Larry Holmes - Ein Poträt zwichen Mike Tyson und Muhammad Ali

Larry Holmes ist einer der größten Boxer der Geschichte

Bildquelle: Kingkongphoto & www.celebrity-photos.com from Laurel Maryland, USA CC BY-SA 2.0 [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Wenn es um die größten Box-Champions im Schwergewicht geht, machen gewisse Namen selbst unter Laien garantiert die Runde: Joe Louis, Muhammad Ali und Mike Tyson. Einer, der ebenfalls in diese Diskussion gehört, jedoch gerne übersehen wird (vor allem international), ist Larry Holmes. Der “Easton Assassin“ hält mehrere historische Alleinstellungsmerkmale im Boxsport. So gilt Holmes als einer der besten Jabber, den der Sport je gesehen hat. Kaum jemand konnte ihm die Führhand streitig machen!

Holmes ist überdies der einzige Boxer, der Muhammad Ali jemals durch KO besiegen konnte (auch wenn dieser damals klar über seinen Zenit war). Im Gegenzug wurde Larry Holmes selbst, der es auf eine Kampfbilanz von 69-6 bringen sollte, selber nur einmal durch einen gewissen Mike Tyson durch KO besiegt. Auch Holmes war damals jedoch abseits seiner besten Tage.

 

Holmes hat mit Earnie Shavers und Gerry Cooney zwei der gefürchtetsten Puncher besiegen können, die das Schwergewicht jemals gesehen hat. Seine Profikarriere ging (wenn auch im späteren Verlauf mit Unterbrechungen) von 1973 bis 2002. Holmes kämpfte (je nach Betrachtungsweise) gegen die Champions und Top-Kaliber von rund drei verschiedenen Generationen und war dabei nur sehr selten am Boden und meistens siegreich.

Mit insgesamt 20 erfolgreichen Titelverteidigungen haben nur Joe Louis (25) und Wladimir Klitschko (22) mehr Titelverteidigungen vorzuweisen. Und mit 2.261 Tagen als Champion (19 Titelverteidigungen in Serie) ist Larry Holmes der am längsten in einem Stück amtierende Box-Champion der modernen Boxgeschichte!

Anfänge als Sparringspartner der Champions

Larry Holmes kam aus ärmlichen Verhältnissen. Er war das Vierte von zwölf Kindern und musste bereits früh arbeiten, um die Familie zu unterstützen. In der siebten Klasse verließ er die Schule endgültig und arbeitete zunächst in einer Waschanlage für Autos, wo er nur einen Dollar die Stunde verdiente. Später arbeitet er außerdem als Müllwagenfahrer und in einem Steinbruch.

Bereits als Amateurboxer ließ Holmes großes Talent aufblitzen. Als Amateur erstritt er eine 19-3 Kampfbilanz, wurde dann aber recht früh Profi. Dass er es als Ebensolcher weit bringen konnte, dämmerte ihm, als er als Sparringspartner für Top-Kämpfer Champions dieser Tage (Muhammad Ali, Earnie Shavers, Joe Frazier und Jimmy Young) eine gute Figur machte. Im Sparring stand er seinen Mann und hielt sich bemerkenswert gut gegen die im Wesentlichen weit erfahreneren Boxer. Dies weckte in Larry Holmes die Zuversicht, eines Tages selber Champion zu werden. Sein erster großer Sieg kam dann im März 1978 gegen den gefürchteten KO-Puncher Earnie Shavers, den Holmes über 12 Runden dominieren konnte. Dieser Sieg brachte Holmes Anerkennung als einer der Top-Boxer im Schwergewicht. Er hatte zu diesem Zeitpunkt eine makellose Profibilanz von 27 Siegen.

Epische Ringschlacht macht Holmes zu einem lange amtierenden Champion

Im Juni 1978 folgte dann der Kampf, in dem Larry Holmes seinen WBC-Titel gewann. Ein knallharter Kampf gegen Ken Norton. Dieser Kampf, der noch über 15 Runden ging, gilt auch heute noch als einer der besten Schwergewichtskämpfe aller Zeiten. Insbesondere die finale Runde ist eine der intensivsten im Schwergewichtsboxen, da beide Männer, sichtbar am Rande der Erschöpfung, immer noch wild aufeinander einschlugen. Der Kampf war bis zur letzten Runde völlig offen. Am Ende gewann Holmes durch eine knappe Split-Decision.

Holmes sollte seinen WBC-Titel nie im Ring verlieren. Er verteidigte diesen Titel 16 Mal. Darunter ein Re-Match gegen Earnie Shavers, wo Holmes in der Siebten um ein Haar ausgeknockt worden wäre, jedoch überdauerte und den Kampf dann seinerseits in der Elften vorzeitig beenden konnte. Nachdem er in seinem 36. Profikampf Muhammad Ali besiegen konnte, weinte Holmes. Er bedauerte es, sein einstiges Vorbild selbst auf die Matte geschickt zu haben. Nach diesem Kampf wurde Holmes auch vom Ring Magazin als linearer Schwergewichts-Champion anerkannt. Es sollte von hier an noch knapp fünf Jahre dauern, bis er erstmals als Profi besiegt werden sollte.

Der letzte große Rassenkampf: Cooney gegen Holmes

Larry Holmes im Jahr 1979

Bildquelle: TSGT W.D. Boradman [CC BY-SA 0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Nach einigen Pflichtverteidigungen gegen Trevor Berbick, Leon Spinks und Renaldo Snipes kam es zu einem der am meisten antizipierten Kämpfe der frühen 80er. Gerry Cooney, der als knallharter Puncher und vorsichtig gemanagter Boxer einen kometenhaften Aufstieg hingelegt hatte, wurde als nächster Gegner für Larry Holmes gehandelt. Eine Anerkennung, die er sich mit eindeutigen Siegen über Altstars wie Ken Norton, Jimmy Young und Ron Lyle sicherte.

Die Promotion des Kampfes nahm jedoch schnell dunkle Züge an und es schlichen sich mehr und mehr rassistische Untertöne ein. So wurde Cooney offen als “die große weiße Hoffnung“ gehandelt, da es zu diesem Zeitpunkt bereits seit über 20 Jahren keinen weißen Schwergewichts-Champion mehr gegeben hatte. Dadurch nahm der Kampf auch eine populistische Dimension an. So ließ der damalige Präsident Ronald Reagan ein Telefon in Cooneys Kabine installieren, um diesem im Siegesfall gratulieren zu können. Holmes, damals bereits ein dominanter Champion und nach wie vor ungeschlagen, wurde solche präsidiale Aufmerksamkeit nicht zuteil. Eine weitere Respektlosigkeit gegenüber Holmes bestand darin, dass er vom Ringansager zuerst angesagt wurde, gleichwohl er der amtierende Champion war, obwohl die Tradition (auch heute noch) Gegenteiliges verlangte.

Weiße Rassisten-Gruppierungen wie der KKK drohten Holmes zu erschießen, sollte dieser gewinnen. Darauf antworteten wiederum radikale Schwarze, dass sie selbst mit Waffengewalt solches verhindern würden. Folglich wurde der Kampf von Dutzenden Scharfschützen der Polizeikräfte überwacht. Glücklicherweise kam es jedoch zu keinerlei Gewalttaten. Abgesehen von jener im Ring. Sobald sich der Kampf der Halbdistanz genähert hatte, schwand die große Schlagkraft von Cooney zusehends. Holmes nahm den Kampf mehr und mehr in Beschlag. Abermals war seine souveräne Führhand der Garant für diesen Erfolg. Holmes siegte schließlich in Runde 13, als Cooneys Ecke das Handtuch warf. Entgegen den hässlichen Begleiterscheinungen dieses Kampfes wurden Holmes und Cooney später gute Freunde.

Holmes wird IBF-Champion, doch Vater Zeit holt ihn ein

Nach dem Kampf gegen Cooney verteidigte Holmes seinen WBC-Titel noch viermal. Doch ein vertraglicher Disput mit Promoter Don King führte dazu, dass Holmes den Titel kampflos niederlegte. Holmes hatte den WBC-Titel nach 16 Verteidigungen somit niemals im Kampf verloren! Auch wenn einige seiner letzten Verteidigungen (allem voran gegen den späteren Champ Tim Witherspoon) sehr holprig waren.

Larry Holmes wurde schließlich zum ersten Champion der damals neu gegründeten IBF ernannt. Ferner war er nach wie vor der amtierende Ring Magazin und anerkannte lineare Schwergewichts-Champion. Diese drei Titel konnte Holmes noch dreimal verteidigen, ehe er überraschend und durchaus kontrovers von Michael Spinks geschlagen wurde. Eine besonders bittere Niederlage für Holmes. Hätte er gewonnen, hätte er den damaligen Rekord von 49 ungeschlagenen Profikämpfen von Rocky Marciano eingestellt. Stattdessen schrieb Spinks Geschichte, indem er (als ehedem unumstrittener Champ im Halbschwergewicht) zum erst zweiten Boxer in der Geschichte wurde, der sowohl im Halbschwergewicht als auch im Schwergewicht Gold erringen konnte. Holmes verlor auch einen Rückkampf gegen Spinks. Abermals durch eine knappe und diskussionswürdige Punktentscheidung. Danach zog Holmes sich vom Sport zurück. Er kehrte jedoch knapp zwei Jahre später zurück, um gegen Mike Tyson zu kämpfen. Ein Boxer, der auf dem Weg war, mehr mediale Anerkennung zu erhalten, als sie Holmes selbst jemals zuteilgeworden war. Und das, obwohl Holmes, nach etlichen stilistischen und historischen Parametern, eigentlich der bessere und auf alle Fälle vielseitigere Boxer war. Doch ein gealterter Holmes, der dem Ring knapp zwei Jahre ferngeblieben war, hatte einem jungen und damals noch furchterregend disziplinierten Tyson wenig entgegenzusetzen, sodass er in der Vierten KO ging.

Mehrere glücklose Comebacks

Dieser KO gegen Mike Tyson, anno 1988, sollte die einzige Niederlage durch KO werden, die Holmes jemals hineinnehme musste. Und das, obwohl er noch bis 2002 weiterhin professionell antrat – verteilt auf mehrere Comebacks. Er sollte noch 21 seiner nächsten 24 Kämpfe gewinnen, wobei die Qualität seiner Gegner sukzessive abnahm. Dennoch kämpfte er gut genug, dass er bis Mitte der Neunziger nahe der Weltspitze agierte. Die einzigen drei Kämpfe, die er nach Tyson verlor, waren allesamt Weltmeisterschaftskämpfe – einer davon gegen Evander Holyfield, mit dem Holmes die Distanz ging.

Larry Holmes Errungenschaften als Boxer übertreffen die der meisten anderen Schwergewichte. Insbesondere seine Beständigkeit und die Tatsache, dass er über weite Strecken aktiv war, als das Schwergewichtsboxen nach wie vor als besonders stark und als gespickt mit großen Talenten angesehen wurde. Sein Stil war nicht immer publikumswirksam. Doch zeigte er in Kämpfen wie gegen Ken Norton oder in seinem Rückkampf gegen Earnie Shavers, dass er auch ein großer Kämpfer (und nicht “nur“ ein großer Boxer) war. Wenn es um die besten Schwergewichte aller Zeiten geht, kann man Larry Holmes nicht ernsthaft ignorieren!


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