Ultimate Warrior heute

Ultimate Warrior heute - Infos und News

Bildquelle: Megan Elice Meadows [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Wie weit ein im Grunde extrem limitierter Wrestler mit dem richtigen Look, dem richtigen Gimmick und dem Gespür, beides unter einen Hut zu bringen, kommen kann – das zeigt sich bei kaum einem ehemaligen WWE Wrestler als beim Ultimate Warrior! James Brian Hellwig brachte es von einem regional bekannten und respektablen Bodybuilder bis hin zu dem Mann, der Hulk Hogan nahe dem Höhepunkt seiner Popularität bei WrestleMania VI bezwingen konnte. Und wäre es nicht zu einer Reihe von Zwisten zwischen der damaligen WWF und dem Ultimate Warrior gekommen, wäre er als Main Eventer wohl noch wesentlich länger erhalten geblieben.

Der Ultimate Warrior verstarb 2014. Pikanterweise nur einen Tag nach seinem ersten Auftritt bei RAW seit 1996. Das Ganze im Rahmen seiner Aufnahme in die WWE Hall of Fame nur wenige Tage zuvor.

 

Seither malt die WWE ein sehr wohlwollendes Bild vom Ultimate Warrior. Das war nicht immer so! Viele Jahre waren die Gräben zwischen der WWE und dem Ultimate Warrior unüberwindbar tief und beide ließen kein gutes Haar aneinander. Und auch die Fans spaltet der Ultimate Warrior bis heute. Viele lamentieren darüber, wie limitiert er im Ring war. Doch dann denken sie an ihre Kindheitshelden in der WWF zurück. Und da stehen die Chancen gut, dass der Ultimate Warrior einer von ihnen war.

Wrestler statt Chiropraktiker

Ursprünglich fasste James Brian Hellwig eine Karriere als Chiropraktiker ins Auge. Er konnte als Bodybuilder einige gute Platzierungen und Achtungserfolge bei regionalen bis überregionalen Wettbewerben erzielen. Dies und ein überhaupt sehr vermarktbarer Look lenkten die Augen der in Memphis veranstaltenden Continental Wrestling Association auf ihn und drei andere Bodybuilder. Darunter auch ein gewisser Steve Bordon, der später als Sting in der WCW eine bedeutende Karriere machen sollte und in seinen frühen Jahren unter unterschiedlichen Bezeichnungen ein Tag Team mit James Brian Hellwig formte.

Unter verschiedenen Gimmick-Bezeichnungen tourte Hellwig durch unterschiedliche Territorien. Oft gemeinsam mit seinem Tag Team Partner Steve Bordon. Gemeinsam wurden sie vor allem als die Blade Runners bekannt. Seinen größten Erfolg vor seinem WWF-Run erzielte Hellwig jedoch solo, als er die WCWA Texas Heavyweight Championship errang. Damals schon als der Dingo Warrior bekannt. Als auch er zur WWF wechselte, wurde er jedoch recht schnell zum Ultimate Warrior. Schnell begeisterte er mit seinem Look Vince McMahon, der schon immer davon überzeugt war, dass eine beeindruckende Physis zu dem gehört, was einen Main Eventer ausmacht.

Krude aber wahnsinnig effektiv

Aufsehenerregend waren auch die Promos des Ultimate Warriors, in denen er quasi alles wild brüllend und grunzend vortrug. Dies und ein nicht minder enthusiastischer Einmarsch, bei dem er zu einem treibenden Gitarrenriff in den Ring rannte und an den Seilen rüttelte, machten ihn schnell zu einer auffälligen Erscheinung in der WWF. Selbst in der cartoonesken WWF der 80er Jahre. Dies und ein besonders farbenfrohes Outfit, einschließlich der sich stets ändernden Gesichtsbemalung, machten ihn insbesondere bei den jungen Zuschauern (eine absolute Schlüsselzielgruppe der damaligen WWF) sofort zum umjubelten Helden. Entsprechend wurde der Warrior schon früh stark dargestellt, indem er eine Reihe von Jobbern und Undercardern besiegen konnte. Seine erste echte Fehde sollte er mit Hercules Hernandez haben, den er bei WrestleMania IV besiegen konnte.

Anschließend wurde der Warrior in Fehden gegen Andre the Giant, Dino Bravo und Bobby Heenan eingesetzt, wo er auch einige Niederlagen hinnehmen musste. Doch nur ein Jahr nach dem WWF TV-Debüt des Ultimate Warriors, sollte er den Intercontinental Titel gewinnen. Er ersetzte in dieser Funktion den verletzten Brutus Beefcake und nahm dem Honky Tonk Man nach dessen Rekord-Regentschaft von 454 Tagen den Titel ab. Das Ganze in einem gerade einmal 27 Sekunden dauernden Match beim ersten SummerSlam 1988! Spätestens hier zeichnete sich ab, dass Vince McMahon große Pläne für den Ultimate Warrior hatte. Der Warrior wurde in eine Fehde mit Rick Rude involviert, in der beide einander den Intercontinental Titel abjagten, was einige der besten Matches des Ultimate Warriors hervorbrachte.

Jagd auf Hulkamania

Wie sehr sich das Blatt für den Ultimate Warrior gewendet hatte, wurde deutlich, als er Andre the Giant in mehreren Matches jeweils rasch besiegen konnte. Nach und nach wurde er als der Nachfolger von Hulk Hogan als Topface der WWF aufgebaut. Doch um diese Transition abzuschließen, musste er Hulk Hogan besiegen. Eben dies sollte dem Ultimate Warrior bei WrestleMania VI (1990) gelingen. Im SkyDome in Toronto traf der Warrior als amtierender Intercontinental Champion auf Hulk Hogan, der den WWF Champion Gürtel innehatte. Unter dem Motto “Champion gegen Champion“ trafen somit die beiden Top Babyfaces der WWF aufeinander. Vor kochender Kulisse konnte der Ultimate Warrior den Sieg davon tragen und wurde somit zum ersten Mann, der sowohl den Intercontinental Titel als auch den WWF Titel gleichzeitig hielt. Allerdings vakantierte er den Intercontinental Titel kurz darauf.

Auf dem Zenit seiner Popularität angekommen, sollte sein Ruhm jedoch nicht so lange wie erhofft währen. Zunächst konnte er seinen Titel erfolgreich gegen Haku, Ted DiBiase und Mr. Perfect verteidigen. Auch seinen alten Rivalen Rick Rude konnte er noch einmal bezwingen. Doch beim Royal Rumble 1991 wurde ihm der Titel von Sgt. Slaughter abgejagt. Zwar konnte der Ultimate Warrior bei WrestleMania VII noch einmal in einem Match gegen den "Macho Man" Randy Savage den Sieg erringen. Doch den WWF Titel sollte nie wieder erobern. Denn die folgenden Monate und Jahre waren von vertraglichen Disputen zwischen ihm und er WWF geprägt.

Bruch mit der WWF

Der Ultimate Warrior blieb gewissen Shows einfach fern, wenn er finanzielle Forderungen seinerseits nicht erfüllt sah. Er sah sich selbst immer noch als den legitimen Nachfolger von Hulk Hogan und verlangte hohe Zahlungen. Er drohte gar dem SummerSlam 1991 Main Event fernzubleiben. Um das Booking für diese Show nicht über Bord werfen zu müssen, ging Vince McMahon auf die Forderungen des Ultimate Warriors ein. Nur um ihn anschließend im Handumdrehen zu suspendieren. Doch da Hulk Hogan 1992/93 bekanntermaßen vor dem Absprung stand und eine Filmkarriere ins Auge fasste, versuchte McMahon die Wogen zu glätten und den Ultimate Warrior wieder zurückzuholen. Dies gelang zunächst. Doch es dauerte nicht lange, ehe abermals vertragliche Differenzen eine Zusammenarbeit unmöglich machten.

 

 

Überdies muss es am Warrior genagt haben, nicht wieder als Champion eingesetzt worden zu sein. Zwar wurde er immer noch im Main Event eingesetzt, doch das Gold hielt man fern von ihm. Hieran dürfte der Steroid-Skandal, der 1992 die WWF überrollte (auch weil Hogan öffentlich bezüglich seines Konsums gelogen hatte), nicht ohne Anteil gewesen sein. Die Differenzen nahmen schließlich überhand, sodass der Warrior Ende 1992 endgültig entlassen wurde.

Sporadische Auftritte und ein verkorkster WCW-Run

Von da an war der Ultimate Warrior als Wrestler im Wesentlichen in Rente. Nur sporadisch trat er bei unterschiedlichen Promotions auf (darunter auch 1996 noch ein paar Mal bei der WWF). Sein ohnehin strapaziertes Verhältnis zur WWF verschlechterte sich weiter, als er einen Rechtsstreit gegen sie antrat. Dabei ging es um die Namensrechte sowie um die kreativen Rechte am Erscheinungsbild und Gebaren des Ultimate Warriors. Diesen Rechtsstreit gewann der Ultimate Warrior, der fortan gar den bürgerlichen Namen “Warrior“ annahm. Da es 1994 und 1995 Hulk Hogans Lieblingsbeschäftigung in der WCW war, seine alten Hulkamania Angles zu kopieren, wurde damals in der WCW mit dem Renegade eine schamlose Warrior Kopie eingeführt, die an der Seite von Hogan für das Gute kämpfte. Dem bot der nun bürgerlich so heißende Warrior Einhalt, in dem er sich öffentlich dagegen äußerte.

1998 kam dann jedoch der Ultimate Warrior höchstselbst zur WCW. In der an kreativen Missgriffen und Fehlschlägen nicht gerade armen WCW-Geschichte, gilt der Run des Warriors 1998 noch heute als einer der größten Flops überhaupt. Zwar wurde er unter tosendem Beifall der Fans empfangen, nahm dem jedoch gleich mit einem rund 15-minütigen Monolog den Wind aus den Segeln. Statt den wild Grunzenden und Metaphern von der eigenen Kampfeslust brüllenden Warrior hatte man auf einmal einen Prediger vor sich. Die logische Fehde zwischen ihm und dem mittlerweile zum Heel gewandelten Hulk Hogan verkam zu einer Lachnummer. Sie war aufgebaut wie eine jener cartoonesken Fehden aus den 80ern, was anno 1998 einfach überhaupt nicht mehr bei den Fans ankam. Dass das Match bei Halloween Havoc 1998 dann zu einer absoluten Katastrophe wurde, machte die Sache nicht besser.

Der erzkonservative Ultimate Warrior

Der Ultimate Warrior sollte nach diesem Debakel nur 2008 in einem Match für die Nu-Wrestling Evolution in einem Titel-Match gegen Orlando Jordan antreten. Doch dies sollte sein einziger Auftritt im Ring seit den 90ern bleiben. Ansonsten trat er als konservativer Redner in Erscheinung. Eine Funktion, in der er seinem Ruf nicht gerade weiterhalf, als er unter anderem bedenkliche Äußerungen über Homosexuelle traf. Beispielsweise indem er andeutete, dass diese nichts zur Gesellschaft beitragen würden, weil sie keine Kinder zeugen würden. Diese und andere wenig elaborierte Gedanken, zeichneten kein gutes Licht vom Warrior. Auch als Blogger und mit Online-Videos profilierte sich der Warrior. Dabei ging es teilweise um seine Wrestling Vergangenheit aber auch um andere Perlen der Weisheit. Und nicht selten waren es Vehikel für Schlammschlachten.

 

 

Denn einige seiner ehemaligen Weggefährten hatten wenig bis nichts Gutes über den Warrior zu sagen. Darunter wenig überraschend Hulk Hogan. Aber auch andere, wie Bret Hart, Vince McMahon, Bobby Heenan und Jake Roberts sparten nicht mit Kritik. Das Ganze gipfelte in einer von der WWE 2005 veröffentlichten WWE DVD: “The Self-Destruction of the Ultimate Warrior“, die den Warrior und seine Wrestling-Karriere in einem sehr schlechten Licht darstellte. Heute wirkt das fast schon befremdlich. Denn als der Warrior 2014 zur WWE zwecks seiner Aufnahme in die Hall of Fame zurückkehrte (und nur wenige Tage danach verstarb), brachte die WWE ein abermaliges Set über die Karriere des Warriors heraus, das ein gänzlich anderes Lied singt und ihn als großen Champion und intensiven Peformer lobpreist. Beeindruckend, wie die WWE-Geschichtsrevision in beide Richtungen zu pflegen vermag.

Rückkehr in die WWE Hall of Fame

Der Warrior und zahlreiche seiner ehemaligen Kritiker begruben das Kriegsbeil um 2014 herum. Denn in diesem Jahr kam der Ultimate Warrior in die WWE Hall of Fame. An sich gar nicht mal so bemerkenswert. Denn mit Bret Hart und Bruno Sammartino haben durchaus auch andere Wrestler, die lange auf Kriegsfuß mit der WWE waren, diese Anerkennung angenommen und wieder Frieden geschlossen. So auch der Ultimate Warrior 2014. Was diesem Umstand aber eine tragische Dimension gab: Nur wenige Tage später verstarb James Brian Hellwig im Alter von 54 Jahren, als er einem Herzinfarkt erlag. Seine medizinische Familiengeschichte legte eine genetische Disposition nahe. Allerdings dürfte der jahrelange Steroid-Missbrauch nicht wirklich geholfen haben.

Noch am Tag zuvor hatte der Warrior seinen ersten und letzten Auftritt bei Monday Night RAW seit 1996 gehabt. Hier wendete er sich ein letztes Mal als Ultimate Warrior an das Publikum und sagte, dass ihr kollektives Andenken allein darüber entschied, wer zur Legende wird. Und dass dieses Andenken weiterleben würde, auch wenn man tot sei. Beängstigend prophetische Äußerungen von einem Mann, der einen Tag später starb. Doch möglicherweise ahnte der Warrior, dass das Ende nah war. Im Rahmen der Veranstaltungen soll er hinter den Kulissen blass und erschöpft gewirkt haben.

Heute fällt es schwer, den Ultimate Warrior wirklich differenziert und frei von Vorbehalten einzuordnen. Da wären zum einen seine Äußerungen als politische Person, das wenig vorteilhafte Bild, das nicht wenige Weggefährten von ihm über viele Jahre gezeichnet haben und die Tatsache, dass er als Wrestler schlicht extrem einseitig war. Doch seine Wirkung auf die Fans ist unbestreitbar. Ebenso dass er gegen Hulk Hogan eines der bedeutendsten WrestleMania Matches aller Zeiten hatte.


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