Wilder vs. Fury endet im Remis - Alle Ergebnisse der Undercard

Deontay Wilder weiter Champion nach Remis gegen Tyson Fury

Bildquelle: mark6mauno CC BY-SA 2.0 [CC BY-SA 2.0], via Flickr.com (Bild bearbeitet)

Im Staples Center in Los Angeles kam es gestern Nacht zu einem heiß ersehnten Aufeinandertreffen im Schwergewicht. Der Klitschko-Bezwinger und Trashtalker aus Irland, Tyson Fury, gegen die Knockout-Maschine aus den Staaten, Deontay Wilder. Der Gewinner wird mit nahezu kategorischer Sicherheit einen super Fight gegen Anthony Joshua haben. Eine solche Gaudi hat das Schwergewicht schon lange nicht mehr erlebt!

Die Impulse dafür kamen allem voran aus Großbritannien. Doch nun sollte auf amerikanischem Boden die Schwergewichtshoffnung aus den Staaten versuchen, den Fuß in die Tür zu bringen. Keiner der beiden Kandidaten war über alle Zweifel erhaben. Fury, nach langer Inaktivität, konnte in seinen zwei Kämpfen seither nicht so wirklich überzeugen.

 

Und Wilder jemand, der technisch sehr eigenwillig agiert und eine der aufgeblasensten Kampfbilanzen im ganzen Sport hat – auch wenn seine Power und Athletik außer Zweifel steht. Das Enfant terrible gegen den Hype Job, wie ein Zyniker sagen könnte. Aber selbst als ebensolcher konnte man sich durchaus auf einen solchen Kampf freuen. Gott weiß: Das Schwergewicht im Boxen hungerte danach!

Ortiz, Hurd und Joyce siegen in überwiegend ungleichen Duellen

Die Main Card startete im Schwergewicht: Joe Joyce (6-0/England) gegen Joe Hanks (23-2/USA). Joe Hanks war zuletzt kaum noch als Kämpfer aktiv gewesen. Von Joyce konnte man das Gegenteil behaupten, da er fast all seine Profikämpfe in diesem Jahr hatte. Und diese Diskrepanz schaffte hier schnell Tatsachen. Der Kampf endete bereits in der Ersten. Beide schenkten sich gleich ordentlich ein. Doch Hanks mit der ungünstigen Angewohnheit, die Hände weit unten zu lassen. Joyce sagte “danke“ und setzte ihn mit dem linken Haken auf die Matte. Hanks rollte noch ein wenig auf dem Boden herum, als er aufstehen wollte. Er war offensichtlich total desorientiert. TKO!

Danach ging es im Schwergewicht weiter: Travis Kauffman (32-2) traf auf Luis Ortiz (29-1). Ortiz, der sich fast als Stolperstein für Deontay Wilder erwiesen hätte, war hier der klare Favorit. Die Erste konnte Ortiz klar für sich verbuchen. Das lag aber mitunter an der Passivität von Kauffman, der diese Runde bereitwillig abgab. Spekulierte man in seiner Ecke vielleicht darauf, dass Ortiz im Laufe des Kampfes schwinden würde? Ortiz schließlich nicht mehr der Jüngste. Auch in der Zweiten hatte Ortiz die Mitte unumstritten inne. Er landete klar mehr Treffer, auch wenn Kauffman diese bislang gut wegzustecken schien. In der Dritten und Vierten blieb Kauffman passiv. Die ganze Zeit war er nur im Rückwärtsgang. Kauffman zwar mit guten Nehmerqualitäten und kleinen Finten. Aber das allein würde ihm nie und nimmer hier den Sieg sichern. So weit ein sehr einseitiger Kampf. Auch in der Fünften. Als in der Sechsten Kauffman auf die Idee kam, mal selber nach vorne zu gehen, wurde ihm das gleich mit einem Niederschlag ausgetrieben. Doch Kauffmans Nehmerqualitäten hielten ihn im Kampf - zumindest körperlich. In der Siebten zeigte sich Kauffman gut erholt. Aber er gewann hier keinen Blumentopf. In der Achten setzte es einen erneuten Niederschlag gegen Kauffman. Wieder konnte er sich erholen. Doch Ortiz drängte auch nicht wirklich auf den KO. Ein extrem einseitiger Kampf. Erst in der zehnten und letzten Runde ging der Kampf zu Ende. Es setzte einen dritten Niederschlag und wenig später eine Serie, die Kauffman stehend KO zurückließ. Der Ringrichter ging dazwischen!

Es folgte ein Titelkampf um die Super-Weltergewichtstitel der WBA, IBO und IBF. Herausforderer Jason Wellborn (24-6/England) gegen den Titelverteidiger Jarrett Hurd (22-0/USA). Beide Kämpfer für ihren Offensivdrang bekannt. Doch davon war zu Beginn mehr bei Wellborn zu merken. Hurd eher defensiv agierend, wodurch er Wellborn gewähren ließ und diese Runde abgab. Danach forderte die Ecke mehr Konter und Aktivität von ihm. Dies setzte er auch sogleich um, wobei vor allem die starke Führhand zu gefallen wusste, die er schön ansatzlos ins Ziel brachte. Jedoch verfiel Hurd auch in Runde zwei phasenweise wieder in den Modus, die Position gegen die Seile hinzunehmen. Wellborn dadurch durchaus mit Anteilen in Runde zwei. Runde drei mit ähnlicher Textur. Auf Distanz war die technische Überlegenheit sowie das Handspeed von Hurd klar zu sehen. Seine Führhand klar überlegen. Doch sobald es Zeh an Zeh ging, war dann Wellborn mindestens auf Augenhöhe und definitiv mit mehr Volumen. Und wieder nahm Hurd diese Position an den Seilen zu oft hin. In der Vierten beendete Hurd diese Exkursion allerdings prompt mit einem Treffer im Bereich des Magendreiecks. Wellborn kam nicht mehr rechtzeitig hoch!

Der richtige Kampf zur richtigen Zeit

Main Event Zeit! Tyson Fury (27-0) gegen Deontay Wilder (40-0) im Schwergewicht. Es ging um den WBC-Titel und darum, wer diesen um die Hüfte haben würde, wenn es dann voraussichtlich im April für den Gewinner gegen Anthony Joshua geht. Außerdem stand die Lineal Championship von Tyson Fury ebenfalls auf dem Spiel. Diese ist rein virtuell, kann aber nur im Ring den Besitzer wechseln und wurde demgemäß nicht vakantiert, als Fury seine ungewisse Auszeit nahm. Komischerweise wurde Wilder zuerst im Ring angesagt, obwohl er als amtierender WBC-Champ und Heimkämpfer als Letzter einmarschiert war. Eine ähnliche Geste mangelnden Respekts wie damals bei Larry Holmes gegen Gerry Cooney? Gemessen an den gegenwärtigen Spannungen in den USA wäre das keine Überraschung.

Die erste Runde direkt mit Kopfspielen von Fury, der aufreizend auswich und seinen Gegner verhöhnte. Wilder jedoch nicht beeindruckt. Die schnelleren Hände, wie zu erwarten, bei Fury. Der Vorwärtsdruck allerdings bei Wilder, der auf seine Rechte baute, diese jedoch etwas zu sehr telegrafierte. Zum Ende der Runde Fury mit guten Treffern, was ihm diese gesichert haben könnte. In der Zweiten agierte Wilder unverändert, Fury allerdings mit weniger Volumen, dadurch die Runde ausgeglichen und eher zugunsten des Aggressors, Deontay Wilder. Wilder musste aufpassen, dass er nicht alleine auf seine Rechte baute. Der Kampf auf relativ große Distanz geführt. In der Dritten Fury mit mehr Volumen. Er drohte, hier seine Führhand besser zu etablieren. Auf dieser langen Distanz war der Kampf um die Führhand natürlich elementar. Wilder musste vorsichtig sein, sich diesen Kampf nicht entgleiten zu lassen. Die Vierte war dann ebenfalls knapp bei Fury, der immer noch das Volumen und die besser etablierte Führhand besorgen konnte. Insbesondere weil Fury auch Kombinationen schlug. Etwas, was Wilder sträflich vermissen ließ. Allerdings konnte das durchaus auch ein Schongang sein, weil Wilder seine Power tief in den Kampf tragen wollte.

Tyson Fury boxt – Deontay Wilder schlägt

In Runde fünf starteten zunächst beide langsam. Her würde man sich von Wilder wünschen, den Druck etwas zu erhöhen. Denn sollte sein bisheriges Vorgehen Taktik gewesen sein, dienten solche Runden nur Fury, um sich wieder zu erholen. In Runde sechs arbeitete Fury zunächst mehr, doch Wilder konnte die Runde stark mit einigen Treffern beenden. Mitte des Kampfs! Nun wäre ein taktischer Zeitpunkt, um für Wilder seine Physis in die Waagschale zu schmeißen. Doch wenn seine Hoffnungen drauf gebaut waren, dass Fury schwinden würde, dann war bislang davon noch nichts zu merken. Im Gegenteil! Auch die siebte Runde konnte Fury sich wieder einsacken. Er vermied die Rechte von Wilder so weit gut. Dieser schlug mehrfach fehl. Die Augen von Wilder waren schon leicht am Zuschwellen aufgrund der Jabs und Geraden von Fury. Fury wurde munter! Auch nach der Achten war kein Ansatz bei Fury zu sehen, dass dieser hier langsamer werden würde. Er machte den Kampf! Auch in der Ecke machte Fury einen guten Eindruck und hörte seinem Coach immer genau zu.

Doch in Runde neun kam zwar noch nicht der Blitzeinschlag, aber es donnerte! Denn Wilder brachte die Rechte durch. Niederschlag! Fury danach im Überlebensmodus. Er nutzte den Count des Referees voll aus, klammerte und konnte die Spinnweben schließlich abschütteln. Aber diese Rechte ein Weckruf, dass Deontay wilder immer noch da war. Die Zehnte war wieder ein Schongang für beide. Etwas unverständlich, dass Wilder dies zuließ. Denn trotz Niederschlag konnte Wilder sich hier einer Führung wahrlich nicht sicher sein. Allerdings kamen ihm passive Runden insofern entgegen, da sein Vorwärtsdrang dann wohl am meisten galt. Zum Ende der Runde wurde es dann noch mal ruppig, doch Fury mit klasse Meidbewegungen am Seil. Championship Runden! Runde Elf ging an Fury, der mehr arbeitete und einem wilden Ansturm von Wilder mit Oberkörperbewegungen voll und ganz entging! Doch in der Zwölften landete Wilder einen zweiten Niederschlag! Und wieder konnte Fury sich erholen! Er hielt bis zur finalen Glocke durch! Aber das war massiv.

Zwei Niederschläge waren vier Runden wert. Der Kampf dadurch wieder vollkommen offen, was im Zweifelsfall wohl für den Verteidiger sprechen dürfte. Diese Rechte von Deontay Wilder ist mit Beton gefüllt! Doch dann die Punkteentscheidung. Ein Split Decision Draw! Unentschieden! Und das könnte sich als verborgener Segen für das Schwergewichtsboxen erweisen! Denn jetzt gibt es zwei Gegner, die viele Leute mit Joshua im Ring sehen wollen. Ganz zu schweigen von einem Rückkampf! Die Werbetrommel, sie dürfte schon bald richtig heiß laufen! Entgegen dem Trashtalk vor dem Kampf gab es danach große Respekt-Bekundungen der beiden Kämpfer, die hier wirklich einen unterhaltsamen, intensiven Kampf geliefert hatten. Ein Kampf, der dem Boxen (speziell in den USA) einen weiteren Konjunkturschub einhauchen dürfte! Hut ab an beide!


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