Welche Wettbewerbe gibt es im Radsport?

Welche Wettbewerbe gibt es im Radsport?

Bildquelle: Tabl-trai [CC BY-SA 4.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Wer sich erstmals mit dem Radsport auseinandersetzt, den kann die zugegeben recht sperrige Wettbewerbsstruktur mit all ihren Teams, obskur bezeichneten Rennkategorien, Rankings und Wertungen leicht erschlagen. Insbesondere weil es in den letzten Jahren (Stand: 2019) diesbezüglich einige Reformen gab, die zunächst zwei konkurrierende Wettbewerbskalender zusammengelegt haben.

Generell zielten und zielen die letzten Reformen der UCI (das ist der Radsport Weltverband) darauf ab, den Radsportwettbewerb nachvollziehbarer und insofern besser vermarktbar zu machen. Ferner geht es um die Stärkung des Sports auf entlegenen Märkten, wie beispielsweise Afrika. Dennoch ist das Ganze recht schwer für Laien zu durchdringen, was insbesondere mit Blick auf die Vermarktung des Sports ein echter Hemmschuh ist.

 

Insbesondere weil Rennkategorien (beispielsweise HC, 1.2 oder 2.2) alles Andere als selbsterklärend sind. Doch nicht verzagen! Sport-90 bringt Licht ins Dunkel! Wie also funktioniert er, der UCI Radsport?

Drei Team-Divisionen verteilen sich auf einen zweigliedrigen Rennkalender

Insgesamt gibt es drei „Ligen“ im von der UCI organisierten Radsport.

  • Teams der UCI World Tour (erste Division)
  • Teams der Pro Continental Touren (zweite Division)*
  • Teams der Continental Tour (die semiprofessionelle dritte Division)

* Soll ab 2020 als UCI Pro Series neu organisiert werden.

Demgegenüber stehen im Rennkalender folgende Formate:

  • Rennen der UCI World Tour. Diese sind die bekanntesten, profitabelsten und auch schwierigsten Rennen im Radsport. Gegenwärtig (Stand: 2019) umfasst die UCI World Tour 38 Events von Eintagesrennen bis hin zu den drei Grand Tours (Giro d‘Italia, Tour de France und die spanische Vuelta). Auch die großen Eintagesklassiker, wie Paris-Roubaix, die Flandern-Rundfahrt oder Lüttich-Bastogne-Lüttich, sind Teil der UCI World Tour. Mit Eschborn-Frankfurt sowie den Hamburger Cyclassics sind auch Radrennen aus Deutschland mit dabei.
  • Rennen der UCI Continental Circuits. Dabei handelt es sich um kontinentale Tourkalender. Diese umfassen die UCI Afrika Tour, die UCI Amerika Tour, die UCI Asien Tour, die UCI Europe Tour und die UCI Ozeanien Tour. Aufgrund der Vielzahl an Rennen hat jedoch die UCI Europa Tour den mit Abstand dichtesten und ausgedehntesten Rennkalender unter den UCI Continental Touren. Auch die Deutschland Tour ist Teil der UCI Europe Tour.

Die Teams der ersten beiden Divisionen (World Tour Teams und Pro Continental Teams) können sowohl in World Tour Rennen als auch in Rennen der jeweiligen Continental Touren antreten. Dabei sind die Teams der World Tour Teams jedoch zum Antritt in sämtlichen World Tour Rennen verpflichtet. Sie müssen also bei jedem UCI World Tour Rennen eine Auswahl an den Start bringen. Ferner werden Wildcards vergeben. Auf Einladung der jeweiligen Rennveranstalter werden Teams der Pro Continental Tour zu World Tour Rennen eingeladen, um dort verbliebene Startplätze zu belegen. Manchmal nimmt auch eine nationale Landesauswahl des Ausrichter-Landes an diesen Wettbewerben teil. Beispielsweise die jeweiligen National-Auswahlen bei der Türkei-Rundfahrt oder der Tour de Suisse.

 

 

Die drittklassigen Teams der UCI Continental Tour dürfen jedoch nicht an World Tour Rennen teilnehmen. Sie sind nur in Rennen der kontinentalen Rennserie zu sehen. World Tour Teams können hingegen problemlos an kontinentalen Rennen teilnehmen und tun dies auch regelmäßig, wo sie oft die Hälfte oder über zwei Drittel des Feldes stellen. Jedoch ist es abhängig von den Rennkategorien (diese spiegeln die Schwierigkeit des Rennens wider), wie viel Prozent der Startplätze maximal an World Tour Teams vergeben werden dürfen, wenn sie an Continental Rennen teilnehmen. Bei Rennen der tiefsten Kategorien sind World Tour Teams überhaupt nicht startberechtigt.

Rennkategorien im Radsport

Die Rennkategorien im UCI Radsport werden codiert dargestellt (zum Beispiel: 1.2, 1.HC oder 2.WT). Am Anfang dieser Codes (vor dem Punkt) steht immer eine 1 oder eine 2. 1 bedeutet, dass es sich um ein Eintagesrennen handelt. 2 besagt, dass es sich um ein Etappenrennen, wie die Tour de France oder die Deutschland Tour, handelt. Die Bezeichnung hinter dem Punkt gibt den kategorischen Rang des Radrennens und somit implizit die Schwierigkeit wieder. Es existieren vier kategorische Endungen:

  • WT – World Tour Rennen. Höchstes Niveau. Alle World Tour Teams sind zum Start verpflichtet. Pro Continental Teams können via Wildcard eingeladen werden. Bei einigen Rennen auch die nationale Auswahl des Austragungsorts. Die Tour de France ist somit ein Rennen der Kategorie 2.WT.
  • HC – HC steh für hors catgeorie (außer Kategorie). Dies sind die ranghöchsten Rennen nach den Rennen der World Tour und stellen somit die schwierigsten Rennen bei den Continental Touren dar. Teams der UCI World Tour können in Rennen dieser Kategorie bis zu 70 % des Teilnehmerfeldes stellen. Ansonsten sind die Pro Continental Teams startberechtigt. Drittklassige Continental Teams nur, sofern sie aus dem Land kommen, in dem das besagte Rennen ausgetragen wird. Ferner sind bis zu maximal zwei Continental Teams eines anderen Kontinents ebenfalls startberechtigt. Außerdem kann bei einigen Rennen der HC-Kategorie ebenfalls die nationale Auswahl des Austragungsorts antreten.
  • 1 – Erste Kategorie. Bei diesen regulären Rennen der Continental Touren dürfen World Tour Teams maximal 50 % des Teilnehmerfeldes stellen. Ferner sind alle Pro Continental Teams und Continental Teams des jeweiligen Kontinents startberechtigt. Ebenso kann auch hier eine nationale Auswahl des Gastgeberlandes aufgeboten werden.
  • 2 – Zweite und niedrigste Kategorie. World Tour Teams dürfen hier nicht mehr antreten. Und auch Teams der zweitklassigen UCI Pro Continental Tour sind nur dann startberechtigt, wenn sie aus dem jeweiligen Land kommen. Ansonsten sind diese Wettbewerbe den jeweiligen UCI Continental Teams sowie regionalen Amateur-Mannschaften vorbehalten, wobei auch hier wieder bis zu maximal zwei Continental Teams eines anderen Kontinents teilnehmen dürfen. Auch hier können bisweilen Nationalauswahlen des Gastgeberlandes aufgeboten werden.

 

 

Wertungen und Rankings im Radsport

Seit 2016 nutzt die UCI ein reformiertes Punktesystem, um über den Saisonverlauf die Spitzenreiter und anschließenden Gewinner in diversen Punkten zu ermitteln.

  • Kombinierte, jährliche Einzelwertung aller Wettbewerbe. Über 52 Wochen werden bis zum Saisonende Punkte für Rennerfolge an die einzelnen Fahrer vergeben. Platzierung und Rennkategorie entscheiden darüber, wie viele Punkte vergeben werden. Auch die Gesamtsiege bei Rundfahrten werden hier berücksichtigt. Alle Fahrer, von World Tour Rang bis hinunter zu den U23 Auswahlen, werden hier erfasst. Es finden Rennen sämtlicher Kategorien (WT bis hinunter zu 1.2 bzw. 2.2) Berücksichtigung. Wer am Ende die meisten Punkte auf dem Konto hat, gewinnt die jährliche Einzelwertung.
  • Nationen-Ranking. Die jeweils erfolgreichsten acht Fahrer eines Verbandes werden im Nationen-Ranking berücksichtigt. Ihre kombinierte Punktezahl stellt den Punktestand im Nationen-Ranking dar. Am Ende der Saison wird so die erfolgreichste Nation ermittelt.
  • Separate Rankings für die World Tour und die jeweiligen Continental Touren. Für Teams, Fahrer und Nationen werden sowohl mit Blick auf die World Tour als auch mit Blick auf die jeweiligen Continental Touren Ranglisten angelegt. Dadurch ist es durchaus möglich, dass einzelne Fahrer in mehreren Ranglisten gleichzeitig in Erscheinung treten. Wenn beispielsweise der Fahrer eines Wildcard Teams bei einem World Tour Rennen Punkte erstreitet und ansonsten auch bei der Continental Tour gut dabei ist, wird er in allen drei Ranglisten erscheinen (kombinierte Einzelwertung, World Tour Ranking und das Ranking der Continental Tour).

Zuvor gab es auch eine allgemeine Mannschaftswertung. Diese wurde jedoch abgeschafft, da sie naturgemäß ohnehin von den World Tour Teams dominiert wurde. Dieses Konzept soll in naher Zukunft reformiert werden. Ebenso stehen Reformen an, welche die zweitklassigen und drittklassigen Pro Continental Teams und Continentals Teams wettbewerblich noch klarer trennen und vermarkten sollen. Sport-90 wird hier natürlich über die laufenden Entwicklungen informieren.

Welt-, Kontinental- und Landesmeisterschaften gibt es natürlich ebenfalls im Radsport. Doch diese werden gezielt in Wettbewerben ermittelt und hängen nicht mit den UCI-Rankings zusammen.


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