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Nach Sieg über Francesco Pianeta fordert Tyson Fury Deontay Wilder heraus
Im Windsor Park (Belfast) fanden sich gestern Abend rund 24.000 Zuschauer ein. Der im Laufe der Show einsetzende Regen konnte sie nicht davon abhalten, zwei Titelkämpfen sowie Tyson Furys zweiter Rückkehr in den Ring nach seiner langen und sorgenreichen Abwesenheit beizuwohnen.
Die meisten Vorkämpfe waren, wie leider so oft im Boxsport, selbsterfüllende Prophezeiungen. Ein Haufen Lokalmatadore und aufstrebende Jungtalente durfte gegen handverlesenes Fallobst ran. So sah die Undercard Auftritte von solch illustren Zinnsoldaten wie Jose Hernandez (Kampfbilanz von 4 – 27 –1), Kevin McCauly (15 – 171 –12), Reynaldo Mora (7 – 38 – 1) und William Warburton (26 – 137 –10). Notorische Verlierer, die genau das taten, was sie all die Jahre zuvor auch getan haben. Zweifelsohne ganz im Sinne der Ausrichter.
Auch in Belfast ist und bleibt dies leider eine hässliche Seite des Boxsports. Erst wenn man sich der Spitze nähert, gibt es, zumindest auf dem Papier, ausgeglichene Kämpfe. Lediglich die Fights zwischen Steven Ward (7 – 0) und Steve Collins Jr. (12 – 1 – 1) im Cruisergewicht sowie zwischen Conrad Cummings (13 – 2 – 1) und Nicky Jenman (20 –12 – 1) im Mittelgewicht waren einigermaßen wettbewerbsmäßig gebucht. Wobei Ward und Cummings jeweils das bessere Ende für sich hatten.
Zwei Titelkämpfe in Belfast - Rosales und Frampton feiern Siege
Die beiden Hauptkämpfe der Matchcard waren zwei Titelkämpfe. Beide endeten mit erfolgreichen Titelverteidigungen.
Im Co-Main Event verteidigte der 23 Jahre junge Nicaraguaner Cristofer Rosales (27 - 3) seinen WBC Fliegengewicht Titel gegen den lokalen Helden Paddy Barnes (5 - 0). Barnes wurde zuvor die Sensation zugetraut, in seinem erst sechsten Profikampf einen Weltmeister Titel zu erstreiten, da er seines Zeichens ein zweifacher Olympiasieger ist; also eine extrem erfolgreiche Amateurkarriere vorzuweisen hat. Doch der Altersunterschied (acht Jahre) und der überlegene Output durch Rosales entschieden den Kampf vorzeitig zu dessen Gunsten.
Beide Kämpfer starteten aktiv und aggressiv, offensichtlich gewillt, die Entscheidung nicht den Kampfrichtern zu überlassen. Dabei tat Cristofer Rosales ein bisschen mehr und landete die Mehrzahl der Wirkungstreffer, auch wenn ihm der kalkuliert und seine Hiebe sorgsam auswählende Barnes zunächst Probleme bereiten konnte. In der dritten Runde kam sehr zur Freude des anwesenden Publikums Hoffnung auf, als Paddy Barnes mehrere Treffer gegen den Kopf, seines ihm an Jugend überlegenen Gegners landete. Doch all das wurde null und nichtig, als Barnes in der vierten Runde einen sehr schmerzhaften Körpertreffer einsteckte, von dem er sich selbst, nachdem der Ringrichter den Kampf beendet hatte, eine ganze Zeit nicht erheben konnte.
Carl Frampon feiert Titelverteidigung über Luke Jackson
Im Hauptkampf verteidigte Carl Frampton (25 – 1) seinen interimsmäßigen WBO Federgewicht Titel souverän gegen den bis dahin ungeschlagenen Australier Luke Jackson (16 – 0). Für Frampton erfüllte sich dabei ein Traum, da er schon selbst als Jugendlicher den Fußballspielen im Windsor Park beiwohnte. Nun stand er selbst auf der Bühne: als Headliner und Champion vor heimischer Wirkungsstätte!
In der Neunten schmiss Jacksons Ecke das Handtuch, als er mehreren Kombinationen des lokalen Helden nichts mehr entgegenzusetzen hatte. Überlegene Beinarbeit und die schärferen Kombinationen gestatten es Frampton, den Kampf im Wesentlichen zu dominieren. Als dann in der Sechsten das rechte Auge von Luke Jackson sichtbar zugeschwollen war, wurde er immer anfälliger gegen linke Haken. In der Achten ging er nach einem Aufwärtshaken und Körpertreffer Kombination erstmalig auf die Bretter. Eine Runde später hatte seine Ecke genug gesehen und warf das Handtuch, als er die Hände im Angesicht einer Kombination nicht mehr hochbekam.
IBF-Champion Josh Warrington war ebenfalls anwesend. Nach dem Kampf bestätigte Frank Warren, der Promoter beider Kämpfer, dass sich die beiden noch im Jahr 2018 für Warringtons Gürtel miteinander messen werden.
Tyson Fury vs. Deontay Wilder ist beschlossene Sache
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Ebenfalls im Publikum vor Ort, Deontay Wilder! Die ungeschlagene (wenn auch nicht unumstrittene) Knockout-Maschine aus den USA (40 Siege, 39 durch KO), seines Zeichens der gegenwärtige WBC Schwergewichts Champion, sah sich den Kampf zwischen Tyson Fury und Francesco Pianeta genau an. Schon vorher waren sich alle Beobachter einig, dass man im Falle von Furys Sieg sofort die Hype Maschine für einen Kampf gegen Wilder anschmeißen würde – und eben so kam es.
Es war zwar nicht der Hauptkampf, aber zweifelsohne die Hauptattraktion. Der charismatische Brite Tyson Fury (26 - 0) ist immerhin als jener Boxer in die Geschichte eingegangen, der Vladimir Klitschko entthront hat. Nur um danach, geplagt von mentalen Problemen, immens zuzunehmen und seine vier erstrittenen Titel wieder aberkannt zu bekommen. Nach über zweijähriger Abstinenz war er im Juni diesen Jahres zurückgekehrt und konnte Sefer Seferi besiegen. Nun folgte der finale Test gegen Francesco Pianeta (35 – 4 –1), den deutsche Boxfans natürlich noch als Titel-Herausforderer von Vladimir Klitschko und Ruslan Chagaev kennen dürften.
Sieger zwischen Fury vs Wilder boxt wohl Anthony Joshua
Tyson Fury konnte zwar nicht sein Versprechen einlösen und “italienische Wurst“ aus Francesco Pianeta machen. Dafür gewann er aber alle zehn Runden weitgehend ungefährdet. Und auch wenn seinen Fans der Knockout verwährt blieb, so zeigte er eine überragende Verfassung und gute Kondition, sodass er über die vollen 10 Runden der agilere und aktivere der beiden Kämpfer war. Zumeist überlies er die Ringmitte Pianeta, um von außen seinen Reichweiten Vorteil mobil auszunutzen. Sobald er einmal an die Seile kam, zeigte er (insbesondere in der Frühphase des Kampfes) sehr gute Meidbewegungen mit dem Oberkörper, sodass Pianeta auch in diesen Momenten selten sauber treffen konnte.
Alles in allem war es ein respektvoller Kampf zweier ehemaliger Sparringspartner. Und wer im Vorfeld noch glaubte, dass Fury Ringrost angesetzt hat, der sah sich eines Besseren belehrt. Nun ist der Kampf gegen Deontay Wilder Gewissheit geworden. Der Sieger dieser Auseinandersetzung wird wohl zum Mega Fight gegen Anthony Joshua antreten – vorausgesetzt dieser kann Alexander Povetkin am 22.09.2018 besiegen.
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