
Bildquelle: REUTERS [CC BY-SA 4.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)
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Woran erkennt man den geeichten Boxfan? Er kann alle Boxen Gewichtsklassen aufsagen! Zumindest vielleicht. Na gut – wahrscheinlich eher doch nicht. Denn sowohl für Männer als auch für Frauen gibt es im Profiboxen jeweils 17 Gewichtsklassen. Eine Menge, über die sich kaum jemand auf dem Laufenden halten kann, ohne regelmäßig nachblättern zu müssen.
Für Neulinge, die etwas über das Boxen lernen wollen, ist es erst recht kaum zu überschauen. Noch komplizierter wird die Situation dadurch, dass die Gewichtsklassen von den führenden Boxverbänden teilweise unterschiedlich bezeichnet werden (auch wenn die Limits dieselben sind).
Die Gewichtsklassen der Frauen im Profiboxen sind nahezu identisch. Es gibt nur zwei Unterschiede. Zum einen existiert im Frauenboxen noch das Minimumgewicht/Junior Strohgewicht (102 Pfund bzw. 46,266 kg). Ferner stellt alles oberhalb von 175 Pfund (79,378 kg) bei den Frauen das Boxen Schwergewicht dar. Eine Cruisergewicht-Klasse gibt es dort nicht. Durch die zusätzliche untere Gewichtsklasse kommen die Frauen im Profiboxen dennoch ebenfalls auf 17 Gewichtsklassen.
Etwas simpler ist die Struktur der Gewichtsklassen im Amateurboxen. So gibt es dort nur zehn Boxen Gewichtsklassen, sowohl jeweils für Frauen als auch für Männer. Doch anders als im Profiboxen sind die Limits bei den Geschlechtern zum Teil unterschiedlich.
Dieselben Amateurboxen Gewichtsklassen gelten auch in den jeweiligen Jugendbereichen der Jungen und Mädchen.
Eingedenk so vieler Boxen Gewichtsklassen kommen immer wieder Frust und Diskussionen bei den Boxfans auf, ob es denn wirklich so viele Gewichtsklassen im Profibereich braucht. Insbesondere die marginalen Unterschiede zwischen den unteren Gewichtsklassen muten auf Außenstehende geradezu obskur an, betragen sie doch kaum mehr als ein Kilogramm! Allerdings stellt sich das Bild anders dar, wenn man die Boxer selber fragt. Die sind hingegen froh, mit relativ wenig Umstellung in einer Gewichtsklasse kämpfen zu können, die ihnen eher liegt. Hier geht die Sicherheit der Athleten vor. Denn Gewichtsunterschiede schaffen in einem Boxkampf grimmige Tatsachen.
Zumal man es in Relation betrachten muss. Denn je niedriger das Gewicht ist, umso eher spielen Gewichtsunterschiede relativ eine Rolle. Daher die vergleichsweise kleinen Abstände in den unteren Gewichtsklassen. Nach oben hin werden die Abstände größer. Ferner betreffen diese niederen Gewichtsklassen unseren westlichen Boxmarkt kaum. Diese werden nämlich vorrangig von asiatischen Kämpfern dominiert. Auch Südafrika und Mexiko sind in den niedersten Boxen Gewichtsklassen oft vertreten. So gibt es zum jetzigen Zeitpunkt (Stand August 2019) unterhalb des Superbantamgewichts nicht einen US-amerikanischen Champion und nur vier europäische Champions. Und das bezogen auf fünf Verbände! Die Märkte sind also mit Blick auf die Gewichtsklassen stark aufgeteilt.
Was vor allem Verwirrung stiftet, sind die zahlreichen Verbände. So beansprucht jeder bedeutende Verband für sämtliche Boxen Gewichtsklassen, Boxweltmeister zu stellen! Bei 17 Gewichtsklassen sind das allein bei den Herren insgesamt 85 unterschiedliche Weltmeister-Titel ausgehend von den fünf größten Boxverbänden: WBA, WBC, WBO, IBF sowie (mit Abstrichen) IBO. Nimmt man noch Frauenboxen dazu, werden es gar 170 Titel!
Ganz zu schweigen von all den hoffnungslos belanglosen Sekundär-Titeln der Topverbände, die keinen Bezug zu gar nichts haben! Anstatt wenigstens sinnvoll in Landes- und Kontinentalmeister aufgeschlüsselt zu sein, haben die Sekundär-Titel so krude Bezeichnungen wie Diamond Titel, Silver Titel oder Intercontinental Titel, die genauso nichtssagend wie diese Titel folglich selbst sind.
Die Gewichtsklassen haben voll und ganz ihre Berechtigung. Das Problem liegt in der politischen Aufteilung des Boxsports zwischen vier bis fünf Weltverbänden, die alle ihr eigenes Lametta anpreisen wollen und die Boxen Weltrangliste mehr oder minder unter sich aufteilen. Vor allem weil dadurch viele große Kämpfe aus rein politischem Kalkül nicht zustande kommen.