Bildquelle: Bundesarchiv, Bild 183-1989-0304-019 / Grimm, Peer [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)
Thomas Doll ehemaliger DDR-Star im Porträt
Thomas Doll war einer der ersten DDR-Spieler, die nach der Wende in der Bundesliga für Aufsehen sorgten. Vor allem beim Hamburger SV genießt der einstige Offensivakteur auch heute noch einen Legendstatus – sowohl als Spieler als auch Trainer. Sport-90 erinnert an die Karriere und verrät, was Thomas Doll heute macht.
Thomas Doll wurde am 9. April 1966 in Malchin in Mecklenburg-Vorpommern geboren. In seiner Heimatstadt erlernte er auch das Fußballspielen bei der BSG Lok Malchin. Schnell sprach sich das außergewöhnliche Talent des offensiven Mittelfeldspielers herum und so sicherte sich der FC Hansa Rostock 1983 die damals 17-jährige Nachwuchshoffnung.
1990: HSV schnappt sich DDR-Star Thomas Doll
Für die „Kogge“ bestritt er in drei Jahren 47 Spiele in der DDR-Oberliga, ehe es für Doll nach dem Abstieg von Hansa Rostock beim BFC Dynamo im Osten Berlins weiterging. Beim BFC ging es mit dem Rechtsfuß weiter steil bergauf und er wurde mit dem Klub je zweimal DDR-Meister (1987, 1988) und -Pokalsieger (1988, 1989). Doll war zu jener Zeit einer der größten Stars im Ostfußball und brillierte in der Rolle des Spielmachers. Für die Nationalmannschaft absolvierte er zwischen 1986 und 1990 29 Länderspiele, in denen ihm sieben Tore glückten.
Thomas Doll war auf dem Platz für sein enormes Ball- und Feingefühl bekannt und verstand es, seine Mitspieler gekonnt in Szene zu setzen. Zudem war der Mecklenburger enorm torgefährlich. Nicht umsonst erzielte der Mann mit der lockigen Haarpracht in 115 Pflichtspielen für den BFC Dynamo 45 Tore. Nicht selten mit dem Kopf, eine weitere Spezialität von Doll. Bemerkenswert, angesichts einer überschaubaren Körpergröße von gerade einmal 1,74 Meter. Doch Doll hatte eine außergewöhnliche Sprungkraft und als Instinktfußballer das perfekte Timing.
Lazio Rom zahlt Rekordablöse für Doll
Nach dem Mauerfall schnappte sich der Hamburger SV den Star aus der ehemaligen DDR. Die Rothosen überwiesen kolportierte 1 Million Euro an den BFC Dynamo. Eine gute Investition, wie sich schnell herausstellen sollte. Denn beim traditionsreichen HSV fasste der damals 24-Jährige sofort Fuß, wurde direkt Stammspieler und legte eine eindrucksvolle Premierensaison in der Bundesliga hin. Auch dank seiner 15 Torbeteiligungen (4 Tore, 11 Vorlagen) beendeten die Hamburger die Spielzeit 1990/91 auf einem starken 5. Platz.
Thomas Doll hat sich erfolgreich ins Rampenlicht gespielt, was auch dem Ausland nicht entgangen ist. Lazio Rom klopfte an und köderte den Techniker nach nur einem Jahr im HSV-Dress in die Serie A, die zu jener Zeit die stärkste Liga in Europa war. Für die Dienste von Doll griffen die Italiener tief in die Tasche und legten die Rekordablöse von 15 Millionen D-Mark (7,5 Mio. Euro) auf den Tisch. Der Geldregen war für den damals hoch verschuldeten HSV ein wahrer Segen, der die Hanseaten auf einen Schlag sanierte.
Thomas Doll kehrt zum HSV zurück
Auch bei Lazio Rom, wo er zeitweise mit Stürmer Karl-Heinz Riedle zusammenspielte, lief es für den Königstransfer zunächst rund. Unter Trainer Dino Zoff war Doll im ersten Jahr gesetzt und markierte sieben Tore. Doch mehr als Rang elf sprang nicht hinaus. Danach ging es für den Offensivakteur leicht bergab und er geriet mehr und mehr aufs Abstellgleis. Im Februar 1994 wurde Thomas Doll an Eintracht Frankfurt verliehen, die ihn anschließend fest verpflichteten. Doch der Spielgestalter wurde vermehrt von Verletzungen ausgebremst, sodass er für die Hessen in zweieinhalb Jahren lediglich 28 Spiele bestritt (3 Tore, 3 Vorlagen).
Anschließend ging es für Doll wieder zurück nach Italien, wo er 1996 beim Zweitligisten AS Bari anheuerte. Mit Bari stieg der Rechtsfuß, der zum erweiterten Stammpersonal gehörte, direkt auf, doch im Juli 1998 endete sein Gastspiel in Bari und „Dolly“ wechselte ablösefrei zu seinem Ex-Klub Hamburger SV.
Beim HSV mit Verletzungssorgen
Dort hatte er aber weiter mit Verletzungssorgen zu kämpfen. Bis zu seinem Karriereende 2001 absolvierte der Mittelfeldspieler in drei Jahren nur 34 Bundesligapartien für den HSV – keine über die vollen 90 Minuten. Ein Tor sollte dem Zauberfuß auch nicht gelingen.
Während seiner Profi-Laufbahn verbuchte Thomas Doll in 393 Spielen (75 Tore, 23 Vorlagen), hinzukommen 18 Länderspiele zwischen 1991 bis 1993 für Deutschland (1 Tor). Mit der DFB-Auswahl nahm Doll auch 1992 bei der Europameisterschaft in Schweden teil, wo er Vize-Europameister wurde.
Als junger Trainer: Doll führt Hamburg in Königsklasse
Für Thomas Doll ging es nach der Profi-Karriere direkt im Trainergeschäft weiter. Seine ersten Meriten verdiente sich der Neutrainer im Jugend- und Amateurbereich des HSV, die ihn im Oktober 2004 zum Chefcoach beförderten. Er verhalf den Hanseaten nach einem schwachem Saisonstart (Tabellenletzter) souverän zum Klassenerhalt (8. Platz).
In der Saison 2005/06 folgte sein Meisterstück an der Elbe: Der HSV wurde Dritter und qualifizierte sich für die Champions League. An der Elbe herrschte Euphorie und die Erwartungen stiegen immer weiter an. Das konnte nicht gut gehen. Nach einer total verkorksten Hinrunde wurde Doll am 1. Februar 2007 entlassen und durch Huub Stevens auf der Trainerbank ersetzt.
Doll findet sein Trainerglück in Ungarn
Lange blieb Doll aber nicht arbeitslos. Sechs Wochen später wurde er von Borussia Dortmund als neuer Cheftrainer verpflichtet. Die Geschicke der Schwarz-Gelben leitete er bis zum Ende der Saison 2007/08. Nach einem ernüchternden Platz dreizehn in der Abschlusstabelle der Bundesliga räumte Doll seinen Trainerstuhl.
Anschließend stagnierte die Trainer-Karriere von Thomas Doll. Nach wenig ertragreichen Gastspielen in der Türkei (Gençlerbirliği Ankara) und Saudi-Arabien (Al-Hilal Riad) sollte sich das Blatt aber wenden. Im Dezember 2013 übernahm Doll den Trainerposten des ungarischen Klubs Ferencváros Budapest, mit denen er Meister (2016) und dreimal in Folge Pokalsieger (2015 - 2017) wurde. Mit diesem überzeugenden „Trainer-Comeback“ in der Donau-Metropole öffnete sich auch wieder die Tür zur Bundesliga, wo Doll im Januar 2019 bei Hannover 96 landete. Das Vorhaben, die Niedersachsen vom Abstieg zu bewahren scheiterte kläglich und Doll erfuhr direkt nach der Saison seine Trainerentlassung.
Thomas Doll heute: Warten auf Trainerjob & TV-Auftritte
Seinen bislang letzten Trainerposten trat er im August 2019 beim zyprischen Verein APOEL Nikosia ein, welches aber schon nach vier Monaten ein schnelles Ende fand. Seitdem wartet der einstige Mittelfeld-Star auf ein neues Engagement als Trainer.
Doch dafür ist Doll heute regelmäßig als Gast und Experte in diversen Fußball-TV-Shows zu sehen. Was bleibt also unter dem Strich? Er gewann einmal in Ungarn die Meisterschaft und dazu gesellen sich noch drei Pokalsiege.