Jose Carlos Ramirez feiert gelungene Titelvereinigung über Maurice Hooker

Bildquelle: Kristin Wall CC BY-SA 2.0 [CC BY-SA 2.0], via Flickr.com (Bild bearbeitet)

Aus dem College Park Center in Arlington (Dallas), Texas gab es heute Nacht Boxen vom Feinsten. Zumindest stellte der Hauptkampf nominell nichts Geringeres in Aussicht. Denn dort sollten zwei Boxweltmeister unter sich sein und es standen im Superleichtgewicht beide Titel auf dem Spiel! Jose Carlos Ramirez (24-0) traf auf Maurice Hooker (26-0-3). Ramirez schmiss seinen WBC-Titel in die Waagschale, Hooker seinen WBO-Titel. Ein Kampf, den Boxrec mit fünf Sternen anpries!

In den Vorkämpfen gab es unter anderem Tevin Farmer (29-4-1) zu sehen, der uns in letzter Zeit schon öfters unterkam und dabei zumeist sehr souverän seine IBF-Boxweltmeisterschaft im Superfedergewicht verteidigt hatte. Eben dies beabsichtige er wieder zu tun.

 

Diesmal gegen einen Mann aus Frankreich, der sich zuletzt mit dem vorherigen Herausforderer von Tevin Farmer unentschieden getrennt hatte: der erfahrene Guillaume Frenois (46-1-1).

Williams dominiert Kampf um Positionen

Den Anfang machte das Boxen Superbantamgewicht: Tramaine Williams (18-0) gegen Yenifel Vicente (35-3-2). Der Kampf war auf zehn Runden angesetzt. Williams mit dem Vorteil der Jugend und der Reichweite auf seiner Seite. Vicente jedoch der wesentlich kraftvollere Puncher der beiden. Die erste Runde rein in der Ringmitte ausgefochten. Williams verstand es als der Schnellere der beiden gut, seinen Reichweitenvorteil und seine Präzision geltend zu machen. Da Williams Rechtsausleger war, wurde der Kampf mit offenem Visier geführt. Doch Williams vermied die starke Rechte von Vicente gut. Die zweite Runde dann etwas enger und möglicherweise bei Vicente. Beide rangen in der Halbdistanz um die Position, was Vicente einige Treffer ermöglichte, die deutlicher ausfielen als das Volumen von Williams in Runde zwei.

Die Dritte konnte Williams dank guter Meidbewegungen und Präzision von außen für sich beanspruchen. Vicente zu erpicht darauf, einfach nur seine Rechte zu bringen, ohne mit der Führhand vorzubereiten. Runde vier wurde dann plötzlich fast komplett im In-Fight durchgezogen. Obwohl das nominell die Konstellation sein sollte, die sich der Power-Puncher Vicente wünschte, war es doch Williams, der hier das bessere Ende für sich hatte. Sein Timing und sein Gespür für Position waren einfach besser. Vicente mit der Neigung, die richtigen Schläge zur falschen Zeit abzufeuern, sodass er vor allem Luftlöcher schlug.

Vicente ohne Mittel gegen Williams

Runde fünf wieder eng und möglicherweise doch eher bei Vicente. Williams zu begnügt damit, ohne Not im In-Fight zu bleiben. Was die Runde zuvor noch gut lief, wurde nun etwas holpriger. Denn Vicente brachte einige kräftige Schwinger unter, die auch das Publikum aufhorchen ließen. Das war auch der Ecke von Williams wohl nicht entgangen, denn dieser agierte in Runde sechs wieder von außen, gestaltete den Kampf boxerisch, was ihm ungleich besser zupassekam. Vicente mit Problemen, die Führhand von Williams dauerhaft und wirkungsvoll zu überwinden. Wann immer Vicente ihm zu nahe kam, schnürte Williams ihn ein.

In Runde sieben ging es weiter bergab für Vicente, der einen Punkt infolge eines Tiefschlags aberkannt bekam. Vicente kämpfte zuvor schon am Rande des Reglements. Der Punktabzug fast nur eine Frage der Zeit. Danach trat Vicente aufs Gaspedal und suchte wieder den Nahkampf, wo er zunächst aktiver war. Doch es war eine Linke von Williams im In-Fight, die Vicente durchschüttelte! Runde acht: Vicente nun gefordert. Über die Punkte war hier kaum noch mit ihm zu rechnen. In Runde acht frustrierte Williams Vicente jedoch wieder im Nahbereich, wo er einfach die bessere Beinarbeit und die besseren Oberkörperbewegungen zeigte. Am Ende wich er ihm gar mit einem kleinen Tänzchen aus!

Auch in den letzten beiden Runden gab es kein Land in Sicht für Vicente. Williams kontrollierte Distanz und Winkel in nahezu allen Bereichen nach Belieben. Vicente einfach zu krude mit seiner offensiven Beinarbeit gegen einen so geschickten Boxer wie Tramaine Williams. Entsprechend deutlich viel das Punkturteil zugunsten von Tramaine Williams aus, der sich hier weitgehend schadlos gehalten und einen sehr smarten Fight gezeigt hatte.

Tevin Farmer zu schnell für Guillaume Frenois

Es folgte ein Kampf im Boxen Superfedergewicht: Tevin Farmer (29-4-1) gegen Frankreichs Guillaume Frenois (46-1-1). Für Farmer stand die vierte Verteidigung seines IBF-Titels an. Beide Männer nicht gerade für ihre KO-Power bekannt. Ein Kampf zwischen zwei Rechtsauslegern. Runde eins ganz klar bei Farmer. Der Franzose nahezu inaktiv, sodass Farmer immer wieder mit seinen schnellen Führhänden unten wie oben punkten konnte. Frenois auf der Suche nach seinem Timing. In Runde zwei dasselbe Spiel. Farmer mit wesentlich mehr Volumen. Frenois musste fünf-, sechsmal schlagen, um wenigstens einmal halbwegs klar zu treffen. Farmer traf hingegen fast immer. Ein taktischer Kampf auf Distanz, in dem Frenois soweit mattgesetzt wurde.

Auch die Dritte ging wohl für Farmer in die Bücher. Der Jab von Farmer einfach zu oft im Ziel. Allerdings zeigte Frenois etwas mehr Dringlichkeit und schüttete endlich etwas heiß ersehntes Volumen nach, was auch durchaus ein paar Treffer für ihn brachte und dem Kampf guttat. Dennoch der Franzose unter Zugzwang, wenn ihm der Kampf nicht vorzeitig enteilen sollte. Die vierte Runde möglicherweise die bislang Beste des Franzosen, auch wenn sie knapp war. Frenois schmiss einige Kombinationen, die zwar nicht immer voll trafen, aber ihm offensive Initiative verschafften. Er konnte es sich einfach nicht leisten, Farmer ständig zuerst schlagen zu lassen.

Frenois zu unentschlossen

Runde fünf wieder ähnlich, doch diesmal eher bei Farmer. Frenois musste hier aus seiner defensiven Hülle rauskommen. Er war immer dann am besten, wenn er Offensive zeigte. Allerdings tat er das zu sporadisch, wodurch er Farmer Kontrolle und Volumen überließ. So konnte er nicht darauf hoffen, in der Fremde einen Titel zu erobern. In der Sechsten landete ein Schlag tief bei Frenois, dem danach eine kurze Erholung zugestanden wurde. Danach ging er wild in der Ecke auf Farmer los, der jedoch sensationelle Oberkörperbewegungen zeigte, sodass kaum etwas klar traf. Tevin Farmer offenbarte sich hier mehr und mehr als der technisch überlegene Boxer.

In Runde sieben stellte sich wieder ein ähnliches Bild wie in den frühen Runden ein. Frenois fehlte einfach die Zuversicht in seine Offensive, wodurch das Volumen sowie die Mehrzahl der Treffer doch sehr deutlich bei Tevin Farmer lagen, der selber mit einigen Kombinationen immer munterer wurde. In Runde acht wurde es etwas konfus, als beide viel um Position tänzelten und Tevin Farmer viele einzelne Hände abfeuerte, wodurch er nun etwas ineffektiv wurde. Dadurch konnte man diese Runde durchaus Frenois geben, der mehr traf. Dies allerdings nur ein Trostpflaster. Er lag hier zweifelsohne deutlich hinten und ließ die Dringlichkeit missen, dem Rechnung zu tragen.

Fruchtlose Schlussoffensive von Guillaume Frenois

In Runde neun war Frenois wieder zu begnügt damit, auf Tevin Farmer zu warten, dem er dadurch das Volumen herschenkte. Die Ecke von Frenois bedrängte ihn anschließend, selber zuerst zu schlagen, nicht auf Farmer zu warten. In Runde zehn traf Farmer erneut tief, was in einem Punkt Abzug resultierte. Doch Frenois musste jetzt mit Gas kochen, wenn hier noch was gehen sollte! Er ließ sich insbesondere die Körpertreffer von Tevin Farmer zu sehr gefallen.

Runde elf wieder etwas enger. Doch Frenois traf so gut wie niemals voll. Fast immer wurde er von Tevin Farmer ausgependelt. Und wenn dieser sich mit seinem Jab bewegte, war der Franzose fast immer überfordert. Letzte Runde! Diese konnte Frenois für sich verbuchen. Er brachte ein paar deutliche Linke unter. Tevin Farmer zwar wieder mit guten Meidbewegungen gegen die Seile, jedoch etwas zu selbstbewusst und aufreizend. Er schenkte diese letzte Runde ein Stück weit her, anstatt ein Schleifchen drum zu machen. Das Punkturteil fiel einstimmig Tevin Farmer zu. Keine wirkliche Überraschung.

Die Boxwelt gedenkt den Toten der letzten Tage

Zeit für den Hauptkampf im Boxen Superleichtgewicht: Jose Carlos Ramirez (24-0) gegen Maurice Hooker (26-0-3). Weltmeister gegen Weltmeister! Doch vorher gab es noch einen Ringlocken-Salut für drei Boxer, die binnen der zwölf Tage zuvor ums Leben gekommen waren. Michael Buffer leitet die Zeremonie ein und bat um Stille. Es ging um Pernell Whitaker, Hugo Santillan und Maxim Dadashev. Ersterer war bei einem Verkehrsunfall von einem Wagen erfasst worden, während die anderen beiden jeweils an ihren Verletzungen aus dem Ring gestorben waren. Auch im Jahr 2019 bleibt Boxen ein sehr gefährlicher Sport!

 

 

Maurice Hooker war der Texaner mit dem Heimvorteil. Dabei gab es sogleich einen Schreckmoment! Eine Serie von überfallartigen linken Führhänden von Ramirez sendete Hooker sogleich in die Seile, sodass er sich früh berappeln musste. Er sah schnell zu, wieder hinter seinen Jab zu kommen, um seine Reichweite zu nutzen. Und tatsächlich konnte er Ramirez auf Distanz Probleme bereiten. Doch wenig später kam es zu einem Niederschlag gegen Hooker in dessen Rückwärtsbewegung. Er protestierte sogleich wild, dass er nur gestolpert wäre. Doch der Ringrichter entschied auf Niederschlag. Nicht korrekt, wie die Zeitlupe zeigen sollte! Es war keine Schlagwirkung gegeben. Schwerer Einstand für Maurice Hooker vor heimischem Publikum in diesem Kampf um zwei Boxweltmeisterschaften.

In Runde zwei wurde der Kampf gar noch intensiver. Diese ging ebenfalls an Ramirez, der Hooker immer wieder druckreich auf die Pelle rücken und mit seiner linken Führhand Treffer markieren konnte. Insbesondere in der zweiten Hälfte der Runde war Hooker viel zu bereitwillig, an den Seilen zu bleiben und die Ohrenschützer anzuziehen, währen Ramirez ihn mit der Stirn vor sich herschob und mit Haken bearbeitete. Hooker musste wieder raus in den freien Raum, wo er wesentlich mehr Erfolg gehabt hatte. So oder so schien es, als ob der Kampf wohl kaum über zwölf Runden gehen würde. Denn beide schmissen alles in die Fäuste! Ramirez in den entscheidenden Phasen jedoch wesentlich erfolgreicher.

Ramirez fällt Hooker in der Sechsten

In Runde drei wurde es dann richtig gallig. Beide wollten hier einfach nur kämpfen! Bei etlichen Treffern erwartete man immer wieder, dass hier bald bei jemandem die Lichter ausgehen würden. Doch stilistisch kam das Ramirez scheinbar mehr entgegen. Er traf mehr und auch wirkungsvoller. War Hooker hier wirklich gut beraten, diesen aggressiven Schlagabtausch mitzugehen? In der Vierten disziplinierte sich Hooker etwas und blieb in der Distanz, wo er Ramirez mit seinem Reichweitenvorteil gut und wirkungsvoll treffen konnte. Insbesondere wenn Ramirez auf dem Weg nach innen war, wodurch seine wilden Attacken nun sporadischer ausfielen. Hooker musste dies beibehalten, um den Kampf hier in seinem Sinne zu drehen und zu gestalten!

Doch in Runde fünf fiel Hooker wieder in das Muster zurück, sich von Ramirez in den Nahbereich und teilweise an die Seile stellen zu lassen. Wann immer es Stirn an Stirn ging, war Ramirez einfach besser bedient, da er die Clinches kontrollierte und der langarmige Hooker zwar seinerseits fest zuschlug, jedoch nicht dieselben Winkel kreieren konnte wie von außen. In Runde sechs war Hooker kurz davor, sich wieder zu besinnen und auf Distanz zu bleiben. Doch Ramirez fand nun selbst auch von weiter außen sein Ziel mit der linken Führhand, mit der er Hooker zuvor im Nahbereich immer wieder treffen konnte. Ein linker Jab gefolgt von einer linken Überhand sendete Hooker taumelnd in die Seile. Danach fackelte Ramirez nicht lange! Sofort setzte er nach und gab ein Trommelfeuer zum Besten. Maurice Hooker war stehend KO! Jose Carlos Ramirez wurde somit Boxweltmeister der WBO und WBC!


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