Smoking Gunns – Zwei Colts für alle Fälle

Bildquelle: Mandy Coombes [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Die Smoking Gunns sind der erste von zwei Gründen, der Billy Gunn zu einem der erfolgreichsten Tag Team Wrestler in der WWE-Geschichte machten. Gemeinsam mit seinem Gimmick-Bruder Bart Gunn formte er ein Tag Team mit einem Cowboy-Look, das Mitte der 90er dreimal Tag Team Gold in der WWF holen konnte. Das Ganze bis zum Zerfall des Duos als ein reines Babyface-Team. Danach sollte es für Billy Gunn nach einem zunächst ereignislosen Singles-Run weiter in den Tag Team Olymp gehen, als er Teil einer weiteren, sogar noch erfolgreicheren Tag Team Formation, den New Age Outlaws, wurde. Bart Gunn hingegen verschwand, zumindest in den USA, weitgehend in der Versenkung.

Als Babyface Tag Team waren die Smoking Gunns von 1993 bis 1996 eine Bank in der WWF Tag Team Division jener Zeit. Beide konnten athletisch im Ring überzeugen und waren als Jeans tragende, Oberkörper-freie Cowboys mit guter Babyface-Ausstrahlung ein beliebtes Tag Team. Insbesondere bei den jüngeren Fans der WWF/WWE, die damals wie heute die Hauptzielgruppe ausmachten. Erst im Rahmen der dämmernden Attitude Ära gingen beide Mitglieder neue Wege – mit wie gesagt sehr unterschiedlichen Ergebnissen.

Als Cowboys prädestiniert

Das Cowboy-Gimmick des Tag Teams kam dabei nicht erst in der WWF zustande. So waren beide Wrestler bereits in der IWF als die "Long Riders" unterwegs. Billy Gunn firmierte in diesem Tag Team noch unter dem Namen Kip Winchester, während der spätere Bart Gunn als Brett Colt unterwegs war (beide Namen Anspielungen auf bekannte Revolver). Das Gimmick hatte dabei zumindest mit Blick auf Billy Gunn einen authentischen Hintergrund, da dieser vor seiner Karriere als Wrestler ein professioneller Rodeo-Reiter gewesen war, was wohl auch das Gimmick als Cowboy inspiriert haben dürfte. In der IWF wurden die Long Riders, sowie auch später in der WWF, dreifache Tag Team Champions.

Die Smoking Gunns debütierten nach WrestleMania IX und wurden sogleich als starkes Babyface Tag Team positioniert. Ihrem Namen machten sie dabei alle Ehre, indem sie mit Schreckschussmunition Salutschüsse abgaben. Doch Beschwerden besorgter Eltern sorgten alsbald dafür, dass dieser Teil des Smoking Gunn Gimmicks eingestampft wurde. Erste Siege bei Großveranstaltungen resultierten in Triumphen über Money Inc. und die Headshrinkers. Beim SummerSlam 1993 taten sich die beiden Cowboys mit dem WWF Indianer Tatanka zusammen, um die Headshrinkers und Bam Bam Bigelow zu bezwingen.

Dreifache WWF Tag Team Champions

Trotz dieses starken Starts wurde es danach zunächst recht still um die Smoking Gunns, die für mehr als ein Jahr bei keinem einzigen WWF-PPV mehr zu sehen sein sollten. Erst bei den Survivor Series 1994 taten sie sich mit Lex Luger, Mabel und Adam Bomb zusammen, unterlagen aber jedoch einem von Ted DiBiase gesponserten Team bestehend aus King Kong Bundy, Tatanka, Bam Bam Bigelow und den Heavenly Bodies. Anschließend sollten die Smoking Gunns eigentlich an einem Turnier um die vakanten Tag Team Gürtel teilnehmen, da die bisherigen Champions, Shawn Michaels und Diesel, diese im Zwist abgelegt hatten. Doch Verletzungspech funkte dazwischen und stattdessen gewannen Bob Holly und der 1-2-3 Kid die Titel.

Anfang 1995 konnten die Smoking Gunns jedoch eben jenes Team besiegen und sich so zum ersten Mal Tag Team Gold sichern. Selbiges verloren sie jedoch bei WrestleMania XI, wo sie auf Owen Hart und dessen Mystery Partner trafen, der sich als Yokozuna entpuppte. Im September desselben Jahres konnten die Smoking Gunns bei einem Re-Match siegen und sich die Titel zurückholen. Im Februar 1996 musste sich Billy Gunn dann am Nacken operieren lassen, sodass die Tag Team Titel vakantiert werden mussten. Doch nach rascher Erholung konnten die Smoking Gunns nur drei Monate später die Titel ein drittes und letztes Mal gewinnen. Und zwar gegen die Godwinns bei In Your House 8.

Sunny sorgt für den Split des Teams

Dieser dritte Titelerfolg sollte sich als entscheidender Wendepunkt erweisen. Denn die manipulative Managerin Sunny verließ die Godwinns und schlug sich stattdessen auf die Seite der frischgebackenen und nun mehr dreifachen Champions. Dabei wickelte Sunny vor allem Billy Gunn um den Finger, sehr zum Missfallen seines Storyline-Bruders Bart Gunn. Überhaupt wurde der Stil des Tag Teams ruppiger und es benahm sich im Ring eher so, wie man es von Heels gewohnt war. Als die Smoking Gunns im September 1996 ihre Titel an Owen Hart und den British Bulldog verloren, zeigte Sunny ihnen die kalte Schulter, da sie nur Champions managen wollte. Frustriert über den Verlust der Titel und seiner vermeintlichen Flamme wand sich Billy Gunn gegen Bart Gunn und ging auf diesen los, was den Zerfall des Tag Teams signalisierte.

Die folgerichtige Fehde zwischen den Beiden kam leider nie richtig in Gang bzw. wurde nie zufriedenstellend abgeschlossen. Zunächst standen sich die beiden Rivalen in Tag Team Matches gegenüber. Doch gerade als die Fehde in einem Singles-Match gipfelte, verletzte Bart versehentlich Billys Nacken. Dies erzwang eine weitere Auszeit von Billy Gunn und stellte die Fehde abrupt auf Eis. Am 9. Juni 1997 besiegte Billy (nun mit neuem und gottlob kurzlebigem Gimmick als Rockabilly) Bart Gunn in einem bedeutungslosen Match bei Raw Is War. Danach verließ Bart Gunn die WWF.

Zeit nach den Smoking Gunns

Während Billy Gunns verletzungsbedingter Abwesenheit wurde Bart Gunn mehr oder minder zum Jobber degradiert und schied dann recht unromantisch nach seiner Niederlage gegen seinen ehemaligen Partner aus der WWF aus. Er schloss sich der darbenden NWA an, wo er gemeinsam mit Bob Holly (alias Bombastic Bob) eine wenig umjubelte Inkarnation des Midnight Express formen konnte, die früheren Inkarnationen jedoch nicht das Wasser reichen konnte. Allerdings kam er im Rahmen einer NWA Invasion Storyline so nochmal, als amtierender NWA Tag Team Champion, zur WWF zurück. Dort fand er sich dann später als Singles-Wrestler und unverhoffter Sieger des kontroversen WWF Brawl for All Turniers wieder – ein Turnier, in dem die Wrestler in echten Kämpfen aufeinandertrafen! Das Ganze wohl inspiriert von einer damaligen Untergrund Attraktion namens UFC!

Durch den Sieg bei diesem Turnier konnte sich Bart Gunn plötzlich einer unverhofften Chance erfreuen, sich als toughen Singles-Kontrahent zu profilieren. Dumm nur, dass die WWF ihn bei WrestleMania XV in einem weiteren Shootfight gegen den MMA- und Boxen-Journeyman "Butterbean" (Eric Esch) stellte, der Bart Gunn in nur 35 Sekunden nonchalant die Lichter ausknipste. Danach schied Bart Gunn endgültig aus der WWF aus, konnte aber bis 2003 in Japan noch Tag Team Titel sowohl bei All Japan Pro Wrestling als auch New Japan Pro Wrestling holen, wo er als Mike Barton antrat und somit in Übersee noch recht erfolgreich war.

Billy Gunn hatte hingegen sehr viel mehr Glück in der WWF bzw. WWE, wo er bis 2004 nicht nur einige Midcard Titel im Singles-Bereich holen konnte, sondern mit dem Road Dogg Jesse James die New Age Outlaws gründete. Ein Tag Team, das insgesamt sechs Titel in der WWE holen sollte und überdies Teil des D-Generation-X Stables wurde. 2004 wurde Billy Gunn dann von der WWE entlassen, konnte aber bei TNA und zwischenzeitig in Japan Arbeit finden, kehrte später mehrfach wieder zur WWE zurück und ist mittlerweile, im rüstigen Alter von 56 Jahren, als Veteran bei All Elite Wrestling immer noch vor großem Publikum aktiv (Stand 2020). Billy Gunns Sohn, Austin Gunn, ist ebenfalls bei AEW unter Vertrag. Bart Gunn hat seine Karriere hingegen bereits seit 2007 beendet. Seither arbeitet Bart Gunn als Elektriker. Ein Beruf, dem er auch schon vor seiner Karriere als Wrestler nachging.