Dillian Whyte besiegt Oscar Rivas - Derek Chisora feiert KO-Sieg über Artur Szplika

Dillian Whythe besiegt Oscar Rivas - Dereck Chisora schlägt Artur Szplika ko

Bildquelle: Flickruser CC BY-SA 4.0 [CC BY-SA 4.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Eingedenk der unverhofften Niederlage von Anthony Joshua gegen Andy Ruiz Jr. ordneten sich die Verhältnisse im Boxen Schwergewicht neu. Eine goldene Gelegenheit für zwei Schwergewichte, die am Samstagabend in der O2 Arena in London aufeinandertreffen sollten: Dillian Whyte gegen Oscar Rivas! Beide mit einer Chance, hier aussichtsreich einen Fuß in die Tür zu bekommen.

Doch auch die Undercard hielt den einen oder andern Schmankerl bereit. Darunter die Begegnung zweier Schwergewichts-Veteranen: Dereck Chisora und Artur Szpilka. Ferner sollten die beiden Schwergewichte David Allen und David Price die Klingen kreuzen. Ein Boxabend der schweren Jungs also!

Dan Azeez siegt souverän über Charlie Duffield

Los ging es im Boxen Halbschwergewicht: Dan Azeez (8-0) gegen Charlie Duffield (7-1). Hier ging es um eine regionale, südenglische Meisterschaft. Beides aufstrebende Kämpfer in hervorragender, athletischer Verfassung, die jeweils erst spät zum professionellen Boxsport gefunden haben. Der Kampf auf zehn Runden angesetzt. Die erste Runde startete gleich munter. Beide begegneten einander mit offenem Visier. Dan Azeez jedoch mit den besseren Wirkungstreffern. Auch in Runde zwei setzte Azeez die besseren Treffer. Duffield übernahm zwar die Mitte, konnte jedoch nicht die Führung des Kampfes an sich reißen. Das linke Auge von Duffield war sichtbar gezeichnet!

Runde drei ebenfalls bei Dan Azeez, der defensiv einfach solider war, auch wenn er hier und da getroffen wurde. Charlie Duffield konnte seinen offensiven Vorwärtsdrang nicht in die wirklich klaren Treffer ummünzen. Er war zwar engagiert, fand jedoch nicht offensiv in den Kampf. Seine mentale Stärke und sein Kinn waren bewundernswert. Doch technisch wurde er hier von Dan Azeez vorgeführt, der immer wieder klar und hart traf! Ein Kampf, in dem es wehtat, dem Kämpferherz von Duffield bei der Arbeit zuzusehen. Er hatte Herz, er hatte das Kinn! Doch das stellte er in erster Linie unter Beweis, weil er hier so heftig kassierte! In Runde sechs flog dann endlich, pünktlich zum ersten Niederschlag, das Handtuch. Dan Azeez technisch einfach zu überlegen!

Sieg ohne Wert für Lawrence Okolie

Weiter ging es mit im Boxen Cruisergewicht: Argentiniens Mariano Angel Gudino (13-2) gegen Lawrence Okolie (12-0). Ein Kampf um die WBA Intercontinental Meisterschaft. Okolie ein Mann von Olympia-Kaliber und der Favorit in diesem Kampf. Er übernahm sogleich die Mitte. Gudino fast nur auf der Flucht. Der Kampf in Runde eins schon fast auf Rufdistanz ausgefochten, was Okolie mit seinen langen Fühlern aber deutlich mehr entgegenkam. Gudino bewegte sich mehr, als dass er schlug. Es schien, als ob der Argentinier von der über zwei Meter Spannweite seines Gegners überwältigt war. Auch in Runde zwei verdiente sich Gudino vor allem Bonusmeilen. Okolie versuchte ihm derweil, mit Körpertreffern den Bewegungsdrang auszutreiben. In Runde drei setzte es früh den ersten Niederschlag. Gudino ging in die Knie und atmete erst mal durch.

Der Kampf ging danach zwar weiter, doch Gudino fand hier offensiv nur homöopathisch statt. Der Kampf hatte weiterhin das Flair eines Tontaubenschießens. Gudino nur mit defensiver Beinarbeit und Kreisen in der Außenbahn beschäftigt. Offensiv kam aber so gut wie nichts von ihm. Schon gar nicht mit irgendeiner erkennbaren Initiative. Lawrence Okolie ließ hier aber die lateralen Bewegungen und Kombinationen missen, um den flüchtigen Argentinier an den Seilen oder in der Ecke zu stellen. Ein einseitiger, sterbenslangweiliger Kampf! In Runde sieben bekam Lawrence Okolie dann quasi ein Gnaden-TKO spendiert, um dieses Elend endlich zu beenden. Ein Kampf, in dem Lawrence Okolie aufzeigte, dass er noch längst nicht für die Spitze bereit ist.

Ein seltener Interviewpartner meldet sich zu Wort

Weiter ging es mit einem schamlosen Aufbaukampf im Boxen Superleichtgewicht: Ibrar Riyaz (mit der illustren Kampfbilanz von 6-165-4) gegen Dalton Smith (1-0). Riyaz sprang hier allerdings nur kurzfristig ein. Wohl nicht zum ersten Mal in seiner Karriere, wenn man diese Kampfbilanz in Betracht zieht. Ein Mann, der auch für Busgeld und eine gemischte Tüte in den Ring steigt! Zu seiner Ehrenrettung musste man allerdings sagen, dass Riyaz nur dreimal ausgeknockt wurde! Immerhin das eine gute Bilanz für 175 Kämpfe! Echte Türsteher-Qualitäten!

Überflüssig zu sagen, dass Dalton Smith, der einen dekorierten Amateur-Hintergrund mitbrachte, klar überlegen war. Jedoch stellte Riyaz auch das implizierte Kinn unter Beweis. Die Ecke bewahrte ihn jedoch vor Schlimmerem, als sie nach der zweiten Runde sagte: „Nee, lass mal stecken!“ Vertretbar, da Riyaz hier nichts anzumelden hatte und nur den Lückenbüßer spielte. Er verdiente sich einfach nur seinen Zahltag. Danach kam Riyaz sogar im Interview zu Wort und grüßte sogleich alles und jeden. Ein sympathischer Journeyman! Auch solche Leute braucht der Boxsport!

Spannender Kampf zwischen zwei ungeschlagenen Cruisergewichten

Als Nächstes stand ein weiterer Kampf im Boxen Cruisergewicht an: Die beiden ungeschlagenen Boxer Chris Billam-Smith (9-0) und Richard Riakporhe (9-0) bekamen es miteinander zu tun. Die erste Runde eher beim nominellen Außenseiter Billam-Smith, der in den zahlreichen Clinch Situationen einfach mehr schlug und auch schon früh zum Körper arbeitete. Riakporhe ließ in der Anfangsphase eine erkennbare Marschroute vermissen. Auch in Runde zwei ließ Riakporhe sich das Wasser von Billam-Smith abgraben, da dieser einfach taktisch klüger boxte und gezielt punktete. Weiterhin viele In-Fight Situationen. Runde drei auch bei Billam-Smith. Erst ab Runde vier konnte Riakporhe seine starke Physis geltend machen und Billam-Smith unter Druck setzen. Ebenso in der Fünften.

Doch wann immer es in den In-Fight ging, ließ sich Richard Riakporhe etwas zu sehr von Billam-Smith bearbeiten, der dadurch immer wieder seine Volumen-Vorteile geltend machen konnte. Ein ruppiger Kampf! Riakporhe kam danach jedoch immer besser über die Physis in den Kampf. Immer wieder lehnte er schwer auf Billam-Smith, wann immer es in den In-Fight ging, was nach wie vor oft der Fall war. Spät in Runde sieben setzte es dann den ersten Niederschlag, als Billam-Smith nur von den Seilen gehalten wurde! Auch danach immer mehr klare Kopftreffer für Riakporhe. Allerdings ließ Riakporhe danach zu, dass die letzten beiden Runden wieder eng wurden, da Billam-Smith den Vorwärtsgang einlegte und nun Riakporhe müde wirkte. Riakporhe gewann um Haaresbreite die Split-Decision!

Dereck Chisora macht es kurz – Szpilka geht heftig unter

Nun kam es zum Triple im Boxen Schwergewicht! Der erste von drei aufeinanderfolgenden Kämpfen in dieser Gewichtsklasse: Dereck Chisora (30-9) gegen Artur Szpilka (22-3)! Szpilka ein Rechtsausleger, was natürlich die Powerhand für beide öffnete. Und beide verloren auch keine Zeit und übersprangen das Vorspiel. Hier ging es gleich zur Sache! Harte Hände und böse Absichten waren klar erkennbar. Chisora jedoch mit den besseren Treffern. Er brachte seine rechte Powerhand oftmals zum Körper und war generell mehr im Vorwärtsgang. Die Rechtsauslage von Szpilka stellte Chisora nicht vor Probleme. In Runde zwei setzte es dann einen heftigen KO. Szpilka, stehend KO, kassierte noch mindestens zwei weitere heftige Schläge und ging danach nahezu reglos zu Boden! Ein klares Statement von Dereck Chisora!

 

 

Es folgte der nächste Kampf im Boxen Schwergewicht. Nicht David gegen Goliath, sondern David gegen David: David Allen (17-4-2) gegen David Price (24-6). David Allen startete viel zu behäbig und lungerte in der Distanz herum, was Price mit seinen 17 cm Reichweitenvorteil natürlich recht war, der hier vor allem im letzten Drittel der Runde viel klarer traf. Auch in Runde zwei überließ David Allen Price die Distanz. Zwar kam er auch punktuell nach vorne, doch die Führhand von Price traf immer wieder! Was hatte David Allen hier vor? Er begnügte sich sichtbar mit dieser Konstellation. Baute er hier auf den fragwürdigen Gastank von David Price?

David Allen verzockt sich

In Runde drei öffnete der Kampf sich ein wenig. David Allen musste jedoch aufpassen, nicht zu sehr für den Aufwärtshaken von Price da zu sein, der den kleineren Kämpfer damit mehrfach auf dem Weg nach innen traf. In Runde vier zeigte sich, dass David Price nicht wirklich gut im Clinch aussah, wo der kleinere David Allen stets mit Aufwärtshaken seinerseits treffen konnte. Allerdings die Führhand von David Price klar besser. Die Runde dadurch abermals eng, wohl aber mit leichtem Volumen-Vorteil für David Price. Auch die folgende Runde wieder nicht eindeutig zu werten. Price soweit der bessere Boxer, jedoch anfällig im Nahbereich. David Allen musste dies nur mehr forcieren!

Runde sechs ging recht klar an David Price, der im Nahbereich mit schönen Schulterblocks und einem etwas effektiveren Clinch nun Einiges abwenden konnte. In der Distanz war die Führhand wieder voll für ihn da. Da war David Allen einfach viel zu statisch und ließ sich ohne Not die Butter vom Brot nehmen. Runde sieben wieder etwas enger, doch David Allen zunehmend frustriert. Sein Matchplan ging hier nicht auf, wie er sich das vorstellte, da David Price konditionell auf der Höhe blieb. Dass David Allen sich den ganzen Kampf lang mit der Führhand das Gesicht bearbeiten ließ, half natürlich nicht weiter. So war eher bei ihm die Kondition auf wackeligen Beinen. Die Körpersprache von David Price einfach besser!

David Price mit seinem besten Kampf seit Langem!

Nach Runde acht war das rechte Auge von David Allen gezeichnet. Immer häufiger fand sich nun David Allen an den Seilen. Ein Rollentausch war es bis dahin doch eher Allen gewesen, der den Nahkampf im Vorwärtsgang forciert hatte. Klasse Kondition von David Price, der akkurat blieb und sich konditionell nicht viel anmerken ließ. Das war in der Vergangenheit nicht immer so gewesen! Vielleicht dies der Grund, warum David Allen sich hier verzettelte.

Nach neun Runden war der Kampf nach Punkten wohl nicht mehr für David Allen zu gewinnen. Er musste die letzten drei Runden noch mal alles reinwerfen! Doch Price blieb fokussiert und wurde eher noch effizienter. Eine seiner besten Vorstellungen seit Langem! Da sah auch die Ecke von David Allen ähnlich, dem hier endgültig die Felle davon schwammen. Nach der Zehnten gab sie den Kampf auf. Das rechte Auge von David Allen zu beeinträchtigt. Deutlicher Comeback-Sieg für David Price!

Dillian Whyte findet besser in den Kampf

Zeit für den Hauptkampf im Boxen Schwergewicht: Englands Dillian Whyte (25-1) gegen Kolumbiens Oscar Rivas (26-0). Ein Kampf, der dem kürzlich bei einem Unfall verstorbenen, ehemaligen vierfachen Boxweltmeister Pernell Whitaker gewidmet wurde. Überdies ein Title Eliminator! Der Gewinner würde einem WBC-Weltmeisterschaftskampf entgegengehen! Runde eins offenbarte sich als ein angespanntes Abtasten mit gelegentlichen, überlegten Ausfällen von beiden. Beides Boxer mit großer Power, was natürlich einen gegenseitigen Respekt abverlangte und zur Vorsicht gemahnte. Insgesamt war die erste Runde ausgeglichen.

 

 

In Runde zwei konnte Dillian Whyte Oscar Rivas mit einer Rechten anklingeln, der anschließend auf wackeligen Beinen war. Whyte setzte sogleich nach, doch Rivas blieb im Kampf und feuerte zurück. Anschließend erholte er sich gut und zeigte gute Meidbewegungen. Diese Situation allerdings eine klare Erinnerung daran, dass es eingedenk der Schlagkraft beider Herren ratzfatz vorbei sein konnte. In Runde drei fand Dillian Whyte seinen Rhythmus etwas besser, da er auf Distanz mehr unterbringen konnte. Auch in Runde vier profitierte Dillian Whyte von der ökonomischen Arbeitsweise im Ring. Oscar Rivas war hier etwas zu statisch und ließ sich die Runden abknöpfen.

Schreckmoment in Runde neun

Runde fünf ging ebenfalls an Whyte, der hier im Kampf auf Distanz einfach die besseren Körperbewegungen hatte und offensiv variabler war. Oscar Rivas musste sich etwas einfallen lassen. Als sich auch in Runde sechs keine Besserung zeigte, sprach die Ecke von Rivas heftig auf ihn ein! Rivas am linken Auge gezeichnet und der Führhand von Whyte viel zu ergeben, der wahlweise mit Jabs oder kurzen Haken traf. In den Runden sieben und acht ging Rivas dann etwas konsequenter nach vorne und erhöhte die Schlagzahl. Jedoch technisch immer noch nicht variabel genug, um hier die letzte Konsequenz zu erzwingen. Dennoch wurden die Runden durch den Vorwärtsdrang des Kolumbianers enger.

Er brauchte hier aber mehr, wenn er noch gewinnen wollte. Und das deutete sich früh in Runde neun tatsächlich an, als Oscar Rivas ein Niederschlag gelang! Whyte nahm an den Seilen eine Reihe von Aufwärtshaken und ging zu Boden. Den Rest der Runde hielt er wacker dagegen, aber seine Bewegungen wirkten nun müder! Dieser Niederschlag war nicht spurlos an Whyte vorbeigegangen, auch wenn er sich noch willig und wach zeigte. Seine Beinarbeit jedoch nicht mehr dieselbe! In Runde zehn zeigte Whyte jedoch eine klasse Reaktion und traf wieder wesentlich mehr. Er wollte sich diesen sicher geglaubten Kampf nicht mehr nehmen lassen!

Dillian Whyte wird verdient WBC-Pflichtherausforderer

Oscar Rivas schien sein Pulver endgültig in Runde neun verschossen zu haben. In der Elften fand er offensiv kaum noch statt, sodass Whyte den Kampf auf Distanz halten konnte, wo er Rivas schon von Anbeginn an überlegen gewesen war. Rivas gerade defensiv und in seinen Bewegungen einfach zu limitiert, um Whyte hier auszukontern oder dauerhaft zu entgehen. Ferner hatte er konditionell einfach nicht mehr die Pfeile im Köcher, um hier was zu reißen. Das war auch in Runde zwölf nicht anders. Dillian Whyte fuhr somit einen unumstrittenen Punktsieg ein und wurde zum WBC-Pflichtherausforderer.

Nun geht es gegen den WBC-Weltmeister Deontay Wilder. Wann der Fight stattfinden wird, müssen beide Lager nun besprechen. Durch den Sieg von Dillian Whyte ist er nun der Pflichtherausforderer von Wilder, der allerdings zuvor gegen Luis Ortiz in den Ring steigen muss. Diese Konstellation könnte dazu führen, dass Wilder auch nicht gegen Tyson Fury in den Ring steigen wird. Jedenfalls nicht in absehbarer Zeit.


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