Kane heute – Der WWE-Dauerbrenner

Was macht WWE-Superstar Kane heute?

Bildquelle: Ed Webster [CC BY-SA 2.0], via Flickr.com (Bild bearbeitet)

Man kann mittlerweile mit Fug und Recht behaupten, dass Kane eines der WWE Kult-Gimmicks geworden ist. Allem voran wegen seines Wiedererkennungswerts. Wiedererkennungswert, den Kane aus seiner langjährigen Präsenz sowie einprägsamen Optik schöpft. Und auch die Storyline bedingte Nähe zum wohl größten Kult-Gimmick der WWE, dem Undertaker, dürfte da sicher nicht geschadet haben.

Heute ist Glenn Jacobs, alias Kane, eine der grauen Eminenzen in der WWE. Und gleichwohl er im Laufe seiner Karriere wohl mehr Zeit in der Midcard bis Upper Midcard als im Main Event verbracht hat, konnte er einen beachtlichen Katalog an Errungenschaften zusammenstellen: Seine insgesamt 44 Eliminierungen im WWE Royal Rumble Format sind Rekord (Stand 2019)! Dazu kommen (unter anderem) drei Haupttitel der WWE, 12-faches Tag Team Gold, ein Money in the Bank Sieg sowie zwei Intercontinental Titel. Im Grunde genommen hat Kane, bis auf wenige Ausnahmen, viele der Titel, die es im Laufe seines langen WWE-Runs gab, mindestens einmal gehalten!

Überdies hält Kane zu diesem Zeitpunkt (2019) den Rekord für die meisten Bookings in WWE PPVs. Keiner war öfter an WWE PPV-Matches beteiligt als Kane! Ein echter Dauerbrenner, dessen Karriere vor allem dadurch beeindruckt, wie lange er Bestandteil des Vollzeit-Rosters bei der WWE war. Kein Wunder also, dass Glenn Jacobs es langsam etwas gesitteter angehen will – beispielsweise als Bürgermeister von Knox County, Tennessee!

Eine Frage des Gimmicks

Glenn Jacobs Weg an die Spitze war alles Andere als vorgezeichnet. Wie auch andere Big Men seiner Zeit kam er von einem sportlichen Hintergrund, dessen Wurzeln im Basketball und Football lagen. Und wie noch mehr andere Big Men seiner Zeit wurde ihm zu Beginn seiner Karriere ein Gimmick nach dem anderen übergestülpt: Als Angus King, Bruiser Mastino, Doomsday, Mike Unabomb (oder einfach nur Unabomb) oder gar als "Christmas Creature" war Glenn Jacobs unterwegs. Das Ganze in einigen der stärksten Independent Promotions abseits der WWF und WCW, die es zu jener Zeit gab. Allen voran Jim Cornettes Smoky Mountain Wrestling (SMW) und die United States Wrestling Association (USWA). Auch bei seiner Ankunft in der WWF wurde er zunächst mit Gimmick Trash überschüttet. Dort debütierte er vor laufenden Kameras als Isaac Yankem, DDS. Der sadistische Zahnarzt von Jerry Lawler, der als dessen Vollstrecker auf Bret Hart gehetzt wurde. Das Gimmick als wrestlender Zahnarzt mit gelben Zähnen reichte aber nie weiter, als Jacobs als Opferlamm für etablierte Stars zu verheizen, wodurch es dankenswerter von kurzer Halbwertszeit war.

Doch auch das nächste Gimmick sollte nicht viel besser werden. Denn über Nacht wurde Glenn Jacobs kurzerhand zu Diesel, dem Gimmick von Kevin Nash, gemacht. Der Abgang von Razor Ramon und Diesel in Richtung WCW ließ WWF-Boss Vince McMahon um seine Rechte an deren Gimmicks fürchten. Damit die WCW diese nicht nahtlos aufgreifen konnte, tat die WWF vollkommen albern also so, als ob die Beiden eigentlich noch da wären, wobei es Glenn Jacobs zufiel, die Bootleg Version von Diesel zu spielen. Ein Manöver, das auf die Fans einfach nur befremdlich wirkte, die natürlich sofort erkannten, dass da nicht wirklich Diesel und Razor Ramon im Ring waren. Dennoch wurde die Scharade mehrere Wochen aufrechterhalten, wobei der "Fake Diesel" im WWF Royal Rumble 1997 gar bis unter die letzten Teilnehmer kam. Was natürlich herzlich wenig daran änderte, dass sich Glenn Jacobs wohl nicht so gern an diesen Teil seiner Karriere zurückerinnert.

Das richtige Gimmick zur richtigen Zeit

Wie sehr ein gutes bzw. schlechtes Gimmick die Karriere eines Wrestlers beflügeln bzw. zur Obskurität verdammen kann, dafür kann Glenn Jacobs gewissermaßen als Lehrstück dienen. Hätte die WWF nach der Fake Diesel Eskapade keine gute Idee mehr für ihn gehabt, würde sich heute wahrscheinlich kaum noch jemand an ihn erinnern. Und selbst wenn, dann nicht unbedingt wohlwollend. Doch glücklicherweise hatte die WWF eine Idee – und zwar eine gute! Von April 1997 an wurde langsam aber sicher die Ankunft vom Bruder des Undertakers, Kane, in der WWF vorbereitet. Der Undertaker war zu diesem Zeitpunkt in eine Fehde mit seinem langjährigen Manager, Paul Bearer, involviert. Dieser wollte den Undertaker in seine Dienste zurückzwingen und drohte andernfalls dessen dunkelstes Geheimnis ans Tageslicht zu befördern. Dieses sollte laut Storyline darin bestehen, dass der Undertaker einst sein eigenes Familienhaus angezündet hatte. Eine Tragödie, die nur sein Bruder Kane überleben konnte. Eben dieser Kane war auf dem Weg zur WWF, um fürchterliche Rache zu nehmen.

 

 

So wurde Kane von langer Hand direkt auf Augenhöhe mit dem Undertaker aufgebaut, der zu diesem Zeitpunkt einen Nimbus als Nummer eins Monster Heel und gleichermaßen respektierter Big Man der WWF innehatte. Entsprechend schlug Kane, der als Glenn Jacobs dank Maske und Ganzkörperanzug nicht wirklich zu erkennen war, ein wie eine Bombe! Prompt kostete er den Undertaker einen Sieg gegen Shawn Michaels im aller ersten Hell in a Cell Match der WWF Geschichte! In einem Sarg Match schaffte es Kane nicht nur, den Undertaker einzusargen, sondern er setzt gar noch den Sarg in Flammen! Es wurde vom WWF-Booking kein Zweifel daran gelassen, dass Kane dem Undertaker in Sachen Bedrohlichkeit und Präsenz ebenbürtig war. Dadurch war er sofort als Big Player im Main Event verankert und schaffte es beim King of the Ring 1998 gar, "Stone Cold" Steve Austin die WWF Championship abzunehmen (auch wenn er sie tags darauf bei RAW wieder an Austin verlor).

Eine Symbiose mit dem Undertaker

Überhaupt sollte die Storyline von Kane in den ersten paar Jahren doch recht stark mit jener des Undertakers verflochten bleiben. So taten die Beiden sich zwischen 1998 und 2002 immer wieder als Brothers of Destruction zusammen und wurden phasenweise zum größten Schrecken der WWF Tag Team Division. Doch allerdings sollte auch die Rivalität zwischen ihnen immer wieder aufflammen, sodass man als Zuschauer nie ganz sicher war, wie belastbar die Zweckgemeinschaft zwischen diesen beiden Naturgewalten der WWF jeweils wirklich war, wenn die als Tag Team im Ring standen. Unterschwellig kochte immer die Rivalität! Mit der Zeit emanzipierte sich die Figur von Kane jedoch zunehmend von jener des Undertakers. Nicht zuletzt, weil dieser sein Dead Man Gimmick phasenweise gar gänzlich ruhen ließ.

Kane blieb weiterhin eine relevante Figur in der Nähe des Main Events und konnte sich auch seinerseits weiterentwickeln. So fing Kane ab 2002 an, zu sprechen. Bis dahin hatte er seinen WWE-Run komplett wortlos gestaltet, was ihm soweit die bedrohliche Aura eines maskierten Slashers einbrachte. Die Entscheidung, ihn sprechen zu lassen, war also durchaus eine gewagte. Doch auch ungeachtet dessen blieb Kane zunächst im WWF/WWE Main Event präsent und war in mehrere Matches um das große WWF- bzw. WWE-Gold verwickelt. Darunter auch das erste Elimination Chamber Match! Es sollte allerdings bis 2010 dauern, bis Kane seine erste (und einzige) WWE Heavyweight Championship gewinnen konnte.

 

 

Weiterentwicklung und ein sicherer Job bei der WWE

In der Zwischenzeit legte Kane auch seine Maske ab, blieb aber im Wesentlichen ein Monster Heel. Gleichwohl er sich seine bedrohliche Aura bewahrte und diese eingedenk intakter Mimik und einer Stimme nun auch um einige Facetten erweitern konnte, wurde Kane in den folgenden Jahren in einige der fragwürdigeren WWE Storylines jener Jahre verstrickt. Aber bedenkt man den Gimmick-Müll seiner frühen WWF Zeit, dürfte ihn das wohl kaum beeindruckt haben. So wurde er Bestandteil eines geschmacklosen Angles mit Triple H (in dem es um einen vermeintlichen Fall von Leichenschändung ging) sowie eines Schwangerschafts-Angles mit Lita. Dinge, über welche die heute wieder stark auf Kinder fokussierte WWE nicht umsonst den Mantel des Schweigens hüllt.

2010 konnte Kane seinen Money in the Bank Koffer einlösen und sich seinen bis dato einzigen Run mit der WWE Heavyweight Championship sichern (154 Tage), als er Rey Mysterio den Titel entriss. Doch im Wesentlichen bleibt festzuhalten, dass Kane ab Mitte der 2000er eher im Midcard-Bereich der WWE versackte. Zwar nicht insoweit, als er als Jobber verheizt worden wäre. Stattdessen stand Kane fortan als glaubwürdiger ad hoc Main Eventer eigentlich immer Gewehr bei Fuß bereit. Doch die ganz große, kontinuierliche Präsenz, die er noch in seinen ersten Jahren innehatte, kam nie so wirklich wieder.

Rückkehr zur Maske und überraschendes Comedy Potenzial

2011 zog Kane wieder seine Maske an, wurde aber konträr zu seiner Aura eher zu einem Comedy-Act in der WWE. Das Ganze beflügelt durch seine diesbezüglich ausgesprochen gute Chemie mit Daniel Bryan. Mit ihm formte er das populäre WWE Tag Team „Hell No!“. Ein Duo, das sich bezeichnenderweise in einer Gruppentherapie formte, die beiden Männern helfen sollte, ihre Zornesausbrüche besser zu bewältigen. Gleichwohl ein alberner Comedy-Angle, konnte das komödiantische Timing sowie das jeweilige Standing der beiden den Angle und somit das Tag Team beflügeln. Gemeinsam wurden sie WWE Tag Team Champions. Später wurde Kane als „Coorporate Kane“ zu einem Vollstrecker und Helfer der Authority um Triple H und die McMahons, was ihn zu einem Anzugträger machte, der als sein altes Ich quasi gar nicht mehr zu erkennen war.

Heute ist Kane im Leben abseits des Ringes bezeichnenderweise ein echter Anzugträger, da er der gewählte, republikanische Bürgermeister von Knox County, Tennessee ist! Seither sind seine WWE-Auftritte sporadisch und er steht bei der WWE unter einem wohl dotierten Teilzeit-Vertrag. Vollkommen zu Recht, wenn man sein unermüdliches Arbeitspensum die vielen Jahre zuvor bedenkt! Doch wenn Kane heute als WWE Wrestler auftritt, dann in aller Regel als die „Big Red Machine“, als die ihn die Fans ewig kennen werden. Den Anzug-Kane können gerne die Republikaner haben.


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