Jermall Charlo verteidigt seinen WBC-Titel gegen den quirligen Dennis Hogan

Jermall Charlo weiterhin Weltmeister nach KO-Sieg über Dennis Hogan

Bildquelle: Robert S CC BY-SA 2.0 [CC BY-SA 2.0], via Flickr.com (Bild bearbeitet)

Aus dem Barclays Center in Brooklyn, New York gab es in der Nacht von Samstag auf Sonntag einen Showtime Boxen Livestream zu sehen, der gleich drei interessante Boxkämpfe bot. Als Hauptkampf diente dabei ein WBC-Titelkampf im Boxen Mittelgewicht zwischen Dennis Hogan und Titelverteidiger Jermall Charlo. Außerdem gab es das US-Debüt von Chris Eubank Jr. zu sehen, der seinerseits das Mittelgewicht unsicher machen und sich hier als kommender Herausforderer empfehlen wollte. Doch dazu musste er Russlands “Matt“ Korobov überwinden.

Los ging es im Superbantamgewicht: Marlon Tapales (33-2) von den Philippinen gegen Japans Ryosuke Iwasa (26-3). Der Gewinner mit der Aussicht darauf, zum IBF-Pflichtherausforderer zu werden.

 

Iwasa mit einem für eine so niedrige Gewichtsklasse ungewöhnlichen Reichweitenvorteil. Beide Kämpfer waren bereits in der Vergangenheit Boxweltmeister gewesen und konnten jeweils 16 Siege via KO erzielen. Die Schlagkraft und Erfahrung auf hohem Niveau war also auf beiden Seiten durchaus vorhanden. Beide waren Rechtsausleger. Tapales kam etwas besser in den Boxkampf und nahm die erste Runde. Durchaus variantenreich fand er Wege, die Distanz zum größeren Iwasa zu überbrücken. Oftmals in Form von Kombinationen, die er mit seinem Jab vorbereitete.

Runde zwei wurde dann etwas lebhafter. Iwasa fand nun öfters die Distanz für seinen flotten Jab, doch Tapales linke Überhand war ebenfalls nicht zu verachten, wann immer er die Distanz überbrücken konnte. Enge zweite Runde! Runde drei dann mit einem Aufreger. Es wurde lebhafter und beide legten in der Halbdistanz los. Ein vermeintlicher Niederschlag gegen Tapales wurde anerkannt, als er aufs Knie ging. Doch eigentlich war es ein Kopfstoß gewesen! Der Ringrichter konnte es jedoch von seiner Position aus nicht sehen. Tapales nun unglücklich im Hintertreffen!

Iwasa findet die Distanz und schließlich den Knockout

Runde vier war dann wieder eine taktisch spannende Angelegenheit. Iwasa sah immer dann gut aus, wenn der Kampf in der Distanz war, wo er seinen starken Jab zeigen konnte. Doch Tapales kam immer wieder mit großen Schwingern rein, um dann im Nahbereich für Furore zu sorgen. Ein lebhafter Kampf, der auch zu so später Stunde noch begeistern konnte. Runde fünf ging dann klar an Tapales. Den ganzen Kampf über schon schmiss er alles mit bösen Absichten – doch in Runde fünf tat er es bislang am erfolgreichsten und landete einige schwere Treffer gegen Iwasa, der sich viel zu bereitwillig auf dieses Gefecht in der Halbdistanz einließ. Iwasa aber mit einer guten Reaktion in Runde sechs. Er nutzte seinen Jab mehr, um Kombinationen zu eröffnen und achtete darauf, den Kampf auf Distanz zu halten – was umgehend eine gute Runde für ihn brachte.

In der Siebten schien Iwasa nun besser in den Kampf zu finden. Seine Kombinationen wirkten schärfer und resultierten in mehr klaren Treffern. Auch sein Distanzmanagement über den Jab war nun besser. Tapales schlug vermehrt fehl, vernachlässigte seine Führhand und telegrafierte gar zu oft seine Linke. In Runde acht schien Tapales erstmals richtig vor Problemen zu stehen, nachdem Iwasa ihn in die Seile drängen und dort mehre starke Treffer unterbringen konnte. Physisch wirkte Tapales angezählt, Iwasa hingegen frischer sowie zuversichtlicher. Er drohte nun in diesem Boxkampf zu enteilen. Runde neun war Iwasa dann ein bisschen zu abwartend, was Tapales wieder etwas stärker aussehen ließ. Dieser legte nach wie vor alles in seine Hände und gab den Power Puncher. Durchaus mit einigen Treffern, wodurch er in einer knappen Runde sogar ein wenig stärker aussah. Iwasas Ecke forderte daraufhin wieder mehr Druck.

Die Zehnte von ähnlicher Textur. Iwasa kontrollierte nach wie vor die Distanz – aber ein reduzierter Output ließ die wilden Punches von Tapales anteilig besser aussehen. Iwasa musste wieder etwas aktiver werden. Es schien so, als ob er nur gerade genug tat. Und das tat er tatsächlich, denn in Runde elf schlug er mit einer linken Geraden ein, die er über den Jab von Tapales hinweg landete. Dieser ging auf den Hosenboden! Er stand zwar wieder auf, doch gerade, als er dem Ringrichter signalisieren sollte, dass er noch einsatzfähig war, strauchelte er sichtbar. Der Ringrichter entschied auf TKO. Vertretbar. Tapales war sichtbar angeklingelt. Hier wäre es wahrscheinlich nur noch bergab für ihn gegangen.

Unverhoffte Verletzung für Matvey Korobov beendet Kampf vorzeitig

Es folgte der Co-Main Event im Mittelgewicht: Chris Eubank Jr. (28-2) gegen Matvey Korobov (28-2-1). Korobov wurde als steifer Test für Eubank betrachtet, der hier sein Debüt auf US-Boden gab. Als eben solcher bewies sich der Russe gleich in Runde eins. Der Rechtsausleger Korobov landete einige kraftvolle linke Gerade, die Eubank nicht unberührt ließen. Starker Start für Korobov, der als Mann von über 300 Amateurkämpfen technisch natürlich einige Asse im Handschuh hatte. Doch dann schlug das Verletzungspech zu. Früh in Runde zwei hielt sich Korobov die Schulter. Nach einem Schlag seinerseits hatte er sich dort verletzt und konnte den Boxkampf nicht fortsetzen. Ein glanzloser TKO für Eubank Jr. war die Konsequenz.

 

 

Es folgte der Main Event! Ein Titelkampf im Mittelgewicht. Boxweltmeister Jermall Charlo (29-0) musste seinen WBC-Titel gegen Dennis Hogan (28-2-1) verteidigen. Charlo gilt so ein bisschen als der Mann im hochkarätig besetzten Mittelgewicht, der von den anderen Champions (wie Canelo Alvarez oder Gennady Golovkin) gemieden wird. Jermall Charlo übrigens der eineiige Zwillingsbruder von Jermell Charlo (32-1), der ebenfalls ein Boxprofi ist und diesen Monat noch gegen Tony Harrison um die WBO-WM im Superweltergewicht kämpfen wird.

Hogan schon früh von Charlo angeklingelt

Runde eins war eher eine für Hogan, der sich viel bewegte, Winkel alternierte und einen guten linken Haken zeigte. Insgesamt der Output von Hogan besser in Runde eins. Auch in Runde zwei erwies sich Hogan als jemand, der sehr schwer zu treffen war. Defensive Beinarbeit, gut getimtes Klammern und akkurate Hände aus den Meidbewegungen heraus frustrierten Charlo. Allerdings war Charlo sichtbar größer und schien weit mehr Power auszustrahlen. Hogan schien sehr bestrebt, ihm nicht im falschen Moment zu nahezukommen. Knappe zweite Runde.

Auch Runde drei war schwer einzuordnen, wenn auch wohl eher im Sinne von Hogan, der weiterhin ein bewegliches Ziel blieb. Charlo hatte klar mehr Power und machte Druck, doch Hogan konnte gut im Rückwärtsgang kämpfen und hatte den Volumenvorteil. Früh in Runde vier schlug dann jedoch ein linker Aufwärtshaken von Charlo ein, der Hogan mit einer Rückwärtsrolle auf die Matte schickte! Niederschlag! Wie gut Hogans defensive Instinkte waren, zeigt er jedoch, als er, schwer angeklingelt, dem ihm nachstellenden Charlo quasi für die ganze Runde entgehen konnte. Obwohl er so früh in der Runde getroffen worden war! Dennoch ging diese Runde klar an Charlo. Auch in der Fünften stellte Charlo, der locker eine Gewichtsklasse größer als Hogan aussah, diesem nach und stellte ihn vor Probleme. Die Beinarbeit von Hogan nach wie vor gut. Doch die Power von Charlo setzte ihm sichtbar zu.

Dennis Hogan geht in Schönheit unter – Charlo siegt durch KO

Runde sechs war dann etwas schwerer zu deuten. Hogan verstand es immer noch, Charlo viel fehlschlagen zu lassen und entging vielen haarigen Situationen – doch wirklich schaden konnte er Charlo nicht. So konnte Charlo ihn ohne jede Abschreckung weiter im Boxring stalken, was früh in der Siebten grimmige Tatsachen schuf. Nach einer gekonnten Finte landete Charlo einen knüppelharten linken Haken, der Hogan abermals niederschlug.

Dieser kam zwar noch mal hoch, war aber auf wackeligen Beinen, sodass der Ringrichter dem ein Ende setzte. Korrekte Entscheidung. Hogan hatte hier über weite Strecken bewundernswert gekonntes defensives Boxen gezeigt. Doch Charlo war einfach zu kraftvoll und technisch selbst zu beschlagen, als dass Hogan ihm dauerhaft entgehen konnte. Vor allem der Mangel an Power besiegelte, dass Charlo Hogan stets im Nacken bleiben konnte.


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