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The Undertaker heute
Wenn es einen Wrestler gibt, der einen ebenso großen Wiedererkennungswert hat, wie sonst wohl nur Hulk Hogan, "Stone Cold" Steve Austin und Dwayne "The Rock" Johnson, dann ist das der Undertaker! Für nicht weniger als drei Jahrzehnte prägte er den Main Event der WWE. Und das quasi vom Anbeginn seines Runs beim Wrestling-Marktführer!
Das größte Phänomen dabei ist, dass sein Gimmick zwar in puncto Darstellung durchaus mit der Zeit ging, sich aber im Kern kaum verändert hat. Der Undertaker ist im Grunde immer noch der unzerstörbare Totengräber, der er schon immer war. Das ist verdammt beachtlich, wenn man bedenkt, wie viele verschiedene Zeitabschnitte der Undertaker in der WWE nicht nur durchlaufen, sondern eindeutig mitgeprägt hat. Und seine Siegesserie bei WrestleMania, wo er 21 Matches hintereinander gewann, wird möglicherweise auf ewig unerreicht bleiben.
Frühe Jahre und Blitzstart bei der WWF
Der Undertaker, mit bürgerlichem Namen Mark Calaway genannt, wäre um ein Haar fast Basketballer geworden. In seiner Jugend- und Studienzeit zeichnete er sich als Basketballspieler aus und spielte gar für die Rams der Texas Wesleyan University. Calaway liebäugelte damit, als Basketballprofi in Europa aktiv zu werden. Doch stattdessen trat er den Weg in den Ring an und wurde ein professioneller Wrestler. Dabei dauerte es einige Zeit, bis er zum Undertaker Gimmick fand. In seinen Anfangsjahren war Calaway bei verschiedenen Promotions aktiv und durchlief mehrere Gimmicks.
Vom entflohenen Anstalts-Insassen bis hin zum Gothic angehauchten Grufti-Schläger war alles mit dabei. Eine gewisse Affinität zu dem, was später das Undertaker Gimmick ausmachen sollte, war also schon früh zu erkennen. Von 1984 bis 1990 war Calaway dergestalt unterwegs und konnte sich seine ersten Sporen verdienen. Unter anderem bei World Class Championship Wrestling (WCCW) und der USWA. Sein erstes Match bestritt Calaway übrigens gegen eine andere absolute Wrestling Legende: Bruiser Brody!
Undertaker wollte erst Basketballer werden
Erst mit seiner Ankunft in der WWF kam Calaway zum Undertaker-Gimmick. Dieses offenbarte sich als voller Erfolg. Quasi vom Start weg wurde der Undertaker stets im und um den Main Event gebucht. Dabei offenbarte sich schon im Laufe der ersten Jahre, dass sein düsteres Gimmick sowohl als Publikumsliebling als auch als Bösewicht funktionierte. Eine kuriose Anekdote dabei ist, dass Vince McMahon, als er Mark Calaway auf Anraten von Paul Heyman das erste Mal bei der WCW in Augenschein nahm, zunächst nicht sehr beeindruckt war.
Calaway musste mit einer lädierten Hüfte ringen und konnte wohl nicht den besten Eindruck hinterlassen. Erst ein späteres, persönliches Gespräch mit Vince McMahon besiegelte dann doch den Wechsel zur WWF – und somit die Geburt des Undertakers. Basketballer in Europa und ein desinteressierter McMahon. Da sind gleich zwei Kelche an uns allen vorbeigerollt, die uns beinahe um den Undertaker betrogen hätten.
Mit No-Selling und Paul Bearer zum Champion
Als blasser, riesiger und schmerzunempfindlicher Leichenbestatter schlug der Undertaker sogleich als furchterregender Bösewicht im Main Event ein. Quasi von Anbeginn an wurde er extrem dominant dargestellt. Ein echtes Alleinstellungsmerkmal neben dem für WWF-Verhältnisse sehr düsteren Gimmick, war das No-Selling des Undertakers. Wo andere bei den Moves ihrer Gegner in die Knie gingen, wankte der Undertaker meist nur leicht oder zeigte gar keine Reaktion. Und selbst nach Manövern, die ihn auf die Matte schickten, stand er wieder auf wie ein Vampir, der aus dem Sarg fuhr. Das machte den Undertaker sogleich zu einem Novum in der WWF. Der Undertaker debütierte bei den Survivor Series 1990 und besiegte dort Koko B. Ware quasi im Express-Verfahren. Dabei wurde der Undertaker zunächst noch von Brother Love gemanagt. Wenig später wurde dieser aber durch den Manager Paul Bearer ersetzt, dessen Gimmick als blasser, gruseliger und offenkundig völlig verrückter Urnenträger bestens zum Undertaker passte.
Zunächst durfte der Undertaker jede Menge Jobber und Undercarder verprügeln (die er allesamt im Leichensack abschleppte), ehe es in seine erste größere Fehde gegen "Superfly" Jimmy Snuka ging, die er ebenfalls für sich entschied. Der Sieg über Jimmy Snuka stellte sogleich auch den ersten von vielen Siegen bei WrestleMania für den Undertaker dar. Bei WrestleMania 7 besiegte er Snuka und legte somit den Grundstein für seine legendäre Streak – eine Siegesserie von 21 aufeinanderfolgenden Siegen bei WrestleMania. Überhaupt ist der Undertaker mit über 170 PPV Matches einer der diesbezüglich am meisten dekorierten WWE Wrestler überhaupt!
Erstes Gold und noch mehr Übernatürliches
Zum ersten großen Titel des Undertakers sollte es nicht lange dauern. Bei den Survivor Series 1991 (nur ein Jahr nach seinem Debüt) besiegte der Undertaker keinen Geringeren als Hulk Hogan, wenn auch unter Mithilfe von Ric Flair. Zwar musste er den Titel eine Woche später wieder an den Hulkster abgeben, doch war er somit zweifelsohne im Main Event angekommen. Denn dass Hulk Hogan überhaupt verlor, war damals schon eine Seltenheit. In den Folgejahren wandelte sich der Undertaker zum Publikumsliebling, ohne dass sich sein Gimmick dabei grundlegend veränderte. Als weiteren historischen Meilenstein konnte der Undertaker für sich verbuchen, im ersten Main Event der allerersten Ausgabe von Monday Night RAW gestanden zu haben (gegen Damien Demento).
Das Gimmick des Undertakers wandelte sich nur insofern, dass es immer übernatürlicher angehaucht wurde. So unterlag der Undertaker, zu dieser Zeit bereits ein Babyface, Yokozuna in einem Sarg Match. Unter tätiger Mithilfe etlicher anderer Heels und bewaffnet mit der Urne von Paul Bearer, schaffte es Yokozuna den Undertaker in den Sarg zu stecken. Daraufhin erschien dieser auf der Leinwand und kündigte an, dass er nie in Frieden ruhen werde. Tatsächlich blieb er dem Ring sieben Monate fern, um eine Rückenverletzung auszukurieren. Er wurde durch einen Doppelgänger ersetzt, den der Undertaker dann höchstselbst bei seiner Rückkehr zum SummerSlam 1994 besiegen konnte.
In den nachfolgenden Jahren musste auch der Undertaker etwas mit der Zeit gehen. In der Attitude Ära blieb sein “Dead Man“ Gimmick zwar noch intakt, wurde aber etwas weniger cartoonesk dargestellt. Stattdessen wirkte der Undertaker eher wie ein finsterer Gothic-Fürst. Das wurde noch verstärkt, als der Undertaker mit seiner Ministry of Darkness quasi zum Kultführer eines Haufens düster angehauchter Wrestler wurde. Darunter natürlich auch sein Gimmick-Bruder Kane, der selber Kultstatus in der WWF bzw. WWE erringen sollte. Mit Kane formte der Undertaker auch das Brothers of Destruction Tag Team – eines der wohl dominantesten Tag Teams der WWE Geschichte.
Der Undertaker steigt aufs Motorrad und düst auf seiner Streak entlang
Zwischen 2000 und 2003 kam es zum einzigen klaren Bruch mit dem Totengräber Gimmick. Nach einer achtmonatigen Verletzungspause kehrte der Undertaker als Biker zurück. Lediglich einige Glockenschläge und ähnliche knappe Reminiszenzen an seine alte Zeit als Totengräber waren zurückgeblieben. Davon abgesehen ratterte der Undertaker jetzt auf dem Motorrad zum Ring. Eine Anspielung übrigens auf eine echte Leidenschaft von Mark Calaway, der selber begeisterter Motorradfahrer und -sammler ist. Sogleich wurde er wieder als Publikumsliebling angenommen, als er den McMahon Clan aufmischte.
Später wand er sich jedoch wieder gegen die Fans, als er sich auf die Seite von McMahon schlug. Eine Allianz, die allerdings nicht von Bestand war. Ihre Differenzen wollten McMahon und der Undertaker in einem Biker Chain Match bei No Mercy 2003 lösen. Doch ein Eingriff von Brock Lesnar brachte den Sieg für Vince McMahon. Auch ein folgendes Buried Alive Match konnte McMahon nur durch Hilfe von Kane gewinnen, der daraufhin die Fans wissen ließ, dass sein “Bruder“ nun tot und begraben sei. Eine überdeutliche Anspielung auf das, was einige Monate später folgen sollte. Denn pünktlich zu WrestleMania 20 (2004) kehrte der Undertaker, wie man ihn kannte und liebte, zurück. Dort besiegte er Kane und nahm somit seine Rache.
Undertaker und die WrestleMania
In den Folgejahren wuchs vor allem immer mehr das Bewusstsein für die Streak des Undertakers. Erstmalig wurde diese zu WrestleMania 21 thematisiert. Damals betrug die WrestleMania Bilanz des Undertakers bereits 13-0 und Randy Orton, sein Gegner bei WrestleMania 21, gab offen seine Absicht bekannt, diese Siegesserie zu beenden. Bis dahin hatte sich die Streak relativ organisch ergeben, ohne dass man es in der WWE darauf angelegt hätte. Doch nach über einem Jahrzehnt fiel den Verantwortlichen auf, dass der Undertaker bei WrestleMania noch nie verloren hatte. Und so wurden mit jeder WrestleMania und mit jedem weiteren Sieg des Undertakers die Spekulationen lauter, wer die Streak beenden würde.
Dies trug auch eminent zur Langlebigkeit des Undertakers bei. Denn auch wenn seine Auftritte im Laufe der Jahre immer sporadischer wurden, so war eins immer klar: Bei WrestleMania wird jemand die Streak herausfordern! So konnte der Undertaker sich auch in seiner späteren Schaffenszeit noch großer Popularität sicher sein. Ihm wurde nie der negative (und zugegeben: sehr willkürliche) Ruf eines “Teilzeit“-Wrestlers zuteil. Insbesondere weil er gerade in dieser Phase zwei seiner wohl besten Matches überhaupt hatte. Und zwar die beiden gescheiterten Versuch von Shawn Michaels, die Streak zu brechen. Umso ironischer, dass es mit Brock Lesnar der Teilzeit-Wrestler schlechthin war, der den Undertaker als Erstes besiegte.
Erreichter Legendenstatus des Undertakers
Heute ist die Streak Geschichte und der Undertaker ist mittlerweile sichtbar im Ring gealtert. Doch hat er rund drei Jahrzehnte die Geschicke des WWE Main Events entscheidend mitgeprägt und gilt hinter den Kulissen schon lange als Respektsperson. Von Hulk Hogan über Bret Hart, Shawn Michaels, John Cena, "Stone Cold" Steve Austin, The Rock und Roman Reigns sind viele gekommen und gegangen.
Der Undertaker hat sie fast alle überdauert und ist eine der größten lebenden Wrestling Legenden überhaupt! Nicht schlecht für einen “Dead Man“. Und sind wir mal ehrlich: Wäre Mark Calaway Basketballer im Europa der 1980er geworden, wüsste heute wohl kein Schwein, wer er ist.