Doink the Clown – Das Beste kam am Anfang

Was macht Doink the Clown heute in der WWE?

Bildquelle: shstrng [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Selbst viele ehemalige Wrestling-Fans, die noch zu seligen WWF-Zeiten Wrestling schauten und heute mit der WWE nichts mehr am Hut haben, werden sich noch an Doink den Clown erinnern. Ein abgedrehter Wrestler, der als Clown auftrat und zwischen euphorisch überdreht und bitterböse wechselte. Überdies war ein wrestelnder Clown eine ziemlich einprägsame Erscheinung, die zunächst sogar funktionierte. Und das zu einer Zeit, als die WWF wohl mehr Gimmick-Müll raus haute als zu irgendeinem anderen Zeitpunkt (die frühen und mittleren 90er gelten als einer der kreativen Tiefpunkte der WWE Geschichte).

Was hingegen wohl eher nur etwas treuere Wrestling-Fans wissen: Wenn die Rede von Doink the Clown ist, reden wir eigentlich von einem Gimmick. Nicht so sehr von einem Wrestler. Denn der Charakter von Doink the Clown wurde innerhalb sowie außerhalb der WWE von mindestens einem Dutzend unterschiedlichen Wrestlern gespielt. Auch wenn Matt Borne, der den originalen Doink spielte, bis heute als die mit gewaltigem Abstand beste Inkarnation des Charakters gilt. Da ist sich so ziemlich die gesamte Wrestling-Welt einig.

Der möglicherweise größte Kinderschreck der WWE-Geschichte

Am Anfang war die Idee. Laut dem ehemaligen Wrestler und langjährigen WWE Booker Bruce Prichard war es kein Geringerer als der Road Warrior Hawk, eine Hälfte des legendären Legion of Doom Tag Teams, der die Idee eines bösartigen Clown Gimmicks in den Raum warf. Diese Idee wurde 1992 aufgegriffen und der technisch durchaus begabte Wrestler Matt Borne wurde berufen, das Gimmick zu verkörpern. Zunächst trat Doink the Clown nur als Zuschauer sowie als Akteur abseits des Rings auf. Er machte dadurch von sich Reden, indem er die Matches einiger anderer Wrestler mal mit komischen, mal mit brutalen Streichen sabotierte und sie so den Sieg kostete.

Dies sollte zu einer ersten Fehde mit Crush führen, aus der Doink siegreich hervorgehen konnte. Von Anfang an präsentierte sich Doink dabei als ein scheinbar bipolarer Charakter, der bisweilen allein bei seinem Einmarsch alle Nuancen von manisch bis depressiv durchlief. Dies wurde auch von seinem Einmarsch-Lied verkörpert, das als heitere Zirkus-Jingle begann, nur um dann in eine finstere Melodie umzuschlagen, die auch zu einem 80er Jahre Slasher-Film gepasst hätte. Selten hat ein Einmarsch wohl häufiger dafür gesorgt, dass sich die Kinder in der ersten Reihe besorgt zu ihren Eltern umdrehten.

Mit dem Faceturn kam der Absturz

Doink The Clown sollte nach seinem Sieg über Crush noch einmal prominent zum Einsatz kommen, als er von Jerry Lawler, der eine Verletzung vorgaukelte, stellvertretend in ein Match gegen Bret „Hitman“ Hart geschickt wurde. In einem verbissenen Match besiegte Hart zunächst Doink und anschließend den offenkundig doch nicht so verletzten Jerry Lawler. Leider sollte dies jedoch der Höhepunkt des Doink-Gimmicks bleiben. Denn wenig später wurde Matt Borne aufgrund einiger Drogeneskapaden gefeuert und Doink wurde in eine Fehde gegen Jerry Lawler geschickt, was ihn zwangsläufig zum Babyface machte.

 

 

Damit verlor das Gimmick des Doink The Clown nicht nur jemanden, der es exzellent verstand, den finsteren Jahrmarkts-Clown zu mimen. Es verlor auch seinen zentralen Appeal. Stattdessen wurde eine 08/15 Comedy Nummer daraus, die das Herz der Fans erwärmen sollte, aber zunehmend gegen jeden verlor, der nicht bei drei auf dem Baum war. Doink the Clown wurde im Grunde genommen zum WWF-Edeljobber degradiert.

Vergeudetes Potenzial

Matt Borne heuerte derweil bei der ECW an, wo er sein altes WWF-Gimmick recht schnell wieder aufgriff. Und zwar indem er nur noch halb geschminkt als schizophren verstörter Wrestler auftrat, an dem es nicht spurlos vorbeigegangen war, dass er trotz seines unbestrittenen Talents einen Clown in der WWF hatte spielen müssen. Das Ganze war natürlich ein Seitenhieb der ECW in Richtung WWF. Auch diesen verstörten Charakter spiele Matt Borne so, wie wohl nur er es konnte. Was umso deutlicher vor Augen führte, dass er eigentlich die Idealbesetzung für das ursprüngliche Gimmick gewesen war.

Das Gimmick von Doink verlor in der WWF schnell an Bedeutung. Er wurde mehr und mehr zum Jobber, gewann keinerlei bedeutende Fehden mehr und wurde schließlich in der WWE zu einem Gimmick, das man alle paar Jahre mal wieder aus der Kiste holte. Und zwar immer dann, wenn man einen Gastauftritt zu diversen RAW-Jubiläen brauchte oder einen einfachen Vorwand suchte, einen Wrestler zu maskieren (so tarnte sich Chris Jericho einmal als Doink, um William Regal anzugreifen).

Bret Hart sagte später in einem Shoot Interview aus, dass er Doink the Clown, verkörpert durch Matt Borne, für eines der großartigsten Heel-Gimmicks hielt, aus dem nicht mal im Ansatz alles rausgeholt wurde. Matt Borne selbst verstarb leider 2013 an einer Drogenüberdosis. Das Gimmick von Doink The Clown geisterte indes noch lange nach dessen WWF-Run durch die Indies. Doch nie mehr war es so gut, wie zu Beginn.


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