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Zeus – Dieser Kelch rollte an WrestleMania vorbei
Der Schauspieler Tom Lister Jr. mit dem ironischen Spitznamen "Tiny" (er ist 1,96m groß) wurde und wird aufgrund seiner Körpergröße und seiner finsteren Mimik (er ist auf dem rechten Auge blind) gerne für finstere Rollen gecastet. So zum Beispiel als der kriminelle Unruhestifter "Deebo" in der Kiffer-Komödie "Friday" mit dem Rapper Ice Cube. Doch seine imposante Erscheinung und sein sinistres Äußeres sollten ihm einen prominenten, wenn auch kurzzeitigen Wrestling-Run einbringen.
Lister erschien 1989 in dem Wrestling-Film "No Holds Barred" (hierzulande bekannt als "Der Hammer"), der von der WWF finanziert wurde und in dem Hulk Hogan die Hauptrolle spielte. Hulk Hogan spielte sich dabei im Grunde genommen selbst, während Listers Rolle jene von Zeus war, ein brutaler Monster Heel und Widersacher. Gleichwohl der Film kommerziell eher ein Flop war, fand der Zeus-Charakter (inklusive des Darstellers dahinter) seinen Weg in die WWF. Lister wurde als "Zeus: The Human Wrecking Machine" Teil der WWF und verwendete in seinen Matches das gleiche Gimmick wie im Film, indem er die Moves seiner Gegner oft nicht verkaufte und selbst als furchteinflößendes Kraftpaket dargestellt wurde.
Die wohl albernste Fehde von Hulkamania?
Naheliegenderweise forderte Zeus Hogan auf, sich ihm im Ring zu stellen. Erzürnt dadurch, dass Hogan im Film stärker dargestellt wurde als er, wollte Zeus das nun "in echt" geraderücken. Das war selbst für die damals cartoonesken Wrestling-Verhältnisse eine echt alberne Storyline und die Tatsache, dass Zeus im Ring extrem limitiert war, half nicht gerade weiter. Wohl auch um dies ein Stück weit aufzufangen, wurde ihm mit dem "Macho Man" Randy Savage ein technisch starker Partner an die Seite gestellt. Gemeinsam trafen sie beim SummerSlam 1989 auf Hogan und seinen Freund Brutus „The Barber“ Beefcake, wobei Hogan und Beefcake als Sieger hervorgingen.
Danach schloss Zeus eine Allianz mit dem "Million Dollar Man" Ted DiBiase, die in die Survivor Series 1989 führte. Bei der Veranstaltung stand das Team der Hulkamaniacs (Hulk Hogan, Jake "The Snake" Roberts und Demolition) dem Million Dollar Team (Ted DiBiase, Zeus und den Powers of Pain) gegenüber. Zeus wurde durch Disqualifikation aus dem Match ausgeschlossen, nachdem er sich geweigert hatte, einen Würgegriff gegen Hogan abzubrechen und den Ringrichter gewaltsam wegschubste. Die Hulkamaniacs gewannen das Match.
Zu guter Letzt endete die Fehde mit einem weiteren Tag Team Match zwischen Hulk Hogan und Brutus Beefcake gegen Randy Savage und Zeus in einem Cage Match am 27. Dezember 1989 beim No Holds Barred Pay-per-View-Event. Hogan und Beefcake siegten erneut in Zeus´ letztem Match in der WWF. Lister war danach nur noch in einem Werbespot für den Royal Rumble 1990 zu sehen.
Dann doch lieber der Ultimate Warrior!
Doch das hätte auch anders kommen können. Denn ursprünglich soll Vince McMahon den wahnwitzigen Plan verfolgt haben, das Programm zwischen Hulk Hogan und Zeus bis WrestleMania VI zu strecken, wo dann das ultimative Aufeinandertreffen der beiden den Headliner geformt hätte. Anstatt Hulk Hogan gegen den Ultimate Warrior (das berühmte Champion gegen Champion-Match) hätte es so ein Singles-Match zwischen Hulk Hogan und dem wie gesagt, wahrhaft limitierten Zeus gegeben, neben dem der Ultimate Warrior gewirkt hätte wie Bret Hart an seinem besten Tag. Und das ganz ohne einen Macho Man oder Ted DiBiase, um Zeus durch das Match zu tragen ...... oh weia!
Gott sei Dank erkannte Vince McMahon rechtzeitig, was für ein Stinker dieses Match gewesen wäre und zog die Reißleine. Nach der Fehde mit Hogan wrestelte Zeus weiterhin sporadisch, insbesondere für den World Wrestling Council (WWC) in Puerto Rico, wo er gegen Abdullah the Butcher antrat. Lister verbrachte auch eine kurze Zeit bei der WCW als "Ze Gangsta" im Rahmen einer Allianz, die sich die "Beendigung von Hulkamania" auf die Fahnen geschrieben hatte. So wurde auch Zeus einer der vielen Hulk Hogan Rivalen, der in der WCW recycelt wurden – in der naiven Hoffnung dort den Hype der 80er wieder aufblühen zu lassen.
Das Leben nach dem Wrestling
Abgesehen von den hier genannten Phasen blieb Zeus dem Wrestling Ring fern und Tom Lister widmete sich weiterhin der Schauspielerei, wobei sein Run mit der WWF seiner Bekanntheit sicherlich nicht geschadet hat. Seither hat er sich eine respektable Filmografie aufgebaut, die vor allem kleinere sowie auch größere Nebenrollen in bekannten Filmen wie dem Friday Franchise, dem Fünften Element, Quentin Tarantinos Jackie Brown und dem Dark Knight umfasst.
Auch in diversen Musik-Videos sowie TV-Produktionen (wie Walker, Texas Ranger) konnte Lister Gastauftritte landen. Ferner betätigte er sich als Sprecher bzw. Voice Actor. Obwohl Lister nie die ganz großen Rollen spielte, ist sein Gesicht im US-Mainstream, allein schon aufgrund des markanten Wiedererkennungswertes, so ziemlich jedem bekannt. Es sei ihm gegönnt! Als Schauspieler ist er immer gern gesehen. Im WWE Ring hingegen …. eher nicht so. Im Jahre 2012 kam heraus, dass er sich wegen Betruges vor Gericht verantworten muss. Mit fünf Komplizen hatte Thomas Lister Jr. rund 3,8 Millionen US-Dollar unterschlagen. Den Tatvorwurf gab es dann vor Gericht zu und gestand seine Taten.
Thomas Lister Jr. an den Folgen von Covid-19 verstorben?
Am 10. Dezember 2020 dann der Schock – Thomas Lister Jr. ist tot, was sein Manager am gleichen Tag bestätigte. John Listers Mitarbeiter waren wohl besorgt, weil sie seit der Nacht zuvor nichts mehr ihm hörten. So kam es auch, dass die Polizei verständigt wurde und tatsächlich, John Lister Jr. wurde leblos in seinem Haus in Los Angeles gefunden.
Sein Manager berichtete zudem, dass Lister Jr. in den letzten Tagen Symptome von Covid-19 zeigte. Schon zu Anfang des Jahres war der Schauspieler und ehemalige Wrestler bereits an Covid-19 erkrankt. Ob die Tragödie am Ende mit einer Viruserkrankung zu tun hat, kann abschließend nicht sicher gesagt werden. Thomas Lister Jr. wurde 62 Jahre alt und dürfte vielen von uns in Erinnerung bleiben.