Yokozuna – Einer der besten Monster Heels der WWE-Geschichte

Yokozuna Porträt

Bildquelle: Mandy Coombes [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Rodney Agatupu Anoaʻi, besser bekannt unter seinem WWF-Alias Yokozuna, gilt in den Augen vieler seiner Zeitgenossen als einer der besten Big Men, den es jemals im Wrestling-Business gegeben hat. Als vermeintlich japanischer Sumoringer (eigentlich war er Samoaner) avancierte er in der WWF in weniger als einem halben Jahr zum absoluten Top Heel. Dabei konnte er einen Royal Rumble gewinnen, sich zweimal das große Gold umschnallen und Siege über Hulk Hogan, Bret Hart und den Undertaker feiern.

Nach dieser extrem erfolgreichen Phase konnte Yokozuna zwar noch zweimal Tag Team Gold gewinnen, ging dann aber den Weg aller WWE/WWF Monster Heels und versackte in der Midcard. Im Jahr 2000 verstarb Yokozuna im Alter von nur 34 Jahren. Woran vor allem das Gewicht, das im Laufe seiner Karriere immer weiter zunahm, großen Anteil hatte.

Ein geborener Wrestler

Rodney Agatupu Anoaʻi war Bestandteil der großen samoanischen Wrestler-Familie Anoaʻi, der unter anderem auch die Headshrinkers, The Rock und Roman Reigns angehören. Trotz seiner großen Leibesfülle war auch Rodney Agatupu Anoaʻi ein Mann mit bemerkenswerten athletischen Anlagen, wie man sie häufig bei den Wrestlern aus Samoa findet. So war er selbst, nachdem er noch zunehmen sollte, immer sehr agil und galt als sichere Hand im Ring. Als Spross einer so traditionsreichen Wrestling-Familie war sein Weg in eben diesen Ring vorgezeichnet. Schon von Kindesbeinen an wurde er in der Familie ausgebildet.

Mit einem so guten Leumund ausgestattet, öffneten sich früh Türen für den gewaltigen Samoaner. Er debütierte 1984 und sammelte als “The Great Kokina“ Erfahrung in Japan, Mexiko sowie später in der amerikanischen AWA, wo er gar als der Mann gebucht wurde, der das Karriereende von Verne Gagne besiegelte (dem ewigen Helden der AWA). 1992 wurde die WWF auf ihn aufmerksam. Dort nahm er den Namen Yokozuna an und bekam Mr. Fuji (selber ein ehemaliger Wrestler und Amerikaner mit japanischen Wurzeln) an die Seite gestellt. In der Robe und der Ringbekleidung eines Sumoringers sowie mit japanischer Flagge und Salzkrug ausgestattet, wurde er zum neuen bösen Ausländer aus Übersee gepusht.

Yokozunas Blitzartiger Aufstieg

Als sadistischer und seinen Gegnern körperlich weit überlegener Bösewicht, wurde Yokozuna gegen eine Reihe von Jobbern und Undercardern schnell als Favorit für den Royal Rumble 1993 etabliert, den er auch tatsächlich gewinnen sollte. Dies berechtigte ihn zu einem Titel-Match bei WrestleMania IX gegen den amtierenden Champion, Bret Hart. Doch vorher sollte Yokozuna sich noch eine historische Fußnote sichern. Denn in der allerersten Ausgabe von Monday Night RAW (heute nur noch RAW) trat Yokozuna im ersten Match gegen Koko B. Ware auf, den er besiegen konnte. Yokozuna ging somit als allererster Sieger eines RAW Matches in die Geschichte ein! Anschließend legte sich Yokozuna in einer Fehde mit Hacksaw Jim Duggan an. Wohl um noch weiter sein Image als finsterer Ausländer zu zementieren.

 

 

Bei WrestleMania IX konnte Yokozuna Bret Hart besiegen, nachdem Mr. Fuji diesem einen Salzwurf ins Gesicht verpasst hatte, der Yokozuna den entscheidenden Vorteil brachte. Doch just danach kam Hulk Hogan zum Ring, den Mr. Fuji direkt aufforderte, den neuen Champion herauszufordern. Dem kam Hogan nach. Einen missglückten Salzwurf und nur wenige Augenblicke später war plötzlich Hogan der WWF-Champion. Eigentlich sollte dieser danach den Titel an Bret Hart abgeben. Aber da Hogan es ablehnte, gegen den Hitman zu verlieren, nahm die Geschichte einen Verlauf, der Yokozuna seinen zweiten Titel und WrestleMania Main Event bescherte.

Gegenpol zum Undertaker und Lex Luger

Beim King of the Ring holte sich Yokozuna den Titel von Hulk Hogan zurück, der daraufhin die WWF verließ und erst neun Jahre später zurückkommen sollte. Dadurch ernannte sich Yokozuna selbst zu demjenigen, der Hulkamania beendet hatte. Anlässlich des Unabhängigkeitstages sprach er eine offene Herausforderung aus, dass niemand ihn hochheben und auf die Matte bringen könnte. Auf einem stillgelegten Flugzeugträger baute die WWF einen Ring auf und lud zur Challenge ein. Gleichwohl sich etliche Patrioten fanden, die sich an Yokozuna versuchten, konnte keiner ihn hochheben. Bis plötzlich ein Hubschrauber aufs Deck geflogen kam. Heraus kam aber nicht etwa Hulk Hogan, sondern Lex Luger, der einen Bodyslam gegen Yokozuna zeigte. Damit war ein Wandel zum Publikumsliebling im Handumdrehen vollzogen.

Doch beim kommenden SummerSlam konnte Lex Luger den Titel nicht von Yokozuna erobern, da er ihn nur via Countout besiegen konnte. Die beiden bekämpften einander weiter in einer Monate währenden Fehde. Bei den Survivor Series 1993 traf Luger gemeinsam mit dem Undertaker und den Steiner Brothers auf Yokozuna, Ludvig Borga, Jacques von den Quebecers und Crush. Hierbei wurde erstmalig ein Aufeinandertreffen von Yokozuna und dem Undertaker angedeutet, wozu es beim Royal Rumble 1994 kommen sollte. Dort besiegte Yokozuna den Undertaker in einem Sarg Match (unter kräftiger Mithilfe zahlreicher Schergen), was zum Vorwand für eine längere Pause des Undertakers genommen wurde. Das Royal Rumble Match selbst hatte keinen eindeutigen Gewinner, da Lex Luger und Bret Hart sich gleichzeitig eliminierten. Beide sollten bei WrestleMania X auf Yokozuna treffen.

 

 

Relegation zum Midcarder und Gewichtszunahme

Ein Münzwurf entschied, dass Lex Luger zuerst bei WrestleMania X antreten würde. Der Gewinner sollte anschließend auf Bret Hart treffen, der zum Ausgleich selber vorher ein Match gegen seinen rivalisierenden Bruder Owen Hart haben würde. Yokozuna konnte Lex Luger durch Qualifikation besiegen, unterlag im Hauptkampf dann jedoch Bret Hart, der somit seine Niederlage vom Main Event im Vorjahr rächte. Im Anschluss an diese Titelregentschaft begann Yokozunas Stern, recht deutlich zu sinken. Im Grunde genommen verlor er alle bedeutenden Fehden, in die er von da an gebucht wurde. Einzig und allein ein Run mit Camp Cornette (dem Heel Stable um Manager Jim Cornette) brachte ihm zweimal Tag Team Gold mit Owen Hart ein.

Eine weitere interessante Fußnote ist ein (choreografiertes) Sumo Match, das Yokozuna bei Monday Night RAW gegen Earthquake (John Tenta) haben sollte. Dieser hatte übrigens tatsächlich einen Hintergrund als Sumoringer. Für das Match wurden die Ringseile entfernt. Yokozuna unterlag jedoch und wurde aus dem Ring befördert. Dies ein relativ deutlicher Hinweis, wie sehr sein Status gesunken war. Immerhin war er derjenige mit dem Sumo Gimmick gewesen! Etwas, was er körperlich etwas zu sehr bestrebt war, auszufüllen. So wog er im Laufe seines ausklingenden WWF-Runs über 300 Kilogramm! Deutlich mehr als noch zu Beginn! Das sollte sich rächen. Gesundheitlich war das natürlich nicht aufrechtzuerhalten, sodass Yokozuna immer öfter damit zu kämpfen hatte, von den Athletik-Kommissionen zugelassen zu werden. Dies trug später dazu bei, dass sein Vertrag nicht verlängert wurde.

Tod und Andenken Yokozunas

Nachdem sein WWF-Kontrakt ausgelaufen war, trat Yokozuna in diversen Indy-Promotions an. Sein letzter Auftritt vor größerem Publikum war dabei die beklagenswerte “Heroes of Wrestling“ Veranstaltung, die noch heute als Treppenwitz in der Wrestling-Geschichte gilt. Hier kamen abgehalfterte Altstars und namhafte Freelancer zum Einsatz. Darunter auch Jake “The Snake“ Roberts, der aber so stockbesoffen war, dass er sein Singles Match gegen Jim Neidhart nicht wahrnehmen konnte. Notgedrungen wurde aus dem Main Event ein Tag Team Match zwischen Yokozuna und Roberts gegen Neidhart und King Kong Bundy gemacht, indem Yokozuna quasi für Roberts mit wrestlen musste. Yokozuna wog zu diesem Zeitpunkt über 340 Kilogramm!

Rodney Agatupu Anoaʻi verstarb schließlich am 23. Oktober 2000 in Liverpool. Jedoch nicht an Herzversagen, wie noch bis heute stellenweise behauptet wird, sondern an einem Lungenödem. Er starb keinen Monat nach seinem 34. Geburtstag. Yokozuna war von all seinen Kollegen im Ring, selbst in Anbetracht seiner Leibesfülle, als überraschend athletischer und agiler Wrestler geschätzt, der im Ring auch stets sicher agierte. Das kann man gut daran abschätzen, dass er nie jemandem mit seinem Finisher, dem Banzai Drop, verletzt hat. Ein Move, bei dem ihm sein Gegenüber bedingungslos vertrauen musste! 2012 kam Yokozuna posthum in die WWE Hall of Fame. Diese Ehrerbietung nahmen die Usos entgegen, die ebenfalls der Anoaʻi Familie angehören.


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