Don King - Ein Mythos um Charisma, zerstörte Karrieren und Morde

Bekanntester Box-Promoter der Welt - Don King

Bildquelle: Gage Skidmore from Peoria, AZ, United States of America CC BY-SA 2.0 [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Würde man nach den ersten Assoziationen fragen, die einem Fan des Boxsports zum Terminus “Box-Promoter“ einfallen, dann würde der Name “Don King“ wahrscheinlich sehr früh genannt werden. Wenn nicht gar an erster Stelle. Aus popkultureller, vielleicht sogar historischer Sicht, ist Don King so etwas wie der definitive Box-Promoter. Er gilt als das Gehirn, das dem Boxsport den “Rumble in the Jungle“ und den “Thrilla in Manilla brachte“.

Er kontrollierte die Schwergewichtsdivision des Boxsports über ihre wohl größten kommerziellen Glanzzeiten hinweg. Sein außergewöhnliches Aussehen, Auftreten und Charisma machten ihn zu einer ungleich einprägsameren Figur, als man es von einem Box-Promoter bis dahin gewohnt war.

Allerdings ist Don King auch der Box-Promoter, der weit häufiger von ehemaligen Schützlingen (darunter eine Handvoll Champions) verklagt wurde als irgendein anderer Promoter. Es gilt als erwiesen, dass er etliche seiner Boxer, insbesondere in den 80ern, in geradezu unverfrorener Weise über den Tisch gezogen hat. Außerdem hat Don King – ebenfalls erwiesenermaßen – zwei Menschen getötet. Auch dabei ging es um Geld.

Don King – mehr als nur “street smarts“

Don King wurde in Cleveland, Ohio geboren. Als intelligenter, junger Mann brachte er es trotz seines potenziell hinderlichen afroamerikanischen Hintergrunds bis an die Universität von Kent State (in den 50ern war dies keinesfalls selbstverständlich). Diese verließ er jedoch wieder, um sich seiner eigentlichen Passion zuzuwenden: Geld verdienen! Er betätigte sich illegal als Buchmacher in Cleveland. Don King offenbarte hierbei ein großes Talent, solcherart mit den Zahlen zu jonglieren, dass er letztlich dabei eine große Stange Geld machte. Er erkaufte sich den Schutz von der hiesigen Mafia und wurde ein sehr wohlhabender, junger Mann.

Hierbei machte er früh klar, dass er keine Probleme hatte, sich an anderen zu bereichern, dabei jedoch kein bisschen Humor besaß, wenn jemand diesen Spieß umdrehen wollte. Und zwar als er 1954 einen Mann erschoss (Hillary Brown), der ihn bestehlen wollte. Trotz dessen, dass King ihm in den Rücken geschossen hatte, wurde diese Bluttat als Selbstverteidigung gewertet.

Der Mord an Sam Garrett

In den 60ern war Don King bereits ein reicher “Unternehmer“. Nicht nur betrieb er nach wie vor seine illegale Buchmacher-Operation. Er besaß auch einen Club in Cleveland und machte im Monat (Mitte der 60er) geschätzte 15.000 Dollar. Was selbst nach heutigen Maßstäben viel Geld wäre, war damals noch eine ganze Ecke mehr. Umso tiefer lässt der Umstand blicken, dass Don King anno 1966 einen weiteren Mann tötete. Und zwar weil dieser ihm schlappe 600 Dollar schuldete! Ein geradezu vernachlässigenswerter Betrag, gemessen an dem, was Don King damals bereits einnahm. Bei dem Opfer handelte es sich um Sam Garrett, einen von Kings Angestellten aus jener Zeit.

Ein Polizist aus Cleveland musste auf Streife mit ansehen, wie ein mit einer Pistole bewaffneter Mann (Don King) auf einen ungleich kleineren Mann eintrat, der bereits am Boden lag. Der Polizist hielt an, stieg aus, zog seine Waffe und forderte King auf, seine Waffe abzulegen. Dieser schmiss seine Pistole auf die Ladefläche eines nahestehenden Trucks. Gerade als der Polizist die Waffe an sich nahm, trat King noch ein letztes Mal auf den Kopf des am Boden liegenden Sam Garret ein. Dieser erlag seinen Kopfverletzungen wenig später. Seine letzten Worte sollen dabei in etwa folgende gewesen sein: “Ich zahle ….. ich zahle.“

Der folgende Prozess führte (im Gegensatz zur dubiosen “Selbstverteidigung“ mehr als zwölf Jahre zuvor) zwar zu einer Verurteilung. Jedoch handelte es sich bei dem ganzen Verfahren um eine Farce! Trotz dessen, dass die Tat auf offener Straße geschehen war, erschien keiner der zahlreichen Zeugen. Sie alle wurden im Vorfeld wohl von King aufgekauft. Ein Vorwurf, der sich vor allem daraus erhärtete, dass der Polizei Offizier, der Don King verhaftete, hatte, vom Versuch einer Bestechung berichtete, auf die er aber nicht einging. Es war schließlich die Aussage dieses standhaften Polizisten, die Don King hinter Schloss und Riegel brachte. Er wurde wegen Mordes verklagt. Doch nur kurz nach der Urteilsverkündung wurde das Urteil durch den Richter unter dubiosen Umständen zu Totschlag reduziert. Er hatte sich unter sechs Augen mit Don King und dessen Anwalt getroffen. Kein Staatsanwalt oder Kläger war dabei anwesend gewesen! Nach nicht einmal mehr vier Jahren war Don King wieder ein freier Mann. 1983 wurde Don King gar restlos begnadigt – als wäre nie etwas gewesen.

Don King – der ultimative Opportunist

Don King hatte, trotz seiner Buchmacher-Geschäfte, bis zu den frühen 70ern nichts mit Boxen am Hut. Jedoch verstand er sich auf Geschäfte und als Clubbetreiber auch auf Promotion. Durch den Musiker Lloyd Price wurde Don King mit Muhammad Ali bekannt gemacht. Lloyd kannte beide bereits seit mehreren Jahren. Und da kam Don King erstmals der Geistesblitz, sich als Box-Promoter zu versuchen.

Was anschließend kam, liest sich wie die essenzielle amerikanische Erfolgsgeschichte. Denn gerade einmal drei Jahre nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis sollte Don King den kommerziell wohl bedeutendsten Boxkampf aller Zeiten veranstalten. Don King nahm mit dem erfahrenen Matchmaker Don Elbaum Kontakt auf, um sich unterweisen zu lassen und Kontakte zu gewinnen. Sein erster Boxabend war eine Benefizveranstaltung zugunsten eines Clevelander Krankenhauses, das vor allem der schwarzen Bevölkerung zugutekam. Er promotete einen Kampfabend um Muhammad Ali mit einem Rahmenprogramm aus Musik und Show. Ein voller Erfolg, der die Tür in die Boxwelt weit aufstieß.

Hierbei hinterließ der intelligente und vereinnahmende Don King nichts dem Zufall. Er formte in dieser Zeit seinen einzigartigen Look, um die eigene Aura zu prägen. Die nach vorne gekämmten, elektrisierten Haare, die bombastischen Anzüge und später das obligatorische USA-Fähnchen – alles Teile eines wohl kalkulierten Erscheinungsbilds. Sie alle sollten eins unterstreichen: Kein Boxer ist größer als Don King! Nicht Joe Frazier, nicht George Foreman und auch nicht Muhammad Ali.

Don King – König des Schwergewichts

Don Kings Aufstieg kokettierte ganz bewusst mit dem Zeitgeist er 70er. Die Afroamerikaner erkämpften sich ihre Bürgerrechte und ihren gleichberechtigten Platz in der Demokratie der USA. Don King war hierbei so etwas wie eine synchrone, afroamerikanische Erfolgsgeschichte. Ein Image, das Don King Zeit seiner Karriere immer wieder pflegte. In einer Zeit, in der die meisten Profi-Boxer schwarz waren (insbesondere an der Spitze des Schwergewichts), waren alle Promoter bislang Weiße gewesen. Dann kam Don King mit seinem breiten Lachen, seiner scharfen Zunge und seinem wachen Geist und eroberte sich diese Domäne im Handstreich.

Dabei bediente und entledigte er sich seiner Weggefährten, wie es ihm gerade passte. Don Elbaum und Lloyd Price ließ er im Laufe der Jahre einfach fallen. Oftmals entgegen zugesagten Geschäftsbeteiligungen. Wie wenig Bedenken Don King dabei an den Tag legte, zeigt eine Anekdote aus dem Jahr 1973 als Joe Frazier, gemanagt von Don King, gegen George Foreman antrat. Auf dem Weg zum Kampf saß King noch in Fraziers Limousine. Als George Foreman diesen Kampf eindrucksvoll für sich entschied, saß King auf dem Weg zurück in Foremans Limousine. Noch im Ring, als sein bisheriger Schützling Frazier besiegt wurde, machte King sich bereits an Foreman ran.

1974 kam es dann zum großen “Rumble in the Jungle“ zwischen dem klar favorisierten Foreman und dem nach drei Jahren zurückgekehrten Muhammad Ali im damaligen Zaire, das sich trotz klammer Staatskassen mit 10 Millionen an der 14 Millionen Kampfbörse beteiligte. Dieser Kampf wurde damals als große afroamerikanische Emanzipation verkauft. Zwei schwarze Kämpfer, ein schwarzer Promoter, ein Kampf in Afrika. Es wurde eines der größten Sportereignisse des Jahrhunderts! Und es katapultierte Don King nach nur drei Jahren an die Spitze eines Sports, den viele in seinem goldenen Zeitalter sahen. Für die kommenden rund 17 Jahre übte er nahezu uneingeschränkte Kontrolle über die Leistungsspitze des Schwergewichts aus – die kommerzielle Königsklasse des Boxsports.

Don King wärmte sich am Feuer verbrannter Brücken

Die Dominanz Don Kings sollte nicht spurlos am Boxsport vorbeigehen. Noch heute sehen viele in ihm den Mephisto, der Mike Tyson ruiniert hat und überdies eine “verlorene Generation“ an talentierten Schwergewichtsboxern (wie Tim Witherspoon) zu verschulden hat. Letztere Anschuldigung speist sich daraus, da Don King sich uneingehaltener Versprechen, dubioser Vertragsgestaltungen und rechtlich wie unrechtlich sehr schäbiger Kniffe bediente, um einen Boxer nach dem anderen über den Tisch zu ziehen. So lange diese ihm nützten und Zahltage in Aussicht stellte, war Don King ein beredter Versucher, der viele um den Finger wickeln konnte. Doch wenn dann die besagten Zahltage kamen, stellte King stets sicher, dass der Großteile des Geldes bei ihm landete.

Bis hierhin hatte sich Don King, eingedenk seiner gewalttätigen Vorgeschichte und seiner opportunen Geschäftstaktiken, bereits als windiger Promoter in genau jenem Sinne hervorgetan, wie man es mit dieser wenig ehrenwerten Zunft allgemein in Verbindung bringt. Doch was zu seinen Glanzzeiten folgte, sollte selbst die fragwürdigen Handlungen eines Bob Arum oder Dana White wie kleine Bagatelle aussehen lassen.

So unterhielt Don King nicht nur erwiesenermaßen weiterhin Beziehungen zur Mafia (insbesondere in New York). Er stahl regelrecht Geld von seinen eigenen Kämpfern! Regelmäßig erhielten Kämpfer, die von Don King promotet wurden, wesentlich weniger Geld als Konkurrenten von anderen Promotions. Selbst dann, wenn sie die verteidigenden Champions waren und den Kampf für sich entscheiden konnten. Muhammad Ali verklagte Don King 1982, weil er für seinen Kampf gegen Larry Holmes um über eine Million Dollar geprellt wurde. Alis Gesundheit baute zu diesem Zeitpunkt bereits stark ab und er war dringend auf Geld angewiesen. Er ließ sich letztlich für 50.000 Dollar bestechen, die ihm King in bar zukommen ließ – allerdings nur, wenn er einen Aufhebungsvertrag unterschreiben würde, der King von allen Pflichten entband. Ali unterschrieb. In den folgenden rund zwei Jahrzehnten sollte King von einem Who-is-Who der Boxer verklagt werden. Nach Ali gingen Larry Holmes, Tyson, Witherspoon, Byrd, Lewis und etliche Andere gerichtlich gegen King vor. Dabei gelang es King zunächst oft, sich außergerichtlich meist gegen ungleich geringere Beträge als die eingeklagten zu “einigen“. Seine impliziten Verbindungen zur kriminellen Unterwelt sollen dabei, nach Aussage mehrere Boxer und Geschäftspartner, bisweilen eine wenig verhohlene Rolle gespielt haben.

Die Causa Witherspoon

Als besonders eindrückliches Beispiel kann dabei der Fall von Tim Witherspoon gelten. Witherspoon war ein talentierter Schwergewichtsboxer, der letztlich auch ein zweimaliger Champion werden sollte. Doch wie er unter Don King über den Tisch gezogen wurde und wie dieser dabei vorging, ist in Witherspoons Fall sehr gut dokumentiert. Insbesondere weil dieser sich anschließend immer sehr offen und wenig erschrocken gegen King aussprach.

Witherspoon wurde von King in einer Art und Weise unterbezahlt, die einfach nur unglaublich war! Als er Larry Holmes in einer umstrittenen Split-Decision unterlag, wurde mit gerade einmal rund 50.000 Dollar abgespeist. Eine unverschämt niedrige Summe für einen Herausforderer auf den Weltmeistertitel! Witherspoon konnte es kaum fassen, als er Monate später erfuhr, dass ein anderer Gegner von ihm, den er besiegen konnte, rund sechsmal so viel erhalten hatte wie er selbst. Doch er ließ sich damit beschwichtigen, dass die großen Zahltage kommen würden, sobald er selber erst einmal Champion war.

Und das wurde er! Doch an den Zahltagen sollte sich nicht Wesentliches ändern. Als er auf fremden Territorium gegen den Briten Frank Bruno seinen Titel verteidigte, erhielt Witherspoon gerade einmal 90.000 Dollar. Ein Zehntel, dessen, was Frank Bruno selbst erhielt (der freilich nicht von Don King promotet wurde). Trotz dessen, dass der Kampf an Ticketerlösen Don King zwei Millionen Dollar einbrachte und dieser noch die US-Fernsehrechte für weitere 1,7 Millionen Dollar verkaufte, erhielt Witherspoon nur ein Gnadenbrot!

Dies war durch eine dubiose Vertragsgestaltung möglich. So war Carl King, Don Kings Adoptivsohn, zugleich der Manager von Tim Witherspoon. Eine Tätigkeit, die er sich mit unzulässigen 50 % Beteiligung an den Kampfbörsen von Witherspoon vergolden ließ. Dabei wirkte Carl King laut Witherspoon niemals als Manager, sondern lediglich als rechter Arm von Don King. Des Weiteren wurden Witherspoon alle Möglichen vermeintlichen Ausgaben horrend in Rechnung gestellt, da Don King ihn zwang, in seinem Gym zu trainieren, was er sich abermals teuer vergolden ließ. Später verlor Witherspoon gegen “Bonecrusher“ Smith – einen Kämpfer, der simultan ebenfalls von Carl King “gemanagt“ wurde. Nach der Niederlage trennten sich die Wege von Witherspoon und King. Ein Umstand, für den Witherspoon noch im Ring (trotz der gerade erlittenen Niederlage) Erleichterung empfand. Er verklagte King später für 25 Millionen Dollar. Man einigte sich wieder einmal außergerichtlich – für eine Million Dollar.

Zwei Zitate, die tief blicken lassen

Wie bewertet sich so jemand wie Don King selbst und das was er tut? Oder getan hat, wie man mittlerweile sagen muss. Denn mit 87 Jahren ist Don King lange keine bedeutungsvolle Figur im Boxen mehr. Don King mag vieles sein. Doch eins ist er ganz sicher nicht: Verlegen um Worte. Lassen wir ihn also abschließend selbst zu Wort kommen. Denn das lässt manchmal tiefer blicken als jede Analyse.

"Lassen Sie mich es für Sie aufschreiben: Muhammad Ali ist ein Multimillionär. Larry Holmes ist ein Multimillionär. Mike Tyson schläft auf einem Bett aus Geld. HBO? Ich habe ihnen ein verdammtes Vermögen gebracht. Oh, ich könnte weiter und weiter machen! Sie wissen warum? Weil ich aufregend bin! Sie machen keinen Film über Bob Arum, oder? Es ist Unterhaltung, Baby! Das ist alles! Helden und Schurken, Engel und Teufel. Scheiße! Wenn Sie keinen Don King hätten, müsste Sie ihn erfinden. Und für alle, die dieses und jenes sagen, denkt daran: Viele Kämpfer treten in den Ring, aber nur einer ist der König."

"Es gibt nur eine Regel, um die jeder im Boxen Involvierte wissen muss: Alles, was du hörst, ist eine Lüge!"


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