Miss Elizabeth – Das definitive Valet

Die Karriere von Miss Elizabeth

Bildquelle: goodrob13 [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Heutzutage sind die meisten Frauen in der WWE Wrestlerinnen. In den 80ern sah das jedoch noch anders aus, als Frauen-Wrestling (bis auf wenige gelegentliche Ausreißer nach oben) eine ziemliche Nische war und viele der Frauen als Valets auftraten. Valets waren meist eine Kombination aus Eye Candy für die überwiegend maskuline Fan-Basis. Ferner dienten sie als Managerinnen und konnten dementsprechend durchaus auch eher Babyfaces oder Heels sein.

Als das Babyface-Valet schlechthin und überdies als wohl bekanntestes Valet überhaupt könnte Miss Elizabeth gelten. Die Managerin und zeitweise wahrhaftige Ehefrau des Macho Man Randy Savage war eine von den Fans umjubelte, zierliche Erscheinung. In den 80ern, als Hulkamania und die goldene Ära der WWF auf dem Höhepunkt waren, war Miss Elizabeth regelmäßig an der Seite von Main-Eventern (allen voran dem Macho Man und Hulk Hogan) zu sehen. Nicht selten war ihre Person selbst dabei der Dreh- und Angelpunkt einiger der prominentesten WWF-Fehden dieser Tage.

Hand in Hand mit dem Macho Man zur WWF

Miss Elizabeth hieß mit bürgerlichem Namen Elizabeth Ann Hulette und wand sich 1983 dem Wrestling zu, wo sie zunächst als Ansagerin aktiv war. Dort traf sie auf Randall Poffo (besser bekannt als Macho Man Randy Savage). Die beiden wurden ein Paar und heirateten im Dezember 1984. Rund ein halbes Jahr später ging der Macho Man als hoch gehandelter Free-Agent zur WWF. Laut Storyline kamen nahezu alle Manager von Rang und Namen nach dessen erstem WWF-Match zum Ring, um sich seine Dienste zu sichern. Doch der Macho Man winkte dankend ab und enthüllte seine Managerin - Miss Elizabeth.

Somit war Miss Elizabeth von Anfang an, ein integraler Bestandteil des kometenhaften Aufstiegs vom Macho Man Randy Savage in der WWF. Mit ihr in der Ecke eroberte er die Intercontinental Meisterschaft von Tito Santana. Später wurde Miss Elizabeth selber zum Zank-Objekt, als sich George „The Animal“ Steele in Miss Elizabeth verguckte und damit den Zorn des stets eifersüchtigen Macho Man auf sich zog. Das Resultat war eine vielbeachtete Fehde zwischen Savage und Steele, die später in eine Fehde mit Ricky Steamboat und einem der ersten Match-Klassiker bei WrestleMania münden sollte, als Savage bei WrestleMania drei auf Steamboat traf.

Der unschuldige Gegenpol

Dass der Macho Man, getreu seinem Gimmick, immer wie ein eifersüchtiger Wachhund über die zuckersüße und unschuldig anmutende Miss Elizabeth wachen würde, war quasi ein zentraler Bestandteil seines Gimmicks in der WWF. Eine Haltung, die aber nicht ohne Bezug zur Realität sein sollte. So behaupteten mehrere Wrestler aus jenen Tagen in authentischen Interviews (darunter Bret „The Hitman“ Hart), dass der Macho Man wirklich bisweilen krankhaft eifersüchtig war, wenn es um seine angebetete Elizabeth ging.

Daraus ergab sich die Besonderheit, dass Miss Elizabeth selbst quasi immer ein Babyface war. Ungeachtet dessen, dass der Macho Man selbst eher selten ein wirklich lupenreines Babyface darstellte. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass sie zu dieser Zeit und darüber hinaus die wohl populärste Frau in der WWF war.

Die Mega Powers werden von Eifersucht zerfressen

Noch prominenter wurde Miss Elizabeth dargestellt, als Hulk Hogan und der Macho Man die Mega Powers formten. Als Tag Team bestehend aus zwei der elitären Stars, welche die WWF damals zu bieten hatte, war ihnen die Bezeichnung „Mega Powers“ durchaus angemessen. An ihrer Seite: Miss Elizabeth, die sich folglich mit Hulk Hogan anfreundete. Das schmeckte jedoch dem Macho Man nur bedingt, dessen Eifersucht wieder zu brodeln begann.

 

 

Die Mega Powers bekamen es vor allem mit dem Million Dollar Man Ted DiBiase zu tun, der sich mit wechselnden Schergen gegen sie stellte. Dabei konnten die Mega Powers einen Sieg einfahren, als Miss Elizabeth die Heels im Ring ablenkte, indem sie ihr Kleid an der Ringkante hochzog. Die entzückten Bösewichte wurden kurz darauf von Hogan und Savage übermannt. Doch auch wenn die Mega Powers als Tag Team erfolgreich waren, so taten sich immer mehr Risse im Gefüge auf, die allesamt vom Macho Man ausgingen. Dieser kam sich von Hogan hintergangen vor, da dieser Miss Elizabeth freundschaftlich verbunden war und ihn überdies im Royal Rumble 1988 eliminiert hatte. Es kam schließlich zur Eskalation und die Mega Powers explodierten.

WWF-Scheinehe kam sieben Jahre zu spät

Der Macho Man und Hulk Hogan trafen bei WrestleMania aufeinander, wobei Hulk Hogan den Sieg davontrug. Anschließend trennte sich der Macho Man von Miss Elizabeth und nahm stattdessen Sensational Sherri als seine neue Managerin. Diese sollte in der Folge eine Rivalin von Miss Elizabeth werden, was in einigen der wenigen In-Ring-Auftritte von Miss Elizabeth mündete. Wenn auch nur im Rahmen von Mixed Tag Team Matches. Singles-Matches sollte Miss Elizabeth erst ganz zum Ende ihrer Karriere hin bestreiten. Doch wirklich als WWF Wrestlerin wurde sie nie wahrgenommen.

1991 taten sich der zum Babyface gewandelte Macho Man und Miss Elizabeth wieder zusammen. Nach dessen Niederlage gegen den Ultimate Warrior bei WrestleMania VII wurde er von Sensational Sherri selbst angegriffen. Doch Miss Elizabeth bewahrte ihn vor weiteren Blessuren, als sie ihre verhasste Konkurrentin höchstselbst aus dem Ring beförderte. Die emotionale Wiedervereinigung sollte später in der WWF-Hochzeit von Randy Savage und Miss Elizabeth gipfeln.

Trennung von Macho Man und WWF

Doch wie bei WWF-/WWE-Hochzeiten üblich, laufen solche Zeremonien niemals ungestört ab. So auch diese nicht. Die Zeremonie wurde als „Match Made in Heaven“ promotet. Doch in einem der Geschenkpakete für Miss Elizabeth war eine lebende Schlage verpackt. Natürlich war nur ein Heel in der WWF zu einer solch charmanten Gabe in der Lage: Jake „The Snake“ Roberts! Dieser kam gemeinsam mit dem damals noch sehr jungen Undertaker zum Ring und attackierte Savage. Dies mündete in einer Fehde zwischen Savage und Roberts, bei der Roberts bei einer Gelegenheit sogar Miss Elizabeth körperlich angriff. Das besorgte damals einen absoluten Aufschrei und machte Roberts phasenweise zum meist gehassten Heel in der WWF!

 

 

Hintergründig kriselte es jedoch zwischen Savage und Elizabeth, denn diese wollte die Scheidung. Und zwar die echte. Für Programme gegen Ric Flair und Shawn Michaels spielte sie noch brav ihre Rolle an der Seite des Macho Man. Doch danach (1992) verließ sie nicht nur ihn, sondern auch die WWF. Der Macho Man veröffentlichte damals einen Beitrag im WWF Magazine, in dem er die authentische Trennung bekannt gab (was einen damals noch extrem seltenen Einblick hinter die Kulissen zuließ). Doch im TV-Programm der WWF selbst wurde diese Trennung niemals erwähnt. Miss Elizabeth war einfach nicht mehr da. Punkt.

Zerfahrenes Karriereende in der WCW und tragischer Tod

Miss Elizabeth kam von 1996 bis 2000 mit einigen Unterbrechungen bei der WCW unter. Mittlerweile waren der Macho Man und Hulk Hogan bekanntermaßen auch dort gelandet, was Miss Elizabeth noch einmal in einem Programm mit den beiden unterbrachte. Jedoch war sie diesmal eher nur eine Fußnote, insbesondere weil die Konstellation natürlich eine ganz andere war. So war Hulk Hogan nun der Bösewicht und der Macho Man das Babyface. Das Ganze natürlich im Schatten des alles beherrschenden NWO-Angles. Anschließend tingelte Miss Elizabeth noch durch mehrere WCW-Storylines. Oft als Heel, was jedoch ihrer natürlichen Ausstrahlung, die sie als Babyface prädestinierte, eigentlich entgegenstand. Allerdings wrestelte Miss Elizabeth zum Karriereende hin ihre ersten und einzigen Matches. Unter anderem gegen Daffney und Kimberly Page.

Hinter den Kulissen ging Miss Elizabeth eine schicksalhafte Verbindung mit Lex Luger ein. Schicksalhaft insofern, weil beide von einigen Dämonen heimgesucht wurden und sich wohl gegenseitig hochschaukelten. Insbesondere was einen zunehmend exzessiven Drogenkonsum anbelangte. Dies sollte nicht nur in einem hässlichen Fall von häuslicher Gewalt münden, als Luger Miss Elizabeth im Gesicht verletzte. Letztlich starb Miss Elizabeth 2003 an einer fatalen Mixtur aus Schmerzmitteln und hochprozentigem Alkohol. Sie wurde nur 43 Jahre alt. Lex Luger hatte noch den Notruf gerufen, doch alle Versuche einer Wiederbelebung scheiterten.

Miss Elizabeth hatte wahrscheinlich mehr kommerziellen Erfolg und Wiedererkennungswert als irgendein anderes Valet in der Wrestling-Geschichte. Doch leider ging die in den 80ern und 90ern völlig enthemmte Drogenkultur im Backstagebereich der großen amerikanischen Wrestling-Promotions nicht an ihr vorüber, sodass auch sie auf der bedrückend langen Liste von Wrestlern aus jener Zeit zu finden ist, die viel zu früh von uns gingen. Bis heute (Stand 09/2020) wurde Miss Elizabeth nicht in die WWE Hall of Fame eingeführt. Ein Missstand, den eine wachsende Zahl an Fans beklagt. Zu Recht!


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