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Bericht zur zweiten Box-Gala in der Palazzohalle in Karlsruhe
Zum zweiten Mal kam es gestern Abend zu einer Boxveranstaltung der etwas unorthodoxen Art. Und zwar insofern, dass diese vor dinierenden Gästen und im vergleichsweise kleinen Kreis in der Palazzo Halle in Karlsruhe stattfand. Also nicht ganz der übliche Rahmen, den man sonst vom Boxen kennt.
Acht Kämpfe standen an. Als Finale ein Titelkampf, wie es in auf europäischem Boden zuvor noch nicht gegeben hat: Erstmalig wurde der WBC Diamond Belt im Superfliegengewicht der Frauen auf europäischem Boden ausgekämpft!Los ging es mit einem Kampf im Super Mittelgewicht: Artem Karasev (10-35-2) gegen Aro Schwartz (15-5). Mit einer Bilanz von 10-35-2 war die Aufgabe von Artem Karasev wohl klar: Aro Schwartz musste seine Kampfbilanz, die letzthin ein wenig gelitten hatte, wieder aufpolieren. Doch der Russe hatte scheinbar andere Pläne.
Denn er hatte Lust zu kämpfen und wurde im Kampfverlauf eher stärker, da er den vermehrten Output an den Tag legte. Der Kampf wurde letztlich als Unentschieden gewertet. Aro Schwartz war einfach zu passiv und ab der vierten Runde (der Kampf ging über sechs) wurde er vermehrt getroffen.
Weiter ging es mit einem Kampf über vier Runden im Weltergewicht. Vitali Frei debütierte gegen den Serben Mirko Jovanovic (0-2). Hier offenbarte sich Vitali Frei als der technisch klar Bessere. Sein Gegner war eher ein Schläger als ein Boxer. Frei landete bereits in der ersten Runde einen Niederschlag durch einen Körpertreffer. Danach agierte er übereifrig und verlor etwas die Puste, da er seinen Gegner ausknipsen wollte. Doch das war wohl klar dem Mangel an Erfahrung zuzuschreiben. Dennoch zu Recht ein klarer Punktentscheid für Frei.
Die nächsten beiden Kämpfe gingen so aus, wie man es erwartet hätte, und gingen über sechs Runden: Im Federgewicht spendierte der Russe Sergey Tasimov (12-72-5) dem Georgier Vasiko Lukashvilli sechs einfache Runden zum Sieg. Nicht über die Distanz ging hingegen der Schwergewichtskampf zwischen Oleksandr Zakhozhyi (8-0) gegen Rihards Bigis (13-6). Hier setzte es bereits in der ersten Runde TKO, als der Ukrainer Zakhozhyi Lettlands Bigis keine Chance ließ.
Spannende Talente: Mirco Martin, Evgeny Shvedenko und Dennis Dauti
Als Nächstes stand im Super Leichtgewicht Ivans Levickis (29-29) gegen einen Schweizer mit griechischen Wurzeln, Dennis Dauti (17-3), an. Dauti war die ersten fünf von insgesamt sechs Runden klar überlegen, agierte technisch stark mit guter Diversifikation in seinen Angriffen und aus einer soliden Deckung heraus. Levickis war zwar recht abgeklärt, aber immer einen Schritt hinter Dauti, der sich auch körperlich stärker und mit besserer Workrate für kommende Aufgaben empfehlen konnte.
Allein in der letzten Runde trat der Lette noch mal aufs Gas, sodass diese recht knapp wurde. Alles in allem eine klare Kiste für Dauti, der technisch sehr gut aussah und für Höheres berufen sein könnte, wenn er sich auch gegen Gegner mit mehr Format so präsentieren kann.
Atsushi Kakutani vs. Mirco Martin
Danach folgte ein interessanter Kampf im Fliegengewicht Atsushi Kakutani (19-6-1) kam aus Japan angereist um gegen Mirco Martin, das einzige in den Rankings gelistete deutsche Fliegengewicht (12-0), zu kämpfen. Es war der erste Kampf am Abend, der über 10 Runden ging. Der Japaner versprach, ein solider Test zu werden. Mirco Martin kam mit lautstarkem Fanklub im Anhang. Außerdem marschierte er zu einem Liveauftritt der Gruppe Kernkraft ein.
Der Kampf hatte von Anfang an ein hohes Tempo und bot intensive Runden. Mirco Martin war meist bestrebt, den Kampf im Nahbereich zu halten, da sein 11 cm größerer Gegner einen Reichweitenvorteil genoss. Die ersten beiden Runden gelang das auch gut. Ab Runde drei trat Martin etwas auf die Bremse, wohl um sich die Kräfte für diesen potenziellen 10-Runden-Kampf gut einzuteilen. Daraufhin kam der Japaner wieder etwas besser in den Kampf hinein und das keineswegs nur über seine Reichweite. Im Nahbereich gelang es ihm immer wieder gut, Körpertreffer und den einen oder andere Haken zu landen. Die dritte Runde war insofern knapp, die Vierte ging definitiv an Kakutani.
Martin mit knappen Punktsieg über Kakutani
In Runde fünf und sechs wurde der Kampf dann etwas langsamer. Martin zwang den Gegner oft in die Seile und ergriff die Initiative. Doch in Runde sieben und acht kam der konditionell starke Japaner wieder besser in den Kampf. Zu diesem Zeitpunkt war es schwer zu sagen, wer in Front war. Die Achte ging auf alle Fälle an den Japaner.
In Runde neun arbeitete der Kakutani weiterhin mehr. Martin zwar mit einigen schönen Kontern, doch insgesamt zu verhalten. Der kombinationsfreudige Japaner erschien in dieser Phase formstärker, brachte immer wieder Haken und Körpertreffer ins Ziel. In der zehnten Runde ahnten beide Kämpfer wohl, dass es knapp war, und gaben noch mal Vollgas! Martin mit einigen Treffern, die definitiv die Aufmerksamkeit des Japaners erregten. Kakutani aber weiterhin mit toller Workrate. Eine undankbare Aufgabe für die Kampfrichter nach diesem tollen Kampf für die Zuschauer. Martin gewann nach Punkten. Nicht grundsätzlich ungerecht aber doch sehr knapp! Nach dem Kampf dankte Martin seinem starken Gegner und zeigte sich selbstkritisch, da er der Auffassung war, nicht alles abgerufen zu haben, wofür er trainiert hatte.
Es bleibt festzuhalten: Deutschland hat zwar nur ein gelistetes Fliegengewicht bei den Männern, doch das kann sich sehen lassen! Es wäre toll, wenn Martin den Sprung nach Asien oder Amerika schaffen würde, wo auch die untersten Gewichtsklassen auf hohem Niveau und kommerziell gut repräsentiert sind.
KO-Sieg für Shevdenko über Jajanidze
Danach ging es im Super Mittelgewicht über 10 Runden: Sandro Jajanidze (12-12-1) gegen Evgeny Shvedenko (9-0). Shvedenko war technisch besser, mit starker Führhand und guten Meidbewegungen. Er war immer dann überlegen, wenn er seinen Reichweitenvorteil verwalten konnte. Allerdings verlangte Jajanidze viel Aufmerksamkeit ab, da er mit seinen Heumachern viel Schlagkraft erzeugte.
Die dritte Runde fand dann mehr im Nahbereich statt. Shvedenko war wohl bestrebt, seinen vorwärts marschierenden Gegner zu zermürben. Dieser antwortete mit Körpertreffen, musste aber einen Niederschlag am Ende der Runde hinnehmen, der jedoch nicht besonders hart war. Die vierte Runde ging wieder mehr auf Distanz, sehr zur Freude von Shvedenko. Die Hände seines Gegners wurden langsamer. In Runde fünf zog Shvedenko dann den Stecker, als er seinen Gegner stehend KO schlug. Der Ringrichter schritt zu Recht ein.
Generell gute defensive Manöver und eine taktisch kluge Vorstellung von Shvedenko, mit guten Meidbewegungen und geschicktem Einfädeln, wann immer er sich gegen einen aggressiven Gegner aus der Ecke lösen musste.
Hauptkampf – Raja Amasheh wird doppelte Titelträgerin!
Raja Amasheh kämpfte gegen die Peruanerin Linda Laura Lecca um den vakanten World Boxing Council Diamond Female Super Flyweight Titel. Der erste Diamond Titel der Frauen, der auf europäischem Boden ausgefochten wurde! Der Kampf ging über zehn 2-Miniuten-Runden.
Amasheh war von Anfang an aggressiv und ging nach vorne, landete mehr und gewann klar die erste Runde. In der Zweiten wurde es ein etwas offenerer Schlagabtausch. Der Vorteil lag aber immer noch bei Amashesh. Lecca folgte ihre teilweise durch den Ring, wodurch Amasheh einige Konter landen konnte. Insgesamt Amasheh mit den besseren lateralen Bewegungen. In den nächsten Runden arbeiteten beide viel, wobei Amasheh jedoch die klareren Treffer für sich verbuchen konnte. Allerdings ließ sie sich jedoch phasenweise und ohne Not auf Infights ein, in denen Lecca aggressiver wirkte.
Raja Amasheh gewinnt sehenswerten Kampf
Folglich wurde Lecca offensiver und legte ab Runde vier mehr Vorwärtsbewegung hin als vorher und versuchte Amasheh in den Nahbereich zu verwickeln. Amasheh blieb jedoch technisch variabler und brachte aus der Distanz immer wieder ihren rechten Cross gut durch. Sie lag insofern nach der Fünften bereits klar vorne. Allerdings macht sich ab hier auch der Altersunterschied bemerkbar. Die sechs Jahre jüngere Lecca wirkte frischer, suchte immer wieder die hektischen Infights und fand sie auch des Öfteren.
Ab Runde sechs war die Peruanerin bestrebt, einen Straßenkampf daraus zu machen. Immer wieder rückte sie Amasheh auf die Pelle. Worauf Amasheh sich teilweise übereifrig einließ. Dieses Muster setzte sich fast bis zum Ende fort. Wann immer der Kampf in der Halbdistanz oder Distanz war, war Amasheh klar besser und landete starke Hände. Vor allem rechte Haken und Cross-Schläge. Allerdings fielen die Runden teilweise ohne Not knapper aus, als sie hätten sein müssen, da sie sich von Lecca immer wieder einschnüren und in Keilereien verwickeln ließ.
Dies ging bis zum Ende so, als beide Boxerinnen in der Zehnten noch mal alles gaben und wild aufeinander einprügelten. Die beherzte Peruanerin konnte so zwei oder drei Runden stehlen, war aber letztlich taktisch zu limitiert. Amasheh fügte somit ihrem WBO Super Fliegengewicht Titel noch den WBC-Diamond Belt hinzu. Ein toller Sieg für die Deutsch-Jordanierin!
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