Vader – das beste Super-Schwergewicht aller Zeiten?

Vader war einer der besten Schwergewichte im Wrestling

Bildquelle: Brian Wilkins [CC BY-SA 2.0], via Flickr.com (Bild bearbeitet)

Leon Allen White, besser bekannt als Big Van Vader oder einfach nur Vader, war im Wrestling-Ring in mehrfacher Hinsicht eine beeindruckende Erscheinung. Mit 193cm Körpergröße und einem Kampfgewicht von über 200 Kilogramm war er imposant. Dabei jedoch auch willens und in der Lage, Manöver zu zeigen, die man sonst nur von sehr viel leichteren Wrestlern gewohnt war.

So gehörten ein Moonsault sowie die Vader Bomb (ein Slingshot Splash vom zweiten Ringseil in der Ecke) zu seinem Repertoire. Dazu kam ein Image als harte Kante im Ring, bei der die Grenzen zwischen choreografierten und echten Schlägen bisweilen verwischten. Ferner ein einprägsamer Look – allem voran wegen Vaders einzigartiger Maske.

 

Diese Attribute führten in Summe zu zahlreichen Erfolgen, die Vader nahezu weltweit einfahren konnte. Von Nordamerika über Kontinental-Europa, Mexiko, Großbritannien und Japan war Vader nicht nur als Wrestler aktiv, sondern außerordentlich erfolgreich. So konnte er in nahezu allen relevanten Wrestling-Regionen dieser Welt in mindestens einer der ansässigen Promotions die jeweilige Heavyweight-Championship (typischerweise der höchste Titel) wenigstens einmal erringen.

Ähnlich wie Bruiser Brody nicht lange vor ihm, war Vader bei Wrestling-Promotions weltweit also ein gefragter Mann, der sich rasch seinen Weg an die Spitze der Matchcard bahnte. Vor allem weil er als Big Man nicht nur eine Attraktion, sondern tatsächlich technisch ein guter und athletisch begabter Wrestler war. Umso verblüffender, dass ausgerechnet seine Erfolge allein in der WWF bzw. WWE sehr überschaubar bleiben sollten, während sein Resümee ansonsten fast alle Titel von Rang und Namen innehat.

Vader ein begabter Athlet

Sportliche Veranlagung sowie die Lust am Wettstreit brachten Leon White schon früh beim American Football unter. Dort brachte er es immerhin bis in die NFL, wo er als Reservist für die Los Angeles Rams 1978 am Super Bowl Finale mitwirkte! Noch ein Jahr zuvor war er Mitglied der zweiten Auswahl des All-American Teams gewesen. Doch eine gebrochene Kniescheibe beendete seine kompetitiven Aspirationen im Football. Später wurde Leon White dann in einem Gym angesprochen, ob er es nicht mit dem Pro Wrestling versuchen wollte. Mit rund 30 Jahren entschied sich Leon White dazu, diesen Tipp zu befolgen und ließ sich 1985 von Brad Rheingans ausbilden. Wrestling war eingedenk von Hulkamania gerade in seiner ersten kommerziellen, goldenen Ära der WWF.

White erwies sich als gelehrsam und talentiert, sodass er (damals noch unter den Namen Baby Bull, später Bull Power) bereits 1987 gegen Stan Hansen (der selber als eine harte Kante im Ring bekannt war) um die AWA Heavyweight Championship kämpfte, jedoch unterlag. Hansen sollte White noch öfter über den Weg laufen. Vor allem in Japan, wo sie sich zunächst als hart zuschlagende Rivalen, später als Tag Team Partner wieder begegnen sollten.

Die Vader Tour beginnt!

Erste Auslandserfahrungen sammelte White in Europa, wo er für die deutsch-österreichische CWA antrat – damals eine feste Größe im europäischen Wrestling und erstaunlich erfolgreich (gewisse CWA-Veranstaltungen wurden gar auf Eurosport übertragen). Dort bekam es White unter seinem Alias Bull Power mit Otto Wanz zu tun. Die folgenden Jahre tourte White weiter nach Europa und konnte Otto Wanz 1987 gar die CWA World Heavyweight Championship entreißen – etwas, was für neun Jahre zuvor niemandem gegönnt war! Insgesamt sollte White, der bei der CWA auch noch als Bull Power auftrat, als er überall anders schon als Vader bekannt war, noch bis 1991 immer wieder mal bei der CWA auftreten. Er gewann dabei noch weiter zwei Male die CWA World Heavyweight Championship und einmal die interkontinentale CWA-Championship.

Eine andere extrem erfolgreiche Wirkungsstätte in Übersee war Japan. Dort bekam Vader seinen Ringnamen, unter dem ihm die größte Bekanntheit beschieden sein sollte. Und er debütierte gleich mit Pauken und Trompeten, als er den NJPW-Gründer und Topstar Antonio Inoki nach dessen Match gegen Riki Choshu herausforderte und binnen Minuten zusammenfaltete. Japanische Fans waren darüber so entrüstet, dass es zu Ausschreitungen kam und NJPW für zwei Jahre aus der Sumo Hall verbannt wurde. Allerdings wusste nach diesem Coup jeder Wrestling-Fan in Japan, wer Vader war.

 

 

Vader war in Japan extrem erfolgreich. Immer wieder würde er dorthin zurückkehren und dort insbesondere in den frühen bis mittleren Neunzigern enorm erfolgreich sein. Er trat dabei phasenweise bei beiden großen Konkurrenz-Promotions von damals an, All Japan Wrestling und New Japan Wrestling. Bei beiden wurde er mehrfacher Heavyweight Champion sowie je einmal Tag Team Champion. Seine Partner waren dabei „Dr. Death“ Steve Williams und Bam Bam Bigelow, der Vader stilistisch als sogar noch agilerer Big Man sehr ähnlich war. Später holte Vader noch mit Scorpio Tag Team Gold bei Pro Wrestling NOAH und war dazwischen bei der sehr auf Realismus ausgelegten UWF International erfolgreich, wo er ein Turnier gewann und abermals Heavyweight-Gold errang.

In der WCW Hui - in der WWF Pfui

Vaders Qualitäten als Main Event Monster, das man gleichzeitig als Heel, jedoch ob seiner aufsehenerregenden Aktionen auch als Babyface präsentieren konnte, blieb den nordamerikanischen Wrestling-Promotern nicht verborgen. So konnte Vader in der WCW drei Runs hinlegen (zwischen 1991 und 1995), die in insgesamt in drei WCW Heavyweight Championships sowie einer US-Championship gipfelten. Dabei konnte Vader Siege gegen bekannte Wrestler wie Sting, Ric Flair oder Arn Anderson erringen. Doch das zunehmende Booking-Chaos in der WCW sowie der wachsende Backstage Einfluss von Hulk Hogan eben dort trieben Vader schließlich zur WWF. Auch dürfte sein Backstage-Ruf in der WCW nicht mehr der beste gewesen sein, da er mehrfach andere Wrestler in Matches unachtsam verletzt hatte.

In der WWF brachte Vader, entgegen all seinen anderen Wirkungsstätten, im Main Event jedoch niemals dauerhaft einen Fuß auf den Boden. Woran das genau lag, ist bis heute nicht so ganz klar, dürfte aber wohl nicht unerheblich mit Shawn Michaels und dessen Manipulationen Backstage zu jener Zeit zu tun haben. Michaels galt zu dieser Zeit als ausgesprochene Primadonna hinter den Kulissen, was sich Vince McMahon damals aber über Gebühr gefallen ließ, weil er bereits so viele Main Eventer an die WCW verloren hatte.

Fast bis zum Lebensende Wrestler

1997 verließ Vader die WWF und kehrte vor allem nach Japan zurück. Allerdings sollte er abseits der Jahrtausendwende immer wieder mal für Überraschungsauftritte zur WWE zurückkehren. Ansonsten trat er im Indy-Bereich an und tat dies noch bis ins hohe Alter. Als Vader seine Wrestlingkarriere beendete, war er bereits über 60, starb dann allerdings rund ein Jahr später (2018) im Alter von 63 Jahren.

So treu Vader dem Business blieb und so angesehen er bei vielen der Fans sicherlich war und bis ans Ende blieb – gesundheitlich tat er sich keinen Gefallen mit einer so langen Karriere. Seine Knie waren völlig hinüber und mussten beide operiert werden, was dann auch noch mit einer Infektion einherging. Später kamen Herzprobleme hinzu. Allerdings liebte Vader das Wrestling-Geschäft so sehr, dass er sich nicht davon abwenden wollte. Er beteuerte einmal gar, dass es ihm am liebsten wäre, im Ring zu sterben. Ganz dafür hat es dann leider, Gott sei Dank, doch nicht gereicht. Aber als beeindruckendes Powerhouse sowie über mehrere Promotions hinweg enorm dekorierter Wrestler wird Big Van Vader mit Sicherheit unvergessen bleiben!


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