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George "The Animal" Steele – Höhlenmensch wider Willen
George "The Animal" Steele avancierte in den goldenen 1980ern der WWF phasenweise zu einem der bekanntesten Gesichter. Und das, ohne dort jemals auch nur einen Titel gehalten zu haben. Grund für diesen Bekanntheitsgrad war, dass George Steele selbst in der Cartoon inspirierten WWF der 1980er eine extraordinäre Erscheinung war. Mit blank rasiertem Schädel, dafür jeder Menge Haaren auf dem Rücken und mit dem Auftreten eines Neandertalers, der die Ringpolster zerbiss und nur wirres Zeug redete, war George Steele einfach viel zu überdreht, um nicht hervorzustechen.
Das Ganze wird noch kurioser, wenn man weiß, dass der Mann dahinter (eigentlicher Name William James Myers) im bürgerlichen Leben Lehrer war und vor seiner Gimmick-Wandlung zum "Tier" als scharfzüngiger Redner galt. Ursprünglich hatte der sportlich vielseitig begabte Myers einen Weg als Footballspieler eingeschlagen und spielte für die Michigan State Spartans (ein College Team). Doch eine Knieverletzung erzwang eine Umorientierung. Wenn auch keine fundamentale – nach seinem Abschluss arbeitete Myers als dekorierter Football Coach in Michigan.
Auf der Überholspur zur WWF
Um sein Einkommen zu erweitern, wandte sich Myers 1967 dem Wrestling in Detroit zu. Da er als relativ öffentliche Person aber nicht erkannt werden wollte, pflegte er zunächst ein maskiertes Gimmick und trat als „The Student“ auf – ein ungeschliffener Wrestler, der seine technischen Defizite über Härte und rohe Gewalt ausglich. Ein Gimmick, das nicht nur die Identität von Myers verschleiern sollte, sondern ihm auch die Möglichkeit eröffnete, mit mangelnder Erfahrung im Ring eingesetzt zu werden.
Schließlich wurde WWWF Superstar Bruno Sammartino auf den neuen Wrestler aufmerksam. Er mochte das Gimmick des wilden, unberechenbaren Wrestlers und sorgte dafür, dass Myers in der WWWF unterkam, um dort in einer Serie von durchaus kompetitiven Matches gegen Sammartino anzutreten. Allerdings musste Myers dazu sowohl die Maske als auch das Gimmick als „Student“ fallen lassen. Er nahm schließlich den Namen George Steele an. Dies war der Name eines sportlich rivalisierenden Coaches, mit dem Myers gut befreundet war und mit dessen Erlaubnis er seinen Namen als Ringnamen wählte.
George Steele wird zum Tier
Durch seine Match-Serie mit Bruno Sammartino, die auch ein einstündiges Unentschieden umfasste, wurde George Steele schnell einem größeren Publikum bekannt. Im Ring trat er als rustikaler Prügler auf, der mit roher Gewalt und Härte plus sein Aussehen das Image des wilden Mannes pflegte. Demgegenüber wurde er jedoch auch technisch ausgefeilter und gab irgendwann Preis, dass er in der Tat Lehrer war, was seinem Gimmick als Wildling eigentlich zuwiderlief.
Schließlich wurde George Steele durch WWE Chef Vince McMahon auf die Spur gebracht. George Steele war immer stolz auf seine scharfzüngigen und effektiven Promos am Mikrofon. Doch eines Tages bremste McMahon ihn aus und sagte ihm, dass er für ein „Tier“ am Mikrofon zu viel Sinn machte. Darauf reagierte der leicht gekränkte George Steele demonstrativ mit einer sinnlosen Triade von Worten und Gesten, nur um fassungslos mit anzusehen, dass Vince McMahon begeistert war. So war George „The Animal“ Steele geboren! Wenn auch widerwillig.
Fehde mit dem Macho Man
Auch abseits seiner Promos trumpfte Steele als wildes Tier auf. Er bewegte sich nur noch in leicht gebückter Haltung, gerade so, als ob er den aufrechten Gang evolutionär verpasst hätte. Ferner nutzte er Pfefferminz Bonbons, um sich die Zunge grün zu färben, zerbiss die Eckpolster und ließ seine Augenbrauen sowie Rückenhaare demonstrativ sprießen. Das Ganze wirkungsvoll betont durch eine Vollglatze. Als vollends verrückter Heel macht er nun den WWE Ring bzw. WWF Ring unsicher. Seine bekannteste Fehde in der WWF sollte George Steele jedoch als Babyface haben.
Als nun mehr liebenswerter Höhlenmensch hatte Steele sich laut WWF Storyline in Miss Elizabeth verliebt, was er mit diversen Gesten zu erkennen gab. Der notorisch eifersüchtige „Macho Man“ Randy Savage war davon natürlich gar nicht angetan und es kam zu einer Fehde zwischen ihm und Steele. Ursprünglich sollte diese nur einige Monate gehen, doch erwies sie sich als derart populär, dass die Fehde weit darüber hinauslief und den Macho Man bei dessen berüchtigten Match gegen Ricky Steamboat bei WrestleMania 3 sogar den Sieg kostete.
Darmkrankheit beendet aktive Karriere
1988 musste George Steele seine aktive Karriere im Wesentlichen beenden, da bei ihm die chronische Darmkrankheit Morbus Chron diagnostiziert wurde. Eine Krankheit, die bis heute noch nicht dauerhaft geheilt werden kann und mit entzündlichen Prozessen im Darm sowie einem erheblichen Komplikations-Potenzial einhergeht.
Folglich trat Steele nur noch sporadisch im Ring auf, wurde aber von der WWF noch einige Jahre als Road Agent (eine Art Vermittler zwischen den Wrestlern und Bookern) eingesetzt. 1995 kam er in die WWE Hall of Fame. Die Tatsache, dass er bereits so früh in diese aufgenommen wurde, ohne je einen Titel gehalten zu haben, war Nachweis seiner Popularität!
Schauspiel-Engagements und Tod
Auch als Schauspieler konnte er einige Rollen landen. Darunter am bekanntesten die Verkörperung des schwedischen 50er Jahre Wrestlers Tor Johnson, dem Steele frappierend ähnlich sah und den er in Tim Burtons Film „Ed Wood“ (an der Seite von Johnny Depp) verkörperte. Tatsächlich war die Ähnlichkeit zwischen Johnson und Steele so groß, dass ein Kuriositäten-Laden in New York Tor Johnson Masken einfach als George Steele Masken auswies, um von dessen ungleich höherer Bekanntheit zu profitieren.
Trotz Morbus Chron, der 2002 eine Entfernung des Dickdarms erforderte, war George Steele ein recht langes Leben beschieden, womit er „leider“ als erfreuliche Ausnahme unter den bekannten Wrestlern dieser Zeit gelten kann. Bis 2010 leistete er sich diverse Überraschungsauftritte bei der WWE sowie einmal bei TNA, wo ihm sein Wiedererkennungswert immer wieder sentimentale Sympathien sicherte. Am 16. Februar 2017 verstarb George „The Animal“ Steele im Alter von 79 Jahren an Nierenversagen – exakt zwei Monate vor seinem 80. Geburtstag.