Paul Bearer – Die bleiche Eminenz

Paul Bearer - Wrestling-Manager des Undertakers

Bildquelle: shstrng [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

In der überdreht bunten Welt der Wrestler, speziell in den 80ern und 90ern, gab es so manch einprägsamen Manager. Ein eben solcher war mit Sicherheit Paul Bearer, der Mann, der als Manager mit dem Undertaker so eng verknüpft ist wie kein Anderer und der in den Storylines des Undertakers immer wieder eine prominente Rolle spielen sollte. Sei es an der Seite des Undertakers oder gegen ihn. Ebenso wie es später auch bei dessen Gimmick-Bruder Kane der Fall sein sollte.

Als blasser, dicker Urnenträger mit weinerlicher Stimme und jeder Menge Pathos hätte Paul Bearer auch direkt der Adams Family entspringen können. Doch die tatsächliche Inspiration für sein Leichenbestatter-Gimmick lag nicht etwa nur darin, dass die WWF einen thematisch passenden Manager für den Undertaker suchte. Denn abseits des Wrestling Geschäfts war William Moody (so Paul Bearers bürgerlicher Name) tatsächlich gelernter Einbalsamierer sowie Leichenbestatter und als eben solcher tätig.

Wrestling-Manager und Leichenbestatter

William Moody wurde bereits als Teenager im Wrestling-Geschäft tätig. Allerdings als Fotograf. Keine ungewöhnliche Position für Anfänger in der damals noch sehr verschlossenen Welt des Wrestlings. Der spätere Manager Kollege Jim Cornette fand ebenfalls auf diesem Weg ins Business. Nach der High School ging es für ihn zur Marine, wo er vier Jahre lang diente. Doch auch in dieser Zeit nutzte er seine freien Stunden, um mitunter bei kleinen, lokalen Wrestling-Promotions in den Ring zu steigen.

Ab 1979 nahm er jedoch voll und ganz die Rolle eines reinen Managers an. Als "Percy Pringle der Dritte" wurde er vor allem im Südosten der USA ein Manager für diverse Heels. Doch nach der Geburt seines Sohnes wandte er sich überwiegend vom hektischen Wrestling-Geschäft für mehrere Jahre ab. In dieser Zeit wurde er auch zum gelernten und tätigen Leichenbestatter. 1984 kehrte er jedoch zurück und konnte sich als Manager diverser Wrestler, darunter damalige sowie spätere Stars (Rick Rude, Steve Austin, Lex Luger und der spätere Ultimate Warrior) einen Namen machen.

Der Mann mit der Urne

Seine Paraderolle sollte William Moody ab 1991 in der WWF finden. Dort wurde er dem noch taufrischen Undertaker als Manager an die Seite gestellt. Zuvor war der Undertaker noch, recht unpassend, von Brother Love gemanagt worden. Hier nahm Moody auch den Namen Paul Bearer an. Ein Name, den wohl der Road Warrior Hawk ersonnen hatte – als Anspielung auf das englische Wort „pallbearer“ (Sargträger). Als Paul Bearer nahm Moody das Gebaren und den Look an, unter dem ihn die meisten heute noch kennen. Sein authentischer Hintergrund als Leichenbestatter war es übrigens gewesen, der Vince McMahon auf diese Idee gebracht hatte.

Fortan waren der Undertaker und Paul Bearer ein fest installiertes Wrestler- und Manager-Duo und die Karriere von Paul Bearer in der WWE war unverkennbar mit jener des Undertakers verknüpft. So sollten sämtliche Storylines, in die Paul Bearer auf die eine oder andere Weise verwickelt werden würde, irgendwie mit dem Undertaker oder aber später auch mit dessen „Bruder“ Kane zu tun haben.

 

 

Erst mit dann gegen den Undertaker

1992 wurde der Undertaker zum Babyface. Da er bis dahin als nahezu unzerstörbares Monster dargestellt worden war, das die Aktionen seiner Gegner kaum verkaufte, war er quasi organisch zu einem finsteren Publikumsliebling geworden. Im Zuge dessen wurde auch Paul Bearer per Dekret zum Babyface-Manager – obwohl sein Gimmick immer noch ein und dasselbe war. Doch als Urnen tragender Anhang des Undertakers gehörte er einfach dazu. Schließlich wurde die Urne selbst gar zum Artefakt, das in diversen Matches und Fehden des Undertakers eine wichtige Rolle spielen sollte.

1996 fiel Paul Bearer jedoch dem Undertaker zu Gunsten seines neuen Protegés Mankind (Mick Foley) in den Rücken. Dadurch wurde Paul Bearer selbst wieder zum Heel und zeigte, dass er einen tiefen Groll gegen den Undertaker hegte, der jedoch erst noch im Laufe dieser Feindschaft aufgeklärt werden sollte. Von da an machte Paul Bearer es sich zur Aufgabe, den Undertaker aufs Korn zu nehmen. Neben Mankind setzte er auch Vader und den maskierten Executioner (verkörpert durch einen bereits sehr gezeichneten Terry Gordy) auf den Undertaker an.

Ein dunkles Geheimnis

Paul Bearer legte in dieser Phase einige Aspekte seines bisherigen WWF-Gimmicks ab. So färbte er sich die Haare nicht mehr Schwarz, legte die Schminke ab und wurde im Grunde genommen eher wieder zu dem Typ Manager, der er vor seinem All-In-Leichenbestatter Gimmick gewesen war. Immer wieder machte er Andeutungen, ein dunkles Geheimnis des Undertakers zu kennen, worin wohl auch der Grund für die Feindseligkeit lag. Phasenweise zwang Paul Bearer den Undertaker sogar wider Willen in seine Dienste, nachdem er drohte, das Geheimnis andernfalls preiszugeben.

Doch der Undertaker ließ sich diese Knechtschaft nicht ewig gefallen und wandte sich schließlich von Paul Bearer ab. Dieser machte daraufhin seine Drohung wahr und enthüllte, dass er in grauer Vorzeit wohl eine Affäre mit der Mutter des Undertakers gehabt hätte, aus der auch ein Sohn und somit Halbbruder des Undertakers hervorgegangen wäre. Aus Zorn darüber hätte der Undertaker jedoch später das Zuhause der Familie angezündet, wobei seine Eltern ums Leben gekommen wären und sein Halbbruder (und somit der Sohn Paul Bearers) nur entstellt überlebt hätte.

 

 

Kane als Erzrivale

Der Undertaker widersprach dem jedoch und sagte, dass es in der Tat der Halbbruder gewesen wäre, der das Feuer gelegt hätte. Eben jener Halbbruder sollte sich zur Bestürzung des Undertakers noch als überaus lebendig erweisen. Und zwar in Gestalt von Kane, der mit Paul Bearer an seiner Seite den Undertaker den Sieg in dessen historischem Hell in a Cell Match gegen Shawn Michaels kostete (das erste Hell in a Cell Match überhaupt in der WWF).

Es folgte eine erbitterte Fehde zwischen dem Undertaker und Kane, bei der Paul Bearer als Manager und Mund für den stets stillen Kane Anteil hatte. Doch als Kane und der Undertaker ab Mitte 1998 ihr Kriegsbeil begruben, wurde es phasenweise still um Paul Bearer. Ende desselben Jahres sollte der Undertaker selbst zum Heel werden, als er seinem Bruder Kane in den Rücken fiel und später das Stable der Ministry of Darkness gründete. Paul Bearer kehrte als sein Manager, wieder vollkommen im blass-finsteren Look, zurück. In dieser Zeit gab der Undertaker auch zu, selbst und bewusst das Feuer gelegt zu haben.

Gesundheitsprobleme machen OP notwendig

Nach WrestleMania 2000 verschwand Paul Bearer aus dem WWE-Fernsehen, war jedoch noch Backstage tätig. 2002 verließ er die WWE und griff bis 2003 wieder seine Rolle als Percy Pringle III bei TNA auf. Im Oktober 2003 kehrte er wieder zur WWE zurück, jedoch erst nach dem diese ihm zugesichert hatte, für eine Magen-Bypass-Operation zu zahlen. Denn der mittlerweile stark fettleibige Paul Bearer litt an Gesundheitsproblemen sowie Depressionen und wollte zunächst aufgrund dessen nicht zurückkehren.

 

 

Nachdem er sich von der OP erholt hatte, kehrte er 2004 ins WWE-TV zurück. In den folgenden Jahren sollte Paul Bearer immer wieder mal als Manager von Undertaker oder Kane auftauchen, teilweise auch im Rahmen aufflammender Fehden zwischen diesen beiden Brüdern. Vor allem wurde Paul Bearer mehrfach als Manager von Kane als Geisel genommen. So terrorisierte Edge den damaligen World Heavyweight Champion Kane 2010 damit, Paul Bearer in seiner Gewalt zu haben, um sich so Titelchancen zu erschleichen. Randy Orton tat später Ähnliches.

Sporadische Auftritte und früher Tod

Überhaupt musste der arme Paul Bearer in seinen WWE-Auftritten ab 2005 so einiges über sich ergehen lassen. So wurde er einbetoniert, von Edge gefangen genommen und zwangsgefüttert, in einem Kühlschrank eingefroren usw. Allerdings war sein WWE-Terminkalender zwischen 2005 und 2012 nicht allzu dicht besetzt, da er immer nur temporär und meistens im Rahmen diverser Undertaker oder Kane Storylines zurückkehrte. Ansonsten hatte er einen Vertrag mit der WWE, wo er bei diversen Promo-Veranstaltungen auftrat oder gelegentlich bei Houseshows als Manager seiner beiden streitsüchtigen Schützlinge.

2013 verstarb Paul Bearer an einer Herzattacke. Er war leider nur 58 Jahre alte geworden und folgte somit seiner verstorbenen Ehefrau, die vier Jahre zuvor ihrem Kampf mit dem Brustkrebs erlegen war. Jedoch sollte Paul Bearer, ganz so wie es ihm gefallen hätte, noch vom Grab aus die WWE mitprägen. Denn als CM Punk 2013 bei WrestleMania auf den Undertaker traf, brachte dieser vor allem mit Triaden über den verstorbenen Manager den Zorn des Undertakers sowie der Fans kalkuliert auf sich. 2014 wurde Paul Bearer posthum in die WWE Hall of Fame aufgenommen.


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