegs, Wrestler zu werden. Im Gegenteil! Stets warnte sein Vater ihn davor, dass ein Leben als Wrestler einem Leben auf der Straße gleichkäme. Immer sei man unterwegs und fast nie zu Hause. Einwände, die beim jungen Randy Orton jedoch auf taube Ohren trafen.
In der Highschool tat sich Orton als Ringer hervor. Später schlug er eine Militär-Laufbahn bei den Marines ein, wurde dort jedoch unehrenhaft entlassen, da er einen Befehl verweigerte und sich zweifach unerlaubt von ihm aufgetragenen Standorten entfernt hatte. Und so wuselte sich Randy Orton in Richtung seiner Passion. Im Jahr 2000 begann er mit seinem Training. Zunächst in kleinen regionalen Shows aktiv, wurde die WWF 2001 auf ihn aufmerksam. Dort kam er vorerst in der damaligen Farmliga der WWF unter, Ohio Valley Wrestling (OVW).
Rasche Wandlung zum Narzissten
Wie bei den meisten OVW-Talenten üblich, wurde Randy Orton mit der Zeit sukzessive ins WWF-Programm eingebaut. Zunächst in House-Shows, wo er meistens für etablierte Wrestler jobbte. Ortons erstes im TV übertragene Match war 2002 ein Sieg gegen Hardcore Holly. Dort wurde der athletisch starke und mit dem Aussehen eines Superstars gesegnete Orton zunächst wohlwollend vom Publikum aufgenommen. Doch eine Schulterverletzung zwang ihn für mehrere Monate aufs Abstellgleis, just als er bei der WWF etwas Rampenlicht sah.
Jedoch wussten die Verantwortlichen wohl, dass sie in Orton einen Rohdiamanten hatten. In regelmäßigen Einspielern bei RAW informierte Randy Orton die Fans über den Stand seiner Genesung. Dies jedoch zunehmend auf Kosten von anderen Wrestlern, deren Interviews oder gar Matches deswegen teilweise unterbrochen wurden. So wurde Randy Orton als selbstverliebter Narzisst profiliert. Mit diesem Wandel zum aufstrebenden, selbstverliebten Talent wurde der Grundstein für Ortons nächsten Schritt gelegt: Er sollte Teil des Evolution Stables um Triple H werden.
Randy Orton wird zum Legend-Killer
Das Evolution Stable war eine Gruppierung bestehend aus Triple H, Ric Flair, Batista und Randy Orton. In den Jahren 2003 und 2004 war es phasenweise eines der dominantesten Heel Stables der WWE-Geschichte und vereinte nahezu sämtliche Titel auf sich. Insbesondere galt es als wertvolle Rückversicherung für Triple H, sich in Titelkämpfen Vorteile durch seine Genossen zu verschaffen. In dieser Zeit wurde Randy Orton zum sogenannten Legend-Killer. Regelmäßig pöbelte er gegen Wrestler mit Legendenstatus oder griff diese gar an, um Matches mit diesen zu provozieren. Darunter kam unter anderem ein Match gegen den halbwegs zur Ruhe gesetzten Mick Foley heraus, welche Orton für sich entschied. In dieser Zeit entwickelte Randy Orton auch seinen populären Finisher – den RKO.
Das Ende von Evolution begann mit dem ersten großen Titelgewinn von Randy Orton. Dieser konnte einen Battle Royal für sich entscheiden, der ihn zum Top-Herausforderer machte und beim SummerSlam 2004 gegen Chris Benoit die World Heavyweight Championship gewinnen. Dies machte Randy Orton, im Alter von 24 Jahren, zum jüngsten World Champion der WWE-Geschichte! Als Evolution sich im Ring versammelte, um ihn zu feiern, kippte das Ganze jedoch schnell. Triple H missgönnte Randy Orton den frühen Erfolg und Randy Orton wurde im Ring vermöbelt.
Randy Orton - Der geborene Heel
Damit sollte eigentlich ein Babyface Run für Randy Orton eingeleitet werden. Doch dieser hatte nicht lange Bestand. Alsbald wandte sich Randy Orton wieder seinem Heel Naturell zu und legte sich mit dem Undertaker an. Zwar konnte er den Undertaker nicht bei WrestleMania besiegen, ihm jedoch außerhalb davon die Hölle heißmachen. Im wahrsten Sinne des Wortes! Denn ein Sarg Match zwischen den Beiden endete damit, dass Orton den Undertaker in den Sarg beförderte und diesen anschließend anzündete!
So gewichtig Randy Ortons Faceturn gegen seine ehemaligen Evolution Weggefährten eingeleitet wurde, so abrupt endete er also auch. Randy Orton äußerte dazu später einmal, dass es ihm wesentlich besser liege, den Bösewicht zu mimen. Dies möglicherweise einer der Hauptgründe, warum Orton trotz seiner unübersehbaren Meriten nie DER Mann im WWE Main Event wurde. Die WWE war schon immer weit mehr auf ihre Babyfaces ausgerichtet, was Orton wohl auf ewig nach oben limitierte. Wenn man es überhaupt so drastisch ausdrücken will. Denn es gab durchaus eine Zeit, in der Orton, noch vor John Cena, als der kommende Mann galt.
Stiller Teilhaber am WWE Main Event
So machte er sich ab Mitte der Nullerjahre bis heute fast ausschließlich als Heel einen Namen. Zusammen mit Edge (als “Rated RKO“) machte er Tag Team Division unsicher, wurde zum Dauerrivalen von John Cena und gründete mit Legacy ein Heel Stable, in dem er der Anführer war, wie einst vor ihm Triple H. Um diese Zeit herum veränderte Orton seinen Charakter und wurde zu einem etwas düstereren Heel, der eher sadistisch veranlagt war. Eine Persona, die er bis heute pflegt.
Heute ist Randy Orton so etwas wie die Main Event Allzweckwaffe der WWE. Den Heel hat er zweifelsohne besser drauf. Allerdings hat er, als (zur Abwechslung mal) Nicht-Teilzeit-Legende einen gewissen Respekt bei den WWE Fans, sodass die WWE Orton nach Bedarf einsetzen kann. Das hat allerdings zum Nachteil, dass er meistens Akteur und nicht Fokus in den Programmen ist, in denen er zum Einsatz kommt. Was wohl der Hauptgrund dafür ist, dass man gerne vergisst, welchen Stellenwert Orton eigentlich in der WWE hat.