Bildquelle: James [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)
"The British Bulldog" – Der erste europäische Wrestling Star der modernen Ära
"The British Bulldog" Davey Boy Smith war einer der erfolgreichsten europäischen Wrestler, der vor allem infolge des WWF-Booms ab den 80ern einem internationalen Publikum bekannt gemacht wurde. Eine beeindruckende Kombination aus Physis, Power und Technik machte aus ihm im Ring einen sehr kompletten Wrestler, der mit einer Vielzahl von Gegnern arbeiten konnte. Dazu ein auf den Leib geschnittenes Gimmick und "The British Bulldog" schien alle Werkzeuge zu haben, um es weit zu bringen.
Für einen Moment, im Sommer 1992, schien der "The British Bulldog" nah dran, zum nächsten großen Main-Eventer zu werden, als er vor einem über 80.000 Mann starken Publikum in Wembley seinen Schwager Bret Hart besiegen konnte und dessen Intercontinental Titel errang.
Jedoch sollte sich vorn dort sein persönlicher Abstieg, langsam, aber sukzessive, fortsetzen. Zwar konnte Smith in der WWF ein relativer Faktor bleiben und gewann dort diverse Titel in drei verschiedenen Dekaden (von den 80ern bis in die 2000er), doch das große Gold konnte er nie erstreiten. Zumal die letzten Jahre seiner Karriere sowie seines Lebens von Medikamentenmissbrauch überschattet waren.
Die "British Bulldogs"
Bereits mit 15 Jahren debütierte Davey Boy Smith als „Young David“ im englischen Pro-Wrestling. Als technisch starker und bemerkenswert talentierter Ringer zeigte er bereits gutes Mattenwrestling und wurde im Verbund mit seinem Cousin, dem Dynamite Kid Tom Billington, zu einem sympathischen Babyface Tag Team. Als solches waren sie zunächst in der englischen Catch Wrestling TV Show „World of Sports“ zu sehen.
Es folgte schließlich der Ruf der Ferne und beide gingen nach Kanada zu Stampede Wrestling, wo sie beim Promoter dieser Liga und Hart Patriarchen Stu Hart ihre Ausbildung in dessen berühmtem „Hart Dungeon“ fortsetzten. Auch in Kanada schafften die Beiden es rasch an die Spitze der Cards, wurden nun auch teilweise in einer Rivalität gegeneinander gebucht. Anschließend ging es nach Japan, wo sie das Tag Team der "The British Bulldogs" gründeten. Dort waren sie sowohl bei NJPW als auch AJPW recht erfolgreich, wobei Dynamite Kid auch als Singles-Wrestler Aufsehen erregte.
Die "British Bulldogs" in der WWF
Schließlich wurde Vince McMahon auf die beiden Wrestler aus England aufmerksam. Das dynamische Duo bestehend aus dem Powerhouse Davey Boy Smith und dem High-Flyer und Edeltechniker Dynamite Kid sollte sich in der WWF schließlich als populäres Babyface Tag Team bewähren, wo es insbesondere in Programme gegen die Hart Foundation (Bret Hart und Jim Neidhart) sowie gegen die Islanders oder das Dream Team ging.
Die "The British Bulldogs" konnten die Tag Team Titel der WWF erobern und waren für eine Weile das dominante Tag Team des Rosters. Später gaben sie die Titel an die Hart Foundation ab. Folglich bedingten zwei Faktoren den Niedergang des Teams. Einerseits war Dynamite Kid immer mehr von Verletzungen geplagt, die ihn massiv beeinträchtigten und später in den Rollstuhl bringen sollten. Das Ganze auch befeuert dadurch, dass beide recht exzessiv Steroide einnahmen, was insbesondere für den dynamischen Tom Billington eine schwere Hypothek werden sollte.
Ferner überwarf sich Dynamite Kid hinter den Kulissen mit der WWF und verließ die Promotion. Davey Boy Smith folgte ihm zunächst, kehrte später (1990 – nach Ausflügen zurück nach Kanada und Japan) aber wieder zur WWF zurück. Nun nur noch als der "British Bulldog". Eine Selbstbezeichnung, an der sich Smith im Voraus die Rechte gesichert hatte. Dadurch gab es nun auch böses Blut zwischen ihm und seinem ehemaligen Partner und Cousin, was das Verhältnis der beiden für den Rest ihrer Tage belasten sollte.
Weg nach oben wird von Substanz-Missbrauch ausgebremst
Von Anfang an seines WWF-Runs als nun einziger "The British Bulldog“ wurde Smith relativ stark darstellt. Immerzu schien er am Main-Event zu kratzen, das Ganze zweifelsohne nicht unwesentlich dadurch befeuert, dass er als Wrestler mit englischen Wurzeln auch das Publikum in Übersee erreichen konnte. Etwas, worauf die WWF, die zu diesem Zeitpunkt schon längst international bekannt war, Wert legte.
Der erste größere Durchbruch gelang 1992, als der "The British Bulldog" beim SummerSlam im Wembley Stadion Bret Hart besiegt und ihm den Intercontinental Titel abnahm. Das Match gilt heute als Klassiker. Allerdings war bereits diese Sternstunde für den "The British Bulldog" von etwas überschattet, was ihn künftig noch mehr verfolgen sollte. Denn wie Bret Hart später enthüllte, war der "Bulldog" während des Matches unter Drogeneinfluss und Bret Hart musste quasi alle Spots im Ring selbst einleiten, um das Match und die Geschichte desselben glaubhaft herüberzubringen. Dass dies dennoch so gut gelang spricht für beide – wenn auch aus unterschiedlichen Gründen.
Doch just als der "Bulldog" begann, die WWF-Leiter hinaufzuklettern, fuhr ein anderer Substanz-Missbrauch in die Parade. Inmitten des großen Steroidskandals, welcher der WWF damals zu schaffen machte, flog ein Dealer in England auf, von dem der Ultimate Warrior und auch der "The British Bulldog" ihre Steroide bezogen. Der Warrior bekam daraufhin Panik und richtete sich direkt an Vince McMahon, um diesem zu eröffnen, dass sein und Davey Boys Name evtl. in diesem Zusammenhang auftauchen könnten. Gebeutelt von Prozessen, entschied sich Vince McMahon kurzerhand dafür, beide zu feuern.
Runs in WCW und WWF
1993 kam der "Bulldog" dann bei der WCW unter, wo er an der Seite von Sting gleich als Babyface in ein Main-Event-Programm gegen Gegner wie Rick Rude und Vader gesteckt wurde. Dabei gelang es dem "Bulldog" gar, den Schwergewichtstitel der WCW gegen Vader bei einer Tour in England zu gewinnen. Doch wurde dieser Titelwechsel nie anerkannt, da Smith zur selben Zeit in einen Prozess verstrickt war, nachdem er bei einer Handgreiflichkeit in einem Pub wegen schwerer Körperverletzung angeklagt wurde.
Nach einer Kampagne in England (All Star Wrestling) kehrte der "Bulldog" wieder zur WWF zurück, wo er später mehrfach in Kämpfen um die WWF Championship antrat (gegen Bret Hart, später gegen Shawn Michaels) jedoch immer leer ausging. Auch bei den Royal Rumble Auflagen von 1995 und 1996 wurde der "British Bulldog" jeweils stark dargestellt, verpasste insbesondere 1995 den Sieg nur sehr knapp.
Dieser dritte WWF-Run markierte auch das erste Mal in der Karriere des "The British Bulldog", dass er zum Heel wurde. Als solcher wurde er an der Seite von Owen Hart ein zweites Mal Tag Team Champion. Außerdem gelang es ihm auch zum ersten Titelträger der (historisch betrachtet) recht kurzlebigen WWF European Championship zu werden. Ferner konnte er diesen Titel auch länger halten als irgendwer sonst.
Schicksalhafte Verletzung in der WCW
1997 schloss sich Davey Boy Smith, als Bret Harts Schwager, der neu gegründeten Hart Foundation an. Diese fehdete vor allem gegen den neuen Publikumsliebling und Vorzeige-Anti-Held, „Stone Cold“ Steve Austin, dessen Fehde mit Bret Hart in vielerlei Hinsicht als absolutes Meisterstück und Geburtsstunde der WWF Attitude Ära gelten kann. Im Zuge des Montreal Screwjobs verließ der "Bulldog" dann, neben dem Hitman und Jim Neidhart, die WWF und kam abermals bei der WCW unter.
Dort wendeten sich die Dinge jedoch endgültig zum Schlechteren. War der "Bulldog" bei seinem vorherigen WWF-Run körperlich noch absolut auf der Höhe gewesen, so ließ es sich hier immer mehr gehen, was man ihm auch körperlich ansah. Das Ganze wurde jedoch entschieden verschlimmert, als der "Bulldog" in einem Match mit Jim Neidhardt gegen Disco Inferno und Alex Wright gleich zweimal unglücklich auf einer Bodenklappe im Ring landete. Diese war unter der Matte versteckt und sollte in einem späteren Match einem dramatischen, überraschenden Auftritt des Ultimate Warriors dienen. Dummerweise wurde keiner der vier Wrestler davon in Kenntnis gesetzt.
Haben Drogen- und Steroidmissbrauch ein frühes Grab besiegelt?
Bei seinen Bumps auf die harte Falltür zog sich der "Bulldog" mehrere schwere Rückenverletzungen zu und wäre infolge dessen fast gelähmt worden! Der ohnehin dem Drogenkonsum nicht abgeneigte Davey Boy Smith entwickelte folglich eine schwere Schmerzmittelabhängigkeit. Insbesondere den Morphinen verfiel er. Überflüssigerweise wurde er auch noch von der WCW gefeuert, während er noch verletzt war. Später zog er sich noch eine bakterielle Infektion im Rücken zu.
Nochmals kam er bei der WWF unter, was ihm sein Schwager Bret Hart jedoch vorhielt. Insbesondere eingedenk des kontroversen Todesfalls von Owen Hart. Bret Hart stand damals sehr öffentlich im Zwist mit der WWF und fühlte sich von seinem Schwager hintergangen. In der WWF wurde Backstage rasch immer offensichtlicher, dass der "Bulldog" ernste Drogenprobleme hatte. Teilweise muss man ihn wohl in desaströser Kondition vorgefunden haben, wenn man den Aussagen einiger seiner Weggefährten und Arbeitskollegen aus jenen Tagen Glauben schenken darf. Eine Reha wurde seitens der WWF zwangsverordnet, brachte leider aber keinen nachhaltigen Erfolg.
Ein hoher Preis
Dem "Bulldog" wurde schließlich nahegelegt, seine Angelegenheiten zu regeln und wieder zur WWF zurückzukehren, sowie er wieder Herr der Lage wäre. Doch dazu sollte es nie kommen. "The British Bulldog" schien sich zwar wieder ein wenig zu berappeln, doch mittlerweile war seine Ehe mit Diana Hart (Bret Harts jüngster Schwester) wegen seiner Drogenprobleme in die Brüche gegangen.
Just als es 2002 so schien, dass der "Bulldog" für ein Comeback bereit war (er hatte zuletzt bereits wieder dreimal an der Seite seines Sohnes, Harry Smith, gewrestelt), kam es zur Tragödie. Bei einem Urlaub, makabrer Weise in British Columbia, erlag der "Bulldog" am 18. Mai 2002 einer tödlichen Herzattacke. Die Ärzte fanden keine Spuren von Drogen oder Steroiden, die zum Zeitpunkt des Todesfalls ausschlaggebend hätten sein können, schlossen aber nicht aus, dass es sich um Spätfolgen durch den Missbrauch eben dieser Substanzen handelte.
So endete das unverhofft letzte Kapitel im Leben des "The British Bulldog" vorzeitig, womit er sich leider in die Phalanx von Wrestlern wie Mr. Perfect, dem Big Boss Man, Rick Rude, Yokozuna und vielen anderen einreiht, die leider viel zu früh von uns gegangen sind. Zu seinem Ehren wird "The British Bulldog" während der WrestleMania 36 Week im Jahr 2020 in die WWE Hall of Fame aufgenommen.