„Macho Man“ Randy Savage– Das andere prägende Gesicht

Bildquelle: goodrob13 [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Hulk Hogan gilt als die Galionsfigur der WWF/WWE und ist möglicherweise der bekannteste Wrestler, den es jemals gegeben hat. Ein Ruf, den er sich im Wesentlichen in der goldenen Ära der WWF erwarb – jener Zeitspanne in den 80ern und frühen 90ern, in der Vince McMahon Wrestling als mainstreamtaugliches Produkt aus der Taufe gehoben hat. Hulk Hogan war das prägende Gesicht dieser Ära – der Main Event und gar ein Stück Popkultur.

Jedoch war Hulk Hogan unter Wrestling Fans keineswegs (auch damals nicht) unumstritten. Seine schablonenhaften und extrem berechenbaren Matches sowie sein auf die kindliche Zielgruppe gebürstetes Image sagten längst nicht jedem zu. Doch bei allem, was man Hulk Hogan völlig zu Recht vorwerfen kann, ist am kommerziell gewaltigen Erfolg von Hulkamania kaum ernsthaft zu rütteln. Er war der historisch wohl wichtigste Kassenschlager, den die WWF/WWE jemals hatte. In dieser Funktion erschien er unersetzlich.

Doch es gab einen, bei dem viele Beobachter damals wie heute schätzen, dass auch er das Gesicht der WWF hätte sein können: „Macho Man“ Randy Savage! Ein Mann, der auch im Schatten von Hulk Hogan immer noch auffiel und diesem als kommerzielles Zugpferd das Wasser reichen konnte.

Anfänge im Baseball

Randall Mario Poffo war selber der Sohn eines Wrestlers, Angelo Poffo, der in den 1950ern und 1960ern recht bekannt gewesen war. Sportlich trat Savage jedoch zunächst beim Baseball in Erscheinung, wo er mehrere Nachwuchsabteilungen von großen Mannschaften, wie den St. Louis Cardinals, Cincinnati Reds und Chicago White Sox, durchlief, ehe er sich für das “Familiengewerbe“ entschied. Nicht jedoch, ohne vorher dem Baseballsport etwas mit auf den Weg zu geben. So bestand eine von Savages Trainingsmethoden darin, mit dem Schläger auf einen hängenden Reifen einzuschlagen, um seinen Griff zu stärken und seine Schlagtechnik gezielt zu trainieren. Eine Trainingsmethode, die sein damaliger Zimmerkollege Larry Herndon ebenfalls aufgriff und, als er später Profi wurde, in die Trainingspraxis einführte.

Doch Randall Mario Poffo wollte, trotz eines recht aussichtsreichen Runs in der Baseball Minor League, stattdessen in die Fußstapfen seines Vaters treten und trat 1973 erstmals im Ring auf. Eine gute Entscheidung, wie sich zeigen sollte. Auch sein Bruder Lanny Poffo, der in der WWF später als „The Genius“ bekannt werden sollte, entschied sich, Wrestler zu werden. Zunächst waren die Poffos regional im Mittleren Westen unterwegs. Doch als Vater Angelo Poffo fürchtete, dass seine Söhne bei den Promotern zu kurz kamen, gründeten die Poffos kurzerhand eine eigene Promotion: International Championship Wrestling (ICW), die sich jedoch als kurzlebig erwies. Anschließend kamen sie vor allem im Memphis Territorium unter.

Randy Savage nahm seinen Ringnamen auf Anraten von Ole Anderson an. Der meinte, dass „Poffo“ nicht zu seinem Charakter und seiner Arbeit im Ring passte. Den prägenden Zusatz “„Macho Man““ hatte Savage seiner Mutter zu verdanken, die im Reader‘s Digest gelesen hatte, dass die Bezeichnung „Macho Man“ das nächste große Ding sein würde.

Randy Savage - Ein wahrer Allrounder

Schon früh erwies sich der „Macho Man“ als enorm vielseitiger Wrestler. Athletisch brachte er sowohl Power als auch Agilität unter einen Hut wie nur wenige Andere. Vor allem aber sollte er zu einem der intensivsten Charakter-Darsteller werden, den das Wrestling jemals gesehen hat. Ausgestattet mit diesen Qualitäten kam er 1985 bei der WWF unter, die ihn sogleich auch als heißesten „Free Agent“ im Wrestling bewarb. So kamen gleich zum ersten Match von Randy Savage mehrere bekannte Heel-Manager (wie Jimmy Hart, Freddie Blassie oder Bobby Heenan) zum Ring, um sich den „Macho Man“ als Schützling zu sichern. Doch dieser wählte seine damalige Ehefrau, Miss Elizabeth, als seine Managerin.

 

 

In der Folge wurde der „Macho Man“ als ein krankhaft eifersüchtiger Ehemann dargestellt, der seine liebenswürdige Frau einschränkte, wo es nur ging (was laut einigen Kollegen, wie Bret Bart, nicht ohne Bezug zur Realität war). Doch änderte diese wenig rühmliche Rolle nichts daran, dass der „Macho Man“ relativ schnell zu einem gern gesehen Gesicht bei den Fans wurde. In einem 16 Mann Turnier kam er bis ins Finale, wo er dem Junkyard Dog unterlag. Anschließend kämpfte er in viel beachteten Fehden mit Tito Santana und später Ricky Steamboat um die Intercontinental Championship, die er sich auch sichern konnte. Insbesondere das Match gegen Ricky Steamboat bei WrestleMania 3, das die 14-montige Regentschaft des „Macho Man“ beendete, gilt als einer der frühen WrestleMania Klassiker und als eines der besten frühen WrestleMania Matches überhaupt.

Der „Macho Man“ wird zur Kunstfigur

Unter dem Druck wachsender Popularität wurde der „Macho Man“ endgültig zum Diamanten geformt. Seine Outfits wurden immer ausgefallener und sein Gimmick als „Macho Man“ immer prägnanter. Ein wichtiger Bestandteil seines Auftretens waren vor allem seine intensiven Promos, die sehr von der Reibeisen-Stimme des „Macho Man“ sowie von seiner pointierten Art zu sprechen herrührten. Das ging soweit, dass selbst heute noch viele Fans glauben, dass der „Macho Man“ wirklich so geklungen hätte. Immerhin sprach er in Shoot-Interviews Anfang der 2000er (wo er als Privatperson sprach) genauso, wie man es von ihm kannte.

Jedoch war es tatsächlich so, dass der „Macho Man“ sich seine Rolle derart angewöhnt hatte, dass er auch privat anfing entsprechend eingefärbt zu sprechen. Ähnlich wie Schauspieler, die lange Zeit im Rahmen einer Rolle einen Dialekt sprechen müssen, gewöhnte sich der „Macho Man“ einfach daran. Dies sicherlich ein Grund, warum intensive Promos, die auf dem Papier unweigerlich albern wirken mussten, bei ihm so glaubwürdig rüberkamen.

Auch im Ring überließ der „Macho Man“ nichts dem Zufall. Er war bekannt dafür, die Spots in seinen Matches bisweilen minutiös im Voraus zu planen und abzusprechen. Doch im Ring wirkte trotzdem immer alles organisch und wie aus einem Guss! Ein Nachweis seiner Klasse und der Grund dafür, warum viele Insider aus dem Wrestling-Business den „Macho Man“ auch aus heutiger Sicht für einen der talentiertesten Wrestler überhaupt halten. Als dieser 1994 zur WCW wechselte, da er mit seiner damaligen Kommentatoren-Rolle in der WWF nicht zufrieden war und noch mehr im Ring performen wollte, wünschte ihm Vince McMahon vor laufender Kamera noch alles Gute! Und das inmitten des Konkurrenzkampfs mit der WCW. Auch dies ein Indikator für das Ansehen, das der „Macho Man“ beim WWE Boss genoss.

Auf Augenhöhe mit Hogan – aber nie so ganz

Die rasch wachsende Popularität des „Macho Man“ sowie die Tatsache, dass er sowohl als Babyface wie auch als Heel bestens funktionierte, ohne groß dafür seine Rolle ändern zu müssen, spülte ihn alsbald in den WWF Main Event. Dort wies er bei einigen Gelegenheiten eine kommerzielle Zugstärke nach, die jener von Hulk Hogan nahekam. Es sollte folglich nicht lange dauern, ehe sich die Karrieren beider Männer verzweigten.

 

 

Gezwungen durch die anhaltende Popularität des „Macho Man“, wurde dieser zum Babyface gemacht und formte mit Hulk Hogan das elitäre Tag Team der Mega Powers. Naturgemäß war die große Story dahinter jene, dass es alsbald zum Split kam und die beiden Streithähne, wobei „Macho Man“ wieder der Heel war, aufeinandertreffen sollten. Als das große Babyface hatte Hogan dabei das letzte Wort und gewann meistens sauber gegen den „Macho Man“. Und selbst wenn dieser gewann, dann meistens nur durch Count Out oder Disqualifikation. Sogar bei seinem einen WWF Heavyweight Titel, den er noch als Babyface gewann, siegte Savage erst, nachdem Hogan zu seinen Gunsten eingegriffen hatte. Ein Muster, das sich später in der WCW (wo der „Macho Man“ vier Heavyweight Titel holen sollte) gar mehrfach wiederholen sollte.

Von Hulk Hogan überschattet?

Es sind vor allem diese Entwicklungen, warum viele Fans es immer so empfanden, dass der „Macho Man“ von Hulk Hogan überschattet wurde. Gleichwohl er ohne jede Diskussion der weit vielseitigere Worker von den beiden war, zog er gegen Hogan nahezu immer den Kürzeren. Sei es als Heel in der WWF oder als Babyface in der WCW, wo er sich gegen Hulk Hogans NWO stellte. Dies schien auch dem „Macho Man“, der zu Hogan lange Zeit ein ambivalentes und phasenweise sehr schlechtes Verhältnis hatte, schmerzhaft bewusst gewesen zu sein. Auch wenn sich die beiden noch vor dem überraschenden Tod des „Macho Man“ wieder ausgesprochen haben.

Allerdings würde man dem „Macho Man“ kaum gerecht werden, wenn man sein Lebenswerk allein darauf reduziert, seine Erfolge an jenen von Hogan zu messen. In einer 32 Jahre umspannenden Karriere (1973 – 2005) konnte der „Macho Man“ Randy Savage 29 Titel erstreiten und wurde quasi überall, wo er auftrat, zur Main Event Attraktion. Ob mit oder ohne Hulk Hogan.

Leider verstarb er, wie so viele Kollegen, deutlich vor seiner Zeit. Im Alter von 58 Jahren erlitt er eine Herzattacke hinter dem Steuer seines Wagens, wobei seine Ehefrau und Beifahrerin (die zweite Ehefrau nach Miss Elisabeth) noch die Geistesgegenwart aufbrachte, einen schlimmeren Unfall zu verhindern. Als sie merkte, dass ihr Mann nicht mehr reagierte und in den Gegenverkehr kam, lenkte sie den Wagen gegen einen Baum. Die Herzattacke kam völlig überraschend und war koronar bedingt. Davor hatte Randy Savage keinerlei Symptome offenbart. Er wurde verbrannt und seine Asche wurde unter seinem Lieblingsbaum auf seinem Anwesen platziert – an genau der gleichen Stelle, wo zehn Tage zuvor die Asche seines Hundes verstreut worden war.


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