Brutus Beefcake – untrennbar verbunden mit Hulk Hogan

Brutus the Barber Beefcake - Porträt zu einer Wrestling-Legende

Bildquelle: John McKeon from Lawrence, KS, United States [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Edward Leslie (bürgerlicher Name von Brutus Beefcake) hatte als Wrestler viele Namen. Der mit Abstand bekannteste darunter dürfte Brutus „The Barber" Beefcake gewesen sein. Doch auch davor und danach hatte Ed Leslie diverse Gimmicks, die insbesondere später in der WCW abstruse Auswüchse annahmen. Abstrus genug, sodass ein Gimmick als wrestelnder „Friseur“ im Vergleich noch recht vernünftig wirkte. Das lag allerdings auch an Leslies Bereitschaft, jede ihm zugetragene Rolle zu spielen. So ist dieser bei Wikipedia mit nicht weniger als 18 unterschiedlichen Ringnamen gelistet!

Der andere Aspekt, der wohl auf ewig die Wahrnehmung von Ed Leslies Wrestling-Karriere begleiten wird, besteht darin, dass dieser immer als Anhang von Hulk Hogan wahrgenommen wird. Und über weite Strecken ist das auch nicht falsch, denn wo Hulk Hogan war, da war Ed Leslie nicht fern. Die beiden langjährigen Freunde gingen im Wrestling-Geschäft durch dick und dünn. Tatsächlich debütierten beide 1977 gemeinsam als vermeintliche Brüder.

Teil des Dream Teams

1984 folgte Leslie seinem Busenkumpel zur WWF. Dort nahm er den Namen „Brutus Beefcake“ an. Allerdings hatte sein Gimmick zu diesem Zeitpunkt noch nichts mit Scheren und Haaren zu tun. So war Brutus Beefcake zunächst ein selbstverliebter Stripper mit einer Vorliebe für extravagante Outfits. Als eben solcher hatte Beefcake zunächst Fehden gegen David Sammartino (Sohn von Bruno Sammartino) mit einem Match bei der ersten WrestleMania. Später tat er sich mit Greg „The Hammer“ Valentine zusammen und sie formten das Dream Team.

Das Dream Team konnte dem US Express (Mike Rotundo und Barry Windham) nach mehreren Versuchen schließlich die WWF Tag Team Titel entreißen. Doch bei WrestleMania 2 waren es schließlich die British Bulldogs (Davey Boy Smith und Dynamite Kid), die dem Dream Team die Titel wieder abjagen konnten. Das Dream Team verlor an Bedeutung und trennte sich nach WrestleMania 3, als Greg Valentine Brutus Beefcake zugunsten von Dino Bravo ausbootete.

Der „Barber“ wird geboren

Doch sollte Brutus Beefcake sich binnen von Minuten neu erfinden. In einem anschließenden Match zwischen Roddy Piper und Adrian Adonis kam Beefcake Piper zur Hilfe, sodass dieser den Sieg davontragen konnte. Da es sich um ein Hair-Match handelte, überließ Piper es Brutus Beefcake, dem geschlagenen Adonis die Mähne zu stutzen. Dieser tat, wie ihm geheißen und hatte daraufhin seinen neuen Namenszusatz als „Barbier“ weg. Fortan kam er mit einer Gartenschere zum Ring, deren Griffe solcherart umwickelt waren, sodass sie an die dekorativen Pfosten von amerikanischen Friseuren erinnerten.

Somit war jedes Match von Brutus „The Barber“ Beefcake ein mögliches Hair-Match! Als nun mehr recht populäres Babyface zielte Beefcake auf den langwierigen Intercontinental Champion Honky Tonk Man ab. Dem wollte er nicht nur den Titel entreißen, sondern auch die Elvis-Matte spalten. Doch der Honky Tonk Man entzog sich dem Titelverlust, indem er sich immer wieder disqualifizieren ließ, wodurch der Titel nicht den Besitzer wechseln konnte. Allerdings bekam Brutus Beefcake einen Trostpreis, als er Jimmy Hart, den damaligen Manager des Honky Tonk Man, zu fassen bekam und ihm die Haare stutzte.

 

 

Ein folgenschwerer Unfall

Zwischen 1987 und 1990 war Brutus Beefcake als recht populäres Midcard-Babyface in der WWF unterwegs. Seine prominentesten Einsätze führten ihn dabei an der Seite von Hulk Hogan gegen den „Macho Man“ Randy Savage und Zeus. Bei WrestleMania VI wurde Brutus Beefcake der erste Wrestler, dem es gelang, Mr. Perfect bei einem PPV zu schlagen. Beim anschließenden SummerSlam sollte er eigentlich abermals auf Mr. Perfect treffen, um mit diesem um den Intercontinental Titel zu kämpfen, Doch ein folgenschwerer Unfall sollte dazwischenkommen.

Im Juli 1990 war Ed Leslie mit Freunden privat beim Paragliding unterwegs. Als er einen dieser Freunde startbereit machte, deutete dieser eine Geste fehl und dachte, dass er das Zeichen zum Absprung erhalten hätte. Er hob ab und mit der Wucht des sich aufblähenden Fallschirms rauschte er (Füße voran) dem argloses Ed Leslie ins Gesicht, das daraufhin regelrecht zertrümmert wurde. Insbesondere eine Nasennebenhöhle und der Kiefer wurden zerstört. 100 Fuß Kabel und 32 Schrauben wurden bei der Rekonstruktion des Gesichts aufgewendet.

Karrierehöhepunkt verbaut?

Es sollte bis 1993 dauern, bis Brutus „The Barber“ Beefcake wieder regulär in den Ring steigen konnte. Besonders bitter: Beim angedachten SummerSlam-Match (1990) hätte er eigentlich gegen Mr. Perfect den Intercontinental Titel holen sollen. Doch nun war er auf Jahre in eine passive Rolle gedrängt. Seine Auftritte beschränkten sich im Wesentlichen auf Promo-Segmente und kurze Run-Ins in den Ring. Bekannt wurde aus dieser Zeit sein Barber Shop Talk Segment, welches als Bühne für den Split der Rockers diente.

 

 

Seinen letzten Auftritt in der WWF hatte Brutus „The Barber“ Beefcake 1993, als er bei WrestleMania IX mit Hulk Hogan auf Money Inc. traf. 1994 folgte er Hulk Hogan zur WCW, konnte dort jedoch nicht mehr den Brutus Beefcake Charakter nutzen, da die WWF die Rechte an diesem hielt und die WCW diesbezüglich unter Druck setzte. Was folgte, war eine Serie von zum Teil einfallslosen bis vollkommen absurden Gimmicks, von denen keines auch nur im Ansatz die Popularität von Brutus „The Barber“ Beefcake replizieren konnte, die dieser auf seinem Zenit durchaus gehabt hat.

Gimmick-Trash in der WCW

Die Zeit in der WCW dürfte auch den größten Anteil daran haben, dass Ed Leslie heutzutage etwas über Gebühr als Wrestler wahrgenommen wird, der nur als Sidekick von Hulk Hogan über Wasser bleiben konnte, denn in der WCW wurde der ehemalige Brutus Beefcake nahezu ausschließlich mit oder gegen Hulk Hogan eingesetzt. Zunächst als Brother Bruti, was seinem vorherigen WWF-Gimmick am nächsten kam. Anschließend wurde er jedoch als maskierter Widersacher von Hulk Hogan enttarnt und wurde zum Butcher.

Als Butcher diente er gar als Gegner von Hulk Hogan im Main Event von Starrcade 1994 (dem WrestleMania Gegenstück der WCW). Eine kaum nachvollziehbare Entscheidung, da Leslie zu diesem Zeitpunkt kaum die Star-Power hatte, um als glaubwürdiger Widersacher zu dienen. Danach wurde Ed Leslie zum „Man With No Name“ (Mann ohne Namen), was die Einfallslosigkeit in Sachen Gimmick so ziemlich auf den Punkt brachte. Doch selbst das war wohl besser als der Unsinn, der danach folgte.

Und es wird schlimmer

So schloss sich Leslie der Anti-Hogan Fraktion „Dungeon of Doom“ an. Eines der wohl albernsten Stables der WCW-Geschichte. Dort wurde Leslie zum Zodiac, ein dümmlich grimassierender Wrestler mit Gesichtsbemalung, der nur „Ja“ oder „Nein“ sagen konnte. Allerdings entpuppte sich der Zodiac später als V-Mann in Diensten von Hulk Hogan, um den Dungeon of Doom zu unterwandern. Danach wurde Ed Leslie zum Booty Man. Ein mit dem Hinterteil wackelnder Wrestler, der von seinem eigenen Hintern sehr angetan war. Auch dieses Gimmick währte nicht lange und Leslie verließ die WCW 1996.

 

 

1998 kehrte Ed Leslie zur WCW zurück und hatte noch einmal einen Run als The Disciple (Der Schüler). Er trat als NWO-Vollstrecker an der Seite von Hulk Hogan auf und trug eine lange Mähne samt Vollbart, um dem Biker-Look der NWO gerecht zu werden. Insoweit war Leslie auch kaum wiederzuerkennen. Später wurde seine Identität durch Roddy Piper enthüllt. Im Grunde genommen diente Leslie auch hier nur als Expositions-Vehikel und Zankapfel für diverse Hulk Hogan Storylines in der WCW. Darunter die katastrophale Fehde gegen den Ultimate Warrior in der WCW.

Kleines Malheur - große Wirkung

Seit 2000 ist Ed Leslie mehr oder minder im Ruhestand und kehrte nur sporadisch in kleineren Promotions für vereinzelte Auftritte zurück. Ferner war er Teil der Hulkamania Tour in Australien (2009), wo er sich körperlich noch in sehr guter Form zeigte. 2019 kam Ed Leslie als Brutus „The Barber“ Beefcake in die WWE Hall of Fame. Die Laudatio hielt selbstverständlich sein langjähriger Freund Hulk Hogan.

Ansonsten wurde es im Wrestling eher still um Ed Leslie. 2008 war er Coach bei Hulk Hogans Reality Show „Celebrity Championship Wrestling“, bei der sich einige B- und C-Promis im Ring versuchten. Für kostspielige Erheiterung sorgte Ed Leslie 2004. In einem U-Bahn-Abteil in Boston wurde ein Päckchen mit weißem Pulver gefunden, woraufhin eine Anthrax- (Milzbrand) Panik samt Absperrung ausgelöst wurde. Es handelte sich jedoch nur um Kokain, welches Leslie gehörte, wie dieser wenig später zu gab. Danach musste er in eine zwangsverordnete Reha. Das dürfte ein interessantes Geständnis in der Vorstellungsrunde gegeben haben!


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