Ehemaliger WWE-Superstar Kamala im Porträt

Infos zu Kamala heute - James Harris

Bildquelle: swiftwj [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

James Harris, weit besser bekannt unter seinem Ringnamen “Kamala“ war ein Wrestler, der mit einem Gimmick als hünenhafter Kannibale aus Uganda zu Bekanntheit kam. Dabei wrestelte er rund um den Globus und wurde vielerorts prominent eingesetzt. Ähnlich wie Doink the Clown wurde er in der WWF zunächst als verstörender Bösewicht gebucht, ehe er später zu einem Comedy-Act umgepolt wurde.

Weil Harris dieses Gimmick des riesigen Buschmanns aus Afrika mit vollem Einsatz rüberbrachte und im Ring durchaus zu überzeugen wusste, errang sein Kamala Charakter Kultstatus. Auch wenn er eher außerhalb der WWF zu Titeln kam und dort letzthin verheizt wurde.

Ein Leben in Armut

Harris wurde am 28. Mai 1950 in Senatobia, Mississippi geboren. Er wuchs in Coldwater, Mississippi, auf, wo seine Familie ein Möbelgeschäft besaß. Er hatte vier Schwestern. Als er ungefähr vier Jahre alt war, wurde sein Vater während eines Würfelspiels erschossen, wodurch Harris Biografie schon früh eine dramatische Wende nahm und seine Familie in die Armut gestürzt wurde. Als Jugendlicher arbeitete Harris auf Farmen, um seine Familie zu ernähren.

Harris verließ die Highschool in der neunten Klasse und kam auf die schiefe Bahn, als er sich als Einbrecher versuchte. Nachdem er 1967 laut eigener Aussage von der Polizei bedroht wurde, ging er nach Florida, wo er Lastwagen fuhr und Obst pflückte. Im Alter von 25 Jahren wurde er vom Wrestler Bobo Brazil entdeckt. Harris begann eine Ausbildung als Wrestler unter ihm und "Tiny" Tim Hampton. Er zog nach Arkansas, um dort weiter zu trainieren.

Harris debütierte 1978 unter dem Ringnamen "Sugar Bear" Harris. Die meiste Zeit seiner frühen Karriere verbrachte er in den Südstaaten der USA, wobei er auch die Ringnamen "Ugly Bear" Harris und "Big" Jim Harris verwendete. Sein erster Manager war Percy Pringle, der später als Paul Bearer Bekanntheit erringen sollte. Er kam in der Folgezeit zu regionalen Tag Team- und Einzelwrestler-Titeln. Pringle als Manager diente vor allem, um Harris Unzulänglichkeiten am Mikrofon zu kompensieren. Eben diese trugen auch dazu bei, dass letztlich der Kamala Charakter geboren wurde, da Harris als solcher so gut wie überhaupt nicht reden musste.

Kamala als Scherge Idi Amins

Nach einem Trip nach Europa, wo Harris vor allem in England wrestelte, ging er 1982 zur Continental Wrestling Association (1982), wo Jerry Lawler und Jerry Jarrett zusammen das Kamala Gimmick (zunächst Kimala genannt) für Harris ersonnen. Die Figur war zuerst als ein bösartiger ugandischer Kopfgeldjäger konstruiert, dessen Gesichts- und Körperfarbe aus einem Gemälde von Frank Frazetta stammte. Er wurde gar als ehemaliger Leibwächter des tyrannischen Präsidenten von Uganda, Idi Amin, präsentiert (ja, im Wrestling der 80er ging so was noch). Auf Geheiß von Jarrett ging Kamala im Ring einen wilden Stil, der auch Bisse enthielt. Um seine Rolle maximal glaubwürdig auszufüllen, weigerte Harris sich gar, in der Öffentlichkeit in Memphis englisch zu sprechen!

Seinen ersten CWA-Auftritt hatte “Kimala“ mit J.J. Dillon als Manager, der in einem Match, das das Mid-South Coliseum ausverkaufte, gegen Jerry Lawler verlor. Im Juni besiegte er wiederum Lawler für die AWA Southern Heavyweight Championship, die er bis August desselben Jahres hielt. Gegen Ende des Jahres fehdete er gegen einen Doppelgänger, "Kimala II".

Das Kamala Gimmick erwies sich als Glücksgriff für Harris, der nun in zahlreichen Territorien innerhalb und außerhalb der USA gebucht wurde. So rang er im April 1983 im Louisiana Superdome gegen André the Giant. Außerdem traf er den Junkyard Dog in einer Serie von "Kampf der Monster" -Matches. Im März 1983 debütierte Kamala bei der World Class Championship Wrestling-Promotion in Texas, wo er bis Ende 1985 regelmäßig in prominenten Spots eingesetzt wurde (gegen Harley Race, die von Erich Brüder und Great Kabuki).

Erster WWF-Run

Auf Betreiben von André the Giant debütierte Kamala im Juli 1984 in der World Wrestling Federation (WWF). Er wurde von Freddie Blassie und einem maskierten Manager in Safari-Kleidern namens "Friday" (gespielt von verschiedenen Personen) gelenkt. In einem abstrusen Abschnitt in der Fernsehsendung Tuesday Night Titans verschlang Kamala scheinbar ein lebendiges Huhn (mit einer aus dem Mund fliegenden Feder, sollte diese Illusion aufrechterhalten werden). Nachdem er im August eine Reihe von Gegnern besiegt hatte, forderte Kamala Hulk Hogan für die WWF World Heavyweight Championship heraus. Das Match endete unentschieden, als beide ausgezählt wurden. Im Oktober 1984 begann eine Matchserie gegen André the Giant. Kamalas vorerst letzter Auftritt bei der WWF fand im November 1984 bei einem Battle Royale statt. Anschließend wrestelte Kamala rund um den Globus.

 

 

Im Jahr 1985 kam Kamala bei der AWA und bei Jim Crockett Promotions zum Einsatz, wo er jeweils prominent im und nahe des Main Events eingesetzt wurde (unter anderem gegen Leute wie Sgt. Slaughter, Magnum T.A. und Rick Martel). Im November 1985 unternahm Kamala durch ein Engagement bei All Japan Pro Wrestling seinen ersten Trip nach Japan. Ein Markt, in dem Wrestler damals bestens verdienen konnten. Als "Giant Kamala" kämpfend bildete er ein Tag-Team mit King Cobra. Einen zweiten Run in Japan hatte er im Februar 1986 als "Kimala".

Rückkehr zur WWF und Karriere-Höhepunkte

Kamala kehrte im Juli 1986 zur WWF zurück, diesmal unter der Knute des maskierten Managers Kim Chee (in der Regel von Steve Lombardi gespielt). Hier wurde Kamala am prominentesten eingesetzt und nahm seine Fehde gegen Hulk Hogan wieder auf, mit dem er eine Serie von Matches hatte. Im Februar 1987 bildete Kamala mit dem "Wild Samoan" Sika ein Tag-Team. Im selben Monat begann er eine Fehde mit Jake “The Snake“ Roberts, in der Roberts wiederholt Kamalas angebliche Angst vor Schlangen ausnutzte. Kamala verließ jedoch abermals die WWF im September 1987 abrupt, weil er über seine Bezahlung verärgert war. Er ging zur United States Wrestling Association aus Memphis, wo er es mit Jerry Lawler und Koko B. Ware zu tun bekam und viermal die USWA Unified World Heavyweight Championship halten konnte.

Kamala kehrte im April 1992 zur WWF zurück, wobei Kim Chee und Harvey Wippleman seine Manager waren. Im Juni 1992 forderte er Randy Savage erfolglos für die WWF World Heavyweight Championship heraus. Mitte 1992 rang er hauptsächlich in House-Shows, wo er regelmäßig gegen Top Babyfaces wie den Undertaker, Bret Hart, The Texas Tornado und The Ultimate Warrior eingesetzt wurde.

Beim Summer Slam 1992 verlor Kamala durch Disqualifikation gegen den Undertaker. Bis heute behauptet Harris, dass ihm nur 13.000 Dollar für das Match gezahlt wurden, während der Undertaker 500.000 Dollar erhalten hätte. Im November 1992 verlor Kamala im ersten Sarg-Match überhaupt gegen den Undertaker bei den Survivor Series.

Kamala wird zu Lachnummer - persönliche Tragödien

Danach ging es abwärts mit Kamala, dessen Gimmick viel von seiner Wirksamkeit einbüßte, als er im Januar 1993 zunehmend zu einem Babyface und Comedy Act umgewandelt wurde. Ein Match bei WrestleMania IX gegen Bam Bam Bigelow musste aus zeitlichen Gründen gestrichen werden. Danach konnte er beim Marktführer WWF nur noch in der Undercard eine Rolle spielen und bekam nie wieder das Momentum, das er zuvor hatte. Schließlich kehrte er dem Wrestling für knapp zwei Jahre den Rücken und wurde Lastwagenfahrer mit zwei Sattelschleppern, die er im Anschluss an seine Matches mit Hulk Hogan gekauft hatte.

Doch auf Vorschlag von Hulk Hogan trat Kamala 1995 der WCW bei. Er wurde als Teil von Kevin Sullivans Dungeon of Doom Stable vorgestellt, dessen Ziel es war, Hogans Karriere zu beenden. In seinem ersten WCW-Pay-per-View-Auftritt besiegte er im Bash at the Beach "Hacksaw" Jim Duggan. Bei Clash of the Champions XXXI verlor er dann ein Einzelmatch gegen Hogan. Kamala war außerdem Teil des "Dungeon of Doom" -Teams bei Fall Brawl, das gegen Hogans Team, "The Hulkamaniacs", verlor.

Danach machte sich Kamala im Wrestling zunehmend rar. Allerdings hatte er abseits der 2000er Jahre noch sporadische Auftritte bei der WWE und war zudem regelmäßig im Indy-Bereich aktiv, wo er es unter anderem mit Daniel Bryan zu tun bekam. Privat wurde er von Schicksalsschlägen getroffen. Im Juli 1993 wurde Harris nach einer Show in Oakland, Kalifornien, von einer WWF-Tour abberufen, als seine jüngste Schwester und ihre Stieftochter erschossen wurden. Der Mörder versuchte Selbstmord, entstellte sich aber nur schwer. Nach seiner WWF-Entlassung im August setzte sich Harris für die Festnahme und Verurteilung des Mannes ein. Dieser wurde zu lebenslanger Haft verurteilt und starb 2013. Harris half anschließend, seine überlebende Nichte großzuziehen.

Der Musiker Kamala - James Harris

Seit 1993 schreibt, spielt und produziert Harris seine eigene Musik. Er hat über 100 Songs geschrieben. Er veröffentlichte sein Debütalbum “The Best of Kamala Vol 1“ auf seiner offiziellen Website. Das Album enthält eine Ballade, die der Erinnerung an Stanley "Tookie" Williams gewidmet ist. Vor einigen Jahren vollendete Harris seine Autobiografie zusammen mit einem seiner Wrestling-Manager, Kenny Casanova, um ihm dabei zu helfen, hohe medizinischen Kosten auszugleichen.

“Kamala Speaks“ wurde auf Kickstarter finanziert und im Dezember 2014 selbst veröffentlicht. Es erzählt seine Lebensgeschichte, seine Wrestling-Karriere und vom Verlust seiner beiden Beine durch Diabetes, wodurch Harris heute an den Rollstuhl gefesselt ist. Zur WWE hat Harris bis heute ein problematisches Verhältnis, da er sich nach wie vor von ihr übervorteilt fühlt. Kamala ist auch in unserer WWE Wrestler Liste zu finden. Eine traurige Nachricht erreichte die Wrestling-Welt am 9. August 2020, denn James Harris alias Kamala ist tot. Im Alter von 70 Jahren verstarb der ehemalige Wrestler an den Folgen einer COVID-19-Erkrankung.

 


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