The Road Warriors – Oft kopiert und doch unerreicht

Porträt über The Road Warriors

Bildquelle: Xander Hieken [CC BY-SA 4.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Die Road Warriors (oder Legion of Doom, wie man sie in der WWF kannte) sind bis heute weitgehend unerreichte Ikonen, wenn es um das Tag Team Wrestling geht. Mit einem von Mad Max inspirierten Look, Gesichtsbemalung und den patentierten stacheligen Schulterpolstern machten die beiden Muskelberge, Animal und Hawk, Wrestling-Promotions auf der ganzen Welt unsicher und fuhren nahezu überall Tag Team Gold ein. Und das phasenweise nahezu ausschließlich im bzw. nahe des Main Events.

Nur wenige Tag Teams können auf einen derart dekorierten Status wie die Road Warriors zurückblicken. Noch heute gelten sie in den Augen vieler Fans und bekannter Wrestler als großartigstes Tag Team aller Zeiten. Ihre enorme Popularität (insbesondere in den 80ern und frühen 90ern) sicherte ihnen dicke Zahltage und tobende Hallen. Wie verdammt over die Road Warriors waren, lässt sich an dem Fakt ablesen, dass sie in den 80ern und frühen 90ern (die selber quasi eine Art goldene Ära des Tag Team Wrestlings waren) als einziges Tag Team die Tag Team Titel aller drei größten nordamerikanischen Promotions halten konnten (WWF, AWA und NWA/WCW). Dazu kamen noch Titelerfolge und ebenbürtige Popularität in Japan, welche die Road Warriors mehrfach auf die Titelseiten der Landeszeitungen beförderte.

Zwei harte Kanten gehen steil

Die Road Warriors debütierten 1983 bei Georgia Championship Wrestling, wo sie nicht viel Zeit verloren, prompt die NWA National Tag Team Championship zu gewinnen. Ein Titel, den sie während ihrer Zeit in Georgia viermal einfahren sollten. Ehedem hatte die Singles-Karriere von Animal (Joseph Laurinaitis, Bruder von John Laurinaitis alias Johnny Ace) als der „Road Warrior“ begonnen. Doch es sollte nicht lange dauern, bis ihm mit Hawk (Mike Hegstrand) sein Tag Team Partner an die Seite gestellt wurde und die beiden kometenhaft aufstiegen. Ferner wurde Paul Ellering zu ihrem Manager, was er über weite Strecken auch bleiben sollte.

Anders als damals im Business üblich, mussten die Beiden sich nicht ihr Sporen mühselig verdienen, sondern wurden vom Start weg als Macht im Ring gebucht. Allerdings waren dadurch beide extrem harte Kanten, deren ungeschliffene Offensive so manchen Gegner wirklich ungebührlich in die Mangel nahm. Jedoch sollte dies ihrem Nimbus als muskelbepackte Monster, die aussahen wie zwei Vollstrecker aus einem Mad Max Film, nur zum Vorteil gereichen. Insbesondere Animal, der technisch immer der etwas schwächere Wrestler der beiden war, trug mit innovativen Ideen zum Look und zur Identität des Teams bei. So ersann er die Gesichtsbemalung, die insbesondere bei ihm selbst zunehmend aufwändiger ausfiel. Ferner entwickelte er die Idee der Schulterpolster mit den Stacheln, die er selbst handwerklich in seiner Garage umsetzte.

Enorme Popularität der Road Warriors

Die Road Warriors, die ihre Gegner oft binnen weniger Minuten wegfegten und mit dem Doomsday Device einen der bis heute bekanntesten Tag Team Finisher innehatten, wurden rasch immer populärer. Dies verdeutlichte sich insbesondere bei ihrem Wechsel zur AWA, wo sie eigentlich als Heels eingesetzt werden sollten. Doch das bis dahin so dominant inszenierte Team war bei den Fans mittlerweile derart gefeiert, dass sie sich im Ring so brutal verhalten konnten wie sie wollten. Die Fans würden sich einfach nicht gegen sie wenden. Denn dass diese beiden der Endzeit entsprungenen Outlaws ihre Gegner nach Strich und Faden vermöbelten, war sowieso nichts Neues. Später, in der WCW, hatte man dasselbe „Problem“, als man die Road Warriors auf Biegen und Brechen mit einer Attacke auf den Publikumshelden Sting zu Heels machen wollte. Doch nach drei Monaten sollte auch dieses Vorhaben aufgegeben werden. Die Fans weigerten sich einfach, die Road Warriors auszubuhen.

 

 

Und so mehrten sich Ruhm und Titelerfolge der Road Warriors. In der AWA und in der WCW trafen sie auf ein Who is Who der damaligen Tag Team Divisionen. Die Fabulous Freebirds, die Four Horsemen, der legendäre Midnight Express und die Steiner Brothers zählten wohl zu den bedeutendsten Gegnern aus jener Zeit. Dabei siegten die Road Warriors mehrheitlich und wurden nur sehr selten sauber besiegt. Auch in Japan machten sie buchstäblich Schlagzeilen, als das berüchtigte Tag Team bestehend aus Killer Khan und Animal Hamaguchi in unter vier Minuten abfrühstückten. Anschließend sicherten sie sich die NWA international Tag Team Titel von Jumbo Tsuruta und Genichiro Tenryu. So wurden die Road Warriors auch in Japan zu einem Tag Team von Rang und Namen und würden dort, zwischen ihren Aufenthalten bei den großen US-Promotions, immer ertragreiche Arbeit finden.

Titelgewinn in der WWF komplettiert das nordamerikanische Gold

Im Zuge eines Disputs mit dem damaligen WCW-Chef Jim Herd trennten sich die Road Warriors von der WCW und fanden erst 1990 den Weg zur damals boomenden WWF. Dort wurden sie sogleich in eine logische Fehde mit dem WWF Tag Team „Demolition“ gebucht, bei dem es sich quasi um eine offenkundige Kopie der Road Warriors handelte, die dennoch recht erfolgreich war. Überhaupt wurden die Road Warriors oft kopiert. Auch das Tag Team, „Powers of Pain“ oder sehr viel später das WWE Tag Team „The Ascension“ waren offensichtliche Kopien. In der WWF nahmen die Road Warriors den Namen „Legion of Doom“ an. Eine Namensänderung bedingt dadurch, dass in der WWF damals ein paar „Warrior“ zu viel unterwegs waren, wie der Ultimate Warrior oder der „Modern Day Warrior“ Kerry Von Erich. Die Bezeichnung als Legion of Doom ging dabei übrigens auf die Gründungszeit in Georgia zurück, wo die Road Warriors Teil eines entsprechenden Stables gewesen waren, dem auch Jake „The Snake“ Roberts angehört hatte.

 

 

Die Fehde zwischen der Legion of Doom und Demolition fiel leider nicht so populär aus wie erhofft. Zum einen, weil Demolition Mitglied „Axe“ in jener Zeit verletzt war und so nicht die Originalbesetzung des damals in der WWF etablierten Demolition Tag Teams auf den Plan treten konnte. Stattdessen wurde Axe durch Crush ersetzt. Ferner lag es aber auch daran, weil die Road Warriors/Legion of Doom immer dann am besten funktionierten, wenn sie nicht auf andere Powerhouses trafen, sondern auf verhasste Heels, die gut verkaufen konnten. Wie beispielsweise die Nasty Boys, denen Legion of Doom beim SummerSlam 1991 die WWF Tag Team Titel entreißen konnten. Der Jubel der Fans gilt dabei bis heute als einer der lautesten, der jemals durch eine WWE-Show hallte!

Vorübergehende Trennung und vermehrte Drogenprobleme

Nach etwas mehr als einem halben Jahr verloren Legion of Doom ihre Titel an Money Inc. (IRS und Ted DiBiase), sollten aber noch einmal einen denkwürdigen Moment haben, als sie beim SummerSlam 1992 in Wembley mit Motorrädern in die Arena einfuhren und nun ihrerseits Money Inc. besiegen konnten. Jedoch wurden bei Hawk wilde Eskapaden und ausschweifender Drogenkonsum immer mehr zum Problem. So war dieser beim besagten Match in Wembley kaum in der Lage, viel beizutragen. Ferner zeigte sich Hawk über das Booking der Legion of Doom in der WWF enttäuscht, und kündigte daraufhin seinen Vertrag auf.

Sein Partner Animal hingegen erfüllte den Vertrag, war nun aber logischerweise ohne Tag Team Partner. Eine Rolle, die der inzwischen zum Babyface gewandelte Crush phasenweise ausfüllen würde. Hawk ging derweil zurück nach Japan, wo er sich sehr erfolgreich mit Kensuke Sasaki zusammentat, der selbst als der „Power Warrior“ den Look der Road Warriors übernahm und mit Hawk als die Hell Raisers auftrat. Gemeinsam holte sich das Duo zweimal New Japans IWGP Tag Team Titel, womit die Road Warriors (wenn auch in anderer Besetzung) auch in Japan in beiden großen Promotions Tag Team Gold gehalten haben.

 

 

Animal hatte hingegen weniger Glück. Als er seine vertraglichen Obligationen bei der WWF erfüllt hatte, zwang ihn eine empfindliche Rückenverletzung zu mehrjähriger Pause. So bestanden die Road Warriors in Form der Hell Raisers (bestehend aus Hawk und Kensuke Sasaki) von 1992 bis 1996, während Animal größtenteils an die Seitenlinie verwiesen war. Erst 1996 stieß er in Japan wieder dazu, sodass die Hell Raisers ein Trio formten. Der Run als Power Warrior sollte Kensuke Sasaki dazu verhelfen, selbst später eine gefeierter Singles-Wrestler und mehrfacher Champion in Japan zu werden. Hawk jedoch entgleiste zusehends im Zuge von Alkohol- und Drogenproblemen. Wohl auch, weil ihm mit Animal für mehrere Jahre der geschäftstüchtige Partner fehlte, der ihn in der Vergangenheit immer zur Ordnung gerufen hatte.

Rückkehr zur in die USA

Die Road Warriors kehrten 1996 zur WCW zurück, wo sie in Programme gegen die Steiner Brothers sowie gegen Harlem Heat verwickelt wurden. Doch ein vertraglicher Disput mit Eric Bischoff setzte ihrem WCW-Aufenthalt ein jähes Ende. Prompt heuerten sie wieder bei der WWF an. Dort siegten sie an der Seite von Ahmed Johnson in einem Street Fight bei WrestleMania 13 über die Nation of Domination. Später schlugen sie sich auf die Seite von „Stone Cold“ Steve Austin, der mit der Hart Foundation im Clinch lag und jagten den Godwinns die WWF Tag Team Titel ab, verloren sie aber wenig später an die New Age Outlaws.

 

 

Danach sank der Stern der Legion of Doom in der WWF jedoch recht drastisch. Großen Anteil daran hatte eine ziemlich geschmacklose Storyline während der WWF Attitude Ära, in der Hawks Drogenprobleme quasi offen aufgegriffen wurden und sogar ein Selbstmordversuch während der Show inszeniert wurde. Beide, Hawk und Animal, verabscheuten die Storyline, wodurch diese gottlob bald eingestellt wurde. An ihren alten Status konnten die Beiden danach in der WWF nie wieder anknüpfen, auch wenn sie noch einmal ein Titelmatch gegen Owen Hart und Jeff Jarrett haben sollten. 1999 verließen sie die WWF und tourten durch Japan sowie durch diverse US-Independent-Promotions.

Tod von Hawk und ein letztes Hurra

Um 2003 herum gelang es Hawk endlich, seine langjährigen Drogenprobleme zu überwinden. Auch weil er sich mit Hilfe von Ted DiBiase dem Glauben zuwendete. Während eines überraschenden Auftritts traf die Legion of Doom in der WWF auf die Tag Team Champions Kane und Rob Van Dam, war jedoch nicht siegreich. Es folgte ein letzter Trip nach Japan. Fünf Monate später verstarb Hawk unerwartet an einer plötzlichen Herzattacke.

Animal kehrte 2005 zur WWE zurück und widmete diesen letzten regulären Run dort seinem ehemaligen Partner. Gemeinsam mit Heidenreich, der selbst den Road Warrior Look übernahm, wurden Legion of Doom zum dritten Mal WWE Tag Team Champions. Von 2007 bis 2014 tat sich Animal immer wieder sporadisch mit Kensuke Sasaki zusammen, um die Hell Warriors zu formen. In dieser Konstellation gelang es dann auch, auf mexikanischem Boden Tag Team Gold zu erobern. Sasaki beendete jedoch 2014 seine Karriere, wohingegen Animal bis heute, wenn auch zunehmend selten, noch als Road Warrior Animal auftritt. 2011 wurden die Road Warriors, gemeinsam mit ihrem ewigen Manager Paul Ellering, in die WWE Hall of Fame aufgenommen. Am 23. September 2020 überschattete der Tod von Joseph Laurinaitis die Wrestling-Welt. "Animal verstarb damit nur 11 Tage nach seinem 60. Geburtstag in Osage Beach (Missouri).


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